tiny little gizmos

Future Shock 2012

In letzter Zeit habe ich wieder verstärktes Interesse an Themen aus meinem früheren Leben gefunden. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre studierte ich Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin. Seinerzeit haben wir schon sehr intensiv Themen wie „Die autofreie Stadt“, „zunehmende Nomadisierung im Arbeitsleben“, „zunehmende Bedeutung weicher Standortfaktoren“, „Auswirkung digitaler Vernetzung auf Raumstrukturen“ diskutiert. Wir kamen uns schlau vor und hielten uns für die Avantgarde. Doch die 90er und 00er Jahre sahen so aus, als hätten wir uns in vielen Dingen geirrt und alles würde einfach immer so weiter laufen: Globalisierung, Verkehrszunahme, weitere Zersiedlung und so fort.

In letzter Zeit scheinen sich aber die Zeichen zu mehren, dass wir doch nicht ganz so sehr daneben lagen, sondern uns vor allem im Zeithorizont geirrt hatten. Immer mehr Artikel berichten über Entwicklungen, wie die folgenden:

  • Ein zunehmender Teil der jungen Menschen in den traditionellen Industrieländern verzichten auf ein eigenes Auto – teils aus Umweltgewissen, teils aus finanziellen Gründen, teils weil sie den Besitz und die damit verbundenen Verpflichtungen zu lästig finden.
  • Damit einher geht ein Trend, wieder zentral wohnen zu wollen. Lange Pendlerwege sind zunehmend uncool. Firmen an abgelgeneren Orten haben zunehmend Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu rekrutieren.
  • Nach Jahrzenhnten des Lohndumpings und der Haltung, die Menschen sollen froh sein, wenn sie überhaupt irgendwo arbeiten dürfen, geschieht nun langsam das unfassbare: Arbeitnehmer stellen zunehmend Ansprüche an ihre Arbeitgeber. Und dabei geht es häufig nicht um Geld, sondern um Work/Life Balance.
  • Das Internet hat seine Rolle als Spielplatz für Techniker abgelegt. Die Normalos haben das Netz übernommen. Medienkonsum, Onlinebanking, Einkauf,… immer mehr Tätigkeiten werden zumindest teilweise von zuhause aus gemacht.
  • Nicht nur Arbeitsverhältnisse, sondern auch die Büroarbeitsplätze selbst werden flexibler. Es wird mit Büros auf Zeit experimentiert.
  • Der Flächenbedarf von Handel und Dienstleistungen stagniert und beginnt teilweise bereits zurückzugehen.
  • Überhaupt leben wir in einer Zeit zunehmender Miniaturisierung und Entstofflichung. Viele technische Dinge um uns herum werden ständig kleiner. Aus grossen Maschinen werden kleine. Hardware wird durch Software ersetzt – bei Maschinensteuerungen genauso wie bei Tonträgern oder Druckerzeugnissen.
  • Treibende Faktoren hinter allem sind zunehmende Verknappung von Ressourcen und immer bessere globale Kommunikationsmöglichkeiten.
  • Immer mehr Menschen wird klar, dass die Energiewende unausweichlich ist. Das Ziel, weniger Rohstoffe und Energie zu verbrauchen ist in breiten Bevölkerungsschichten angekommen. Diejenigen, die noch anderer Meinung sind, werden durch stark steigende Preise zum Umdenken gezwungen werden.

Systeme haben eine unglaubliche Trägheit. Aber wenn erst einmal etwas in Bewegung gerät, kann sich schnell eine unheimliche Dynamik des Umbruchs ergeben. Wer glaubt, dass sich unserer Welt in den letzten 50 Jahren stark verändert hat, wird sich in den nächsten 20 Jahre schwer umschauen und seinen Sinnen nicht mehr trauen.
Wir leben in spannenden Zeiten.

(Future Shock ist der Titel eines Buches von Alvin Toffler aus dem Jahr 1970. Es sagte damals einige gesellschaftliche und wirtschaftliche Megatrends voraus, von denen viele heutzutage auf die eine oder andere Art bewahrheitet haben)

3 Wohnkapseln auf 3x3x3m

Das Thema „kompaktes Wohnen“ ist spannend, weil es häufig mit einer eigenen, ansprechenden Ästhetik einhergeht, weil es zu ausgesprochen pfiffigen Details führt von denen man sich einige gerne mal abgucken mag und es ist spannend, weil es einen dazu bringen kann, die eigenen Lebensgewohnheiten zu hinterfragen.

Je extremer der Ansatz, desto verblüffender werden die umgesetzten Ideen. Das wird an den drei folgenden Beispielen deutlich, die versuchen, in absurd kleinen Volumen möglichst vollständige Wohnfunktionen umzusetzen.

Alle haben eine Grösse von ungefähr 3m x 3m x 3m. Obwohl sie sich durchaus unterscheiden ist auffällig, dass alle auf mehrere Ebenen setzen, also die verschiedenen Nutzungen räumlich ineinander verschachteln.

Ein Beispiel aus Frankreich als Ferienhäuschen

Ein Beispiel aus England als gestalterisches Experiment einer Universität

Und zuletzt ein Beispiel aus Canada, das mit 12 Fuß Seitenlänge (etwas über 3,5m) ein klein wenig grosszügiger geschnitten ist, aber wir wollen mal nicht kleinlich sein.

Micro Häuser: USA traditionell und Japan modern

Micro Häuser und kompaktes Wohnen werden zunehmend zu einem Trendthema, welches nur umsetzbar ist, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert. Reduktion ist zwingend. Dass man trotzdem zu attraktiven, aber völlig divergierenden Lösungen kommen kann, wenn sich Motivation, Herangehensweise und historischer Background unterscheiden, möchte ich an den folgenden Beispielen zeigen.

Eine Familie in Arkansas schuf sich finanzielle und persönliche Freiräume, indem sie ihr 200qm Haus verliess und sich ihr Leben nun auf lediglich 35qm organisiert. Bei der Gestaltung des Gebäudes orientierten sie sich an die traditionellen, in Mississippi verbreiteten „shotgun“ Houses.

Als die wahren Experten für reduziertes Wohnen auf minimalen Flächen dürfen noch immer die Japaner gelten. Dort wohnen trotz unglaublicher Bodenpreise die meisten Familien noch immer in Eigenheimen. Um sich das leisten zu können, muss man sich schon gehörig etwas einfallen lassen. Und das geschieht, wie man in dem folgenden Video sehen kann.

Ebenfalls interessant fand ich dieses Video „Small Japanese House… really small“, bei dem aus irgendeinem Grunde das Einbetten untersagt wurde. Darum hier der Link zum Video.

Mini Apartements, clever genutzt

Als Antwort auf den Immobiliencrash und Wirtschaftskrise hat sich in den USA die Tiny House Bewegung entwickelt. Kein Konsumwahn keine unbezahlbaren Hypotheken, kein unnötiges Zeug um riesige Häuser vollzumüllen, Fokussierung auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Das sind natürlich alles Ideen, die ausserhalb der USA auch nicht ganz unbekannt sind. Beim YouTube-Surfen bin ich über die folgenden Beispiele gestolpert, die ich recht interessant finde:

Christian Schallert zeigt, wie er seinem winzigen Aprtement in Barcelona duch fokussierten Lifestyle und äussert geschickte Möblierung einen hohen Nutzerwert abtrotzt:

Ebenfalls sehr schön ist das folgende Beispiel: Jérémie Buchholtz hat in Bordeaux eine ehemalige Garage zum Wohnen umgebaut. Das wurde nur möglich durch eine extrem durchdachte Möblierung, die im Wesenlichen aus einem Block besteht, in dem sein Büro, ein Sofa, mehrere Schränke, das Bett und das Badezimmer(!) enthät.

Natürlich sind nicht in jedem Fall gleich solche Gesamtkunstwerke vonnöten. Für diejenigen, die lediglich das Maximum aus Ihrem Appartement herausholen wollen, sind hier noch ein paar ganz schicke und pfiffige Möbelstücke zu sehen

Kleine Häuser auf dem Wasser

Gestern hatte ich die Gelegenheit, im Süden von Rügen eine interessante Siedlung aus kleinen Häusern zu besichtigen. Die Anlage „Im Jaich“ besteht aus Ferienhäusern, die im Bootshafen von Lauterbach bei Putbus zu finden sind. Und ich meine wortwörtlich ‚im Hafen‘. Es sind nämlich Hausboote und Pfahlbauten. Es ist schon etwas besonderes, wenn direkt neben einem Haus nicht etwa ein Auto steht, sondern ein Boot schwimmt. Eines der kleine Häuschen konnte ich besichtigen. Es ist ein komfortables, modernes Holzhäuschen, das auf einem ca. 6x10m grossen Ponton aus Beton steht. Ich konnte übrigens weder auf dem ebenfalls schwimmenden Steg, noch im Haus irgendwelche Bewegungen spüren. Ob das so bleibt, wenn Boote vorbeifahren oder starker Wind weht, sei mal dahingestellt.

Im Jaich

Im Jaich

Hausboot für 2 Personen

Hausboot für 2 Personen

Grosses Hausboot

Grosses Hausboot

Schwimmende Dorfstrasse

Schwimmende Dorfstrasse

Abends bin ich dann noch an den Jasmunder Bodden nach Ralswiek gefahren. In der Saison finden hier die Störtebecker Festspiele statt. Jetzt in der Vorsaison wirkt der Ort beinahe wie ausgestorben. Drei Koggen warteten auf ihren Einsatz als schwimmende Kulissen. Ansonsten beeindruckte die völlige Ruhe und Windstille bei der der leichtem Nebel den Horizont über dem Wasser verschwinden ließ.

Ralswiek - Jasmunder Bodden

Ralswiek - Jasmunder Bodden

Ralswiek - Schwimmende Kulissen

Ralswiek - Schwimmende Kulissen

Kiitos paljon, Minna ja Tuomo

Hinter mir liegt eine sehr schöne Woche in Oulu. Ich möchte noch einmal Minna und Tuomo für das ganze Organisieren, den Flughafenshuttle und die wirklich nette Zeit, die wir miteinander verbracht haben, danken.

Meine Eindrücke möchte ich abschlissend mit der folgenden kleinen Fotoserie ausdrücken:

Unterkunft

Nach einigem hin- und her konnte ich doch noch das ursprünglich gebuchte Häuschen auf der Insel Hietasaari beziehen. Vorne ein Waldweg, hinten ein kleiner Bach. Ungefähr so hatte ich mir eine echte finnische Unterkunft vorgestellt. Sehr schön!

Holzhäuschen im Wald

Holzhäuschen im Wald

Veranda

Winterfeste Veranda. Sehr praktisch.

Zimmer

Zimmer - rustikal, aber süß

Suicide stairs

Selbstmördertreppe in der Küche

Dachboden japanisches Schlafzimmer

Unerwartet: japanisches Schlafzimmer im Dachgeschoss

Johannisbeeren

Wachsen dort wie Unkraut: Johannisbeeren hinter dem Haus

Stadt

Die Innenstadt von Oulu ist nicht weiter bemerkenswert. Rasterförmig angelegt und überwiegend mit gesichtslosen Häusern der 50er-80er Jahre bebaut. Das ist aber nicht so schlimm, weil man spätestens vier Häuserblöcke weiter bereits wieder im Grünen oder am Wasser ist. An einigen Stellen stehen aber auch noch einige traditionelle Häuser aus Holz.

Oulu Stadthaus

Traditionelles Stadthaus aus Holz

Oulu Stadthaus am Markt

Stadthaus aus Holz am Marktplatz

Kaffee auf Hietasaari

Kaffee auf Hietasaari

Alter Hafen

Alte Lagerhäuser aus Holz am Hafen

Oulu Markthalle

Markthalle am Hafen

Markthalle innen

Markthalle von innen

Oulu Makthalle innen

Stände in der Markthalle

Die Bilder in der Markthalle habe ich kurz vor der Schliessung aufgenommen. Vormittags ist sie recht gut besucht. Sehr schön finde ich, daß nicht nur einige Windräder an der Küste stehen, sondern ein großer Teil des Stroms per Wasserkraft gewonnen wird. Dazu steht mitten in der Stadt eine kleine Staumauer. Am Stausee gibt es Badestellen und damit Lachse weiter wandern können, gibt es im angrenzenden, malerischen Park wildbachartige Fischtreppen.

Oulu Staumauer

Oulu Staumauer mit Kraftwerk

Kurioses am Rande

Jumbo Hit

Mückenbekämpfung im großen Stil

Nokia Gummistiefel

Traditionell: Gummistiefel von Nokia

Oulun Eläkeläiset

Vaaskela Oulun Eläkeläiset - Humppa!

Wer die obige Anspielung nicht versteht: Es handelt sich um das städtische Altenheim. Eläkeläiset ist aber auch ein finnische Humppa – Band. Wird gerne auf Hackerparties gespielt.

Von oben

Bei der Ankunft in Oulu rutschte mir gleich ein „Ist das niedlich!“ heraus. Das Foto zeigt 80% vom Flughafengebäude. Ich durfte noch nie auf einem Flughafen direkt vom Flugzeug zum Terminal gehen (bzw. andersrum beim Abflug). Hier ist das aber völlig ungefährlich, weil überhaupt nur ein einziges Flugzeug auf dem Vorfeld steht.

Oulu Airport

Flughafen Oulu - niedlich

Finnland hat fast dieselbe Größe, wie Deutschland, aber nur 5,3 Mio Einwohner. Das kann man aus der Luft sehr deutlich sehen: Wälder, Seen und ab und zu eine kleine landwirtschaftlich genutzte Fläche. Selbst Helsinki ist im Anflug (bis auf das Zentrum) nicht so recht auszumachen.

Finnland von oben

Finnland normal - Viel Wald, Wasser und ein wenig Landwirtschaft

Finnland Region Helsinki

Finnland verdichtete Bebauung - Region Helsinki

Rundreise – Kleine Häuser in grosser Landschaft

Als ich letzte Woche Sandra abends am Lake Merrit getroffen habe, war sie ganz gespannt, weshalb ich mir in Sebastopol (ca. 55 Meilen nördlich von San Francisco) ein Haus angucken wollte. Der Grund ist natürlich nicht, daß ich planen würde, nach Kalifornien zu ziehen. Es handelt sich ganz einfach um ein besonderes, interessantes Haus, daß ich seit längerem aus dem Internet kenne. Ich wollte es bereits im letzten Jahr ansehen, aber es hat erst dieses Jahr geklappt. Am Samstag war es denn soweit – ich hatte einen Termin bei Tumbleweed Tiny Houses.

Mit der Fahrzeit hatte ich ich mich zunächst gründlich verschätzt. Beim Blick auf den Plan meinte ich, den Weg in etwas über einer Stunde zurücklegen zu können. Der Routenplaner von Google Maps sagte 1:35, was bei freier Strecke eventuell auch drin gewesen wäre. Aufgrund von Strassenfesten, Baustellen, Mautbrücken und zähfliessendem Verkehr kam ich letztlich auf beinahe 2,5 Stunden Fahrzeit. Und das für ein Häuschen von gerade mal 10qm.

Tiny House von vorne

Tiny House von vorne

Tiny House von innen

Tiny House von innen

Tiny House von der Seite

Tiny House von der Seite

Es war dann aber auch etwas besonderes, das Original zu sehen, betreten zu können und ein „Raumgefühl“ entwickeln zu können. Es ist wirklich kein Kubikzentimeter verschwendet und man darf nicht zu dick werden, weil man sonst nicht mehr in das Bad kommt. In dem Gespräch mit einem Mitarbeiter wurde mir versichert, daß dieses Haus aufgrund der Holzbauweise, des geringen Volumens und eines vernünftigen Propangasofens auch im Winter problemlos bewohnt werden kann. Und damit sind die Winter im Norden der USA gemeint. Interessant, daß die kalifornischen Bauvorschriften auch nicht unbedingt unkomplizierter als die Deutschen sind, und man schon etwas tricksen muss. Das Haus steht z.B. deshalb auf einem Anhänger, weil es als feststehendes Gebäude für Wohnzwecke nicht genehmigungsfähig ist. Für diese gibt nämlich vorgeschriebene Mindestgrößen. Der Trailer kann auch nur deshalb genutzt werden, weil auf dem Grundstück bereits ein richtiges Haus steht. Dieses zählt dann nämlich als offizieller Wohnsitz.

Nach der Besichtigung fuhr ich zunächst noch einmal für zwei Besorgungen nach San Francisco. Die Landschaftsbilder auf dem Weg dorthin habe ich mit lockerer Hand bei voller Fahrt auf dem Highway 101 aufgenommen.

Kalifornische Landschaft

Kalifornische Landschaft

Kalifornien Highway

Kalifornien. Landschaft und trügerisch leerer Highway.

Blick auf San Francisco vom Highway 101

Toller Blick auf San Francisco vom Highway 101 kurz vor der Golden Gate Bridge

Presidio, Golden Gate Bridge, Marin County

Presidio, Golden Gate Bridge, Marin County (von vorne nach hinten)

An der Mautstelle der Golden Gate Bridge wäre ich beinahe in Verlegenheit gekommen, weil der Brückenzoll nicht mehr $5 sondern mittlerweile sogar $6 kostet (die anderen Brücken in der Bucht kosten noch immer $4).

Daß man am Wochenende im Touristenneppviertel Fishermans Wharf kaum treten konnte, war zu erwarten (siehe Warteschlange vor dem Cable Car). Leider war an dem Samstag die komplette Stadt unerträglich voll. Vom Presidio bis auf die Oakland Bay Bridge ging es quasi nur im Schrittempo.

Cable Car

Wochenende - enorme Warteschlange vor dem Cable Car

Off Grid und Microhäuser

In letzter Zeit habe ich mich wieder verstärkt mit Themen wie Nachhaltigkeit und alternativen Wohnformen beschäftigt. Ich habe dabei bemerkt, daß in den USA eine Bewegung zu entstehen scheint, die sich dem Wohnen auf extrem beschränktem Raum verschrieben hat. Natürlich ist dort mal wieder alles extremer, als bei uns. So geht es nicht einfach nur um die vergleichsweise banale Erkenntnis, daß 300qm große „McMansions“ ziemlicher Quatsch sind, sondern gleich um eine neue Weltanschauung.

Diese Bewegung hat verschiedene Gesichter. Für uns Europäer sicherlich nachvollziehbar, wenn Cottages, „Shotgun“-Houses oder andere vergleichbare alte, kleine Gebäude renoviert werden und in neuem Glanze erstrahlen. Bei 9qm kleinen „Häusern“ von Tumbleweed Tiny Houses oder Tiny Texas Houses fragt sich aber sicher der Eine oder die Andere, was das soll.

Auslöser ist zum Teil sicherlich die Immobilien- und Wirtschaftskrise, aber auch das wachsende Unbehagen gegen die extremen der Konsumgesellschaft. Um aber ernsthaft auf weniger als 20qm wohnen zu wollen und zu können, muss man die übliche westliche Lebensweise hinter sich lassen. Die betreffenden Menschen gingen diesen Schritt meist nicht primär aus wirtschaftlichen Zwängen heraus, sondern aus Überzeugung. Insofern ist es durchaus lohnenwert, sich mit ihren Beweggründen auseinanderzusetzen.

Ein wichtiges Motiv ist der Wunsch, ressourcenschonend zu leben. Mit sehr wenig Platz ist man quasi gezwungen, sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren und kein unnützes Zeug anzuhäufen. Ein Bewohner eines Microhauses beschrieb, daß er vor dem Umzug seinen Haushalt in 3 Kategorien einteilte: Dinge, die er mindestens einmal in der Woche benutzt, Dinge mit einem hohen emotionalen Wert und ‚anderes Zeug‘. Er stellte fest, daß die letzte Kategorie über 80% von seinem Haushalt ausmachte und trennte sich davon.

Kleine Häuser benötigen wenig Material beim Bauen und keine riesigen Grundstücke. Viele dieser „Häuser“ sind eigentlich Trailer – also nach deutschem Recht Wohnwagen. Sie benötigen kein Fundament und versiegeln somit auch kein Land. Ein Motiv, daß ich selbst sehr faszinierend finde, das in Deutschland aber eher wenig verbreitet ist, ist der Wunsch ‚off grid‘ zu leben. Also unabhängig von den üblichen Ver- und Entsorgungsnetzen.

Wasser und Abwasser können wahlweise normal angeschlossen werden, aber es ist auch ein Tanksystem, wie bei Wohnwagen möglich. Der Heizbedarf für ca. 10qm ist bei normaler Wärmeisolierung minimal. Dee Williams, die sich für das Leben in einem Microhaus entschieden hat, sagte in einem Interview auf ‚Yesmagazine‚, daß die Heizkosten nur $8 pro Monat betragen würden. Sie verzichtete sogar auf einen Stromanschluss, weil die Solarzellen auf dem Dach genügend Strom für die LED-Leuchten, ihr Handy und den Laptop liefert. Mehr bräuchte sie nicht.

Sicherlich sind solche Beispiele extrem, aber sie zeigen, was möglich ist und können Denkanregungen auch auf dieser Seite des Atlantiks liefern.

Microhomes

Okay, ich gebe zu, daß mein Faible für Micro-Häuser etwas speziell ist. Aber ich ich bin nicht ganz alleine, wie ich heute beim youtube-scannen festgestellt habe. Das erste Beispiel sieht mir sehr nach einem Haus des Kalifornischen Architekten Jay Shafer aus, den ich neulich breits verlinkt hatte. Hier nun also das Haus einer Kunden. Auf dem Video bekommt man gleich einen besseren Eindruck.

Noch extremer ist allerdings dieses Beispiel aus München, das vor Jahresfrist bereits u.a. von Spiegel vorgestellt wurde. Sehr modern, sehr stylish, aber m.E. etwas am Thema vorbei, weil extrem aufwändig und teuer. Nur winzig alleine ist etwas witzlos. Aber es zeigt, was machbar ist.

Qualitatives Wachstum

Das bisherige Modell, besseres Leben mit mehr Konsum gleichzusetzen war schon immer fragwürdig und ist im Zeichen der aufziehenden Rohstoffkrisen nur noch als Auslaufmodell zu sehen. Wenn wir einen hochwertigen Lebensstil sichern wollen, müssen wir unser Konsumverhalten sehr stark ändern. Das Motto für die Zukunft muss heissen:

Weniger, aber cleverer

Wir werden weniger unterwegs sein können, bzw. müssen, brauchen aber dennoch weiterhin Fahrzeuge (Ich warte noch auf sinnvolle Konzepte für das Auto 2.0). Ein wichtiger Schlüssel dazu ist gekonnte Stadt- und Regionalplanung. Das ist zufälligerweise mein erstes Studium gewesen. Schon seit weit über 20 Jahren wussten die Stadtplaner, daß die maßvoll verdichtete Stadt ökologisch am günstigsten ist.

Nur – auch als überzeugter Städter- träumt man im Inneren trotzdem vom eigenen Haus. Das normale Einfamilienhaus kommt mir jedoch einfältig vor. Es steht weit weg von allem, man muss viel fahren und lebt trotzdem nicht richtig im Grünen. Wer mich kennt, weiß, daß ich laufend seltsame Zeichnungen anfertige über Minimalhäuser, Gebäude aus recycelten Containern und ähnlichem. Am liebsten hätte ich auf einem möglichst naturbelassenem Grundstück ein kleines Haus, günstig in Anschaffung und Unterhalt. Es sollte ökologisch verträglich sein und nach Jahren ohne Probleme wieder vom Grundstück zu entfernen. Ideal wäre ein Mobile Home. Aber die Modelle die ich gesehen habe waren einfach extrem abstoßend: billig zusammengeklebt, häßlich, unökologisch.

Inspirierend: Minihäuser

Die Idee des Minimalwohnens haben aber offensichtlich auch andere. Sehr inspirierend fand ich den Artikel „Konservendose oder Haus der Zukunft?„. Dort werden die teilweise wirklich gelungenen Entwürfe von Jay Shafer vorgestellt. Er selbst wohnt in einem Haus mit nur 10 qm Grundfläche! Das ist zwar selbst mir etwas zu extrem, aber man kann sich hervorragend anregen lassen. Offensichtlich gibt es eine gewisse Nachfrage, denn er hat sich auf den Bau von Minimalhouses spezielisiert. Ein Blick auf die Homepage von Tumbleweed Tiny House Co. lohnt sich definitiv.

Nach dieser Lektüre hatte ich gleich den Wunsch, mich von überflüssigem Kram zu befreien. Also gleich mal den Videorecorder und die Kassettensammlung entsorgt. die Überraschung dabei: Videokassetten sind Hausmüll!!!
Naja, wenn die BSR meint…