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Berlinale – knapp daneben

Seit 1987 lebe ich in Berlin. In all den Jahren ist es mir gelungen, der Berlinale konsequent aus dem Weg zu gehen. Das hat auch in diesem Jahr ganz gut geklappt, obwohl es zweimal recht knapp war. ;-)

Nicht etwa deshalb knapp, weil mir fast einen Wettbewerbsfilm angesehen hätte, sondern weil ich mich innerhalb weniger Tage mit zwei der wirklich großen Filmschaffenden der letzten Jahrzehnte auseinandergesetzt habe: Ken Adam und Ennio Morricone.

Kleiner als erwartet: Die Medienblase der Berlinale

Kleiner als erwartet: Die Medienblase zur Berlinale

Am Sonntag habe ich mir endlich die Ausstellung „Bigger Than Life. Ken Adam’s Film Design“ in der Deutschen Kinemathek angesehen. Das hatte ich zwar schon länger vor, aber nun hat es endlich geklappt. Die Kinemathek und das Filmmuseum sind im Sony Center am Potsdamer Platz – also mitten im Berlinale Trubel.

Sir Kenneth Adam ist einer der bekanntesten Set Designer, der seit Ende der 50er Jahre so bekannte und prägnante Kulissen, wie den War Room für Stanley Kubriks „Dr. Seltsam: oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ entwarf. Ebenso sind viele der futuristischen Gebäude und Fahrzeuge in James Bond Filmen (Goldfinger, Man lebt nur zweimal, Der Spion der mich liebte, Moonraker) sein Werk. Die Ausstellung besticht durch Mengen an Zeichnungen, Modellen und Filmausschnitten, von denen jedes einzelne von sehr hoher Qualität ist. Es ist ein Augenschmaus. Leider war das Fotografieren nicht erlaubt, weshalb ich hier einfach mal die Eintrittskarte zeige.

Eintrittskarte - Bigger than Life

Eintrittskarte - Bigger than Life

Aber nicht nur die Werke faszinieren, sondern das ganze Leben dieses Mannes ist sehr bemerkenswerk und interessant. 1921 wurde er als Klaus Hugo Adam in Berlin geboren und emigrierte 1934 mit seinen Eltern nach London. Dort besuchte er die St. Pauls Public School und war später im zweiten Weltkrieg als Jagdflieger der einzige Deutsche in der Royal Airforce. In den 50er Jahren begann er als Szenenbildner beim britischen Film. Die sehr empfehlenswerte Ausstellung geht noch bis zum 17. Mai 2015.

Am Dienstag habe ich unerwarteterweise Karten für das Ennio Morricone Konzert bekommen. Über die Musik von Ennio Morricone muss man nicht viel sagen – über 500 Filmmusiken, darunter viele Italo Western von Sergio Leone, aber auch Filme wie Es war einmal in Amerika, die Unbestechlichen.

Eintrittskarte - Ennio Morricone

Eintrittskarte - Ennio Morricone

Morricone dirigierte trotz seines hohen Alters von 87 Jahren das immerhin knapp 3 Stunden dauernde Konzert (abzüglich 30 Minuten Pause) – allerdings sitzend. Das tat der Musik jedoch keinen Abbruch. Sein Werk ist bekanntermassen ziemliche emotional. Bei „Spiel mir das Lied vom Tod“ musste ich mich sehr zusammenreissen nicht laut loszuschluchzen und bei dem Titelsong von „Der Profi“ ging es mir nicht viel besser.

Zwar war die Musik sehr bewegend, aber der Veranstaltungsort leider weniger. Die O2 World ist vom Ambiente her toll für Veranstaltungen, wie Boxen oder Wrestling geeignet, aber nicht für kulturelle Dinge oberhalb eines Rockkonzerts. Wirklich ärgerlich war der schlechte Klang. Man sieht ein sage und schreibe 120 Mann starkes Orchester, aber man hört nur platten Sound wie aus einem lauten Radio. Die Philharmonie wäre ein entscheidend passenderer Ort gewesen.

Alles in allem war es dennoch ein sehr schöner Abend.