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Mein neuer Commodore 64

Manche Dinge dauern etwas länger. Vor knapp einem Jahr habe ich beschlossen, dass ich einen neuen Commodore 64 haben möchte.

Wieso einen neuen?

Diese Rechner wurden zwischen 1982 und 1994 zig-millionefach verkauft. Es sind auch noch sehr viele Exemplare in der Retro Szene in Betrieb, allerdings immer weniger im Originalzustand. Entweder sind sie verbastelt oder die verbauten Teile gehen doch so langsam kaputt. Dazu kommt, dass der Betrieb immer schwieriger wird. Disketten funktionieren nicht mehr, Man kann den C64 ohne Spezialkabel nicht mehr an moderne Fernseher anschliessen usw.

2017 kündigte der in der Commodore 64 Szene geschätzte Hardware Entwickler Gideon Zweijtzer an, einen FPGA basierten Nachbau der Hauptplatine an. Bevor man sie bestellen konnte dauerte es noch bis Frühjahr 2018 und dann nochmal ein gutes halbes Jahr, ehe sie ausgeliefert wurde.

Ultimate 64

Im Herbst kam das gute Stück dann bei mir an. Der Funktionstest verlief erfolgreich. Zwar kann die Platine mit einer USB Tastatur betrieben werden, aber stilecht ist anders. Ein Originalgehäuse von einem verblichenen oder ausgeschlachteten C64 musste her. Vor ein paar Tagen konnte ich nun ein Konvolut an Gehäuseteilen, Tastaturen und sonstigen Kleinigkeiten erstehen, darunter auch original braunes „Brotkasten“-Gehäuse. Mein Favorit unter den verschiedenen Gehäusetypen.

Gehäuse, Platine, Einzelteile

Gehäuse, Platine, Einzelteile

Der Zusammenbau verlief einfach und problemlos. Abschirmfolie, Platine, Steckerblende passten auf Anhieb in das Gehäuseunterteil. Da die Platine nur etwas mehr als halb so groß, wie die Originalplatinen ist, sieht das Gehäuse doch ziemlich leer aus. Ein etwas ungewohnter Anblick, von dem man aber nach dem Zusammenbau fast nichts mehr merkt.

Gehäuse, Platine, Einzelteile

Gehäuse, Platine, Einzelteile

Der Testlauf war leider nicht ganz so erfolgreich: Einige Tasten funktionierten nicht. Also probierte ich die (mehr oder weniger) weiße Tastatur aus einem C64 II Gehäuse, dass ich mit erstanden hatte. Optisch leider nicht ganz passend. Ich hoffe, ich finde die Zeit, die defekte braune Tastatur wieder gangbar zu machen.

Tastaturtausch

Tastaturtausch

Für’s Erste geht es aber auch so und habe ich einen funktionierenden Commodore/Ultimate 64. Und er kann ein paar Dinge, die der Original C64 nicht kann.

Er funktioniert direkt per HDMI an einem modernen Fernseher. Ein Diskettenlaufwerk ist auch nicht mehr nötig. Im Inneren steckt ein USB Stick mit 16 GB Speicher, auf die ich zunächst ein paar Demos, Spiele und Tools gespielt habe. Ein Ausbau des Sticks erübrigt sich, weil der Rechner einen Ethernetanschluss(!) hat und der Speicher über das Netz zugänglich ist. Und wenn wir schon einen Netzwerkanschluss haben…

Seinerzeit hatte ich davon geträumt mit einem Akustikkoppler in die weite Welt der Datenfernübertragung einzutauchen. Die damalige Gesetzeslage und der Hinweis meiner Mutter auf die Telefonrechnung verhinderten dies allerdings. Erst in den 90ern bin ich mit 386er PC und Modem durch die Mailboxszene gesurft – obwohl das damals noch nicht „surfen“ hieß.

Die analogen Modems funktionieren im heutigen Telefonnetz nicht mehr. Also betreiben einige Retro Enthusiasten ihre Mailboxen im Internet. Für den Ultimate64 gibt es ein Terminalprogramm, das direkt die Ethernetschnittstelle ansprechen kann. Mit UltimateTerm konnte ich sofort Kontakt zu einigen Commodore Mailboxen herstellen.

DFÜ mit dem Commodore 64 - per TCP/IP

DFÜ mit dem Commodore 64 – per TCP/IP

Ein schönes, warmes Gefühl, dies nun mit über 30 Jahren Verspätung nachholen zu können. So macht Retrocomputing Spass!