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Gemischte Einsichten – Der Raumgleiter Honda Insight Hybrid

Heute schreibe ich mal etwas völlig anderes: Einen kurzen Autotest. Mein Aufenthalt in Kalifornien liegt leider schon wieder eine Woche zurück. Eine Sache, die mir dort auffiel, ist die im Vergleich zu Deutschland sehr hohe Anzahl von Hybridautos. Das betrifft sowohl die absolute Zahl, als auch die wesentlich größere Auswahl an Modellen. Das hat mich neugierig gemacht, wie sich so ein Auto wohl fahren mag.

Bei uns gibt es ja kaum Auswahl: Lexus ist mir viel zu teuer und den Toyota Prius finde ich optisch und finanziell völlig unattraktiv. Seit kurzem gibt es aber auch in Deutschland den neuen Honda Insight für einen recht korrekten Preis ab €20.000,-. Das Vorgängermodell wurde in den USA bereits seit 1999 verkauft.

Aus Neugier habe ich heute eine kleine Probefahrt mit dem Topmodell Elegance (Listenpreis €22.200,-) unternommen. Was ich im Vorfeld bereits vermutet habe, hat sich dabei bestätigt: Das Auto ist auf amerikanische Fahrweise optimiert. Wer sich darauf nicht einlassen möchte, der wird keine Freude daran haben und auch kaum sparen. Aber der Reihe nach.

Design und Layout
Bei der ersten Annäherung fällt auf, daß der Wagen in der Grundform dem Toyota Prius ähnelt, aber insbesondere im Frontbereich deutlich gefälliger gestaltet ist. Ein erster Blick in den Innenraum zeigt unerwartete Größe. Selbst hinter einem großgewachsenen Fahrer ist noch absolut ausreichende Beinfreiheit. Der Kofferraum ist ebenfalls recht großzügig ausgefallen. Das Raumangebot ist also absolut familientauglich.

Honda Insight

Grundform - ähnlich dem Toyota Prius

Honda Insight

Gefällige Frontpartie

Honda Insight Cockpit

Vorne viel Platz

Honda Insight Rückbank

Hinten auch viel Platz

Innenraum
Wenn man auf dem Fahrersitz Platz genommen hat, wird man mit einem recht bunten und verspielten Cockpit konfrontiert. Die verwendeten Materialien wirken zwar etwas billig, aber die Verarbeitung ist tadellos. Wie ich bereits andeutete, ist der Insight im Wesen ein richtig amerikanisches Auto. Das bedeutet mehrere Getränkehalter und Vollautomatik für alles: Lichtsensor, Regensensor, Klimaautomatik und selbstverständlich ein Automatikgetriebe.

Honda InsightArmaturenbrett

Honda Lichtfestspiele

Fahren
Von den vielen Einstellmöglichkeiten und elektronischen Spielereien lasse ich mich erstmal nicht ablenken. Mich interessiert ja in erster Linie, wie sich der Wagen fährt. Also Motor gestartet, Wahlhebel auf „D“ und los geht es. Bis zur ersten Kreuzung ist nichts ungewöhnliches zu vermelden – der Insight fährt, wie ein normales Auto. Als ich anhalte, um den Querverkehr durchzulassen wird sofort der Motor abgeschaltet. Sobald ich den Fuß von der Bremse nehme, startet er wieder. Das geht unauffällig und so schnell, wie man braucht um den Fuß von der Bremse auf das Gaspedal zu setzen – ich kann sofort weiterfahren. Bei längerem Anhalten sprang der Motor übrigens von selbst wieder an – vermutlich weil die Klimaautomatik lief.

Das Mitschwimmen im Stadtverkehr und auf der Landstrasse ist völlig problemlos und der Honda ist dabei ein sehr angenehmes leises Auto. Die Anzeigen ermutigen dabei stets zu vernünftiger Fahrweise. Die Tachobeleuchtung wechselt zwischen blau, türkies und grün. Blau bedeutet, daß man viel verbraucht, grün zeigt günstigen Verbrauch an und türkies ist so lala – zum Beispiel bei normalem Beschleunigen. Zudem gibt eine Anzeige, die stets den aktuellen Verbrauch und den Durchschnittsverbrauch auf der Fahrt anzeigt. Das Fahrwerk ist recht straff – etwas straffer, als es dem Charakter des Autos entspricht aber nicht unkomfortabel. Der Geräuschpegel ist sehr gering, solange man sparsam fährt. Bis hier ist alles toll.

Natürlich musste der Insight auch einen kleinen Abstecher über die Autobahn mitmachen. Kurz gesagt: Hier liegt meines Erachtens die größte Schwäche. Mitschwimmen bis 130km/h ist kein Problem, aber hohe Geschwindigkeiten oder starkes Gasgeben um in kleine Lücken einzuscheren quittiert der kleine 1,3L Bezinmotor mit langem, lauten Aufheulen und wenig Beschleunigung. Das nervt!

Fazit
Ist der Honda Insight nun ein empfehlenswertes Auto? Ich finde ja, aber nicht für jeden. Wenn man nur selten die Autobahn nutzt und ansonsten an leisem, gleichmäßigen Dahingleiten Spass hat, findet man in ihm ein bezahlbares, geräumiges, komfotables und gut ausgestattetes Auto mit guten Verbrauchswerten. Ich kam in meiner gemischten Testfahrt (Stadtverkehr, Landstrasse, Autobahn) mit laufender Klimaanlage auf einen Durchschnittsverbrauch von 5,5L Super. Mein derzeitiges Auto verbraucht da ziemlich genau die Hälfte mehr.

Wer es aber häufig eilig hat und viel auf der Autobahn unterwegs ist, der ist vermutlich mit einem guten Diesel besser bedient.

Für mich ist das Auto interessant, aber ich würde es selber vermutlich nicht kaufen, solange es in Deutschland kein Tempolimit auf Autobahnen gibt. Der Honda gab mir aber ein Gefühl, wie sich künftige Elektroautos fahren können. Anders als heutige Benziner, aber wirklich nicht unattraktiv.