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Jolla – Das Nerd-Smartphone

Vor knapp drei Wochen habe ich mein Smartphone von Jolla bekommen nutze es seitdem jeden Tag. Die Einschätzung der bisherigen Tester kann ich bestätigen: Das Smartphone funktioniert an sich schon ganz gut, aber für normale Verbraucher hat es noch etwas viele Kanten.

Viel Licht

An der Hardware gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Gute Verarbeitung, Display und Kamera finde ich absolut ausreichend, für den wechselbaren Akku gebe ich einen Extrapunkt. Anfangs gab es ein Problem mit der Akkuleistung, aber seitdem ich den NFC Chip in der Gehäuserückseite mit Alufolie abgeklebt habe, läuft das Telefon zwei Tage.

Fast alle Verbindungsarten funktionieren einwandfrei: UMTS/GSM, WLAN und Kopplungen mit Computer und Freisprechanlage per Bluetooth sind problemlos. Was seltsamerweise überhaupt nicht richtig funktioniert, ist der Anschluss an den Computer per USB Kabel. Der Apple Mac erkennt überhaupt nicht, dass ein Gerät angesteckt wurde, Windows konnte ich nicht ausprobieren und Linux erkennt zwar ein Gerät, verweigert aber den Zugriff.

Die Bedienung ist zunächst etwas ungewohnt, aber nach ein- oder zwei Tagen kommt man problemlos klar. Seit ich mein Gerät am 24.01. zum ersten Mal eingeschaltet habe sind zwei Updates für das Betriebssystem erschienen, in dem Bugfixes und kleine Verbesserungen enthalten sind. So soll nun auch das Akkuproblem behoben sein, was ich aber aufgrund meines Hardware-Bugfixes nicht merke. Ich habe das Problem, dass das Jolla regelmässig meckert, meine SIM Karte müsse neu eingelegt werden, aber ich gehe eher von einer defekten SIM Karte aus, da ich dasselbe Problem auch schon mit dem HTC One S hatte.

Jolla arbeitet jedenfalls fleissig daran, das System zu verbessern. Es soll auch weiterhin ein Update pro Monat geben.

Richtig toll finde ich, dass das Jolla nur mit den absoluten Basis Apps (Phone, SMS, Browser, Kamera, Kontakte, Galerie und Store) ausgeliefert wird. Jedes Zusatzprogramme, dass man haben möchte, muss man explizit nachinstallieren. Aber ab hier wird es leider auch etwas finster. Die Apps sind nämlich sehr rudimantär und bieten kaum Einstellungsmöglichkeiten.

Viel Schatten

Mail z.B. unterstützt immerhin mehrere Konten, bietet aber z.B. nicht die Möglichkeit, das Nachladen von Bildern zu verhindern, was aus Datenschutzgründen absolut notwendig ist. Es werden leider auch keine selbsterzeugten Serverzertifikate akzeptiert. In so einem Fall funktioniert nur die unverschlüsselte Mailübermittlung. Ein echtes No-Go. Die Anzeige von HTML Mails ist auch so klein, dass man sie nicht lesen kann.

Ein anderes Beispiel ist die Fotogalerie. So kann man in der Übersicht zwar mehrere Bilder auf einmal markieren – aber nur zum Löschen und nicht um einen ganzen Schwung auf einmal per Bluetooth auf den Computer zu schieben. Sehr lästig – vor allem, weil der Weg über USB leider ebenfalls nicht funktioniert (s.o.).

Es gibt leider noch sehr viele solcher Ungereimtheiten. Die Kontakte und Termine möchte ich auch gerne mit meinem eigenen Server abgleichen und nicht mit Google. Standardmässig zur Zeit nicht möglich, aber…

Viel Nerd-Zeug

Das oben genannte gilt für normale Nutzer. Für Nerds gibt es aber oftmals Wege, die Normalsterblichen nicht zugänglich sind. Die Schlüssel dazu sind der Entwicklermodus und der SSH Zugang.

Gestern bin ich auf eine Erweiterung aufmerksam geworden, wie man Synchronisation per CardDAV und CalDAV nachrüsten kann. Genau das will ich haben, damit ich meine persönlichen Daten wieder von Google wegbekomme. Die Lösung heisst SyncEvolution. Diese Software ist aber noch Beta und nicht im Jolla Store zu finden. Man muss sich per SSH auf dem Smartphone einloggen, ein zusätzliches Repository registrieren und kann dann per Paketmanager die Software installieren. Ob und wie die Verbindung mit OwnCloud funktioniert, weiss ich noch nicht, weil ich erst noch den Server im Heimnetz aufbauen muss.

Da ich nun also schon eine SSH Verbindung zum Smartphone hatte, konnte ich auch per SFTP auf das Dateisystem zugreifen und die ganzen Fotos en bloc herunterladen.

Dass es die Möglichkeit gibt, so zu arbeiten, ist toll. Das es aber momentan oftmals nur so geht ist aber Mist. Für Leute mit UNIX Kenntnissen ist das alles nicht sonderlich aufregend, aber für normale Benutzer vollkommen indiskutabel.