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Elektrisch unterwegs, Teil 2: Tesla Model 3

Vor ein paar Tagen bin ich das erste Mal ein E-Auto zur Probe gefahren und war von dem Fahrgefühl begeistert. Das Auto selbst fand ich auch recht ansprechend. Auf meinen Bericht („Endlich mal elektrisch – mit dem Jeep Avenger„) habe sehr gemischte Reaktionen erhalten.

Ein Bekannter, der sich auch für E-Autos interessiert aber noch nicht gewechselt ist, schrieb sinngemäß „endlich mal ehrliche Eindrücke jenseits von Fanboy oder Diesel-Dieter“. Ein Freund, der gerne an alten Autos rumschraubt warnte mich vor sehr ungenügender Reichweite (seine Bekannte fährt ein dem Jeep vergleichbares Auto) und ein anderer Freund, der selbst ein – allerdings ziemlich teures – E-Auto fährt, riet mir, mich nochmal bei anderen Herstellern umzusehen.

Immerhin hat niemand von „Elektroschrott“ geschrieben oder ähnliches und es ist klar, dass ich das Thema E-Auto weiter verfolge.

Wieso denn jetzt gerade dieses Auto?

Im Internet fand ich bei Probefahrten der Stellantis Autos häufig Kommentare wie „…ist ja ganz nett, aber für das Geld bekommt man auch schon fast einen Tesla.“

Tjä, Tesla…
Zu der Firma habe ich – wie vermutlich viele – erst mal einen ganzen Sack voller gemischter Vorurteile.

Negativ finde ich den problematischen Chef, den vielen großmäuligen, falschen und gefährlichen Aussagen zum autonomen Fahren, der Philosophie kein Auto anzubieten, sondern vernetzte Computer auf Rädern, teilweise problematische mechanische Qualität (Stichworte Querlenker und TÜV Report), eigenartige Bedienkonzepte (dazu später mehr) und solchen Mist wie den Cybertruck.

Andererseits hat es diese Firma im Alleingang geschafft, eine verschnarchte und selbstgerechte Multimilliarden Industrie so richtig in den A… zu treten.

Chapeau!

Anfängliche Bedenken zu den Akkus („die halten doch keine 50.000 km“, „im Winter bleibt die Kiste bestimmt liegen“) wurden durch die vielen Teslas, die seit Jahren in Norwegen unterwegs sind eindeutig widerlegt.

Also schauen wir uns Tesla mal genauer an. Am spannendsten finde ich das Model 3. Es ist das kompakteste und günstigste Modell im Sortiment und wurde vor kurzem komplett überarbeitet. Dabei wurde nicht nur das Design nachgeschärft, sondern auch viele Kritikpunkte wie Lautstärke, Fahrwerk usw. behoben.

Also hin zum Tesla Showroom in der Mall Of Berlin und eine Probefahrt vereinbart.

Die Probefahrt – mit dem Tesla zu Tesla

Am Samstag war es so weit. Aufgrund der unzähligen Baustellen und Demonstrationen in der Stadt startete ich nicht in Berlin Mitte, sondern vom Tesla Stützpunkt in Schönefeld. Es war eine längere Fahrt mit einem ordentlichen Anteil Autobahn vereinbart. Das Wetter war perfekt für den Test:

Knapp über null Grad und Nieselregen.

Denn ich wollte wissen, wie das Auto ist, wenn alles zusammenkommt, was schlecht für die Reichweite ist. Nett fahren bei 20 Grad und Sonne kann ja jedes Auto.

Alter Mann, neues Model 3, Tesla Fabrik Grünheide (von vorne nach hinten)

Ich fuhr eine Tour über den äußeren Berliner Ring mit Fotostopp vor der Tesla Fabrik in Grünheide. Weiter durch Erkner, über Kopfsteinpflaster Strassen in den Wohngebieten, über Landstraße nach Niederlehme und auf der Autobahn zurück nach Schönefeld. Der größte Teil der Autobahn ist auf 120 oder 100 begrenzt, aber ein Stück auch frei. Ich bin so gefahren, wie ich es mit meinem Mercedes auch mache: ruhig, aber zügig, wo es erlaubt ist und geht. Ich habe keines der Assistenzsysteme genutzt, sondern wollte einen ungefilterten Eindruck bekommen.

Bevor es losgeht aber erst einmal der generelle Eindruck.

Das Auto von aussen und innen

Das Model 3 ist zwar das kleinste Modell, aber mit einer Länge von 4,72 m, einer Breite von 1,85 m und einer Höhe von 1,44 m immer noch eine stattliche Mittelklasselimousine. Die Form ist klassisch-sportlich. Die Frontpartie hat mich aus bestimmten Blickwinkeln an Jaguar F-Type und Ferrari Daytona erinnert. Man merkt an vielen Details, wieviel Wert die Entwickler auf geringen Luftwiderstand gelegt haben. Der Erfolg: Cw 0,23 ist wirklich super.

Flotte Front, finde ich. Das Model 3 von vorne

Beim Einsteigen fangen gleich die Besonderheiten an. Natürlich gibt es keinen profanen Schlüssel. Geöffnet wird, indem man eine NFC-Karte oder das Smartphone mit der Tesla App an die B-Säule hält.

Einsteigen und… hui, ist das anders!

Erster Gedanke: „Wer hat den Tacho geklaut?“
Und zweiter Gedanke: „…und warum hat er den Blinker und den Scheibenwischerhebel auch mitgenommen?“

Aber zu den Besonderheiten der Bedienung komme ich gleich.

Nanu, da fehlt doch fast alles?!?

Der Innenraum ist wirklich großzügig. Mächtig viel Platz vorne und hinten. Damals in den 80ern war die Mercedes S-Klasse ungefähr so groß. Die Sitze sind sehr bequem, mannigfaltig elektrisch einstellbar und wie das ebenfalls elektrisch einstellbare Lenkrad mit einem sehr angenehmen Kunstleder bezogen. Überhaupt ist die Haptik sehr gut. Es gibt Textiloberflächen und wo es nicht ganz so wichtig ist Filz. Ich konnte nirgendwo Nachlässigkeiten in der Verarbeitung entdecken.

Und der Geruch ist im Gegensatz zu vielen anderen Neuwagen sehr dezent und angenehm eigenständig. Meine Beifahrerin vermutete leichte Parfümierung, aber der Wagen im Showroom hat genau so gerochen.

Es gibt keine große Heckklappe, sondern nur einen Kofferraumdeckel, aber der ist ausreichend groß und wird – natürlich – elektrisch bedient. Der Kofferraum ist riesig (682 Liter) und die Rücksitze lassen sich auch noch umklappen. Wer nicht gerade Waschmaschinen transportieren will, ist hier auf jeden Fall gut bedient. Zumal dazu ja auch noch ein großer Frunk gehört – also ein Kofferraum dort, wo bei normalen Autos der Motor sitzt.

Kofferraum vorne wie einst im Käfer – aber im Heck kommt eine echte Höhle dazu.

Die Fahrt

Das Fahrwerk ist ziemlich deutsch für ein amerikanisches Auto. Also eher straff, aber dennoch komfortabel. Auf üblem Kopfsteinpflaster kann man gelassen bleiben. Es klappert oder quitscht auch nichts. Auf Landstrassen, in Kurven liegt das Auto wie ein Brett und bei über 180 auf der Autobahn auch. Der Wagen schafft übrigens 201 km/h Spitze. Nicht, dass man das braucht, zumal man damit den Akku in Rekordzeit leert, aber gut zu wissen, dass es geht.

Die Lenkung ist auch so wie ich es mag: Zielsicher und leichtgängig aber nicht zu leichtgängig. Passt beim Einparken und auf der Autobahn musste ich auch nicht nachkorrigieren.

Dass alle Teslas mehr als ausreichend motorisiert sind, hat sich ja rumgesprochen. Der Testwagen war das Long Range Modell mit zwei Motoren und 392 PS (ächtz!), das weniger als 5 Sekunden von null auf hundert benötigt. Als ich dem Verkäufer sagte, dass ich mich eigentlich für das Grundmodell interessiere, stellte er einfach den Fahrmodus „lässig“ für sanftes Fahren ein, was das Grundmodell auch locker schafft.

Ganz ehrlich – mehr ist absolut nicht nötig. In der Stadt sowieso nicht und als ich auf dem Beschleuningsstreifen auf der Autobahn mal kurz durchgetreten habe, ging es zwar sanft aber sehr nachdrücklich vorwärts. Überhaupt kein Problem, damit in kleinere Lücken zu kommen, ohne den nachfolgenden Verkehr zum Bremsen zu nötigen.

Bremsen. Das ist ein Thema. Nicht weil die Bremsen nicht gut wären, sondern weil ich sie auf 50 km Fahrt fast nicht gebraucht habe. Man kann das Model 3 fast vollständig mit dem Strompedal fahren. Die Rekuperation ist ganz schön kräftig, wenn man den Fuß vom Pedal nimmt und reicht bis zum Stehenbleiben. Das hat dazu geführt, dass ich die ersten 2, 3 Kilometer total „eckig“ gefahren bin, wie ein Fahrschüler. Aber man kommt schnell rein.

A propos schnell reinkommen…

Die Bedienung

Die fehlenden Bedienelemente hatte ich ja bereits weiter oben angemerkt. Wie geht man damit um?

Als ich losfahren wollte, war mein erster Reflex der Griff zum Zündschloss – aber das gibt es natürlich nicht. Dafür legt man eine NFC Karte oder sein Smartphone in die linke Ablage unter dem Screen – und man ist abfahrbereit. In der App kann man übrigens gleich ein Profil hinterlegen. Dann werden Sitze, Lenkrad usw. automatisch eingestellt. Praktisch, wenn man sich das Auto mit mehreren teilt.

Weiterhin gibt es auch keinen Gangwahlhebel. Lösung:
Den Fuß auf das Bremspedal und am linken Rand vom Touchscreen zwischen Vorwärts, Rückwärts und Parken auswählen. Aber der Wagen denkt mit. Falls man zum Beispiel vor einer Mauer steht und hinter dem Wagen frei ist, wird automatisch der Rückwärtsgang ausgewählt.

Die Scheibenwischer habe ich auf Automatik gestellt, die mir aber manchmal etwas zu lange mit dem Wischen gewartet hat. Wenn man einmal kurz wischen will oder Wischwasser braucht, tippt man eine Taste rechts auf dem Lenkrad an.

Das Licht hatte ich ebenfalls auf Automatik gestellt. Der Blinker wird über zwei übereinanderliegenden Tasten auf der linken Seite auf dem Lenkrad gesetzt und rausgenommen. Man nimmt einfach die Taste „in Drehrichtung“. Also wenn man nach rechts fahren will, die obere Taste und nach links die untere. Wenn man das erst mal verstanden hat, ist das auch intuitiv. Einzig die Ausfahrt aus einem Kreisverkehr kann etwas herausfordernd sein.

Das Meiste funktioniert also nach kurzer Eingewöhnung doch verblüffend gut.

Wenn man steht und Zeit hat, die Augen auf den Touchscreen zu lenken kann man ganz interessante Einstellungen vornehmen. Zum Beispiel mit einem Fingerwisch die Luftströme aus der Klimaanlage im ganzen Innenraum regulieren, oder den „akustischen Schwerpunkt“ der sehr guten Audioanlage verschieben, falls z.B. der Fahrer das lauter haben mag, als die Passagiere.

Bei einigen Dingen ist es dennoch nervig, den riesigen Touchscreen bedienen zu müssen. Während der Fahrt ein No-Go, aber vieles geht nach dem Motto

„Sag doch einfach, was Du von mir willst“

Als ich meine Beifahrerin fragte, wie groß das Handschufach ist, fragte sie zurück, wie sie das Ding aufbekommen soll, wenn da nirgend ein Knopf ist. Beim Fahren wollte ich nicht ewig auf dem Touchscreen suchen, sondern probierte einfach mit dem Sprachbefehl „öffne Handschuhfach“ und mit einem Klack sprang es auf. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das völlig blödsinning oder cool finden soll – aber es funktioniert.

Es gibt sicherlich hunderte dieser Besonderheiten. Wenn man aus einem normalen Auto kommt, fragt man sich laufend „wo ist denn…“ oder „wie geht denn…“. Aber der Witz ist der:

Nach ein paar Kilometern hat man schnell drin.

Ich gebe aber zu, dass ich trotzdem für Licht, Blinker, Scheibenwischer und Temperatur konventionelle Bedienelemente bevorzugen würde.

…und wie weit kommt man nun?

Die Bedingungen waren nicht optimal für den Akku. Zwei Grad Celsius und Nieselregen. Ich bin knapp 50 km gefahren, wovon ein Drittel gemütliches Bummeln durch Orte und über Landstrassen war und zwei Drittel Autobahn auch mal deutlich über 110 km. Dabei ist der Akkustand von 79% auf 69% gefallen. Allerdings war das eben auch das Long Range Modell mit dem großen Akku (79 KWh anstatt 60 KWh im Standardmodell). Das sagt mir also nicht viel über das Grundmodell.

Statistische Auswertung: 16,3 kWh / 100 km

Wichtiger ist die Info, dass ich auf der Fahrt einen Durchschnittsverbrauch von 16,3 kWh hatte. Angesichts des Wetters und des Fahrprofils finde ich das sensationell gut. Ich hatte mit 20 kWh oder darüber gerechnet. Mit dem kleinen Akku sollte also auch bei widrigen Bedingungen 290 km drin sein.

Zumal man auch noch Spartipps bekommt, inklusive Auflistung wofür wieviel Strom verbraucht wurde.

Und nun kommt natürlich noch die Trumpfkarte: Die Ladeplanung. Blitzschnell und Idiotensicher. Man sagt dem Auto, wo man hin will und innerhalb von 1-3 Sekunden hat man die empfohlene Route auf dem Touchscreen – inklusive Ladepunkten mit Angaben, wieviel man dort noch im Akku hat, wieviel man nachladen sollte und wie hoch die Preise sind. Die sind an den Superchargern übrigens deutlich günstiger, als z.B. bei Ionity oder anderen Konkurrenten.

Was mir nicht gefällt

  • Der Chef von Tesla stört mich.
  • Jede Kleinstadt hat einen VW Händler. Tesla nur ein paar Stützpunkte. Was macht man, wenn der Wagen kaputt geht?
  • Ein bischen weniger „originelle“ Bedienung wäre besser.
  • Hohe Typklassen bei der Versicherung.

Was mir gut gefällt

  • Das Fahrgefühl ist traumhaft. Genau so wie ich es mag. Der Wagen fühlt sich schwer an und liegt in jeder Situation satt auf der Straße.
  • Er fährt vollkommen ruhig, extrem entspannt, aber wenn mal mal kurz Leistung braucht, ist die sofort da und es bleibt immer noch ruhig.
  • Da der Wagen so ruhig ist, macht auch die gute Audioanlage Sinn.
  • Karosserie und Innenraumgestaltung gefallen mir sehr.
  • Die Materialanmutung und Verarbeitung sind wirklich gut.
  • Sehr viel Platz für die Karosseriegröße.
  • Volle Reisetauglichkeit.
  • Für ein Elektroauto hohe Reichweite in Kombination mit dem Supercharger Netz.

Mein Fazit

Es gibt Fahrzeuge, die so anders sind, dass man den Witz daran erst dann richtig begreift, wenn man sie mal ausprobiert. Bei Fahrrädern wäre das sicherlich das Brompton Faltrad und bei Autos definitiv Tesla.

Ich war mit der Erwartung gestartet, dass das Auto irgendwie ganz gut fährt und mich die ganzen Besonderheiten der Bedienung total nerven würden. Stattdessen bin ich mit Grinsen im Gesicht ausgestiegen und habe mir gedacht „was für ’ne geile Karre!“

Bleibt der Preis. Das Einstiegsmodell kostet €43.000,-. Das ist sehr viel weniger als das Vorgängermodell und man bekommt quasi gleich die Komplettausstattung.

Einerseits ist das für das Gebotene ziemlich günstig, andererseits ist es absolut gesehen immer noch viel Geld. „Da muss eine arme Frau lange für stricken“, wie meine Mutter zu sagen pflegte.

Wie auch immer – die Messlatte liegt jetzt verdammt hoch.

Ermordete Frauen und mein Unwohlsein mit Vorhängeschlössern.

Mal ein todernstes Thema zum Jahresanfang. Sorry.

Gerade habe ich in einer Spiegel Kolumne gelesen, dass in Deutschland alle zweieinhalb Wochen eine Frau von ihrem Partner oder Expartner getötet wird.

In Deutschland!

Ich hätte nicht gedacht, dass diese Tat bei uns so häufig ist. In dem Artikel wird gefordert, dass man das Problem erst einmal richtig benennen muss und aufhören soll, das ganze als „Familientragödie“, „Ehrenmord“ oder ähnliches zu verharmlosen.

Stimmt. Das ist absolut richtig, auch wenn ich das Wort „Femzid“ ebenfalls für ungeeignet halte. Ich habe aber gerade auch kein besseres parat, also lassen wir es dabei.

Weiterhin wird gefordert, dass es sowohl legislative, juristische, als auch konkrete Maßnahmen geben muss und als Beispiel wird Spanien hervorgehoben. Auch das ist richtig.

Ich möchte jetzt nicht den Artikel wiedergeben. Den könnt Ihr bei Spiegel selber lesen.

Mir geht es eher um die grundlegende Ursachen. Ich finde es nämlich befremdlich, wie erschreckend viele Menschen Beziehungen verstehen. Wie viel Besitz- und Anspruchshaltung häufig darin liegt.

Und ich denke, genau da müssen wir als Gesellschaft mal rangehen.

Besitz- und Anspruchsdenken

Es ist unfassbar toll, wenn ein Mensch bereit ist, das Leben mit einem anderen zu teilen, etwas für den anderen zu tun, auch wenn man selber vielleicht gerade andere Dinge im Kopf hat. Sich gegenseitig unterstützen und als Team, die Alltäglichkeiten und die Dramen des Lebens zu meistern.

Wow – das klingt groß und ich meine das auch so. Aber so wünschenswert das auch ist – man hat eben leider keinen Anspruch darauf.

Ich mache keinen Hehl daraus, dass mich das heutzutage so angesagte massive verändern an der Sprache ziemlich ankotzt. Aber Ausdrücke wie „meine Frau“ oder „mein Mann“ habe ich schon immer „irgendwie als falsch“ empfunden. Ich kann mit Fug und Recht von „meinem Auto“ reden, weil es mir gehört. Bei Menschen geht mir so etwas nicht leicht über die Lippen.

Ebenso irritiert mich ein Brauch, der sich in den letzten 20 Jahren verbreitet hat: Die Vorhängeschlösser mit Herzchen und Initialen oder Namen, die man häufig an Brückengeländern findet. Das ist wohl irgendwie romantisch gemeint, aber für mich ist das total gruselig.

„Andreas und Iris gehören einander“. Sie haben sich hier (symbolisch) zusammen an die Brücke gekettet und den Schlüssel weggeworfen. Falls sie sich wieder trennen wollen, geht das leider nur mit Gewalt (in Form eines Bolzenschneiders).

BOAH – NEE DANKE!

Es wundert mich, dass daraus noch niemand einen Horrorfilm gemacht hat.

Aber selbst, wenn man verstanden hat, dass einem die andere Person nicht gehört, mach einen das leider noch nicht frei von Anspruchsdenken. Nun kann man sich ja viele Dinge von seinem Partner wünschen, aber man hat eben keinen absoluten Anspruch darauf.

Nein, „Deine Frau“ gehört Dir nicht. Sie muss Dir nicht für Sex zur Verfügung stehen, nur weil Du gerade spitz bist. Sie muss nicht den Haushalt machen, sie muss sich nicht schick aufbretzeln und sie muss nicht bei Dir bleiben, wenn sie es nicht möchte.

Nein, „Dein Mann“ gehört Dir nicht. Er muss nicht bis zum Herzinfarkt ackern, damit Du im Einfamilienhaus wohnen kannst. Und auch er hat das Recht, keinen Bock auf Sex zu haben, er muss nicht das Auto reparieren und er muss nicht bei Dir bleiben, wenn er das nicht möchte.

Ich habe absichtlich die alten Rollenklischees bedient. Denkt Euch gerne neue dazu. Es ist mir wichtig, dass das Problem des Besitzdenkens sowohl bei Männern, als auch bei Frauen besteht, auch wenn sich das sehr unterschiedlich manifestiert.

Einige Männer neigen dazu, ihre vermeintlichen Ansprüche mit physischer Gewalt durchzusetzen und einige Frauen neigen zu Psychospielchen und emotionalen Erpressungen.

Um nicht missverstanden zu werden – ich relativiere ausdrücklich nicht physische Gewalt. Mir geht es um die Ursachen. Und die liegt eben häufig im Besitz- und Anspruchsdenken.

Anspruchshaltung – in alle Richtungen

Der Auslöser solcher Gewalttaten liegt häufig in dem Selbstbild dieser Männer, dass sie „die Kontrolle“ behalten müssen (ja, „müssen“ – nicht „wollen“). Weil ein „echter Kerl“ alles unter Kontrolle haben muss: Dinge, Zustände und andere Menschen.

Es sind eben nicht nur die Ansprüche an andere. Es geht nicht nur darum, dass „sie“ nicht selbstbestimmt handeln darf. Es geht genauso an die Ansprüche, sondern auch an sich selbst und dass man es nicht erträgt – nicht akzeptieren will – dass man diesen Ansprüchen nicht genügt. Dass man nach diesen Maßstäben versagt.

Warum sind die Kerle so?

Ich habe natürlich keine wirkliche Antwort darauf. Zumal ich glaube keine Männer zu kennen, die irgendwie gewalttätig sind.

Aber ich habe eine Anekdote:

Als ich in den 70er Jahren Kind war, gab es den Begriff „Mobbing“ noch nicht. Wenn man als Junge – sagen wir mal Michael* – zum x-ten Mal von anderen Jungs drangsaliert oder sogar verprügelt wurde, hielten sich die Erwachsenen in der Regel raus. Es hieß dann „Hat dich Sven* schon wieder geärgert?“

Geärgert!

Nicht etwa aufgelauert, den Ranzen geklaut und weggeworfen, mich mit seinem Kumpels durch die Straßen gejagt, sondern „geärgert“.

Und wenn so etwas häufiger vorkam, wurden nicht etwa Sven und seine Kumpels zur Rechenschaft gezogen, sondern Michael hörte Sätze wie „Warum wehrst Du Dich nicht endlich?“ oder „Du musst den Sven dann eben mal so richtig hauen“. Und das war es dann.

Was wurde den Jungs also beigebracht?

Sven hat gelernt, dass er gut damit durchkommt, sich mit Gewalt auf Kosten anderer durchzusetzen. Mit 16 hat er nach dem Sport unter der Dusche den anderen erklärt, „wie man die Mädels rumkriegt“

Michael hat gelernt, dass ihm niemand hilft, sondern er als Opfer auch noch mitschuldig wird, wenn er nicht mit Gewalt antwortet.

Michael und Sven sind heute Mitte 50. Und die Mädels, die Sven damals „rumgekriegt“ hat auch.

Und ich hoffe für uns alle, für die Frauen und auch für die Männer, dass die Jungs heute nicht mehr so Scheisse erzogen werden.

*) Natürlich hieß der Junge nicht Sven und Michael auch nicht Michael und es ist nicht genau so passiert, aber Ihr versteht hoffentlich, was ich meine.

Wir müssen mal über den Tod reden

Wir, die ach so aufgeklärten westlichen Gesellschaften sollten uns dringend mal mit einem unserer größten Tabus unterhalten – den Tod. Das Thema verdrängen wir alle gekonnt so weit wie es geht. Die Aussicht auf den Tod – weder auf den eigenen, noch auf den von geliebten Wesen – halten wir mental nicht aus. Und daraus folgen einige sehr merkwürdige und unangenehme Haltungen und krudes Anspruchsdenken.

Mein aktueller Aufreger – die Debatte zur Organspende

Konkret meine ich die gerade zurückliegende Debatte über Organspenden anlässlich einer Gesetzesvorlage von Herrn Spahn.

Es hat mich fassungslos gemacht, wie die öffentliche Debatte ablief. Insbesondere, da hier wieder – wie leider momentan in fast jeder Debatte – Fakten nur sehr einseitig berichtet wurden und ansonsten mit fragwürdiger Moral ein gewisser Druck aufgebaut werden sollte.

Worum ging es?

Wir haben aktuell keine Regelungslücke zum Thema Organspende in Deutschland. Organentnahme ist verboten, es sei denn, der Spender hat sich zu Lebzeiten aktiv und nachweisbar dafür ausgesprochen.
Es wird also vorausgesetzt, dass sich die Spender bewusst mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

Der Gesetzentwurf sah jedoch vor, dass jeder der nicht ausdrücklich und offiziell widersprochen hat automatisch potentieller Organspender ist – also ggf. auch gegen seinen Willen oder gegen den Willen seiner Angehörigen am Sterbebett.

Meine Reaktion, als ich zum ersten mal davon gehört hatte:
Ich glaub es hackt!

Menschen sind doch keine Ersatzteillager!

Wir haben gerade so viele Debatten darüber, wie man die Natur, die Tiere, Menschen mit anderer Hautfarbe, Sexualität und Religion etc. endlich mit Respekt behandelt – und dann so etwas?

Als ob es eine moralische Pflicht wäre, seine Organe zur Verfügung zu stellen. Was kann denn noch übergriffiger sein, als jemandem seine Organe zu entnehmen, der dem nicht ausdrücklich zugestimmt hat?
Jedoch hat dieser inszenierte „moralische“ Druck im Bundestag nicht funktioniert. An dieser Stelle mein herzlicher Dank an die Abgeordneten.

Wo ist das Problem?

Wenn wir aktuell eine gute gesetzliche Grundlage haben – weshalb wurde der Anlauf zu Änderung unternommen? Die offizielle Begründung liest sich ungefähr so:

„In Deutschland warten zur Zeit todkranke 9.000 Menschen dringend auf ein Spenderorgan. Leider gibt es zu wenige Organspender. Daher muss die Zahl der potentiellen Spender erhöht werden.“

Da kann man doch nicht dagegen sein.

Ähm – doch. Ich stelle sogar schon mal das Ziel an sich in Frage.
Doch bevor ich das näher begründe, würde ich die gleiche Ausgangssituation mal etwas anders formulieren:

„9.000 todkranken Menschen und ihren Angehörigen wird in Deutschland durch die Apparatemedizin die Hoffnung auf Weiterleben suggeriert – wenn man nur genügend andere todkranke Menschen gleich nach ihrem Hirntod – aber noch vor dem körperlichen Tod – auseinandernehmen könnte.“

Derselbe Sachverhalt – aber etwas anders formuliert. Klingt nicht mehr so toll. Da kann man doch nicht dafür sein, oder?

An dem o.g. Gedankenspiel wird deutlich, dass die Frage keinesfalls einfach ist und eigentlich auch nicht moralisch beantwortbar. Es hat halt jeder seine eigene Moral. Hätten das alle so offen gesagt, wäre alles in Ordnung. Der Bundestag hat das auch respektiert und darum wurde in dieser Frage der Fraktionszwang aufgehoben.

Aber jetzt kommt der unseriöse Teil, der mich aufregt.

Die Kampagne

In diversen Publikationen wurde die Entscheidung des Bundestages als moralische Niederlage aufgefasst. Den Menschen, die keinen Organspendeausweis haben wurde unterstellt, dass sie nur zu faul und zu egoistisch seien und es deshalb gerechtfertigt sei, sie zu einer Entscheidung zu zwingen.

Was für eine Arrogante Überheblichkeit.

Als Beleg wurde angebracht, dass sich in Umfragen 85% positiv zu Organspenden geäußert hätten, aber „nur“ 36% der Deutschen einen Organspendeausweis hätten.

Kurzer Exkurs zum Thema Umfragen:
Zum Einen gibt es einen Effekt, dass Menschen nicht ihre echte Meinung äußern, sondern das, was sie für sozial erwünscht halten. Zum anderen sehe ich in diesen Zahlen keinen Widerspruch. Man kann etwas grundsätzlich positiv bewerten und trotzdem für sich selbst etwas anderes wünschen. Ich stehe zum Beispiel der Müllabfuhr positiv gegenüber, möchte aber selber nicht als Müllmann arbeiten.

Es gibt in den Zahlen also keinen Widerspruch und 36% potentielle Organspender halte ich für eine wahnsinnig hohe Zahl. So hoch, dass ich bezweifele, ob allen bewusst ist, was das im Ernstfall bedeutet.

Moral und Würde und Tod

Ein großes Thema sind seit Jahren die zunehmende Zahl von Patientenverfügungen. Immer mehr Menschen wünschen sich, in Würde sterben zu können – ohne an Maschinen in der Intensivstation angeschlossen zu sein.

Das schließt eine Organspende schon mal aus, weil die Entnahme von Spendeorganen nur in der extrem kurzen Zeitspanne zwischen Hirntod und organischem Tod möglich ist.

Oder – man stelle sich vor, dass möglicherweise noch Angehörige beim Sterben anwesend waren und die Ärzte schon auf die Uhr schauen, wann sie endlich mit der Organentnahme beginnen können, weil die Zeit knapp ist.

Meine Moral

Da ja so viel von Moral die Rede war – ich habe auch eine.

In den vergangenen Jahre habe ich mich aus verschiedenen Gründen gedanklich sehr intensiv mit dem Tod beschäftigt. Vor fünf Jahren ist meine Mutter gestorben – mit nur 63 Jahren. Mehrere mir nahestehende Personen sind schwerkrank und bereits dem Tode geweiht, obwohl sie noch relativ jung sind. An meinem letzten Geburtstag habe ich daran gedacht, dass ich mit meinen nun 52 Jahren nun bereits älter als mein Großvater und mein Vater geworden bin. Und als ich vor zwei Jahren den Entschluss gefasst hatte, meinen Motorradführerschein zu machen, habe ich mir die Frage „Was wäre wenn…“ gestellt.

Der Tod ist immer tragisch – aber er ist ist in jedem Fall unausweichlich. Ohne den Tod kann kein Leben existieren. Die Frage ist nicht ob, sondern wie.

Als ich das nicht nur im Kopf verstanden, sondern tief im inneren gefühlt und schweren Herzens akzeptiert hatte, dass wir alle nur auf Abruf auf der Welt sind, fühlte ich mich freier. Ich habe lange gebraucht um zu diesem Punkt zu kommen. Und dann stellt sich die Frage nach Organspende einfach nicht mehr. Ich halte sie schlichtweg für falsch.

Wenn ich religiös wäre würde ich das so ungefähr so begründen: „Der Mensch soll Gottes Wille respektieren“.

Nur – ich bin nicht religiös. Aber ich habe erst vor kurzem wirklich verstanden, was mir ein guter Freund vor 25 Jahren gesagt hatte. Damals war er frisch gebackener Arzt und hat auf den Onkologie gearbeitet. Er sagte sinngemäß: „Die Patienten fragen mich immer wie lange sie noch leben. Dabei ist die wirklich wichtige Frage nicht wieviel Zeit, sondern wieviel Lebensqualität ihnen noch bleibt.“

Oder kurz gesagt: Es geht um die Würde im Tod. Und die Würde wird m.E. sowohl den Organspendern, als auch den Empfängern genommen.

Das ist meine Moral. Sie ist vielleicht nicht besser, aber ganz bestimmt auch nicht schlechter, als die von anderen.

Fazit

Es gibt keine moralische Pflicht, sich nach seinem Tod ausweiden zu lassen. Falls man dem zustimmt, ist das eine ungeheuer barmherzige Geste. Das sollte aber bewusst geschehen und sollte mit den Angehörigen abgestimmt sein.

Umgekehrt hat niemand der o.g. 9.000 wartenden ein Recht auf ein Spenderorgan. Wenn er eine passendes bekommt und die Transplantation überlebt (was ja auch nicht selbstverständlich ist) ist es eine unfassbar große Gnade.

In diesem Sinne ist es so, wie es jetzt ist genau richtig.

Politische Überreaktion

Ich habe mich selbst so lange ich politisch denke – also ungefähr seit ich 10 Jahre alt war – immer gemäßigt links eingeordnet. Der stumpfe reaktionäre Mainstream der 70er Jahre war mir unerträglich und verhasst. Dieses bigotte Auftreten der alten Leute, die die Moralkeule vor sich hertrugen war und ist mir immer noch zutiefst zuwider.

Der Mainstream hat sich seitdem ganz gewaltig nach links verschoben. Müsste mir also doch eigentlich gut gefallen. Tut es aber nicht. Ich habe mit „Links“ mittlerweile genau so ein Problem wie mit „Rechts“ (falls diese Einteilung heute überhaupt noch Sinn macht).

Klar, man sagt ja, dass man mit zunehmendem Alter konservativer wird. Ein bisschen ist da was dran. Aber darum geht es mir gar nicht. Die großen Themen, die von den jungen Leuten angesprochen werden sehe ich als genauso wichtig an: Umweltschutz, Gleichberechtigung, Widerstand gegen Rechtsextremismus, usw.
Das sind ja alles Themen, die mir auch in meiner Jugend schon wichtig waren. Damit habe ich überhaupt kein Problem.

Womit ich aber ein ganz erhebliches Problem habe, ist die Art der (nicht-)Kommunikation. Diese häufige moralinsaure Besserwisserei, die ich damals von den alten Säcken kannte und die nun ausgerechnet ihre Enkel wiederaufleben lassen. Dieses bei jedem Thema meilenweit über das Ziel hinausschießen. Mein Problem dabei ist, dass man Leute vergrätzt und vor den Kopf stößt, die eigentlich in die selbe Richtung denken und völlig unnötig Gräben aufreißt.

Klar, wenn man ein Anliegen hat, muss man laut trommeln. Und wenn man die Bräsigkeit vieler älterer Leute sieht, die einfach überhaupt nichts ändern wollen – das kann einen schon zur Weißglut bringen. Ich möchte trotzdem mal drei Beispiele bringen, was ich mit „meilenweit über das Ziel“ meine:

Gleichberechtigung?
Neulich gab es einen Artikel (Zeit, Spiegel, Tagesspiegel – ich weiß nicht mehr wo) in dem Stand, dass es viele Männer nicht ertragen, wenn ihre Frauen gleich viel oder mehr verdienen.

Ja, o.k, kann sein. Gibt es bestimmt. Da möchte ich nicht widersprechen.

Was aber nicht einmal als Andeutung vorkam war die Frage, wie viele Frauen es nicht ertragen, wenn ihr Mann dauerhaft weniger verdient als sie selbst. Das ist nämlich ebenfalls ein erhebliches Problem, wie ich aus meiner eigenen Umgebung weiß. Und das trifft insbesondere auf BesserverdienerInnen zu, bei denen es eigentlich nicht so drauf ankommt. Die Richterin, die es nicht erträgt, dass ihr Mann „bloß“ Teamleiter einer IT Abteilung ist, die Chefärztin, der es auf Dauer nicht reicht, dass ihr Kerl „nur“ normaler Rechtsanwalt ist. Eigentlich war Geld kein Problem, und trotzdem hatten diese Frauen das Gefühl dass sie „einen Verlierer mit durchfüttern“. Eigentlich sind alle Frauen, die ich kenne, die sehr viel Wert auf ihre Karriere legen, letzten Endes auf eigenen Wunsch Single.

Warum lese ich von so etwas nicht einmal einen Halbsatz?

Verkehrswende
Die Verkehrswende ist absolut überfällig. Das sage ich als Besitzer von zwei benzingetriebenen Fahrzeugen, ehemaligem Vielflieger und jahrelangem Fernpendler. Ich habe die Hypermobilität in den letzten Jahren für mich selbst einigermaßen erfolgreich eindämmen können. Zudem verstehe ich als ehemaliger Stadtplaner auch ein bisschen was von der Materie.

Wir Planer wussten auch schon vor 30 Jahren, was man hätte tun müssen – aber es wurde weniger als nichts getan. Es wurde sogar alles noch schlimmer gemacht: Nebenstecken abgebaut, Shoppingcenter, Möbelhäuser und Baumärkte an die Autobahn gesetzt, Wohngebiete ohne ÖPNV Anschluss gebaut, Flexibilisierung der Arbeit, Dumpingpreise für Flugreisen…

Das muss aufhören. Schnell. Das Problem ist, dass jetzt nur darüber geredet wird, die Städte für Autos zu schließen. Das geht m.E. völlig am Problem vorbei und könnte am Ende sogar kontraproduktiv sein. Es geht nicht nur um Autos, sondern um den stetig steigenden Verkehr als ganzes. Ich schreibe dazu demnächst noch einen eigenen Artikel.
Der Verkehr ist nur das Symptom für andere Sachzwänge. Nur ein Detail: Wie wäre es z.B. damit dem Jobcenter klar zu machen, dass tägliches Pendeln über 100km pro Strecke eben nicht zumutbar ist, sondern einfach nur asozial. Wie wäre es, mit einer Stadtplanung, die von vornherein lange Wege vermeidet? Wie wäre es mit aktiver Wohnungs- und Standortpolitik?

Antifaschismus
Heute habe ich das erste mal jemanden aus meiner Facebook Kontaktliste gekickt. Ein Kontakt (Bereich Musik), den ich schon länger hatte, aber nie wirklich persönlich kennengelernt habe. Was war passiert?

Es gibt in Berlin einen Club mit dem etwas bräsigen Namen „Beate Uwe“. Diese Person stellte den Club plötzlich unter Faschismusverdacht, weil zwei NSU Terroristen diese Vornamen haben.

Ähm, ja, wie vermutlich noch eine Millionen anderer Deutscher.

Nun ist mein Ex-FB Kontakt nicht aus Deutschland. Daher nahm ich an, dass sie das Wortspiel mit „Beate Uhse“ nicht verstanden hat. Das ist halt so ein kulturelles Ding, das man vermutlich nur versteht, wenn man hier ausgewachsen ist. Also nahm mir die Freiheit, sie freundlich(!) darauf hinzuweisen, dass man als Deutscher vermutlich eher diese Assoziation, anstatt an Terroristen zu denken. Die Reaktion darauf war sinngemäß:
„Das mit den Terroristen sei doch offensichtlich. Sie sei nicht an irgend so einem deutschen Pornostar(!!!) interessiert. Ob ich mit einbilde, für alle Deutschen zu sprechen – and by the way who do you think you are, Daddy?“

WTF???

Auf meine immer noch höfliche Nachfrage, weshalb sie so aggressiv reagiere, hat sie nicht geantwortet. Dafür haben andere Leute geschrieben, dass das ein sehr entspannter Multi-Kulti-Club ist. Sie wurde wohl auch von dem Club direkt angeschrieben. Etwas pikant ist, dass sie selber DJ ist.

Man kann ja mal etwas falsch verstehen. Passiert. Aber dann sollte man wenigstens den Arsch in der Hose haben zu sagen „Sorry, ich habe da wohl etwas überreagiert“ anstatt andere Leute aggressiv anzupampen.

Berlin besteht gefühlt zu 50% aus solchen Soziopathen. Ich habe auf solche Leute einfach keinen Bock mehr.

Himmelfahrt zu MotoMonster in Groß Dölln

Staub, Lärm, Abgase, Geruch von Öl, Gummi und Benzin. Toll!

Himmelfahrt 2019 war ich bei MotoMonster in Groß Dölln. Ein Freund aus Hannover ist mit einer Schar Gleichgesinnter zu der Veranstaltung gekommen um dort zwei Tage lang mit seinem Motorrad über die Rennstrecke fahren zu können. Ein guter Anlass für einen Motorrad Tagesausflug um ihn zu treffen und mir das ganze einmal anzusehen. Ich war vorher noch nie bei irgendeiner Art Motorsportveranstaltung. In meiner Jugend habe ich mal Formel 1 Rennen im Fernsehen gesehen, aber das ist lange her und Live dabei ist doch deutlich anders.

Die Veranstaltung

Es ist keine Rennserie, wie z.B. die IDM (Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft). Hier sind normale Motorradfahrer am Start, die gerne mal legal und mit fachkundiger Unterstützung richtig schnell fahren möchten. Es sind keine Profis dabei, niemand wird richtig gesponsort.

Die Veranstaltung geht über mehrere Tage. Meist wird „frei“ gefahren, d.h. mit Zeitmessung per Transponder am Motorrad, aber ohne Start und Zieleinlauf, wie man es von den großen Rennserien kennt. Die Fahrer werden ihren Fähigkeiten entsprechend in vier Gruppen eingeteilt. Die Anfängergruppe fährt mit Instruktoren, die die richtige Linie, Schalt- und Anbremspunkte zeigen. In der besten Gruppe sind Fahrer unterwegs, die von den Fähigkeiten schon recht nahe an den Profifahren dran sind.

Die Art der Maschinen ist nicht reglementiert. In derselben Gruppe fahren hochdrehende, kreischende Drei- und Vierzylinder mit 600-750ccm genauso wie großvolumige, bollernde V2; mit Vollverkleidung oder ohne. Jeder wie er mag.

Aber nicht nur das unterscheidet die Veranstaltung von einem normalen Motorradrennen. Normal ist, dass es einen kleine Gruppe von Aktiven gib (Fahrer, Teams, Orga) und eine größere Menge Zuschauer. Hier nicht. Jeder der dort ist, macht auch irgendwie mit.

Eine Motorsportveranstaltung ohne Zuschauer!

Der Ort

Der Ort unterschiedet sich auch deutlich von einer normalen Rennstrecke. Es gibt keine Tribüne. Die Strecke – mit Ausnahme der Start/Ziel Geraden – kann man als Zuschauer auch überhaupt nicht richtig einsehen. Abgesehen von der eigentlichen Rennstrecke findet alles auf einer riesigen Betonfläche statt. Es gibt auch keine Infrastruktur – von Toiletten, Duschen und Stromversorgung mal abgesehen. Nicht mal ein Stand mit Würstchen oder Kaffee und das Bistro auf dem Gelände hatte geschlossen.

Hangar statt Tribüne

Hangar statt Tribüne

Alle Anwesenden sind mit Campingwagen, Transportern u.ä. gut vorbereitet und komplette ausgerüstet. Von Werkzeug über Benzin bis zum Proviant wurde alles mitgebracht. Das muss auch so sein, weil es im näheren und weiteren Umfeld außer Wald nichts gibt. Wirklich gar nichts! Ihr könnt ja mal die Karte ansehen und langsam raus zoomen.

Fahrerlager Überblick

Fahrerlager Überblick

Zeit, ein paar Worte über diesen recht speziellen Ort zu verlieren. Er liegt, wie auch meine letzten beiden Ausflugsziele (Stechlinsee und Friedrichswalde), ca. 70km nördlich von Berlin in Brandenburg. Die Landschaft ist dort extrem dünn besiedelt und hat riesige Waldflächen. Um zum Driving Center zu kommen, fährt man fast 20min. durch den Wald ohne an einem größeren Ort vorbei zu kommen. Wie ich im Artikel „Ostern am Stechlinsee“ beschrieben habe ist diese Abgeschiedenheit sehr schön und ruhig, aber sie wurde auch gerne genutzt, um irgendwelche unangenehmen Schweinereien in der Landschaft zu verstecken. Am Stechlinsee war das ein Atomkraftwerk, in Fürstenberg ein KZ und in Groß Dölln war es der größte sowjetische Militärflugplatz der DDR. Hier war ein mit Atomwaffen ausgestattetes Jagdbombergeschwader stationiert.

Vorfeld mit Hangars am Waldrand

Vorfeld mit Hangars am Waldrand

Die russischen Streitkräfte sind im Jahr 1994 abgezogen. Das riesige Areal wird heute zum größten Teil als Solarkraftwerk genutzt, Siemens betreibt dort eine Teststrecke für elektrische Lastwagen und „rechts oben in der Ecke“ ist das Driving Center, das hauptsächlich für Fahrtrainings genutzt wird.

Die Stimmung

Die Temperatur war sehr angenehm um 20 Grad, es war sonnig und staubtrocken (mal wieder die höchste Waldbrandwarnstufe). Da abgesehen von der eigentlichen Rennstrecke, die komplette Veranstaltung auf der riesigen Betonfläche des ehemaligen Vorfeldes stattfand, war ich über jedes bisschen Schatten froh. Die Jungs und Mädels (ja, es fuhren auch einige Frauen mit) waren super ausgerüstet und so konnte ich im Fahrerlager unter den Zeltdächern mit abhängen.

Das ist überhaupt der Charme für mich gewesen: der ständige Wechsel zwischen Entspannung, Konzentration und Adrenalin. Die Grundstimmung hat ein bisschen was von Campingplatz: Zunächst gemeinsames ruhiges rumhängen zwischen Transportern in Zelten auf Campingstühlen. Irgendwann steht jemand aus der Gruppe auf und bereitet sich und seine Maschine für den nächsten Lauf vor. Heizdecken auf den Rennslicks sorgen für den nötigen Grip, der Motor wird gestartet und grummelt vor sich hin, damit Öl und Wasser auf Betriebstemperatur kommen, die Schutzkleidung wird angelegt und dann geht es los.

Vorbereitung zum nächsten Lauf

Vorbereitung zum nächsten Lauf

Man stellt sich an die Betonmauer und schaut zu, wie die Fahrer um die Kurve auf die Zielgerade fahren und hoch beschleunigen. Bei der technischen Abnahme wird zwar auch eine Geräuschmessung vorgenommen, aber das ändert wenig daran, dass renntaugliche Motorräder bei voller Beschleunigung einfach extrem laut sind. Jetzt kommt doch etwas Rennfeeling auf – trotz des freien Fahrens.

Eingang zur Zielgeraden

Eingang zur Zielgeraden

Ein Lauf dauert zwischen 15 und 20 Minuten und danach kommen die Fahrer zurück in die Boxengasse, hieven ihre Maschinen wieder auf die Montageständer, analysieren den Lauf und lassen sich dann zur Erholung wieder in die Campingstühle sinken.

Blick in die Boxengasse

Blick in die Boxengasse

Fazit

Der Tag war interessant und spannend. Er hätte sogar ganz hervorragend sein können, wenn ihn nicht zwei Dinge getrübt hätten:

Ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, hier meine Schwester zu treffen, die ursprünglich dabei sein wollte. Leider hatte sie ein paar Tage vorher eine Operation und war für die lange Anreise noch nicht genügend genesen. Sehr schade.

Rettungshubschrauber hebt ab

Rettungshubschrauber hebt ab

Den zweiten richtigen Dämpfer gab es gegen Mittag, als einer aus der Truppe auf der Strecke gestürzt ist und mit mehreren Knochenbrüchen per Helikopter in das Unfallkrankenhaus nach Eberswalde (Immerhin 27km Luftlinie) geflogen werden musste. Trotz guter Vorbereitung und Material (sehr viele fahren mit Airbag-Weste) bleibt Rennsport natürlich eine nicht ungefährlich Sache. Die Risiken sind den Teilnehmern voll bewusst. Mein Freund hat seinen nächsten Lauf daraufhin abgesagt, weil er „mental nicht ganz bei der Sache“ gewesen wäre.

31c3 – Mein Fazit

Auch in diesem Jahr war der Chaos Communication Congress wieder eine Reise wert. Man konnte in einer interessanten, bunten und lustigen Umgebung interessante Vorträge hören, mit netten Leuten reden und spannende Basteleien bewundern.

Neben einer überwiegend guten Netzwerkanbindung gab es ein internes Telefonnetz, in das man sich sowohl mit einem normalen DECT Schnurlostelefon, als auch mit einem GSM Mobilfunktelefon einbuchen konnte. Das Netz wird primär zur internen Organisation genutzt, man konnte darüber aber auch Simultanübersetzungen der englischen Voträge ins Deutsche lauschen oder irgendwelche Spielereien damit machen.

Das fünfte GSM Netz in Hamburg - 31c3

Das fünfte GSM Netz in Hamburg - 31c3

Obwohl die Veranstaltung wie üblich vier Tage dauerte, konnte man nur einen Bruchteil erfassen, denn sie ist mit mittlerweile über 10.000 Besuchern und vier parallelen Tracks und unzähligen Workshops einfach riesengross geworden. Die Vorträge kann man sich aber auch später ansehen, weil sie bald ordentlich geschnitten auf Youtube CCC Kanal zu finden sein. Es ist ohnehin unglaublich, wie professionell eine derart große Veranstaltung von den ehrenamtlichen Helfern organisiert ist. RESPEKT!

31c3 Übersichtskarte

31c3 Übersichtskarte

Die Übersichtskarte (Link zur Originaldatei) kann einen groben Eindruck von der Größe der Veranstaltung geben. Das Gewusel und die tausend liebevollen Details kann man dagegen leider kaum vermitteln, auch weil in den optisch besonders spannenden Bereichen nicht fotografiert werden darf.

In mehreren Hallen und Räumen sowie auf den Zwischengeschossen (zusammen etliche tausend Quadratmeter) stehen im Halbdunkel Tisch an Tisch an denen dicht gedrängt Leute irgendwelches spannende Zeug machen: Programmieren, schreiben, diskutieren, 3D Modelle erstellen und ausdrucken. Es sind Vinycutter, Industrienähmaschinen, Strickmaschinen, Lasercutter im Einsatz. Es werden Lichspielereien mit LEDs gezeigt, Anzeigetafeln und mechanische Displays zur Anzeige von irgendwas genutzt. Erwachsene Menschen tummeln sich im Bällchenbad und über allem kreisen hin- und wieder Quattrocopter. Liebevoll gestaltete Banner und Schilder zeigen, welche Gruppen an den Tischen sitzen.

Zwei Freunde, die zum ersten mal den Kongress besuchten, waren von der Kreativität der Besucher begeistert. Ständig umlagert war zum Beispiel der riesige Drumcomputer, der sich optisch an der klassischen Roland TR-808 von 1980 orientiert, jedoch mit echten Instrumenten ausgestattet ist. Die Besucher konnten an zwei Tabletcomputern live die Rhytmen ändern, die die Maschine spielte.

Drummachine á la TR-808

Drummachine á la TR-808

Leider noch keine Morgendämmerung

Soweit war alles unterhaltsam, schön und lustig. Ein Wehmutstropfen bleibt allerdings: Den Optimismus, den das diesjährige Motto „a new dawn“ verbreiten sollte, konnte ich leider nicht ganz teilen. Der Snowden Schock sitzt tief, auf politischer Ebene lässt sich kein Wille zur Korrektur der Fehlentwicklungen der letzten Jahre ausmachen und die Technik ist noch immer auf allen Ebenen angreifbar. Es werden zwar kryptographische Methoden genauer, als früher analysiert, die Frage gestellt, wie Verschlüsselung für normale Menschen verständlich gemacht werden kann und es gab auch Ansätze, die Struktur der gegenwärtigen IT Systeme grundlegend zu entrümpeln, aber ehe diese Massnahmen greifen, werden noch mehrere Jahre ins Land gehen, während schon die nächsten Alpträume, wie Smarthomes und „Industrie 4.0“ und „Smart-Cars“ vor der Tür stehen.

Off Topic:

Lobend möchte ich die Hamburger Bäckereikette von Allwörden erwähnen, bei denen ich morgens zu frühstücken pflegte. Dort gibt es richtig gute belegte Brötchen in einer Qualität, wie ich sie zuletzt vor 30 Jahren bekommen habe: Knusprig gebacken, die richtige Größe, weder zu luftig, noch zäh und geschmiert mit echter Butter und nicht diesem besc… Remoulade-Zeug, wie man es bei den ganzen ekligen Billig-Backshop Ketten vorgesetzt bekommt. Teurer ist es zudem auch nicht.

Vorfreude auf „a new dawn“

Huch, der dritte Adventssonntag ist auch schon wieder fast rum. Bald ist Weihnachten und dann ist wie in jedem Jahr… DER KONGRESS!!!

Die Ankündigungen der Vorträge, Sessions und Assemblies des 31. Chaos Communication Congress lesen sich auch in diesem Jahr wieder vielversprechend. Sicherlich – der grosse mediale „Knall“ wird nach den spektakulären Enthüllungen des letzten Jahres vermutlich ausbleiben. Der Umfang der Snowden Enthüllungen hatte ja selbst die hartgesottensten Pessimisten sprachlos hinterlassen, weshalb der 30. Kongress auch kein Motto hatte. Meine Prognose lautete im letzten Jahr, dass es mindestens ein Jahr dauern würde, ehe man sich über die gesellschaftliche, technische und wirtschaftliche Tragweite wirklich bewusst werden würde. Die Spontanreaktion „wir müssen jetzt alle unsere E-Mails verschlüsseln“ habe ich jedenfalls eher als hilflosen pawlowschen Reflex empfunden.

Daher bin ich gespannt, ob es schon Dankansätze zur Überwindung der gesellschaftlichen und technischen Fehlentwicklungen der letzten Jahre geben wird. Das diesjährige Motto „a new dawn“ verheisst jedenfalls Hoffnung und das Logo sieht toll aus!

Tolles Logo und hoffnungsfrohes Motto zum 31C3

Abgesehen von den schweren Themen freue ich mich auf jeden Fall auf eine bunte, spannende, inspirierende, vier Tage lange Party technikbegeisterter Menschen.

 

Sonne, Handwerk, Golf und Dinosaurier

Ein tolles Wochenende liegt hinter mir. Der Freitag Abend begann in der Z-Bar mit zwei wunderbar schrägen Folgen der Schmusetiersoap „Humana – Leben in Berlin„. Sehr lustig!

Da der Samstag Morgen bereits mit richtig schönem Wetter begann, beschloss ich, gleich nach dem üblichen Einkauf endlich mal dem Auto die Sommerschuhe anziehen. Unter der Woche komme ich einfach nicht zur Werkstatt, deshalb habe ich seit Jahren das erste Mal selber wieder zum Werkzeug gegriffen. Obwohl ich es ja nicht so mit Hardware habe – ging problemlos. Stolz!

Endlich Sommerräder

Endlich Sommerräder

Der Sonntag war dann „Fun-packed“. Erst mal ausschlafen, lecker Frühstücken und dann zum Golfplatz. Noch etwas frischer Wind, aber sonnig. Feinstes Cabriowetter. In Pankow angekommen, stellte ich fest, dass der Rasen auf dem Platz mittlerweile ganz vernünftig aussieht. Dementsprechend war zwar ordentlich Betrieb auf der Driving Range, aber da sich die meisten dort nur für eine Runde warmspielten, war es kein Problem, einen Platz zu bekommen. Meine Abschläge werden mittlerweile auch etwas besser. Ich könnte so langsam mal wieder richtig auf den Platz.

Betrieb auf dem Golfplatz

Betrieb auf dem Golfplatz

Danach ging es in den Plänterwald um Bärlauch zu holen. Das war auf den letzten Drücker, weil er schon kurz vor der Blüte stand.

Bärlauch

Bärlauch

Auf dem Rückweg stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass der ehemalige Spreepark im Plänterwald (ein bisschen) geöffnet war. Man durfte in den vorderen Teil und mit der Parkbahn eine Runde drehen. Das restliche Gelände darf man jedoch – wie bisher – nur mit einer Führung betreten.

Spreepark Dinosaurier

Spreepark Dinosaurier

Spreepark Wildwasserbahn

Spreepark Wildwasserbahn

Retroflash III: Duinomite im Selbstversuch

In meinem letzten Artikel hatte ich ja bereits mit einigen extrem simplen Computerchen geliebäugelt. Da ich momentan endlich mal ein wenig Zeit für mich selbst habe, habe ich spontan zugeschlagen und mir den vermutlich billigsten, zur Zeit erhältlichen Computer bestellt: Den auf Geoff Grahams Maximite basierenden Duinomite, der von Olimex hergestellt wird. In der einfachsten Version ist er für knapp über €20,- erhältlich. Ich habe mit die grössere und etwas teurere „Mega“-Version bestellt, die einige zusätzliche Schnittstellen hat – der kleine hätte es allerdings eigentlich auch getan.

Frisch ausgepackt: Duinomite

Frisch ausgepackt: Duinomite

Nach zwei Tagen hielt ich dann die kleine Platine in den Händen. Der eigentliche Computer ist der winzige Chip (1cm x 1cm) in der Mitte; Ein PIC32 Microcontroller auf dem neben dem eigentlichen Prozessorkern auch gleich noch der Arbeitsspeicher, der Basicinterpreter und die Grafikerzeugung untergebracht sind. Den meisten Platz nehmen die verschiedenen Anschlüsse ein. Aber genug der Vorrede und frisch ans Werk.

Ausser dem Rechner wird benötigt:

  • Die Stromzufuhr: ein normales Steckernetzteil mit 9V Ausgang und einem 2,1mm Stecker, bei dem der Pluspol in der Mitte liegt.
  • Eine Tastatur: Eine normale PC Tastatur mit PS2 Anschluss – vorzugsweise mit englischer Beschriftung, weil man sonst laufend auf der Suche nach den verschiedenen Sonderzeichen ist und z und y vertauscht.
  • Ein Bildschirm: Standard ist der Anschluss an einen irgendeinen normalen VGA Monitor.
  • Wer mag, kann auch noch Lautsprecher per 3,5mm Klinkenstecker anschliessen.
  • Daten werden übrigens auf micro-SD-Cards gespeichert.

Alles ist Ratz-Fatz verkabelt und sieht dann so aus:

Duinomite Setup

Duinomite Setup

Nach dem Einschalten sieht man einen schwarzen Bildschirm auf dem in den oberen zwei Zeilen Angaben zum eingebauten Basic Interpreter stehen:

DMBasic Build Date: Jul 23 2012 Time:13:59:28
www.olimex.com, Based On MMBasic By Geoff Graham

Darunter blinkt ein Cursor und wartet auf Eingaben. Genau wie in den alten Zeiten gibt es kein eigentliches Betriebssystem, sondern man kann (muss) quasi sofort mit Basic anfangen. Ich hatte mir im Vorfeld bereits zwei kleine Spiele von Github heruntergeladen und auf die microSD Karte gespeichert. Der Befehl FILES listet den Inhalt der Speicherkarte auf, mittels CHDIR „maxman“ kommt man in das Unterverzeichnis mit dem Spiel und startes es mit RUN „maxman.bas“. Daraufhin erstmal eine kleine Runde gezockt…

MaxMan auf Duinomite

MaxMan auf Duinomite

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass der Rechner nur Schwarzweisss Darstellung beherrscht? Dem Full-HD Monitor kommt die Auflösung von 480 x 432 Pixel auch ein wenig seltsam vor und er versucht mich davon zu überzeugen, den „PC“ auf eine normale Auflösung einzustellen… ;-)

Heute habe ich mich dann selber daran probiert, das Computerchen zu programmieren und ein mini-Spielchen geschrieben. Der Basic Interpreter ist sehr stark an das alte Microsoft Basic angelehnt – also alles supereinfach. Man kommt in Nullkommanix rein.

Allerdings ist man heutzutage durch Integrierte Entwicklungsumgebungen, objektorientierte Programmierung und riesige Bildschirmauflösungen natürlich ganz schön verwöhnt. Da sind ein einfacher Zeileneditor, nummerierte Programmzeilen ohne Einrückungen u.ä. natürlich am Anfang etwas herb.

Macht trotzdem Spass. Der Duinomite ist eigentlich kein Computer, sondern eine Zeitmaschine, die mich mal eben in meine Jugend zurückkatapultiert hat. ;-)

Aber im Ernst: Man könnte ihn tatsächlich auch für nützliche Basteleien einsetzen. Er ist einfach zu programmieren, verhältnismässig flink und hat einige interessante Schnittstellen, wie RS232C, UEXT, CAN an Bord und Steckerleiten, die Arduino-kompatibel sind.

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