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Superbooth 2025

Vor drei Jahren habe ich bereits über “Die wahrscheinlich lässigste Musikmesse der Welt” berichtet. Und auch in diesem Jahr traf sich in der Wuhlheide in Berlin vom 8. bis zu, 10. Mai das Who-is-who der elektronischen Musikszene zur Superbooth. Diese Mischung aus Messe, Festival, Szenetreff und Zeltlager im Wald ist international einzigartig. Es sind sowohl die großen, bekannten Marken (Moog, Korg, Yamaha) vertreten, aber auch viele kleinere und unabhängige Einmann-Firmen.

Seebühne am FEZ – Entspannen beim Soundset

Cooles Ambiente, coole Besucher

Das Wetter spielte auch in diesem Jahr mit: sonnig, trocken, nicht zu warm und nicht zu kalt – nicht ganz unwichtig, wenn die Hälfte der Veranstaltung draußen und in Zelten stattfindet.
Das entspannte Ambiente trägt dazu bei, dass hier alle auf Augenhöhe miteinander agieren. Man ist gemeinsam an cooler Musik und spannend klingenden Dingen interessiert. Und so kann man auch bekanntere Leute mal eben in der Schlange vor dem Espresso Stand in eine kleine Fachsimpelei verstricken.

Festivalfeeling in der Zeltstadt

Oder man lässt sich in einem Zelt irgendein obskures Gadget, wie den Taschentracker M8 (s.u.) vorführen, während direkt daneben jemand um ein gemeinsames Foto gebeten wurde. In meinem Fall war das Lisa Bella Donna, eine US Amerikanische Komponistin, die für ihre Werke an Modularsythesizern bekannt ist. Ich sollte sie etwas später nochmals eher aus Versehen auf dem Stand von Moog sehen, als ich den neuen, kleinen Moog Messenger ausprobiert habe. Dort gab sie ein kleines aber sehr feines viertelstündiges Set zum Besten. Wunderbar!

Soundset von Lisa Bella Donna am Stand von Moog

Auch sonst sind mir viele – zumindest in der Szene – bekannte Gesichter aufgefallen. Natürlich Herr Schneider von Schneidersladen, der die Superbooth organisert hat, Dieter Döpfer, der mit der Erfindung des Eurorackformates die Renaissance analoger Modularsysnthesizer eingeleitet hat, diverse Blogger, wie BoBeats, True Cuckoo, Nick Batt von Sonicstate und Anthony Marinelli. Der hat als Studiomusiker bereits am Thriller Album von Michael Jackson mitgearbeitet. Er saß saß locker mit einem Getränk auf einer Bierbank unter ‘nem Baum und unterhielt sich mit mit zwei Kumpels – genauso wie irgendein Dude aus Kreuzberg. Witzigerweise ist das bereits der zweite Musiker, den ich aus der Nähe gesehen habe, der mit Michael Jackson gearbeitet hat. Vor Jahren saß ich in der SAE in Kreuzberg bei einem kleinen Workshop zu Modularsynthesizern und habe erst im Nachhinein erfahren, wer dieser nette, ältere Herr namens Michael Boddicker eigentlich ist. Schön zu sehen, dass das alles ganz normale, freundliche Menschen sind.

Messefeeling in der Turnhalle

Cooles Spielzeug

Genug Namedropping – was für Spielzeug fand ich denn interessant? OMG – viel zuviel, als dass ich hier alles aufzählen könnte. Ich nehme einfach mal drei je Produkte aus den beiden Kategorien Tracker und Komplettsynthesizer.

Tracker und Grooveboxen

Tracker und Grooveboxen sind kompakte Geräte, mit denen man “Tracks zusammenbauen” kann. Also eher kleine Studios im Taschenformat, als “richtige” Instrumente, die man in zusammen mit anderen spielt. Manche lassen sich sogar unterwegs nutzen und können so als elektronisches Notizbuch für Songideen dienen. Von den kompakten Maßen soll man sich nicht täuschen lassen: Klangmäßig haben die es mächtig drauf.

Teenage Engineering OP-XY

Die schwedische Firma Teenage Engineering war im Außenbereich mit einem Campingbus und einem Partyzelt vertreten, unter dem auf einem Klapptisch diverse Geräte zum Ausprobieren lagen. Darunter war auch der OP-XY, der ein bischen an den Casio VL-1 Taschenrechner erinnert, den 1981 Trio bei ihrem Hit “Da da da” verwendet haben. Nur dass der OP-XY super klingt, extrem solide gebaut und mit ca. €2.300,- schweineteuer ist.

Polyend Tracker +

Deutlich günstiger (ca. €800,-), aber größer und ohne eingebauten Akku nicht mehr wirklich portabel nutzbar ist der Polyend Tracker +. Er hat ein weniger “musikalisches” Bedienkonzept, als der OP-XY: Es ist ein Tracker – ein Konzept, mit dem auf den frühen Heimcomputern wie C64 oder Amiga mit sehr begrenztem Speicher lange Musikstücke komponiert wurden. Diese sind eine Kette von Pattern mit Abspielinformationen (Spur, Tonhöhe- und Länge, verwendeter Klang usw.). Die Benutzeroberfläche ist quasi ein direkter Blick in die Speicherzellen des Gerätes. Das klingt zunächst weder intuitiv, noch sehr musikalisch, ist aber sehr mächtig, wenn man den Dreh erst mal raus hat.

Dirtywave M8

Das selbe Prinzip nutzt auch der M8 von Dirtywave (ca. €600,-). Hier aber mit extrem reduzierter Benutzeroberfläche, und eingebautem Akku. Das Produkt, das über mehrere Jahre aus einem DIY Bastelprojekt weiterentwickelt wurde, besticht durch sehr solide Hardware. Das perfekte musikalische “Notizbuch”, wenn man unterwegs ist. Die Lernkurve ist aber recht steil.

Weitere ähnliche Geräte, die ich leider nicht ausprobiert habe sind Ableton Move (ca. €450,-) und der BENTO von 1010music (ca. €1.100,-) . Diese Geräte sind mir leider erst im Nachgang aufgefallen.

Komplettsynthesizer
Kommen wir nun zu “richtigen” instrumenten – den Komplettsynthesizern. Damit meine ich Instrumente, die nicht erst zusammengesteckt werden müssen und mit Klaviatur spielbar sind.

Als neues, günstiges Einsteigermodell besticht der monophone Moog Messenger mit dem fetten Sound, für den die Firma seit Jahrzehnten bekannt ist. Die Verarbeitungsqualität mit dem Metallgehäuse und den Moog-typischen Reglern ist gut. Bei einem Preis von gerade mal €850,- kann man nicht ganz, die seidenweiche Bedienung der größeren Moog erwarten, aber In dieser Preisklasse spielt der Messenger ganz vorne mit.

Moog Messenger

Eine andere, legendäre Synthesizerschmiede ist Oberheim. Der TEO-5 wurde zwar bereits letztes Jahr vorgestellt, aber ich habe ihn erst jetzt in die Finger bekommen. Das kompakte und leichte Gerät ist mit €1.600,- für einen Oberheim sehr günstig. Dafür bekommt man ein kompaktes und leichtes Gerät mit 3 1/2 Oktaven Klaviatur, jede Menge Knöpfe und Drehregler. Man muss auf solche Dinge, wie Holzpaneele und extrem hochwertige Regler verzichten, aber das bedeutet nicht, dass das hier eine billige Kiste wäre. Sieht gut aus, fühlt sich gut an und der Klang ist absolute Sahne – sowohl qualitativ, als auch vielseitig. Und das allerwichtigste: Ich finde ihn sehr zugänglich. Ich hatte einfach mal ein paar Presets genommen und dann daran ein bisschen rumgeschraubt. Irgendjemand nahm einfach mal den zweiten Köpfhörer und hat mir bei meinen Klangimprovisationen zugehört. Wir waren beide sehr angetan.

Oberheim TEO-5

In einer deutlich höheren Preisklasse (€3.700,-) spielt der Arturia Polybrute 12. Wie der Moog und der Oberheim nutzt auch der Arturia Analogschaltkreise zur Klangerzeugung. Das Metallgehäuse mit Holzpaneelen ist absolut top verarbeitet. Ein echter Brocken – sowohl was Gewicht (23kg), als auch die Klänge angeht. Auch hier sind Klänge von kristallklar bis ultra-fett möglich. Das Besondere sind hier die ausgefeilten Möglichkeiten, die Klänge während des Spielens zu beeinflussen. Die 5 Oktaven Tastatur hat polyphonen Aftertouch. Zu den üblichen Pitch-Bend und Modulationsrädern kommen ein Sensorfeld auf der Holzleiste über den Tasten und die X/Y/Z Sensorfläche links von den Tasten dazu. Über das Matrixfeld kann man einstellen, welche Spielhilfe welchen Klangparameter steuern soll.
Somit ist ein unheimlich nuanciertes Spiel mit Soundmorphing möglich.

Arturia Polybrute 12

Diese Geräte zeigen eine unglaubliche Spannbreite. Man kann nicht einfach sagen “Je teurer, desto besser”, sondern je nach Vorlieben und Einsatzzweck kann auch das günstigste Gerät das beste sein. Gut klingen tun alle. Ich habe mich im Nachgang gefragt, welches Instrumente ich am liebsten mitgenommen hätte. Bei den Gadgets wäre es der M8 Tracker und bei den Instrumenten der Oberheim TEO-5.

Tatsächlich habe ich aber nichts gekauft, weil ich mit meinem kleinen digitalen “Studio” gerade sehr zufrieden bin. Dennoch war der Besuch der Superbooth mal wieder ein Fest.

Musikinstrumentenmuseum Berlin

Am letzten Sonntag gab mir der Internationale Museumstag den Anlass nach interessanten Museen in Berlin zu schauen. Ich stieß auf das Musikintrumentenmuseum, das an diesem Tag für 12:00 eine Einführung in Modularsynthesizer angekündigt hatte. Zwar kenne ich das Prinzip der analogen Klangsynthese und habe auch selber ein kleines Modularsystem, aber die Vorführung sollte von einem Mitarbeiter von Schneidersladen durchgeführt werden. Die organisieren auch die jährliche Musikmesse “Superbooth“, auf der ich mich die Woche zuvor bereits gut unterhalten habe (Bericht folgt noch).

Die Sammlung des Musikinstrumentenmuseums Berlin

Das Museum befindet sich neben der Philharmonie in Tiergarten und ist im Wesentlichen ein einziger, sehr großer Raum im Staatlichen Instituts für Musikforschung. Die Sammlung umfasst Instrumente vom 16. bis zum 21. Jahrhundert und ist breit gefächert, obwohl es sich überwiegend um europäische Instrumente handelt. Es gibt diverse Holz- und Blechblasinstrumente, Saiteninstrumente zum Zupfen und Streichen, Tasteninstrumente vom Nähkastenklavier über Cembalo, Spinett, Piano und Konzertflügel, sowie Orgeln in allen möglichen Größen und Einsatzzwecken. Das Museum hat ebenfalls einige sehr interessante elektronische Musikinstrumente.

Ich empfand es als eine kleine Herausforderung, dem Drang zu widerstehen, zumindest die Tasteninstrumente kurz auszuprobieren. Wann steht man schon mal vor einem erstklassig erhaltenen und spielbereiten Cembalo, das Königin Sophie-Charlotte von Preußen gehört hat?

Nachdem ich mir einen ersten Überblick über die historischen Instrumente verschafft hatte, fing die Demonstration des Modularsynthesizers an. Nachdem die Grundlagen der additiven Klangsynthese (Oszillator, Filter, Hüllkurben,…) demonstriert waren, wurde deutlich, dass ein Modularsynthesizer weit über die üblichen Vorstellungen darüber, was ein Musikinstrument ist hinausgeht. Man kann Tasten zum Spielen verwenden, aber es gibt auch ganz andere Eingabemöglichkeiten – Kontaktflächen, Gitarren, ja sogar Hirnströme oder elektrische Impulse beim Pflanzenwachstum. Oder das Instrument spielt sich selbst, in der Vorführung z.B mit einem Stepsequenzer. Ich empfand die knappe Stunde als kurzweiligen Crashkurs.

Einführung in Modularsynthesizer

Eigentlich wollte ich nun gehen, aber es begann eine Führung durch die Ausstellung, der ich mich anschloss. Dabei wurden einige typische Instrumente geschichtlich und funktional erläutert und auch kurz demonstriert. Darunter waren Trompete, Klarinette, Regal (eine Art Hausorgel), Geige (je eine normale und eine Taschengeige), Cembalo, Klavier und Hammondorgel. Den krönenden Abschluss boten Vorführungen der Kirchenorgel, die drei Geschosse hoch ist und ganz zum Schluss mehrere Filmmusikstücke auf der “Mighty Wurlitzer” – einer Theater- und Kinoorgel aus dem Jahr 1929. Die letzten beiden Instrumente wetteiferten dabei um den Titel des lautesten Instrumentes – ich würde sagen unentschieden.

Kirchenorgel im MIM

Die Wurlitzer ist insofern besonders, dass bereits der Spieltisch mit vier Manualen bombastisch aussieht, aber das eigentliche Instrument in den drei darüber liegenden, mit Schallklappen versehenen Räumen(!) untergebracht ist. In die Räume kann man von hinten auch durch Fenster hineinsehen. Darin sind nicht nur Orgelpfeifen, sondern auch Röhrenglocken, Marimba, Schlaginstrumente und Einrichtungen für diverse Klangeffekte untergebracht. Sehr interessant!

Spieltisch der “Mighty Wurlitzer”
Gesamtansicht der “Mighty Wurlitzer”. Drei Räume hinter braunen Schallklappen

Und selbst in der Abteilung für elektronische Instrumente sind einige charakterische Exponate vorhanden, darunter ein Mellotron, ein EMS Synthesizer, ein Emulator II und das seinerzeit irrsinnig teure Synclavier II (ca. $250.000 in 1984). Vom Melotron gab es eine elektronische Emulation, die man ausprobieren konnte, ebenso wie ein Theremin. Das Highlight für mich, war aber das Mixturtrautonium, auf dem Oskar Sala die Geräusche für Alfred Hitchcocks “Die Vögel” eingespielt hat. Auch dieses Instrument wurde kurz vorgeführt.

Mixturtrautonium von Oskar Sala
NED Synclavier II

Der Besuch war sehr interessant und unterhaltsam. Ich dachte, dass mein Besuch eineinhalb oder zwei Stunden dauern würde. Stattdessen war ich über vier Stunden dort. Für Musikinteressierte ist das Museum sehr empfehlenswert – insbesondere, wenn man einer Führung oder Vorführung beiwohnen kann.

(Wieder) fotografieren lernen

Das Jahr 2025 ist erst ein paar Tage alt, aber ich habe mich gleich daran gemacht, meinen Vorsatz für das neue Jahr umzusetzen. Ja, tatsächlich den einen Vorsatz:

Wieder fotografieren zu lernen.

Das kam so:
Zwischen den Festen war es sonnig und frostig und ich wollte ein paar schöne Bilder in den ehemaligen Rieselfeldern in der Nähe von Buch aufnehmen. Ich sah schon Bilder von Galloways, Wisenten und Koniks in der Sonne vor Rauhreif vor mir. Also habe ich mir meine gute Kamera (siehe unten) geschnappt und los ging es.

Das Wetter machte mir gleich den ersten Strich durch die Rechnung. Als ich ankam, war die Sonne verschwunden, der Himmel dunkelgrau und der Rauhreif taute gerade weg. Mit den Tieren hatte ich mehr Glück. Ich habe eine kleine Herde flauschiger Koniks gesehen und kam auch recht nah heran. Zwei dieser niedlichen Pferdchen haben auch schön Modell gestanden und mich lieb angeguckt. Und bei den Wisenten gab es sogar Nachwuchs, der im Stroh neben der Krippe lag. Was für ein Glück!

Leider stellte ich zu Hause fest, dass ich die meisten Bilder komplett verhunzt hatte. Motiv und Blickwinkel waren meist noch gut, aber die Belichtung so mies, dass ich auch mit digitaler Nachbearbeitung nichts mehr retten konnte. Gerade um die Bilder mit den kleinen Wisenten war es wirklich schade.

Ich habe keine ernsthaften Ambitionen als Amateurfotograf, aber immerhin war ich damals in der Schule in der Foto AG und hatte meine S/W Fotos selbst in der Dunkelkammer belichtet. Mein Opa hatte mir sogar eine Praktika TL1000 Spiegelreflexkamera mit ein paar Objektiven geschenkt. In den folgenden Jahrzehnten hatte ich mir auch hin- und wieder mal ein aktuelles Modell zugelegt. Darunter waren Canon EOS 1000F (analog Spiegelreflex) , Nikon F90 (analog Spiegelreflex) oder Nikon D40 (digitale Spiegelreflex) und seit ein paar Jahren eine Olympus OM-D E-M10II (digitale MFT Systemkamera). Alles nicht ganz High-End, aber wenn man damit schlechte Bilder macht, ist das Problem hinter dem Sucher.

Also – wie konnte das passieren?

Ich habe in den letzten Jahren einfach nur noch mit dem Smartphone fotografiert geknipst. Ist ja auch praktischer, als eine sperrige Fotoausrüstung. Das Ding hat man halt immer dabei und es ist schnell. Einfach Bildausschnitt wählen, draufhalten abdrücken und fertig.

War da sonst noch was?
Brennweite? Ist fix. ISO, Blende, Belichtungszeit? Egal! Das Foto wird sowieso automatisch schöngerechnet.

Und so hatte ich den ganzen Kram über die Jahre vergessen. Ärgerlich!
Also habe ich mir vorgenommen, die Theorie wieder aufs Neue zu lernen und auch gleich mal angefangen. Zum Beispiel mit Objekten (hier ein kleines Kunstobjekt von Petra Tödter).

ISO 200, 42mm, f/5,6, 1/10 Sekunde
ISO 200, 42mm, f/10,0, 1/3 Sekunde

ISO 200, 42mm, f/20,0, 1 Sekunde

Was habe ich hierbei (wieder) gelernt:

  • Der Fokus auf das nahe Objekt (ca. 1/3 Abstand zum Objekt und 2/3 zum Hintergrund)
  • Offene Blende und kurze Belichtung zum Freistellen mit unscharfem Hintergrund
  • Geschlossene Blende und lange Belichtung für Tiefenschärfe.

Auf dem Spaziergang durch den Park fiel mir auf, dass die Haselnussbäume bereits Samen bilden. Nach mehreren Versuchen gelang mir dieses Bild:

ISO 400, 42mm, f/5,6, 1/100 Sekunde

Das Freistellen mit Brennweite und Blende gelang gut. Die Belichtungsmessung habe ich auf mittenbetonte Integralmesseung verstellt und da der Autokus konsequent die Baumrinde spannender fand, habe ich ihn ausgeschaltet und manuell scharfgestellt.

Auch nicht ganz ohne – Nachtaufnahmen. Die ersten beiden Bilder habe ich mit einem Zoomobjektiv (Panasonic Lumix 14-42mm 1:3,5-5,6) geschossen und das letzte mit einer lichtstärkeren Festbrennweite (Panasonic Lumix 14mm 1:2,5).

ISO 200, 16mm (Zoom), f/4,5, 10 Sekunden
ISO 800, 14mm (Zoom), f/4,5, 3 Sekunden
ISO 800, 14mm (Festbrennweite), f/2,8, 1 Sekunde

Interessant an der Bildserie, wie schnell sich der Mond bewegt. Die Aufnahmen habe ich innerhalb weniger Minuten gemacht. Beim ersten Bild bewegen sich die Wolken so schnell, dass sie unscharf sind. Beim letzten Bild habe ich mir leider Reflexionen (zwei rote Punkte links vom Mond) eingefangen.

Was habe ich hier gelernt:

  • Bei Nachtaufnahmen scheint ein möglichst kurze Belichtungszeit positiv zur Bildschärfe und Farbechtheit einzuzahlen.
  • Eine höhere Empfindlichkeit ist daher von Vorteil. Andererseits nimmt bei richtig hohen Empfindlichkeiten das Bildrauschen zu. Viel hilft also nicht viel, aber ISO 800 ist ein guter Kompromiss.
  • Wenn der Fokus auf unendlich geht, ist auch eine offene Blende besser, weil sie die Belichtungszeit weiter verkürzt.

Schon die ersten Übungen haben die grundlegenden Zusammenhänge wieder in mein Gedächtnis zurückgeholt. Genauso wichtig ist aber auch, die eigene Ausrüstung besser kennenzulernen. Bis jetzt habe ich nur mit Blendenautomatik gearbeitet, musste mir aber schon zusammensuchen, wo man die Belichtungsempfindlichkeit einstellt, die Art der Belichtingsmessung und den Autofokus-Modus. Und die Verstellmöglichkeiten an einem Stativ sind auch nicht völlig selbsterklärend. Aber mit der Zeit und etwas Übung kommt das wieder zurück.

Also werde ich weiterhin üben und die Kamera auch wieder häufiger auf Ausflüge mitnehmen.

Meine ersten Stolperschritte in das Thema Künstliche Intelligenz

Seit einiger Zeit ist künstliche Intelligenz ein allgegenwärtiges Thema. Ich bin da selber stets skeptisch gewesen. Jahrzenhntelang was das Thema eher ein fahler Witz. Zudem – wie soll ich an künstliche Intelligenz glauben, wenn ich schon kaum an natürliche Intelligenz glaube? (siehe: Zustand der Welt)

Zynismus beiseite – letztlich ist KI nur “Statistik auf Speed”. Die Grundlagen sind mathematisch verblüffend banal. Das sollte jeder verstehen können, der sich durch das Abitur geboxt hat. Von neuronalen Netzen war auch bereits zu meiner Schulzeit in den 80ern die Rede. Der Grund, weshalb das Thema jetzt so abhebt, ist die Verfügbarkeit von früher unvorstellbarer Rechnpower und digitalen Datenbergen.

Man muss zugeben, dass das Feld gerade explodiert. Texte, Bilder und Videos werden nach allen Regeln der Kunst und Manipulation zurechtgelogen und -gebogen. Selbstfahrende Autos haben (in den USA) bereits Fähigkeiten, die sie durch normale Programmierung in den nächsten 50 Jahren nicht erreicht hätten. KI wird uns in den nächsten Jahren überrollen, wie es die Computer in den 80er und 90er Jahren gemacht haben. Millionen von Arbeitnehmern werden ihre Jobs verlieren – und zwar diesmal die hochqualifizierten Angestellten. Höchste Zeit also, sich das Ganze etwas näher anzusehen.

Erste Schritte zwischen “Wow” und “Was zum Geier…”???

Bisher habe ich nur hier und da etwas Theorie gelesen, aber selbst noch nichts aktiv genutzt. Aus gegebenem Anlass beschäftige ich mich jetzt selber mit diesem Thema.
Mein Ziel war es, eine Serie von Bildern inhaltlich analysieren zu lassen, und die Erkenntnisse zu verschlagworten. Dabei sollten nicht nur Objekte in den Bildern erkannt werden, sondern auch bestimmte Situationen, dmit daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können.

Noch vor fünf Jahren hätte ich abgewunken und “unmöglich” gesagt. Nun stehen mir etliche Werkzeuge aus der Microsoft Azure Cloud und GPT4 zur Verfügung. Die Anwendung ist nicht schwer zu programmieren, weil die eigentlich anspruchsvolle Arbeit ja von den Cloudservern erledigt wird.

Ich musste nur dafür sorgen, dass die Bilder nacheinander zur KI hochgeladen werden, die Antwort entgegennehmen und verarbeiten. Ach ja, und der “Prompt” muss natürlich sinnvoll sein. Damit sagt man der KI, was sie machen soll – und zwar in natürlicher Sprache.

Erster Eindruck: Die Objekterkennung ist ziemlich gut. Man bekommt eine Liste von Dingen, die die KI auf dem Foto erkannt zu haben glaubt, zusammen mit einem “Confidence” Wert. Ein Eintrag wie “Hardhat (confidence: 0.93)” bedeutet sinngemäß: “Ich bin mir zu 93% sicher, dass dort ein Bauarbeiterhelm ist”. In diesem Fall war es zwar ein roter Ball unter einem Schreibtisch – aber da der Kontext “Baustelle” war, ist das völlig in Ordnung. Da muss man halt später noch mal mit einer Plausibilitätsprüfung drüber. Die anderen Dinge wurden verblüffend korrekt erkannt.

Aus den Objekten alleine kann man aber noch nicht viel ableiten. Die Beziehung untereinander und der Kontext ergibt eine Situationseinschätzung. Und auch die ist verblüffend gut gewesen.

So wurde gelobt, dass das Baugerüst ordentlich aufgestellt war und bemängelt, dass die Bauarbeiter keine ausreichende Schutzkleidung trugen. Selbst potentiell gefährlich Situationen wurden erkannt “Bauarbeiter unter schwebender Kranlast”. Sehr sehr beeindruckend.

Nun habe ich versucht die Analyseergebnisse selber weiter zu verarbeiten. Dazu müssen sie in einen standardisiertes Format gebracht werden. Das ist an und für sich kein großes Thema: Man analysiert den Rückgabetext und erzeugt daraus Schlagworte die mit dem Bild verbunden werden.

Dabei ist mir aber schnell einen Manko aufgefallen: Wenn ich der KI das identische Bild wieder und wieder vorlege, bekomme ich jedes mal andere Antworten. Das reicht von unterschiedlicher Wortwahl über unterschiedliche Reihenfolge und Gewichtung und tatsächlich sind auch die erkannten Sachverhalte nicht völlig identisch.
Das ist ein Verhalten wie es Menschen in einer Diskussion zeigen würden. Leider ist es damit aber völlig ungeeignet um damit verlässliche Schlagwortlisten aufzubauen. Insbesondere wenn es um wirklich wichtige Themen wie Sicherheit geht und nicht nur um Smalltalk.

So bin ich gerade etwas hin- und hergerissen. Einerseits ist die Bildanalyse wirklich beeindruckend. Andererseits macht die mangelhafte Reproduzierbarkeit das vernünftige Arbeiten nahezu unmöglich.

Taugt das was? Ich weiss noch nicht so recht…

Neulich habe ich einmal irgendwo gelesen, KI sei nur ein stochastischer Papagei, der Intelligenz vorgaukelt. Man könnte natülich etwas bösartig sagen, dass das auch für 85% der Menschen zutrifft.

Von solchen philosophischen Betrachtungen abgesehen, habe ich wahrscheinlich nur noch nicht die richtigen Schalter und Parameter gefunden. Ich bleibe erst mal am Thema dran…

Mit dem E-Auto in den Urlaub – Oh mein Gott!!!

Wenn man einem bekannten deutschen Nachrichtensender glauben möchte, ist es ein wahres Abenteuer, elektrisch von Stuttgart nach Colmar (222km!) und dann in den Schwarzwald in den Urlaub zu fahren. Die Story verlinke ich jetzt mal absichtlich nicht. Zudem halte ich halte diese Tour eher für einen etwas längeren Tagesausflug, als einen Urlaub.

Ich fahre meist zweimal pro Jahr für ein paar Tage in den Norden an die dänische Grenze (450km) um Freunde und Verwandte zu besuchen. Anfang August war es mal wieder so weit. Zum ersten Mal mit dem E-Auto und es gab noch eine Premiere:

Ich bin nach 22 Jahren endlich mal auf die andere Seite nach Dänemark rübergefahren und habe mich dort etwas umgesehen.

Wie habe ich mich auf mein Wagnis vorbereitet?

Ich habe die Karte in meiner Maingau App angesehen und danach noch die Karte von Tesla. Tatsächlich sind Schnelllader im Norden etwas dünner gesäät, aber entgegen landläufiger Meinung muss man ja nicht jede Stunde an die Steckdose.

Ein schöner An- und Ausblick: Model 3 vor Yachthafen an der Förde

Ich bin mit knapp 100% Ladung in Berlin losgefahren, genauso wie ich früher vor der Abfahrt vollgetankt habe. Dann habe ich dem Auto gesagt “Navigiere mich nach Flensburg”. Die angezeigte Strecke entspricht genau der, die ich seit Jahren fahre. Es wurde ein Ladestopp ungefähr auf der Hälfte der Strecke angezeigt – in Wittenburg, wo ich ebenfalls seit Jahren meinen Zwischenstopp mache. Als ich noch meinen kleinen Peugeot hatte, musste ich dort auf dem Autohof auch immer noch Zwischentanken. Der hatte die Strecke nämlich auch nicht in einem Rutsch geschafft.

Invasion der Wikinger an der Skipiste in Mecklenburg-Vorpommern?

Bis hierhin also überhaupt nichts Neues. Lediglich, dass ich nicht auf den Autohof gefahren bin, sondern 500m weiter zu den Superchargern an der Skihalle. Die 8 Ladesäulen waren auch gut besucht. Ich war der einzige mit deutschem Kennzeichen – der Rest Norweger, Schweden und Dänen.

Die “Wikingerinvasion” mit Tesla statt mit Drachenboot.

Das Auto zeigte mir irgendwann an, dass die Ladung genügt, um das Ziel zu erreichen. Zur Vorsicht habe ich noch 5% draufgelegt und dann ging es weiter.

Da ich aufgrund des etwas dünneren Ladenetzes (und vor allem der unverschämten Roaming-Preise für Ladestrom) gerne mit genügend Kapazität im Akku am Urlaubsort ankommen wollte, habe ich das Auto noch einmal in der Nähe von Schleswig auf 95% geladen. Das sollte für die kleineren Touren in den nächsten Tage genügen.

Die ersten drei Tage habe ich mich auch nur im Umfeld von Glücksburg aufgehalten. Die Sonne schien und es war Strandwetter. Das ist hier selbst im Sommer nicht selbstverständlich und wurde daher ausgenutzt.

Strand von Holnis: Auf dem Foto leer, tatsächlich sehr gut besucht.

Was geht denn so in Dänemark?

In diesem Jahr hatte ich mir fest vorgenommen, endlich auch mal die Nordseite der Flensburger Förde zu besuchen. Morgens ging es zunächst zum Strand nach Dreiby. Die Landschaft ist genauso grün, hügelig und mit Wasserflächen durchzogen, wie auf der deutschen Seite. Trotzdem ist die Atmosphäre anders. Die Gegend ist dünner besiedelt, die Häuser ducken sich flacher hinter die Büsche und Bäume und der Strand war naturbelassen und sehr viel leerer, als in Holnis.

Strand von Dreiby in Dänemark

Mittags fuhr ich in die Altstadt von Sønderborg um dort einen ein leckeres Sandwich und köstlichen Kaffee zu mit zu nehmen. Sønderborg wird manchmal “die kleine Schwester von Flensburg” genannt und das trifft es auch recht gut.

Altstadt von Sønderborg
Hafen von Sønderborg

Westlich von Sønderborg befindet sich die Dybbøl Banke (Düppeler Schanze). Hier verlor Dänemark im zweiten Deutsch-Dänischen Krieg1864 die Herzogtümer Schleswig und Holstein and Preußen und das aliierte Österreich. Die Anhöhen werden von Dänemark als historische Orte erhalten. Man kann die teilweise geschleiften Befestigungen noch sehen und es gibt ein Museum.

Mühle und Kanonen auf der Düppeler Schanze

Danach bin ich in die Kleinstadt Broager gefahren. Die beiden charakteristischen weißen Kirchtürme habe ich jahrelang von Holnis aus gesehen. Nun habe ich mir den Ort und den ganzen Kirchberg endlich einmal aus der Nähe betrachtet. Sonst ist in dem verschlafenen 3.300 Seelen Ort nicht viel los und es zog mich wieder zurück nach Deutschland.

Kirchtürme von Broager

…und was ist jetzt mit aufladen?

Stimmt. Jetzt bin ich schon drei Tage durch die Gegend gefahren und der Akku ist immer noch nicht leer. Auf dem Weg habe ich einige 11KW Ladesäulen gesehen, aber in Klipev stehen Supercharger und dort kostet mich der Strom trotz Nachmittagszuschlag nur DKK 2,50 (€0,33) pr kWh. Der Ladepark liegt an der Autobahn E-45 (in Deutschland A7) und hat sagenhafte 48 Ladesäulen von Tesla und noch weitere von anderen Anbietern. Also mal eben wieder auf 90% und in der Zeit bei Mecces einen Kaffee ziehen.

Sagenhafte 48 Supercharger – plus weitere Anbieter (nicht mit im Bild)

Als ich an meiner Pension in Bockholm angekommen bin, war ich von dem unfassbar niedrigen Stromverbrauch fasziniert. Für die knapp 40km über Autobahn, Schnell- und Landstrassen habe ich nur etwas über 4kW benötigt. Zugegeben – ich bin gemütlich gerollt, aber nicht einmal €1,50 für die Strecke finde ich sensationell!

Noch billiger ist nur Fahrrad

Ich habe ein paar Minuten nur gelacht, weil mir zum Vergleich einfiel, was ich im Jahr zuvor ausgerechnet hatte. Da war ich von derselben Pension aus abends noch mal kurz zur Tankstelle gefahren. Die liegt 5km entfernt in Glücksburg, also hin und zurück 10km. Der Mercedes benötigte auf Kurzstrecke gerne mal 12 Liter/100km oder mehr. Rechnen wir der Einfachheit halber mit 10. Für die Fahrt zur Tankstelle und zurück habe ich also einen Liter verbraucht – für damals €1,80.

Kein weiterer Kommentar mehr zu den Betriebskosten.

Obwohl doch – einen hab ich noch.
Zwei Tage und etliche gefahrene Kilometer später fahre ich bei der Verwandschaft in Nordfriesland auf den Hof. Die haben schon vor Jahren ihr Scheunendach mit Photovoltaik voll und auch eine Wallbox in der Garage, obwohl noch kein E-Auto auf dem Hof steht (O-Ton: “…die hat damals zusammen mit der Anlage nur €150,- gekostet. Dann habe ich das gleich mitinstallieren lassen”). Ich frage, ob ich mal anstöpseln darf. Durfte ich. Wir waren alle interessiert, ob die Anlage richtig funktioniert. Das Auto meckert etwas, weil nur auf zwei von drei Phasen geladen wird, aber es geht. Mit gemütlichen 7kW. Aber der Nachmittag ist lang und sonnig und am Abend ist der Akku trotzdem voll.

Die nächsten 200km bin ich also völlig klimaneutral mit Solarstrom gefahren. Einfach klasse!

Nach 6 Tagen zurück nach Berlin

Leider war der Urlaub nur sehr kurz und ich musste am Sonntag zurück nach Berlin. Die Fahrt war eher zäh. Die Autobahnen waren sehr voll. Mehr als 120km/h selten möglich. Zwischenladen wieder in Wittenburg. Zwei längere Staus vor Berlin. Schlecht für die Durchschnittsgeschwindigkeit, gut für den Verbrauch. In Berlin mit 40% im Akku angekommen.

Und wo war jetzt das Drama?

Es gab keines. Und das, obwohl ich nur das Modell mit dem kleinen Akku habe (60kWh statt 80kWh). Ich hatte allerdings auch keine echten Probleme erwartet.

Ich bin insgesamt 1.350 km gefahren, habe 194kWh verbraucht (inkl. Ladeverluste etc.) und weniger als €75,- bezahlt.

Zugegeben – die gute Infrastruktur von Tesla hilft, aber ich hätte auch stets woanders laden können. Allerdings zu höheren Kosten mit weiteren Stromverträgen. Und das ist meines Erachtens das eigentliche Problem der E-Mobilität: Die völlige Intransparenz an den Ladesäulen. Da muss die Politik dringend ran.

Zwei Monate unter Strom – meine Eindrücke

Es hat sich seit längerem abgezeichnet und im März habe ich es endlich durchgezogen. Ich habe mein Verbrenner Auto gegen ein E-Auto eingetauscht.

Warum?

Ernsthaft?
Ölkrise 1973, Ölkrise 1979, Unglücke mit Tankern und Bohrinseln, diverse Kriege und Unruhen, Klimakatastrophe um mal ein paar Stichpunkte zu nennen. Wenn man mal ehrlich ist, wissen wir seit 50 Jahren, dass wir vom Öl weg müssen. Und jetzt geht es bei Autos auch endlich – also los!

Warum jetzt?

Es war für mich nie die Frage, ob ich umsteigen möchte, sondern nur wann. Ich habe lange den schleppenden Aufbau der Ladeinfrastruktur verfolgt, den langsamen Rückgang der enorm hohen Kaufpreise und nun hat endlich beides für mich mich gepasst. Wo ich hinwill gibt es mittlerweile Strom und das Auto war zwar nicht gerade billig, aber preiswert und ich musste keine Niere verkaufen um die Anschaffung zu finanzieren.

Was ist es geworden?

Meine Hauptkriterien bei der Suche waren:

  • Berlin / Hannover (300km) muss in einem Rutsch möglich sein. Auch bei Tempo 120-130.
  • 10-80% Laden in 30 Minuten.
  • Keine ernsthaften Kinderkrankheiten.
  • Keine Newcomer Marke. Ich möchte auch in sechs oder acht Jahren noch Ersatzteile bekommen.
  • Und natürlich – ich muss den Hobel bezahlen können.

Mittlerweile kommen da tatsächlich mehrere Modelle verschiedener Hersteller in Frage. Leider fielen aber ziemlich viele Kandidaten bei einem Punkt durch: Effizienz.

Was nützt mir denn ein großer (teurer, schwerer) Akku, wenn der genau so schnell leergenuckelt wird, wie ein kleinerer in einem effizienten Auto? Strom gibt es ja auch nicht gerade umsonst. Ich habe auch verblüfft festgestellt, dass große und stark motorisierte E-Autos z.T. deutlich weniger verbrauchen als viele elektrische Kleinwagen. Wer hätte das gedacht?

Am Ende bin ich dann beim Tesla Model 3 Basismodell mit Heckantrieb und kleinem Akku gelandet. Laut etlicher Vergleichstests ist das eines der effizientesten E-Autos. Der kommt mit seinem 60kw/h Akku nämlich fast genau so weit, wie andere Modelle mit 77kw/h. Außerdem ist das ein LFP Akku, der wirklich von 0-100% genutzt werden kann, kein Kobalt enthält, nicht brennt und doppelt so lange hält, wie normale NMC. Das Preis-Leistungsverhältnis ist super.

So muss das: Kleiner Ausflug ins Grüne, ohne die Luft zu verpesten.

Und ich bin E-Auto Anfänger. Durch das Supercharger Netz ist das wie fahren lernen mit Stützrädern :-D

Ladepark in Peine – Tesla Supercharger, EnBW Lader, Solarzellen, Café und Werksverkauf von Rausch Schokolade.

Und wie ist er?

Mein erstes Zwischenfazit nach 2.000 km (alles von Wochenendeinkauf über Kurzausflüge bis 300km Mittestrecken):

Ja geil! Macht total Spass.

OK, etwas differenzierter bitte. Der Tesla ist in vieler Hinsicht deutlich anders, als herkömmliche Auto. Einiges ist gut, einiges albern, manches einfach nur anders und manches auch eher doof.

Dinge, die ich gut finde

  • Das Fahrgefühl ist einfach nur großartig. Ruhig, kraftvoll, unaufgeregt, sehr entspannt.
  • Beim Blinken wird das Bild der Seitenkamera auf dem Display angezeigt. Kein toter Winkel mehr!
  • Zusätzlich zum echt großen Kofferraum gibt es vorne nachmal ein Gepäckfach.
  • One Pedal Driving. Ich habe auf den 2.000 km vielleicht 5x das Bremspedal benutzt.
  • Das Auto ist bis jetzt so sparsam, wie ich es erhofft hatte.
  • Supercharger sind so gut wie idiotensicher und günstig. Die meisten Standorte haben auch recht viele Lader. 8-20 Stück sind normal.
  • AC Lader (langsam – meist 11kw) von anderen Anbietern sind weniger günstig, aber funktionieren in Kombination mit 1-3h Parken auch gut.
  • Vorklimatisierung und Sitzlüftung – einfach genial!
    Wenn die Sonne das Auto auf 65 Grad aufgeheizt hat und die Kunstledersitze knallheiß sind, einfach in der Smartphone App eingeben, dass man in 5 min losfahren will. Beim Einsteigen hat das Auto dann nur noch 30 Grad, 30 Sekunden Sitzlüftung an und man klebt nicht am Sitz fest.
  • Die Soundanlage klingt gut.
  • Die Software ist stabil und die Bedienung auf dem Display schnell.
  • Unerwartet, aber klasse: Weil das Design sehr reduziert ist, bekommt man das Auto schnell sauber. 10 Minuten mit Lappen und Staubsauger und innen ist wieder alles schick.
    Mein Mercedes hatte tausend Schalter, war eng und zerklüftet und man musste elende Verrenkungen machen um in alle Ecken zu kommen.
  • Die Verarbeitung ist gut. Nur auf extremen Kopfsteinpflaster klötert die Gurtmechanik. Sonst ist Ruhe im Karton.
Kein toter Winkel mehr! Blinker setzen und das Bild der Seitenkamera wird eingeblendet.
Schlicht mag ich. Und es ist sehr pflegeleicht.
Reicht dicke: Großer Kofferraum plus Riesenfach unter dem Boden plus großem Fach unter der Fronthaube.

Dinge, die nett, lustig oder albern sind

  • Der Ton beim Verriegeln des Autos kann geändert werden. Das standardmässige “meep meep” klang mir zu sehr nach billiger 90er Jahre Nachrüst-Alarmanlage. Ich habe mir einen Sound zusammengebastelt, der irgendwo zwischen Laserschwert und elektrischer Funkenentladung klingt. Passt besser zu dem Auto :-D
  • Man kann den Tesla furzen lassen – und dann auch noch in unterschiedlichen Intensitäten.
    Ist OK, wenn man 5 jährige Kinder zum Lachen bringen will.
  • Eingebaute Lightshow mit Dancemoves (was ?!?).
    Habe selber schon etwas verwundert und amüsiert an so einem Event teilgenommen. Wer sich fragt, wovon ich rede, sucht am besten mal bei Youtube nach “Tesla Lightshow” oder guckt gleich das Video vom “Tesla Takeover 2024“.
  • Entertainment wie Spiele, Video- und Audiostreaming und sogar eine Software, mit der man mal eben Musikstücke zusammenbasteln kann.
Zwischendurch mal eben ‘nen amtlichen Track basteln? Kein Problem…

Dinge die einfach nur anders sind

  • Die Philosophie, wenn möglich Mechanik durch Software zu ersetzen.
    Versteht nicht jeder. Für ITler seit ewigen Zeiten völlig normal.
  • Die Bedienung generell.
    Viel Touch und etwas Sprache, Kaum Knöpfe, kein Tacho direkt vor der Nase.
    Viele finden das doof, andere lieben den reduzierten und aufgeräumten Look.
  • Die Klima/Lüftung hat zwar keine mechanische Bedienung mehr, aber dafür kann man auf dem Display mit den Fingern die Luftströmung verschieben und teilen.
  • Die Materialauswahl im Innenraum. Anders, aber auch schön.
  • Das Lenkrad fasst sich sehr gut an, aber die Naht des Bezugs ist auf der Rückseite und nicht innen. Am Anfang etwas irritierend.
  • An einigen Stellen etwas seltsame Prioritäten. Beispiel:
    Die Hebel am Lenkrad einsparen, aber dafür ein Touchdisplay für den Fond und ein teures Glasdach.
Kaum was dran. Selbst das Bremspedal braucht man kaum.

Eher doof

  • Die ganzen besch… Assistenzsysteme, die Bevormundung, das ständige gepiepe.
    Hat mich am Anfang irre gemacht, aber das meiste bekommt man ausgeschaltet. Fairerweise muss man sagen, dass das weniger an Tesla liegt. Der ganze Müll ist mittlerweile von der EU für alle Neuwagen vorgeschrieben. Was für Drogen nehmen diese Leute in Brüssel eigentlich während der Arbeit?
  • Keine Blinkerhebel.
    Ich habe mich dran gewöhnt und kann jetzt sogar im Kreisverkehr richtig “rausblinken”, aber trotzdem – das war blöd. Minimalismus finde ich ich schick, aber das ist zuviel des Guten. Und ich glaube auch, dass viele das Model 3 genau deshalb nicht kaufen, obwohl es sonst ein tolles Auto ist.

Zwischenfazit

Zwei Monate und 2.000km ist noch nicht viel, aber bis jetzt macht das Auto sehr viel Spass und keine Probleme. Den Gedanken, dass ich einen schönen, gut erhaltenen Mercedes gegen ein amerikanisches Auto, das in China gebaut wurde eintausche und das auch noch klasse finde, hätte ich vor zehn Jahren noch für recht abwegig gehalten.

Laden statt tanken – man muss halt etwas umdenken. Man lädt nicht, wenn der Akku alle ist, sondern wenn man gerade eine gute Gelegenheit hat. Und schon hat man kaum Mehraufwand.

Ich will niemanden bekehren. E-Mobilität passt vielleicht noch nicht für jeden (mein Cousin reist gerne mit großem Wohnwagen) oder überall (In Nord/Ostdeutschland leider noch sehr wenige Schnellader), aber für mich passt es ganz hervorragend.

Elektrisch unterwegs, Teil 3: Volvo EX30

Meine Suche nach einem passenden E-Auto geht in die dritte Runde. Nachdem ich in letzter Zeit den Jeep Avenger (“Endlich mal elektrisch – mit dem Jeep Avenger“) und das neue Tesla Model 3 (“Elektrisch unterwegs, Teil 2: Tesla Model 3“) zur Probe gefahren bin, konnte ich dieses Wochenende den neuen Volvo EX30 ausprobieren.

So viel sei schon vorneweg verraten: Ich würde den Volvo genau zwischen den beiden anderen Fahrzeugen einordnen. Was ich damit meine, erläutere ich im Fazit.

Mein Testfahrzeug hatte “nur” Heckantrieb mit 200 kW (272 PS), den großen 64 kWh Akku und die höchste von drei Ausstattungslinien. Listenpreis: €47.730,00, wobei mir ein guter “Hauspreis” für Barzahlung angeboten wurde, obwohl das Auto brandneu auf dem Markt ist.

Volvo, Strom, Schweden, China

Volvo hat bereits seit längerem mehrere Elektrofahrzeuge im Programm. Das sind umgebaute Verbrenner, die groß, kantig, teuer und “verbrauchsstark” sind. Der neue EX30 ist deutlich kleiner, günstiger und das erste Modell, das von vornherein ausschließlich als Elektroauto konzipiert wurde. Die technische Basis stammt vom chinesichen Geely Konzern und wird auch für den Smart #1 und dem Zeekr X verwendet. Karosserie, Innenraum und Bedienung sind allerdings bei allen drei sehr unterschiedlich.

China? Geely?

Ja, die Volvo Car Corporation hat zwar ihren Sitz in Göteborg in Schweden, ist aber bereits seit längerem in chinesischem Besitz. Dem Konzern gehören ganz oder teilweise auch andere bei uns bekannte Marken wie Polestar, Lotus und Smart.

Karosserie und Innenraum

Für die Volvo Marketing Abteilung ist der EX30 ein Kompakt-SUV. Für mich ist das einzige SUV-mäßige an dem Fahrzeug das kantige Styling der Karosserie. Mit einer Länge von 4,23 m und einer Breite 1,83 m gehört der Wagen aber eindeutig in die Kompaktklasse, wie der Golf. Die Höhe von 1,55 m ist ebenfalls nicht übertrieben. Das Auto ist also ziemlich sozialverträglich und gefällt mir optisch gut.

Volvo EX30 – kantige Front
Bulliges Design, aber veträgliche Größe (rechts daneben: Citroen C3)

Die kompakten Außenmaße bedeuten andererseits natürlich auch, dass der Innenraum nicht allzu üppig ist. Auf den Vordersitzen hat man ausreichend Platz, aber in der zweiten Reihe kann es eng werden, wenn die Vordersitze weit zurückgeschoben werden.

Volvo EX30 – Platzverhältnisse vorne

Der Kofferraum reicht mit 318 l (904 l mit umgeklappten Rücksitzen) locker für den Wochenendeinkauf, aber nicht für das Reisegepäck einer vierköpfigen Familie. Immerhin gibt es unter dem Kofferraumboden noch etwas Raum für flache Dinge und das verschmutzte AC Ladekabel kann separat in einem kleinen Fach unter der Fronthaube untergebracht werden.

Volvo EX30 – Platzverhältnisse hinten

Die Materialien im Innenraum sind aus Recyclingmaterial. In der höchsten Ausstattungslinie “Ultra” sind die Sitze hellgrau meliert und Teile des Armaturenbretts ebenfalls mit einem ähnlichen Stoff überzogen. Ich empfand die Qualität als angenehm. Andere Tester bemängelten die Haptik als “etwas billig”. Möglicherweise bezog sich das aber auch auf die unteren Ausstattungsvarianten, in denen auf dem Armaturenbrett ein Kunststoff verbaut wird, der mich an Bodenbelag von Turnhallen erinnert. Immerhin nerven nirgendwo “Klavierlack”-Oberflächen.

Die Verarbeitungsqualität ist auf jeden Fall hochwertig und solide. Alles ist stabil, nichts wackelt oder knarzt.

Bedienung

Wie heutzutage schon fast üblich, gibt es keinen Schlüssel mehr. Wenn man sich dem Fahrzeug mit dem Token oder dem Smartphone und der Volvo App nähert, blinkt er kurz und entriegelt automatisch die Türen.

Nachdem man hinter dem etwas eckigen Lenkrad Platz genommen hat, merkt man, wie aufgeräumt das Auto ist. Ähnlich wie im Tesla, gibt es nur einen zentralen Touchscreen, als Anzeige. Das “Tablet” ist etwas kleiner als im Tesla, hochkant verbaut und läuft mit Android als Betriebssystem. Es ist übersichtlich, die Bedienung ist super flüssig und es gibt eine hervorragende Spracherkennung.

Anders als Tesla gibt es aber hier neben einigen Tasten auf dem Lenkrad noch zwei Lenkstockhebel für Blinker, Licht, Scheibenwischer und Gangwahl.

Sehr aufgeräumtes Cockpit

Bei vielen Testern hat dieses aufgeräumte Cockpit reflexartig zu Kritik geführt: “Kein Fahrerdisplay, kein Head-Up Display, keine Knöpfe”.

Ich war froh, dass ich bereits den Tesla gefahren bin und das Grundkonzept verstanden hatte. Knöpfe für Sitz- und Lenkradheizung, Radio, Klimaanlage etc. habe ich gar nicht vermisst und auch nicht im Blindflug auf dem Tablet rumgewischt, sondern sofort alles über Sprachbefehle gesteuert. Das funktioniert – Google sei dank – sehr schnell und einwandfrei. Wenn man das einmal genutzt hat, fragt man sich, warum in anderen Autos eigenlich 1.000 Knöpfe und Regler verstreut sind. Mein Mercedes Baujahr 2013 kommt mir im Vergleich mittlerweile recht altbacken vor.

Die Sitze sind vielfach elektrisch einstellbar und bequem, haben aber nicht viel Seitenhalt. Das Lenkrad ist manuell einstellbar. Es ist zwar nicht völlig rund, aber es liegt gut in der Hand und fühlt sich angenehm an. Die Tasten auf dem Lenkrad sind leider – wie beim VW ID3 – nicht so gut gelöst. Der Blinkerhebel funktioniert nicht ganz so wie gewohnt. Er rastet nicht ein, sondern ist eigentlich nur ein Schalter.

Der Sound der im Armaturenbrett eingebauten Anlage von Harmann Kardon ist richtig gut. Leider spiegelt sich das Logo in der Windschutzscheibe.

Die Probefahrt
Es gibt keinen Anlasser oder Startknopf. Den Fuß auf die Bremse, mit dem Rechten Hebel “D” oder “R” wählen und schon kann es los gehen. Wie bei anderen E-Autos rollt der Wagen nahezu lautlos an. Ich bin per “One-Pedal-Driving” gefahren – also nahezu ohne die Bremse zu nutzen, da die Rekuperation bis zum Stillstand reicht. Das lässt sich aber auch umstellen.

Meine Fahrt führte mich 50km über Stadt- und Landstrassen und ein Stück Autobahn. Die Fahrbahnqualität reichte von glattem Asphalt über Betonplatten bis zu Kopfsteinpflaster. Die Federung schluckt viel weg, ist für meinen Geschmack aber etwas zu weich, weil bei etwas(!) zügigerer Fahrt doch etwas Bewegung in die Karosserie kommt. Das Fahrgeräusch war stets sehr leise – egal ob Dorfstrasse mit Kopfsteinpflaster oder mit 185 km/h auf der Autobahn. Das ist übrigens auch die Höchstgeschwindigkeit, die man nur sehr kurz fahren sollte. Erstens konnte man zugucken, wie die kalkulierte Restreichweite “verdampfte” und zudem wird das ansonsten angenehm komfortable Fahrwerk dann sehr unruhig und man muss viel korrigieren. Also schnell man an einer Kolonne vorbeiziehen ist möglich, aber das Auto fühlt sich bei 120 – 130 km/h am wohlsten.

A Propos Autobahn: Bei der Auffahrt habe ich das Strompedal einmal durchgetreten.

Jesus!

Man ist derart schnell von 50 auf 130, dass man kaum zum Luftholen kommt. Für das Grundmodell mit 272 PS ist die Beschleunig von 0-100 km/h 5,3 s. angegeben. Wozu es da noch eine Allradversion mit 428PS gibt, ist mir unklar. Eigentlich passt diese massive Beschleunigung nicht so recht zum ansonsten kreubraven, komfortablen Character des Fahrzeugs.

Im Alltag sind andere Dinge wichtiger. Die Schildererkennung liegt leider zu häufig daneben und hat mich nicht so ganz überzeugt. Beispiele von der 50 km Probefahrt:

  • Auf einer vierspurigen Ausfallstraße wurden 10 km/h angezeigt (anstatt 60 km/h).
  • Auf der Autobahn wurde die Aufhebung von 120 Km/h nicht angezeigt.
  • Bei einer Dorfdurchfahrt wurde die zeitliche Einschränkung einer 30 km/h Zone ignoriert.

Das ist aus zwei Gründen ärgerlich:

Erstens ist das Fahrzeug – typisch E-Autos – so leise, dass man die gefahrene Geschwindigkeit nicht mehr fühlt. Man muss also nach Tacho fahren und dann sollte die angezeigte Höchstgeschwindigkeit bitte auch stimmen.

Zweitens müssen neue Autos seit diesem Jahr ein deutlich hörbares Warngeräusch machen, sobald man auch nur knapp schneller fährt. Das ist zwar einerseits praktisch (siehe Grund eins), aber es nervt kolossal, wenn das Auto häufig nicht recht hat und rumbimmelt.

Mit der Aufmerksamkeitüberwachung hatte ich im Gegensatz zu einigen Testern kein Problem. Das mag daran liegen, dass ich während der Fahrt nichts auf dem Bildschirm gesucht habe (Sprachsteuerung FTW!!!) oder daran, dass die Funktion in der aktuellen Softwareversion entschärft wurde.

Rückwärts einparken funktioniert sowohl mit der Rückfahrtkamera, als auch konventionell gut.

Weitergehende Assistenzsysteme habe ich nicht ausprobiert.

Verbrauch, Laden, Reichweite

Die Probefahrt fand bei freundlichem Vorfrühlingswetter statt: 13 Grad, trocken, kaum Wind. Das sind ziemlich gute Voraussetzungen für akzeptable Verbrauchswerte. Während der Fahrt bin ich ruhig im Verkehr mitgeschwommen, habe wo es ging die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ausgenutzt. Auf der Autobahn fuhr ich 120 -130 km/h und habe für zwei Minuten Vollstrom gegeben. Am Ende wurde mir für die 48km Fahrt ein Durchschnittsverbrauch von 20,3 kWh/100 km angezeigt. Das ist weder richtig gut, noch richtig schlecht. Die größeren E-Volvos benötigen deutlich mehr, aber das Tesla Model 3 hat neulich bei schlechterem Wetter 16,3 kWh/100 km angezeigt (was aber vermutlich etwas zu optimistisch ist).

Ich denke, dass der Unterschied hauptsächlich auf die unterschiedliche Karosserieform zurückzuführen ist. Der Volvo ist kurz und kantig, während das Model 3 flach, lang und windschlüpfrig ist. Beide Wagen haben Wärmepumpen.

Verbrauch bei der 48 km Testfahrt: 20,3 kWh/100 km

Für das von mir gefahrene Modell mit Heckantrieb und 64 kWh Akku wird eine WLTP Reichweite von 476 km angegeben. Ich gehe von realistischen 300 bis 350 km aus. Zur Ladeplanung kann ich nichts sagen und verweise auf andere Tests. An Gleichstrom soll der Wagen mit maximal 130 kW von 10% auf 80% in 26 Minuten laden. Eine Besonderheit ist, dass man den EX30 anstelle des serienmäßigen 11 kW AC Laders auch mit einem 22 kW AC Lader bekommen kann.

Fazit

Kurzfassung; Der Volvo EX30 ist ein sehr angenehmes, praxistaugliches Auto, das es mit kleinem 51 kW/h Akku bereit ab €37.000,- gibt.

Jeep vs. Volvo

Ich hatte eingangs geschrieben, dass er für mich zwischen dem Jeep Avenger und dem Tesla Model 3 liegt. Damit meine ich, dass der Jeep und der Volvo vom Charakter kreuzbrave, komfortable Kompaktautos sind, die im SUV-Kleid daherkommen und im Grundpreis von ca. €37.000 vergleichbar sind. Beide kann ich mir gut als typisches Kurzstrecken und Pendlerfahrzeug vorstellen.

Beide haben einen 51 kWh Akku. Der Jeep ist von der Bedienung (Knöpfe!) und der überschaubaren 156 PS Motorisierung her noch ein “normales” Auto. Der Volvo hat dagegen einen absurd starken 272 PS Motor und ist mit seinem Tablet- und sprachbasierten Bedienkonzept näher an Tesla. Die Autobahn ist für beide aufgrund der kleinen Akkus nicht so das Metier. Der Jeep wird sogar bereits bei 150 km/h abgeriegelt.

Volvo vs. Tesla

Der Volvo mit dem größeren Akku ist hingegen, wie aus der Tesla voll autobahntauglich. Beide kommen weit, laden zügig und können bei Bedarf auch mal kurzfristig schnell fahren. Die Höchstgeschwindigkeit vom Tesla ist 200 km/h, die vom Volvo ist 180 km/h.

Auch diese Fahrzeuge sind preislich vergleichbar: Der Volvo ab €42.000,- und der Tesla ab €43.000,-. Der Volvo hat einen etwas größeren Akku (64 kWh) als der Tesla (60 kWh), aber der Tesla verbraucht weniger und lädt noch etwas schneller. Bei hohem Autobahnanteil würde ich den Tesla bevorzugen, weil der deutlich ruhiger auf der Strasse liegt. Bei hohem Stadtanteil eher den Volvo, weil der kompakter, wendiger und übersichtlicher ist.

Nachtrag

Standardargument: “…aber das ist vieeel teurer, als ein Verbrenner!

Ähm – nein. Nur noch etwas teurer. Ich habe eben mal zum Spass einen vergleichbaren VW Golf konfiguriert. 150 PS Benziner mit Automatik (bzw. 7 Gang DSG), alle Zusatzfunktionen rein, die der Volvo serienmäßig hat. Ergebnis: € 38.785,00!
Und dabei fehlen immer noch so wichtiges Komfortfeature, wie Vorklimatisierung. Wenn wir jetzt den erheblich höheren Wartungsaufwand für Verbrenner berücksichtigen haben wir den Mehrpreis nach 36 Monaten locker drin.

Elektrisch unterwegs, Teil 2: Tesla Model 3

Vor ein paar Tagen bin ich das erste Mal ein E-Auto zur Probe gefahren und war von dem Fahrgefühl begeistert. Das Auto selbst fand ich auch recht ansprechend. Auf meinen Bericht (“Endlich mal elektrisch – mit dem Jeep Avenger“) habe sehr gemischte Reaktionen erhalten.

Ein Bekannter, der sich auch für E-Autos interessiert aber noch nicht gewechselt ist, schrieb sinngemäß “endlich mal ehrliche Eindrücke jenseits von Fanboy oder Diesel-Dieter”. Ein Freund, der gerne an alten Autos rumschraubt warnte mich vor sehr ungenügender Reichweite (seine Bekannte fährt ein dem Jeep vergleichbares Auto) und ein anderer Freund, der selbst ein – allerdings ziemlich teures – E-Auto fährt, riet mir, mich nochmal bei anderen Herstellern umzusehen.

Immerhin hat niemand von “Elektroschrott” geschrieben oder ähnliches und es ist klar, dass ich das Thema E-Auto weiter verfolge.

Wieso denn jetzt gerade dieses Auto?

Im Internet fand ich bei Probefahrten der Stellantis Autos häufig Kommentare wie “…ist ja ganz nett, aber für das Geld bekommt man auch schon fast einen Tesla.”

Tjä, Tesla…
Zu der Firma habe ich – wie vermutlich viele – erst mal einen ganzen Sack voller gemischter Vorurteile.

Negativ finde ich den problematischen Chef, den vielen großmäuligen, falschen und gefährlichen Aussagen zum autonomen Fahren, der Philosophie kein Auto anzubieten, sondern vernetzte Computer auf Rädern, teilweise problematische mechanische Qualität (Stichworte Querlenker und TÜV Report), eigenartige Bedienkonzepte (dazu später mehr) und solchen Mist wie den Cybertruck.

Andererseits hat es diese Firma im Alleingang geschafft, eine verschnarchte und selbstgerechte Multimilliarden Industrie so richtig in den A… zu treten.

Chapeau!

Anfängliche Bedenken zu den Akkus (“die halten doch keine 50.000 km”, “im Winter bleibt die Kiste bestimmt liegen”) wurden durch die vielen Teslas, die seit Jahren in Norwegen unterwegs sind eindeutig widerlegt.

Also schauen wir uns Tesla mal genauer an. Am spannendsten finde ich das Model 3. Es ist das kompakteste und günstigste Modell im Sortiment und wurde vor kurzem komplett überarbeitet. Dabei wurde nicht nur das Design nachgeschärft, sondern auch viele Kritikpunkte wie Lautstärke, Fahrwerk usw. behoben.

Also hin zum Tesla Showroom in der Mall Of Berlin und eine Probefahrt vereinbart.

Die Probefahrt – mit dem Tesla zu Tesla

Am Samstag war es so weit. Aufgrund der unzähligen Baustellen und Demonstrationen in der Stadt startete ich nicht in Berlin Mitte, sondern vom Tesla Stützpunkt in Schönefeld. Es war eine längere Fahrt mit einem ordentlichen Anteil Autobahn vereinbart. Das Wetter war perfekt für den Test:

Knapp über null Grad und Nieselregen.

Denn ich wollte wissen, wie das Auto ist, wenn alles zusammenkommt, was schlecht für die Reichweite ist. Nett fahren bei 20 Grad und Sonne kann ja jedes Auto.

Alter Mann, neues Model 3, Tesla Fabrik Grünheide (von vorne nach hinten)

Ich fuhr eine Tour über den äußeren Berliner Ring mit Fotostopp vor der Tesla Fabrik in Grünheide. Weiter durch Erkner, über Kopfsteinpflaster Strassen in den Wohngebieten, über Landstraße nach Niederlehme und auf der Autobahn zurück nach Schönefeld. Der größte Teil der Autobahn ist auf 120 oder 100 begrenzt, aber ein Stück auch frei. Ich bin so gefahren, wie ich es mit meinem Mercedes auch mache: ruhig, aber zügig, wo es erlaubt ist und geht. Ich habe keines der Assistenzsysteme genutzt, sondern wollte einen ungefilterten Eindruck bekommen.

Bevor es losgeht aber erst einmal der generelle Eindruck.

Das Auto von aussen und innen

Das Model 3 ist zwar das kleinste Modell, aber mit einer Länge von 4,72 m, einer Breite von 1,85 m und einer Höhe von 1,44 m immer noch eine stattliche Mittelklasselimousine. Die Form ist klassisch-sportlich. Die Frontpartie hat mich aus bestimmten Blickwinkeln an Jaguar F-Type und Ferrari Daytona erinnert. Man merkt an vielen Details, wieviel Wert die Entwickler auf geringen Luftwiderstand gelegt haben. Der Erfolg: Cw 0,23 ist wirklich super.

Flotte Front, finde ich. Das Model 3 von vorne

Beim Einsteigen fangen gleich die Besonderheiten an. Natürlich gibt es keinen profanen Schlüssel. Geöffnet wird, indem man eine NFC-Karte oder das Smartphone mit der Tesla App an die B-Säule hält.

Einsteigen und… hui, ist das anders!

Erster Gedanke: “Wer hat den Tacho geklaut?”
Und zweiter Gedanke: “…und warum hat er den Blinker und den Scheibenwischerhebel auch mitgenommen?”

Aber zu den Besonderheiten der Bedienung komme ich gleich.

Nanu, da fehlt doch fast alles?!?

Der Innenraum ist wirklich großzügig. Mächtig viel Platz vorne und hinten. Damals in den 80ern war die Mercedes S-Klasse ungefähr so groß. Die Sitze sind sehr bequem, mannigfaltig elektrisch einstellbar und wie das ebenfalls elektrisch einstellbare Lenkrad mit einem sehr angenehmen Kunstleder bezogen. Überhaupt ist die Haptik sehr gut. Es gibt Textiloberflächen und wo es nicht ganz so wichtig ist Filz. Ich konnte nirgendwo Nachlässigkeiten in der Verarbeitung entdecken.

Und der Geruch ist im Gegensatz zu vielen anderen Neuwagen sehr dezent und angenehm eigenständig. Meine Beifahrerin vermutete leichte Parfümierung, aber der Wagen im Showroom hat genau so gerochen.

Es gibt keine große Heckklappe, sondern nur einen Kofferraumdeckel, aber der ist ausreichend groß und wird – natürlich – elektrisch bedient. Der Kofferraum ist riesig (682 Liter) und die Rücksitze lassen sich auch noch umklappen. Wer nicht gerade Waschmaschinen transportieren will, ist hier auf jeden Fall gut bedient. Zumal dazu ja auch noch ein großer Frunk gehört – also ein Kofferraum dort, wo bei normalen Autos der Motor sitzt.

Kofferraum vorne wie einst im Käfer – aber im Heck kommt eine echte Höhle dazu.

Die Fahrt

Das Fahrwerk ist ziemlich deutsch für ein amerikanisches Auto. Also eher straff, aber dennoch komfortabel. Auf üblem Kopfsteinpflaster kann man gelassen bleiben. Es klappert oder quitscht auch nichts. Auf Landstrassen, in Kurven liegt das Auto wie ein Brett und bei über 180 auf der Autobahn auch. Der Wagen schafft übrigens 201 km/h Spitze. Nicht, dass man das braucht, zumal man damit den Akku in Rekordzeit leert, aber gut zu wissen, dass es geht.

Die Lenkung ist auch so wie ich es mag: Zielsicher und leichtgängig aber nicht zu leichtgängig. Passt beim Einparken und auf der Autobahn musste ich auch nicht nachkorrigieren.

Dass alle Teslas mehr als ausreichend motorisiert sind, hat sich ja rumgesprochen. Der Testwagen war das Long Range Modell mit zwei Motoren und 496 PS (ächtz!), das weniger als 5 Sekunden von null auf hundert benötigt. Als ich dem Verkäufer sagte, dass ich mich eigentlich für das Grundmodell (“nur” 283 PS) interessiere, stellte er einfach den Fahrmodus “lässig” für sanftes Fahren ein.

Ganz ehrlich – mehr ist absolut nicht nötig. In der Stadt sowieso nicht und als ich auf dem Beschleuningsstreifen auf der Autobahn mal kurz durchgetreten habe, ging es zwar sanft aber sehr nachdrücklich vorwärts. Überhaupt kein Problem, damit in kleinere Lücken zu kommen, ohne den nachfolgenden Verkehr zum Bremsen zu nötigen.

Bremsen. Das ist ein Thema. Nicht weil die Bremsen nicht gut wären, sondern weil ich sie auf 50 km Fahrt fast nicht gebraucht habe. Man kann das Model 3 fast vollständig mit dem Strompedal fahren. Die Rekuperation ist ganz schön kräftig, wenn man den Fuß vom Pedal nimmt und reicht bis zum Stehenbleiben. Das hat dazu geführt, dass ich die ersten 2, 3 Kilometer total “eckig” gefahren bin, wie ein Fahrschüler. Aber man kommt schnell rein.

A propos schnell reinkommen…

Die Bedienung

Die fehlenden Bedienelemente hatte ich ja bereits weiter oben angemerkt. Wie geht man damit um?

Als ich losfahren wollte, war mein erster Reflex der Griff zum Zündschloss – aber das gibt es natürlich nicht. Dafür legt man eine NFC Karte oder sein Smartphone in die linke Ablage unter dem Screen – und man ist abfahrbereit. In der App kann man übrigens gleich ein Profil hinterlegen. Dann werden Sitze, Lenkrad usw. automatisch eingestellt. Praktisch, wenn man sich das Auto mit mehreren teilt.

Weiterhin gibt es auch keinen Gangwahlhebel. Lösung:
Den Fuß auf das Bremspedal und am linken Rand vom Touchscreen zwischen Vorwärts, Rückwärts und Parken auswählen. Aber der Wagen denkt mit. Falls man zum Beispiel vor einer Mauer steht und hinter dem Wagen frei ist, wird automatisch der Rückwärtsgang ausgewählt.

Die Scheibenwischer habe ich auf Automatik gestellt, die mir aber manchmal etwas zu lange mit dem Wischen gewartet hat. Wenn man einmal kurz wischen will oder Wischwasser braucht, tippt man eine Taste rechts auf dem Lenkrad an.

Das Licht hatte ich ebenfalls auf Automatik gestellt. Der Blinker wird über zwei übereinanderliegenden Tasten auf der linken Seite auf dem Lenkrad gesetzt und rausgenommen. Man nimmt einfach die Taste “in Drehrichtung”. Also wenn man nach rechts fahren will, die obere Taste und nach links die untere. Wenn man das erst mal verstanden hat, ist das auch intuitiv. Einzig die Ausfahrt aus einem Kreisverkehr kann etwas herausfordernd sein.

Das Meiste funktioniert also nach kurzer Eingewöhnung doch verblüffend gut.

Wenn man steht und Zeit hat, die Augen auf den Touchscreen zu lenken kann man ganz interessante Einstellungen vornehmen. Zum Beispiel mit einem Fingerwisch die Luftströme aus der Klimaanlage im ganzen Innenraum regulieren, oder den “akustischen Schwerpunkt” der sehr guten Audioanlage verschieben, falls z.B. der Fahrer das lauter haben mag, als die Passagiere.

Bei einigen Dingen ist es dennoch nervig, den riesigen Touchscreen bedienen zu müssen. Während der Fahrt ein No-Go, aber vieles geht nach dem Motto

“Sag doch einfach, was Du von mir willst”

Als ich meine Beifahrerin fragte, wie groß das Handschufach ist, fragte sie zurück, wie sie das Ding aufbekommen soll, wenn da nirgend ein Knopf ist. Beim Fahren wollte ich nicht ewig auf dem Touchscreen suchen, sondern probierte einfach mit dem Sprachbefehl “öffne Handschuhfach” und mit einem Klack sprang es auf. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das völlig blödsinning oder cool finden soll – aber es funktioniert.

Es gibt sicherlich hunderte dieser Besonderheiten. Wenn man aus einem normalen Auto kommt, fragt man sich laufend “wo ist denn…” oder “wie geht denn…”. Aber der Witz ist der:

Nach ein paar Kilometern hat man schnell drin.

Ich gebe aber zu, dass ich trotzdem für Licht, Blinker, Scheibenwischer und Temperatur konventionelle Bedienelemente bevorzugen würde.

…und wie weit kommt man nun?

Die Bedingungen waren nicht optimal für den Akku. Zwei Grad Celsius und Nieselregen. Ich bin knapp 50 km gefahren, wovon ein Drittel gemütliches Bummeln durch Orte und über Landstrassen war und zwei Drittel Autobahn auch mal deutlich über 110 km. Dabei ist der Akkustand von 79% auf 69% gefallen. Allerdings war das eben auch das Long Range Modell mit dem großen Akku (79 KWh anstatt 60 KWh im Standardmodell). Das sagt mir also nicht viel über das Grundmodell.

Statistische Auswertung: 16,3 kWh / 100 km

Wichtiger ist die Info, dass ich auf der Fahrt einen Durchschnittsverbrauch von 16,3 kWh hatte. Angesichts des Wetters und des Fahrprofils finde ich das sensationell gut. Ich hatte mit 20 kWh oder darüber gerechnet. Mit dem kleinen Akku sollte also auch bei widrigen Bedingungen 290 km drin sein.

Zumal man auch noch Spartipps bekommt, inklusive Auflistung wofür wieviel Strom verbraucht wurde.

Und nun kommt natürlich noch die Trumpfkarte: Die Ladeplanung. Blitzschnell und Idiotensicher. Man sagt dem Auto, wo man hin will und innerhalb von 1-3 Sekunden hat man die empfohlene Route auf dem Touchscreen – inklusive Ladepunkten mit Angaben, wieviel man dort noch im Akku hat, wieviel man nachladen sollte und wie hoch die Preise sind. Die sind an den Superchargern übrigens deutlich günstiger, als z.B. bei Ionity oder anderen Konkurrenten.

Was mir nicht gefällt

  • Der Chef von Tesla stört mich.
  • Jede Kleinstadt hat einen VW Händler. Tesla nur ein paar Stützpunkte. Was macht man, wenn der Wagen kaputt geht?
  • Ein bischen weniger “originelle” Bedienung wäre besser.
  • Hohe Typklassen bei der Versicherung.

Was mir gut gefällt

  • Das Fahrgefühl ist traumhaft. Genau so wie ich es mag. Der Wagen fühlt sich schwer an und liegt in jeder Situation satt auf der Straße.
  • Er fährt vollkommen ruhig, extrem entspannt, aber wenn mal mal kurz Leistung braucht, ist die sofort da und es bleibt immer noch ruhig.
  • Da der Wagen so ruhig ist, macht auch die gute Audioanlage Sinn.
  • Karosserie und Innenraumgestaltung gefallen mir sehr.
  • Die Materialanmutung und Verarbeitung sind wirklich gut.
  • Sehr viel Platz für die Karosseriegröße.
  • Volle Reisetauglichkeit.
  • Für ein Elektroauto hohe Reichweite in Kombination mit dem Supercharger Netz.

Mein Fazit

Es gibt Fahrzeuge, die so anders sind, dass man den Witz daran erst dann richtig begreift, wenn man sie mal ausprobiert. Bei Fahrrädern wäre das sicherlich das Brompton Faltrad und bei Autos definitiv Tesla.

Ich war mit der Erwartung gestartet, dass das Auto irgendwie ganz gut fährt und mich die ganzen Besonderheiten der Bedienung total nerven würden. Stattdessen bin ich mit Grinsen im Gesicht ausgestiegen und habe mir gedacht “was für ‘ne geile Karre!”

Bleibt der Preis. Das Einstiegsmodell kostet €43.000,-. Das ist sehr viel weniger als das Vorgängermodell und man bekommt quasi gleich die Komplettausstattung.

Einerseits ist das für das Gebotene ziemlich günstig, andererseits ist es absolut gesehen immer noch viel Geld. “Da muss eine arme Frau lange für stricken”, wie meine Mutter zu sagen pflegte.

Wie auch immer – die Messlatte liegt jetzt verdammt hoch.

Endlich mal elektrisch – mit dem Jeep Avenger

Ich bin kürzlich das erste Mal mit einem Elektroauto gefahren. Tatsächlich jetzt erst, obwohl ich schon 2007 in mehreren Blog Artikeln das absehbare Ende des Verbrennungsmotors prognostiziert habe und bereits mehrere elektrische Motorräder zur Probe gefahren bin (“Das leiseste Motorradfestival der Welt: Reload.Land“).

Mein aktuelles Auto hatte ich 2016 gekauft. Die Elektroautos die es damals gab, taugten entweder nicht für meine Einsatzzwecke oder hießen Tesla und lagen sehr deutlich über meiner finanziellen Schmerzgrenze. Darum hatte ich mir einen (gebrauchten) Mercedes gekauft und gesagt: Das ist mein letzter Verbrenner. Der hält so lange, bis E-Autos in meinem Budget und Nutzungsspektrum sind.

Damals noch nicht passend – und jetzt?

Über die Feiertage war ich an der Ostsee in der Nähe von Flensburg. Ich bin in regelmäßigen Abständen dort oben in der Gegend zum Ausspannen. Insgesamt bin ich diesmal 1.100 km gefahren und habe dabei ca. 100 l Benzin verfeuert.

Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass die Ladeinfrastruktur gut genug ist, damit ich mich nicht nur gerade eben so von Ladesäule zu Ladesäule durchhangeln kann, sondern ausreichend Flexibilität in der Reiseplanung möglich ist. Also ist es jetzt an der Zeit, dass ich mir E-Autos genauer ansehe.

Endlich mal elektrisch – die Plattform von Stellantis

Und so kam es, dass ich endlich das erste Mal ein E-Auto zur Probe gefahren bin. Der Jeep Avenger nutzt dieselbe Elektroplatform wie auch etliche andere Modelle von Stellantis. Das sind zum Beispiel Peugeot e208, Opel Corsa-e, Opel Astra-e, Peugeot e2008, Opel Mokka-e, Citroen e-C4 und Fiat 600e und vermutlich noch ein paar andere.

Die genannten Fahrzeuge sind von den technischen Werten identisch: 115 kW (156 PS), 51 kW/h Akku, Ladeleistung 11 kW an AC, 100 kW an DC. Das klingt im Elektroauto-Land nicht beeindruckend, aber es ist ganz gut, die ersten Eindrücke in der Brot- und Butter Klasse zu machen. Diese Fahrzeuge sind ja auch noch teuer genug, aber dazu komme ich noch.

Probefahrzeug Jeep Avenger – kompakt und knuffig

Im Geschäft standen ein Jeep Avenger und ein Fiat 600e direkt nebeneinander. Verblüffend, dass beide gleich groß sind, obwohl der rundlich, niedliche Fiat eher wie ein Kleinwagen wirkt und der kantige Jeep – nun ja – eben wie ein Jeep. Die Innenräume sind auch gleich groß und die Bedienelemente weitgehend identisch. Ich gehe davon aus, dass die beiden sich auch beim Fahren sehr ähnlich anfühlen. Gefahren bin ich wie gesagt den Jeep Avenger.

Tatsächlich gleich groß – Jeep Avenger und Fiat 600e

Bedienbarkeit: Klasse!

Im Gegensatz zu der sehr unkonventionellen und gewöhnungsbedürftigen Bedienung bei Tesla ist man bei Stellantis pragmatischer: Für alles was während der Fahrt blind bedient werden muss (Licht, Scheibenwischer, Fenster, Klima, Laustärke vom Radio, …) gibt es Knöpfe in guter Haptik. Alles was ich als Fahrer ständig im Blick haben muss wird auf einem blendfreien Multifunktionsdisplay angezeigt. Das ist genau dort, wo der Tacho hingehört – direkt vor den Fahrer. Leider keine Selbstverständlichkeit heutzutage. Alles in allem kann man einsteigen und ohne Umgewöhnung losfahren.

Der ganze Rest (Fahrzeueinstellungen, Navi, Entertainment) findet sich auf einem 10,2″ großen Touch Display in der Mitte. Es reagiert zügig und man kommt nach kurzer Zeit zurecht. Spielereien, die einem bei der Bordelektronik vielleicht fehlen, kann man über das Smartphone per Apple Car Play oder Android Auto nachrüsten.

Schlicht, schick, funktional – die Armaturen des Jeep Avenger

Für mich ist das die beste Kombination aus konventioneller und moderner Bedienung. Exakt so möchte ich es haben. 100 Punkte dafür!

Innenraum

Der Innenraum ist ansehnlich und konventionell gestaltet. Alle Hebel und Schalter liegen dort, wo ich sie erwartet habe. Die Bedienung ist gut und weitestgehend intuitiv. Auch wenn viele Tester über Hartplastik meckern – ich fand die Haptik gut. Ist halt nicht Oberklasse. Sehr gut, dass auf spiegelnde “Klavierlack” Oberflächen verzichtet wurde, die schnell schäbig aussehen und darüberhinaus auch noch blenden können. Ablagen sind ausreichend vorhanden.

Das Lenkrad ist ausreichend verstellbar und fasst sich gut an. Die Sitze sind fest und bequem, aber die Sitzfläche könnte gerne etwas länger sein. Da bin ich aber auch vom meinem (sehr viel teureren) Mercedes verwöhnt. Die Sitzposition konnte ich für meine 1,88 m gut einstellen. Die Sitzposition ist etwas höher, als in herkömmlichen Autos, aber man schwebt nicht völlig über den Dingen.

Auf der Rückbank geht es eher eng zu und der Kofferraum ist ausreichend aber nicht allzu groß. Da macht sich bemerkbar, dass es sich um ein Kompaktmodell handelt. Ungefähr so groß wie ein Golf 3. Damals hat das den meisten Deutschen genügt und mir würde das heute auch reichen.

Der Wagen ist aufgrund seiner kantigen Form recht übersichtlich. Eine Rückfahrkamera ist vorhanden, aber man kommt auch ohne gut klar.

Die Probefahrt

Die Probefahrt war eine einigermaßen spontane Aktion und Ich hatte leider nicht allzuviel Zeit. Daher kann ich nur meine ersten Eindrücke schildern und zu Landstrasse und Autobahn nichts sagen. Die Autobahn ist ja ohnehin nicht so die Stärke von Elektrofahrzeugen.

Gefahren bin ich in der Stadt bei Berufsverkehr. Das bedeutet Gedrängel auf der Ausfallstraße, Stop-and-Go, Nebenstraßen mit Kopfsteinpflaster, ein- und ausparken und so was.

Die Lenkung ist sehr leichtgängig. In der Stadt toll, ich könnte mir aber vorstellen, daß man auf Landstraße und Autobahn bei Seitenwind häufiger korrigieren muss. Das war jedenfalls bei meinen früheren Peugeots so, die ähnlich abgestimmt waren. Mein Mercedes liegt da auch bei 150 km/h wie ein Brett auf der Straße, aber das ist auch genau sein Metier.

Wo der Jeep aber locker mithalten kann ist der Komfort. Mein Mercedes ist mit 1,7 Tonnen Gewicht, knapp 190 PS und feiner Achtgang-Automatik schon sehr komfortabel und (außer bei Kickdown) auch sehr ruhig. Da liegt die Meßlatte schon recht hoch, aber der 1,5 t schwere Jeep toppt das deutlich. Gefahren bin ich auch aufgrund des Verkehrs ausschließlich im eco-Modus. Damit geht er zwar zügig, aber die Hölle bricht nicht los. Motorgeräusch ist nicht vorhanden und es gibt natürlich auch keine Schaltpunkte. Ein Tritt auf das Strompedal und der Wagen zieht völlig unaufgeregt und gleichmäßig los.

So hat man aber natürlich auch keine Rückmeldung mehr über die Geschwindigkeit. Wie früher nach Gehör und Gefühl fahren geht nicht. Der Blick auf den Tacho ist Pflicht.

Wenn man im Modus “D” auf das Bremspedal tritt, wird rekuperiert und damit Energie zurück in den Akkus geladen – und zwar ziemlich viel. Die echten Bremsen greifen verblüffend spät ein. Der Übergang ist spürbar, aber nicht störend. Mit vorausschauendem Fahren kommt man fast ohne “richtiges” Bremsen aus.

Das Auto ist sehr komfortabel gefedert. In Kombination mit dem Akkubedingt hohen Gewicht ist auch schlechtes Kopfsteinpflaster sehr erträglich. Die Verarbeitung ist gut – nicht klappert.

Mein Gesamteindruck: Mehr Komfort geht kaum.

Als Besonderheit muss ich noch das etwas schräge Blinkergeräusch nennen. Es klingt wie ein Schlagzeug mit Standard 120 bpm Disco-Beat: Bassdrum, Snare, Bassdrum, Snare, …

Je nach persönlicher Stimmung lustig oder nervig. Auf jeden Fall doof, wenn man gleichzeitig Musik hört.

Assistenzsysteme, Sonderfunktionen, Nacktmassage, …

Ganz kurz – der Kram interessiert mich nicht. Es war ziemlich viel Zeug eingebaut. Elektrische Sitzheizung, Totwinkelwarner und elektrische Heckklappe habe ich bemerkt, kann aber sehr gut ohne leben. Wen das im Detail interessiert, der schaut am Besten bei Jeep nach.

Verbrauch, Ladeleistung, …

Dazu kann ich auch nur auf Tests verweisen. Geladen kann mit 11 kW an AC und mit 100 kW an DC. Mir wurde zwischenduch mal ein Verbrauch von 23 kW/h pro 100 km angezeigt, aber davon mag bei Kurzstrecke recht viel auf Heizung/Sitzheizung gehen. Das Ganze bei 5 Grad Außentemperatur und es war trocken. Jens, vom Youtubekanal Move Electric hat im Sommer in der Stadt 12,3 kW/h und bei 130 km/h auf der Autobahn mit Klimaanlage (30 Grad) 19,2 kW/h verbraucht. Ähnliches habe ich von anderen Testern gehört und gelesen

Im Gegensatz zur ersten Version verbraucht die aktuellen Version der Stellantis-Platform deutlich weniger, sie lädt schneller und man kommt deutlich weiter. Das würde meinen Mindestanforderungen genügen. Klar – mehr wäre nett, aber kostet auch erheblich mehr Geld. Und chinesische Autos zum gleichen Preis können es auch nicht besser.

Zeit für ein kurzes Fazit.

Was ist dieses Auto nicht?

  • Der Jeep Avenger ist nicht die Spur sportlich.
  • Und er ist nicht schnell. Bei 150 km/h wird abgeriegelt.
  • Und geräumig ist es auch nicht. Er wirkt groß, ist aber tatsächlich ein Kompaktwagen.
  • Und er ist kein Jeep. Kein Allradantrieb, mit 20 cm Bodenfreiheit gerade mal Schlechtwegetauglich und mangels Anhängerkupplung kann man auch den Pferdeanhäger nicht vom Gestüt ziehen.

Was ist diese Auto?

  • Es ist extrem entspannt. Selbst im Vergleich zu meinem Mercedes ist der Komfortlevel hier noch mal deutlich höher.
  • Es ist kompakt und übersichtlich. Mit nur 4,08 m verliert die Suche nach Parklücken ihren Schrecken.
  • Der Jeep ist Schick, obwohl er ein SUV ist. Ich finde das Design wirklich total gelungen. Sowohl außen, wie auch innen.
  • Er ist komplett ausgestattet. Mir fällt wirklich nichts ein, was hier fehlen würde.

Wäre das ein Auto für mich?

Ich mag keine SUV. Wirklich nicht. Diese ganzen Dickschiffe sind meist hässlich, klobig und mir schon aufgrund der Masse unsympathisch. Den kleinen Jeep finde ich aber schick. Der ist schön kompakt, ein rollendes Sofa. Super ausgestattet, fährt toll. Sehr sympathisches Fahrzeug. Kann ich mir vorstellen.

Und der Preis?

Tja, Elektrofahrzeuge und Geld…
Mein Testfahrzeug hat mit Komplettausstattung laut Liste von Dezember über €44.000,- gekostet. Das wäre mir deutlich zuviel. Aber mit der bereits weitgehend kompletten Grundausstattung liegt der Avenger unter €40.000. Und nach dem Wegfall der E-Auto Förderung wird der Markt ohnehin gerade neu ausgehandelt und vermutlich deutlich nach unten korrigiert. Mal schauen, wo wir im März sind…

“…aber als Verbrenner kostet der 10.000 weniger!”

Das stimmt zwar – aber dann hat man weniger Ausstattung und einen Downsizing Benzin Motor mit Handschaltung. Mal ganz abgesehen vom Umweltaspekt – das ist vom Geräusch und Komfortlevel mindestens eineinhalb Wagenklassen niedriger. Darauf hätte ich keine Lust mehr.

Weihnachten wie 1983 – fast…

In den letzten zwei Monaten des Jahres 2023 konnte ich auf Facebook mitlesen, wie sich ganze Horden von Männern um die 50, wie kleine Jungs benommen haben, die sich fragen, ob sie ihr heiß ersehntes Geschenk zu Weihnachten bekommen werden. Einer davon war ich selbst. Soviel vorneweg – sie haben es bekommen. Und es hat sich tatsächlich ein bisschen so angefühlt wie damals…

Wovon rede ich eigentlich?

Von einem Computer – aber einem sehr speziellen.

Wie die Eine oder der Andere weiß, ist eines meiner Hobbies Retrocomputing. Speziell die 8-Bit Ära der frühen 80er Jahre. Natürlich ist das zum großen Teil Nostalgie, aber auch die Faszination, wieviel man damals schon mit minimalstem technischen Aufwand machen konnte. Die drei ersten Computer, die ich hatte, haben mich nachträglich geprägt:

Zwischen dem Sinclair ZX-81, mit dem ich meine ersten Erfahrungen in Programmierung gemacht habe und meinem geliebten Commodore64, auf dem ich 6502 Assemblerprogrammierung gelernt habe, hatte ich den wunderbaren Sinclair ZX-Spectrum. Auf ihm habe ich mein ersten Computerspiel selbst programmiert. Ein einfaches Jump-and-Run in Basic. Immerhin wäre das fast in der “Happy Computer” abgedruckt worden. Programme zum abtippen waren damals ein großes Ding.

2017 hat eine Gruppe Enthusiasten eine Kickstarter Kampagne aufgelegt, um einen würdigen Nachfolger des ZX Spectrum zu entwickeln. Das ganze Projekt wurde so professionell angegangen, dass sich sogar Rick Dickinson (leider gest. 2018) – der Designer der Original Spectrum Modelle – zur Mitarbeit gwonnen werden konnte. Als I-Tüpfelchen durfte das Projekt sogar den Original Sinclair Schriftzug verwenden.

Die erste Kampagne mit ca. 3.000 Rechnern hatte ich leider verpasst, aber 2020 wurde aufgrund der großen Nachfrage eine zweite Kampagne gestartet. Ca. 5.200 Projektunterstützer haben sich eingeschrieben und die ca. €400,- im Voraus überwiesen. Diesmal war ich dabei, in der irrigen Annahme, dass es diesmal schneller gehen müsste, weil der Rechner ja bereits fertigentwickelt ist.

Das wahr wohl nichts!

Erst kam Corona, dann die Chip-Krise, dann war ein zentrales Bauteil nicht mehr verfügbar und die Platine musste umdesignt werden. Alle paar Monate gab es Nachricht, warum es jetzt wieder zu Verzögerungen kommt. Aber in der zweiten Jahreshälfte 2023 wurde es endlich konkret: Die Gehäuse und Tastaturen wurden produziert, die Platinen hergestellt und getestet. Immerhin wurden wir Projektunterstützer über jeden Fortschritt zeitnah informiert. Jetzt stieg die Spannung: Bekommen wir die Rechner noch in diesem Jahr? Für die Unterstützer in der EU und in UK kamen die Rechner in der Adventszeit an. Nach so langer Wartezeit war die Vorfreude bei allen groß.

Und taugt die “Kiste”?

Ich bin zwar was Technik angeht eher der nüchterne Typ, aber das Auspacken des Rechners habe ich tatsächlich in Ruhe zelebriert. Dafür, dass das eigentlich ein Hobbyprojekt war, ist eine unglaubliche Menge an Feinschliff in scheinbar unwichtige Details geflossen – wie z.B. die Verpackung.

Bereits der Hinweis, dass man die graue Umverpackung vorsichtig öffnen soll, wurde im Stil einer Fehlermeldung in ZX Schrifttype aufgedruckt:
“R Tape cutting error, 0:1 Do not open with sharp instrument”.

Dann die eigentliche Verpackung: Tolle Produktfotografie, Sinclair Schriftzug, informative Rückseite, hochwertiger Karton.

Sinclair ZX Spectrum Next – hochwertig verpackt

Nach dem Öffnen musste ich eher an Apple als an Sinclair denken: Der Rechner und eine extra Pappschachtel für das Netzteil sind appetitlich arrangiert. Das Netzteil kommt mit Adaptern für alle möglichen Steckdosen und hat einen Ein/Ausschalter. Der Spectrum Next selbst hat nämlich keinen – wie das Original. Und wie beim Original liegt ein 300 Seiten dickes Handbuch dabei, das eine gute Einführung in die Programmiersprache Basic bietet.

Rechner, Netzteil, Quickguide, Handbuch

Ist das den jetzt ein richtiger Spectrum?

Ich könnte jetzt spitzfindig sagen: “Nein, denn der Rechner ist viel zu gut”. Das Gehäuse und die Tastatur sind hochwertig. Das kann man vom Original bei aller Liebe nicht behaupten. Außerdem hat der Rechner viel mehr Speicher, massig Schnittstellen, ein SD Karten Laufwerk eine Echtzeituhr und WiFi eingebaut. Ich habe ihn an einen kleinen 9″ HDMI Monitor mit Ton angeschlossen. Das harmoniert ganz hervorragend.

Das Wichtigste: Design und nicht zuletzt das Gefühl sind stimmig.

Es fühlt sich alles “richtig” an. Nach dem Start ist der Rechner in zwei Sekunden einsatzbereit. Man landet zunächst in einem Menu, von dem man zum Dateibrowser, den Einstellungen oder direkt zu den verschiedenen Modi kommt – genannt “personalities”. Das sind neben den “Next” natürlich die originalen Spectrum Modellen 48K, 128, +2 und +3. Aber auch die früheren Sinclair Rechner ZX80, ZX81 und sogar ein CP/M Modus ist vorhanden. Um sich komplett zurechtzufinden, braucht es durchaus etwas Zeit.

3D Monster Maze im ZX81 Modus

Ich habe mich daher erst einmal um den 48K Modus gekümmert, weil der meinem damaligen Spectrum entspricht. Die Spiele, die ich zunächst ausprobiert habe, laufen alle einwandfrei.

Problemlos: Castlevania im 48K Modus

Danach habe ich mich dem Basic zugewandt, weil ich schon von zwei Freunden gefragt wurde, ob ich mein Spiel von damals noch habe. Ich habe es nicht, aber es sollte nicht allzu aufwändig sein, dieses oder ein ähnliches neu zu schreiben.

Die Eingabe von Basic Programmen ist auf dem Spectrum schon sehr besonders. Man hat einen Zeileneditor in den unteren beiden Bildschirmzeilen (der Bildschirm zeigt 32 x 24 Zeichen). Ein einzelner Tastendruck bringt nicht unbedingt einen Buchstaben, sondern je nach Modus auch Sonderzeichen, Grafiksymbole oder ganze Befehle wie “PRINT” auf den Bildschirm. Dementsprechend ist die Tastatur bis zu fünffach belegt und alles ist auf die Tasten aufgedrukt.

48K Spectrum Basic: Spaghetticode in Briefmarkenformat

Ich könnte jetzt stundenlang weiterschreiben, obwohl ich erst an der Oberfläche des ZX Spectrum Next gekratzt habe. Zum Beispiel über die Musikfähigkeiten, die Onlinedatenbank, den eingebauten Bildschirmtextartigen Onlinedienst. Aber in Kurzform:

Der ZX Spectrum Next ist ein faszinierendes Stück Technik mit einer spannenden Mischung aus historischer und aktueller Technik.

Er fühlt sich an, wie ein richtiger ZX Spectrum.

Im Moment versuche ich ein Spiel in Basic zu entwickeln. Vielleicht schreibe ich dazu eine kleine Artikelserie. Mal sehen.

Arbeit an einem kleinen Spiel in Basic

“Das klingt Klasse! Ich will auch so einen haben.”

Falls Du, geneigter Leser auch so einen schönen modernen Retrocomputer haben möchtest, muss ich Dich leider enttäuschen. Das ist leider kein normales Produkt, dass man bestellen kann. Entweder Du findest einen auf eBay oder wartest, ob es noch eine dritte Kampagne geben wird.

Wenn Du aber auf das tolle Gehäuse verzichten kannst, bleibt noch die Möglichkeit, die Software auf einem anderen FPGA Board laufen zu lassen. MISTer, X-Berry π(pi) und N-GO sind kompatibel, wobei letzterer sogar in ein Original Spectrum Gehäuse passt. Und die Gehäuse bekommt man problemlos als Ersatzteil.

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