tiny little gizmos

5ct. Szene heroes…

Vor ein paar Tagen habe ich mein Spiel colorflood für den Commodore64 veröffentlicht. Ein kleines, einfaches Casual Game. Ein paar Leute haben es auch schon gespielt und sich wohlwollend geäußert.

Eben finde ich es auf CSDB (Commodore Szene Database) – und zwar als „Crack“. Nicht dass ich etwas dagegen habe, dass mein Spiel dort zu finden ist – aber als Crack???
Cracks sind eigentlich Spiele, deren Kopierschutz geknackt wurden und dann mit einem entsprechenden Intro versehen wurden.

Mein Spiel hat keinen Kopierschutz. Man darf es kopieren. Das Programm liegt hier – bitte sehr. Ich habe sogar den Quellcode veröffentlicht, und zwar hier. Daraus einen „Crack“ zu machen ist, wie alte Omas vor den Bus schubsen: Sehr einfach, sehr blöde und spricht nicht gerade für einen guten Charakter.

Mannmannmann, das ist ja wie damals, als sich pubertierende 14 Jährige in der „Szene“ wichtig gemacht haben…

Sinclair ZX Spectrum – Instandsetzung

Vor ein paar Jahren habe ich einen Sinclair ZX Spectrum geschenkt bekommen und seitdem nicht mehr benutzt. Neulich habe ich mich daran erinnert und das Maschinchen aus der Schublade geholt. Schon auf den ersten Blick wurde klar, dass der Rechner schon bessere Tage gesehen hat. Die total verbeulte Tastaturabdeckung  fällt sofort ins Auge. Neben dem TV Anschluss links oben kommt ein amateurhaft angelötetes Kabel mit Cinchstecker heraus und das Gehäuse wurde für eine nachträglich eingesetzte LED aufgebohrt.

Zustand vor der Instandsetzung

Zustand vor der Instandsetzung

Nach dem Öffnen des Gerätes werden weitere Probleme sichtbar: Die Leiterbahnen der Tastatur Membranfolie sind kaputt und notdürftig geflickt, die Abdeckung des TV Modulators fehlt, die LED ist stümperhaft angelötet und das zusätzliche Kabel für Composite Video ist schon halb herausgerissen. Höchste Zeit also für eine eine Instandsetzung.

ZX Spectrum Rev 3 von 1983

ZX Spectrum Rev 3 von 1983

Zunächst habe ich den Rechner komplett auseinandergenommen. Die Metallabdeckung wurde von der Tastatur gelöst, die Tastaturmatte abgenommen und die Membranfolie entfernt. Von der oberen Gehäusehälfte habe ich mit warmen Geschirrspülwasser und einem weichen Plastikspachtel die Reste des Klebers entfernt mit dem die Metallabdeckung befestigt war. Die Tastaturmatte bekam ebenfalls ein Bad in Wasser mit Geschirrspülmittel. Die verfärbten Fettablagerungen lösten sich und die Beschriftung blieb glücklicherweise auf den Tasten. Während die Matte trocknete habe ich mich um die Platine gekümmert.

Platine auf dem Seziertisch

Auf dem Seziertisch: Platine, Entlötpumpe, Lötkolben und Drahtbrücke liegen bereit

Zunächst habe ich die Drähte für die LED entfernt. Die Idee mit dem Composite Video fand ich sehr gut. Einerseits ist das Bild besser. Wichtiger ist aber, dass moderne Fernseher mit dem Analog TV Signal des Spectrum nichts mehr anfangen können. Also habe ich das provisorische Kabel entfernt, den TV Modulator deaktiviert und das Composite Signal auf die Cinch Buchse gelegt. Bei Youtube finden sich unter den Stichworten „ZX Spectrum composite“ einige Anleitungen dazu. Jetzt ist auch die fehlende Abdeckung des TV Modulators kein Problem mehr, da hier nichts mehr abzuschirmen ist.

Umbau des TV Modulators

Deaktivierter TV Modulators - noch fehlt der Drahtbrücke am Cinch Stecker

Eine freudige Überraschung war, dass man in England noch Ersatzteile für den Spectrum ordern kann. Die Preise sind allerdings recht deftig. Eine neue Tastaturmembran und eine neue Metallabdeckung kosten mit Vesand über € 30,-. Wenn der Rechner danach aber wieder fast wie neu aussieht, ist es mir das wert. Ich habe bei RWAPSoftware über die Website http://www.sellmyretro.com bestellt und die Lieferung erfolgte innerhalb weniger Tage.

Erneuerte Tastatur

Erneuerte Tastatur vor dem Zusammenbau

Nach dem Zusammenbau des Rechners wurde es spannend. Der ehemalige TV Ausgang wurde mit dem AV Eingang verbunden und das Netzteil angeschlossen. Ergebnis: ein klares, scharfes Bild. Operation soweit gelungen.

ZX Spectrum - fast wie neu

ZX Spectrum - fast wie neu

Die Tasten müssen jetzt etwas fester gedrückt werden, weil die neue Membran etwas steifer als das Original ist. Das ist aber kein Problem. Leider funktionieren aber zwei Spalten der Tastatur nicht richtig. Der Blick in den Schaltplan zeigt, dass Reihe 5 (ULA Anschluss KB4) schuld ist. Das ist auf dem linken, 5 poligen Anschluss der rechte Kontakt. Die Lötstellen hatte ich eigentlich durchgemessen und für gut befunden. Vermutlich bekommt die Folie in dem Stecker keinen richtigen Kontakt. Leider muss ich da also noch einmal ran.

Schaltplan Tastaturmatrix

Schaltplan Tastaturmatrix

 

Colorflood für Commodore 64 – fertig

Vor zwei Wochen schrieb ich über das kleine Spielchen, dass ich für den Commodore 64 programmiere. Die Idee hatte ich bereits letzten Sommer. Das ganze alte Know-How über 6502 Assembler und die Systemarchitektur des C64 rauszukramen und sich wieder  daran zu gewöhnen, Daten direkt durch Speicher, Prozessor und Videochip zu schieben hat etwas gedauert. Nun ging es dann aber doch erstaunlich schnell. Das Spiel ist fertig (Download: siehe unten).

Stumm ist dumm

Die Spielmechanik hatte ich vor zehn Tagen fertig und nun wollte ich noch eine kleine Titelmelodie einbauen. Komponiert habe ich auf meiner Audioworkstation mit dem genialen Reason von Propellerheads. Um die Noten auf den C64 zu übertragen und abzuspielen habe ich den Soundmonitor von Chris Hülsbeck verwendet, der 1986 in der 64er erschienen ist. Die Software gilt als der erste Musik Tracker. Die Abspielroutine und die Daten verbrauchen leider sehr viel Speicherplatz und Prozessorzeit, aber da das Programm sehr klein ist und die Melodie nur im Titel und nicht während des Spiels läuft, macht das nichts.

So siehts aus

Das Spielprinzip ist absichtlich simpel, die Grafik und die Melodie ebenfalls. Spaß macht es (mir) trotzdem.

Colorflood - Titelscreen

Colorflood - Titelscreen

Farbwechsel von Braun zu Violett - Die Welle rauscht vorwärts

Farbwechsel von Braun zu Violett - Die Welle rauscht vorwärts

„Auch mal spielen?“

Alle Liebehaber des C64 sind herzlich eingeladen, Colorflood herunterzuladen und in ihre Spielsammlung aufzunehmen. Über Feedback freue ich mich natürlich auch.

Das Spiel ist Open Source; die Quelldateien und das fertige Programm (colorflood.prg) liegen auf GitHub:

https://github.com/dollmetzer/colorflood

Das fertige Spiel in einer D64 Datei (Diskettenimage) gibt es hier: colorflood.d64

Viel Spass!

Farbflut auf dem Commodore 64

Seit letztem Jahr treibe ich mich in Berlin regelmäßig auf diversen Veranstaltungen mit dem Thema Retrocomputing herum. Ich habe viele interessante und teils verblüffende Dinge gesehen, die man mit den alten 8-Bit Maschinchen machen kann. Ich fand heraus, dass es noch immer eine lebendige Szene für meinen Lieblingscomputer Commodore 64 gibt und noch immer neue Software für das über 30 Jahre alte Schätzchen erscheint.

Ich will auch mal wieder…

Im letzten Sommer – nachdem ich den Vortrag von Berthold Fritz über die Programmierung eines Spiels für die 8 Bit Atari Heimcomputer gehört hatte – nahm ich mir vor, auch mal wieder ein kleines Spielchen zu programmieren. Und zwar so richtig maschinennah in Assembler – wie man das damals meist getan hat.

Es muss nichts aufregend, originelles, großes sein. Irgendwas nettes kleines, was man gerne mal für 10 Minuten spielt. Berthold Fritz hatte sich an Boulderdash orientiert, aber von solchen Spielen gibt es gefühlt hunderte für den C64. Was also tun?

Als ich meinen Raspberry Pi das erste mal eingeschaltet hatte, stolperte ich über ein kleines, in Python programmierte Spiel, bei dem man ein buntes Spielfeld durch Farbwechsel einfarbig bekommen soll. Total simpel und einfach – aber ich saß wie gebannt davor und habe das tatsächlich elend lange gespielt. Das Prinzip macht Spaß und man benötigt weder bombastische Grafik noch umwerfenden Sound. Bingo – so machen wir es!

Proof of concept: colorflood in Basic

Proof of concept: colorflood in Basic

Den Algorithmus für den Farbwechsel habe ich zunächst in Basic programmiert, um zu überprüfen ob er wirklich so einfach ist, wie ich gedacht habe. Das Ergebnis war lauffähig, aber wie zu erwarten war auch unglaublich langsam. Immerhin – der Proof of Concept war erbracht. Den Programmcode habe ich bei Github hinterlegt.

Das Projekt colorflood ist mittlerweile in einem Stadium, in dem ich es auch mal zeigen kann. Es gibt:

  • Eine einfache Startseite. Los geht es mit Druck auf den Feuerknopf von Joystick 2.
  • Das Spielfeld wird aufgebaut
  • Die Farben werden zufällig gesetzt
  • Mit dem Joystick kann man die nächste Farbe auswählen und per „Feuer“ setzen.
  • Der Farbwechsel wird animiert angezeigt
  • Die Anzahl der Farbwechsel wird gezählt (ist aber noch nicht limitiert)
  • Es gibt einen Countdown (der aber noch nicht bei 000 den Level beendet)
  • Wenn das komplette Spielfeld eingefärbt ist, wird der Level beendet (und damit zur Zeit auch das Spiel)

Als nächstes werde ich die verschiedenen Beendigungen eines Levels und die Erhöhung des Schwierigkeitsgrades im nächsten Level programmieren. Danach Sound und zum Abschluss hoffentlich noch eine Titelmelodie.
Die vollständigen Projektsourcen sind hier zu finden:

https://github.com/dollmetzer/colorflood

Wenn das Spiel fertig ist, werde ich es auch als fertig übersetztes Programm zur Verfügung stellen.

Online wie 1985 – mit dem C64

Es war einmal…
eine Zeit, in der kein normaler Mensch vom Internet gehört hat. Meine ersten eigenen Onlineerfahrungen in Mailboxen machte ich Anfang der 90er mit meinem brandneuen, teuren PC – einem 386SX, der noch hauptsächlich unter MS-DOS lief. Anstatt Internet und DSL gab es Telefonverbindungen und Modems. Meines übertrug 1.200 Bit/s, also ca. 130 Zeichen pro Sekunde. Das kann man ziemlich wörtlich nehmen, weil man nahezu ausschließlich Text übertragen hat. Etwas später habe ich mir dann ein ziemlich teures 28.000er geleistet.

Den Wunsch dazu hatte ich jedoch schon erheblich früher. Spätestens nachdem ich 1983 den Film „War Games“ gesehen hatte, war ich brennend an Datenfernübertragung interessiert. Mit meinem heißgeliebten C 64 wäre es technisch möglich gewesen. Leider waren meine Mutter und die Bundespost irgendwie dagegen. Andere waren da weniger zimperlich als ich und haben es einfach gemacht.

Mein C64 am LCD Fernseher

Mein C64 am LCD Fernseher

In letzter Zeit habe ich wieder ein wenig mit dem alten Maschinchen beschäftigt und zwar sowohl mit der Original Hardware, als auch mit dem wirklich hervorragenden Emulator VICE. Nachdem ich auf einigen Seiten, wie z.B. „CBBS Outpost“ festgestellt habe, daß es einige Nostalgiker gibt, die Commodore Mailboxen betreiben (sogar zum Teil auf original Hardware), musste natürlich ausprobieren, was ich in den 80ern verpasst hatte.

Mail in der Cottonwood BBS

Mail in der Cottonwood BBS

Kurze Erklärung: Der wichtigste Unterschied zwischen Internet und Mailboxen ist nicht etwa die Geschwindigkeit, sondern die Topologie. Heue hängt man seinen Computer in das Internet und kann so Millionen von Rechnern direkt erreichen. Früher hat man seinen Computer mit einem(!) anderen Rechner per Telefonleitung verbunden und aufgelegt, nachdem man fertig war. Das eigentliche Netzwerk war also das Telefonnetz.

Nun also mit dem C64 in eine Mailbox – bloß wie?

Ich habe zwar einen C64, aber kein Modem oder Akustikkoppler. Allerdings sind die meisten Mailboxen auch nicht mehr per Telefonleitung, sondern per Internet erreichbar. Daher muss der C64 irgendwie ins Internet. Hardwarebasteleien sind möglich, aber ich habe dazu gerade keine Lust. Schneller geht es mit dem bereits genannten Emulator VICE, der neben dem C64 auch andere 8Bit Commodore Computer (VC20, C128, Plus4, PET, CBM-Serie…) emulieren kann.

Hier zeigt ein kurzes Video, wie man sich mit der VICE Emulation mit einer Mailbox (hier: Jamming Signal) verbinden kann. Schön zu sehen, wie man jeden Buchstaben quasi „per Handschlag“ begrüßen kann.

 
Das Setup
Neben dem Emulator benötigt man ein Terminalprogramm für den C64. In dem Video ist das Turbo Term, aber man kann natürlich auch Nova Term oder irgendein anderes Programm verwenden. Nun muss man an den emulierten C64 über die emulierte RS232C Schnittstelle noch ein emuliertes Modem anschließen. Dazu wird die Software tcpser genutzt, die so tut, als wäre sie ein Hayes kompatibles Modem. Auf der Kommandozeile startet man es mit den folgenden Parametern:

tcpser -v 25232 -s 300 -p 6400 -l 4

Die Software wird auf dem eigenen Rechner auf Port 25232 angesprochen, mit 300 Baud verbunden, geht auf Port 6400 raus und nutzt Loglevel 4.

Jetzt startet man den C64 Emulator und „schliesst das Modem an“, indem man in den Einstellungen (Settings) die Option „Userport RS232 Emulation“ aktiviert und die Geschwindigkeit auf 300 einstellt.
Auf meinem Linux System muss man abweichend von den Einstellungen in dem Video für das RS232 Gerät „Prozess ausführen“ auswählen und unter „Auzusführendes Programm“ folgendes eingeben:

|nc localhost 25232

Damit wird die Ausgabe per netcat auf Port 25232 des eigenen Rechners weitergeleitet (nicht den seknrechten Strich vergessen), an dem das „Modem“ horcht. Nun kann das Terminalprogramm geladen und gestartet werden. Die Verbindung zur Mailbox (hier ist es die Cottonwood BBS) stellt man her, indem man im Terminalmodus folgendes eingibt:

atdtcottonwoodbbs.dyndns.org

Die Zeile beginnt mit dem Modembehl at (Attention) dt (Dial Tone) gefolgt von der Internetadresse der Mailbox. Hinter der URL sollte man noch einen Doppelpunkt, gefolgt von der Portnummer eingeben, aber die Cottonwood BBS hört auf Port 6400 und das war ja unsere Voreinstellung von tcpser.

Nun steht dem prähistorischen Onlineabenteuer nicht mehr im Weg.

Happy BBSing!

Retro Events in Berlin

Während der letzten Tage gab es einige schöne, kleine Treffen in Berlin mit Retro-Schwerpunkt. Leider musste ich aus terminlichen Gründen auf ein Highlight verzichten: Den Workshop „Racing the Beam…„, bei dem am Samstag an der Humboldt Universität eine Einführung in die Programmierung der seeligen Atari VCS (bzw. Atari 2600) Telespiels gegeben wurde. Sehr ärgerlich, denn darauf hatte ich mich schon länger gefreut.

Am Donnerstag gab es aber bereits einen netten Abend in einem Hackerspace, bei dem an einem Commodore 64 gezockt wurde. Spiele des Abends waren unter anderem Maniac Mansion, ein Galaxian Clone, Great Giana Sisters und Matrix. Etwas bedrohlich ist, dass immer mehr Disketten aus den 80er und 90er Jahren nicht mehr lesbar sind. Da nützt die bestgepflegte Hardware nichts. Hoffentlich sind die Wechselplatten der PDP11 langlebiger…

Links Wechselplatten für PDP11, rechts Galaxians auf C64

Links Wechselplatten für PDP11, rechts Galaxians auf C64

Am Freitag fand an der Humboldt Universität die Veranstaltung „Game Circuits – Operative Computerspielanalyse“ statt, die im Wesentlichen eine Ergebnispräsentation eines Workshops des Studiengangs Medienwissenschaften ist. Die Studentinnen (tatsächlich überwiegend Damen) haben sich mit der Technik der Konsolen der 3. und 4. Generation auseinandergesetzt. Bis auf eine Ausnahme war die Original Hardware aufgebaut und es konnte gezockt werden.

Eine meiner absoluten Lieblingskonsolen war 1982 das CBS ColecoVision, weil man darauf Donkey Kong in Automatenqualität spielen konnte – was ich an diesem Abend natürlich tat.

CBS ColecoVision

CBS ColecoVision

Von Atari waren gleich zwei Konsolen aufgebaut, die ich beide noch nie im Original gesehen hatte.

Auf dem Atari 7800 spielte ich eine Runde Asteroids. Das System, das 1986 in Europa auf den Markt kam, hatte ich damals kaum wahrgenommen. Entweder hatte man einen Computer, oder ein Videospiel von Nintendo oder Sega.

Das ungeheuer grosse Atari 5200 aus dem Jahr 1982 kam in Europa nicht auf den Markt. An diesem Abend war es mein heimlicher Favorit, was vor allem an dem genialen Trackball lag, der bei den Spielen Missile Command und Centipede für Original Spielhallenfeeling sorgte.

Atari 5200 (links) und Atari 7800 (rechts)

Atari 5200 (links) und Atari 7800 (rechts)

Es hatte schon etwas Besonderes, wenn man sich ein Videospiel, das man als 11jähriger gerne gehabt hätte, 35 Jahre später von einer charmanten jungen Studentin erklären und vorführen zu lassen. Die Rede ist von Dracula auf dem 1979 erschienenen Mattel IntelliVision. Das erste Spiel, bei dem man die Spielfiguren eindeutig erkennen konnte. Die Spielsteuerung ist zwar etwas zäh, aber Charme hat die Software immer noch. Wir spielten auch noch eine Runde Astrosmash gegeneinander. Hier war die Steuerung recht geschmeidig und ich konnte in dem kleinen Turnier sogar einen Preis gewinnen (Kinderschokolade). Leider gab es diese Konsole nur als Emulation, da die Original Hardware zwei Tage zuvor kaputt ging und erst repariert werden muss.

Dracula auf Intellivision Emulation

Dracula auf Intellivision Emulation

Weiterhin gab es an diesem Abend noch Nintendo SNES, SNK NeoGeoNEC TurboGrafx-16 (alias PC-Engine), MB Vectrex und Sega MegaDrive zu bestaunen und zu bespielen.

Es geht noch älter!

Nicht ganz zum Thema passend (weil zu alt) war auch eine RCA Studio II Konsole aus dem Jahr 1977 zu bespielen. Die Spiele waren allerdings selbst für die damalige Zeit schon etwas mager und nur in Schwarz/Weiß Grafik.

RCA Studio II

RCA Studio II

Nach der Veranstaltung zog sich eine kleine Gruppe in das Signallabor zurück um sich einem wirklich kostbaren Gerät zu widmen: Einer Originalverpackten Magnavox Odyssey von 1972. Das erste verkaufte Videospielsystem überhaupt. Ich hatte das Gerät zwar bereits als Austellungsstück gesehen, aber hier gab es zum ersten Mal die Gelegenheit zum Anfassen und Ausprobieren.

Magnavox Odyssey Originalverpackung

Magnavox Odyssey Originalverpackung

Die Überraschung begann schon beim Auspacken: Zuerst bekommt man nämlich neben sechs Spielmodulen tonnenweise Zubehör zu sehen: Bunte Bildschirmfolien in zwei Grössen, Karten, Spielgeld und so weiter.

Viel buntes Zubehör

Viel buntes Zubehör

Darunter dann endlich das Prachstück in absolut einwandfreiem Zustand ohne Gilb am Gehäuse. Nur das Netzteil ist nicht mehr Original.

Magnavox Odyssey

Magnavox Odyssey

Nachdem das Schätzchen ausgepackt und angeschlossen war, wurde sogleich eine Runde Pong gespielt. Dabei merkt man, dass das Gerät noch nicht Mikroprozessorgesteuert ist, sondern zum grossen Teil aus Analogelektronik besteht. Die sehr dicken Kabel an den Controllern verleiteten jemand zu der scherzhaften Vermutung, dass die Konsole nicht elektrisch sondern „noch mit Hydraulik“ gesteuert wird.

Magnavox Odyssey in action

Magnavox Odyssey in action

Abgesehen von der extrem groben Schwarz/Weiß „Grafik“ sind aus heutiger Sicht viele Eigenarten etwas irritierend:

  • Man kann nicht gegen die Maschine spielen, da überhaupt keine geeignete Steuerelektronik vorhanden ist.
  • Die Maschine zählt auch keine Punkte. Das müssen die Spieler schon selber machen
  • Das System prüft nicht einmal die Einhaltung der Spielregeln. Ob man bei dem Spiel „Skifahren“ auf der Piste bleibt, muss man ebenfalls selbst entscheiden.

Eigentlich ist die Odyssey somit gar kein „richtiges“ Videospiel, sondern ein Gesellschaftsspiel, von dem zufällig ein Teil am Fernseher stattfindet. Verblüffende Erkenntnis!

Retrocomputing Nerd Level 45

Sich mit alten Computern auseinanderzusetzen – wie neulich bei der Classic Computing 2013 – hebt den eigenen Nerd Level. Allerdings nicht unbedingt viel. Für jemanden in meinem Alter sind Heimcomputern aus den 80er Jahren eher profan. Das war halt die eigene Jugend. Sozusagen der weisse Gürtel der Computer Nerds. Oder auch Level 1.

Nächstes Ziel: Nerd Level 2 – altes Eisen

Seit einige Zeit interessiere ich mich zunehmend für die Zeit davor, als man sich die Rechner noch nicht in die eigene Wohnung stellen konnte. Über die PDP-8 und PDP-11 Rechner von DEC (Digital Equipment Corporation) hatte ich ja auch schon etwas geschrieben. Ich kann mich noch an mein Schulpraktikum in den 80ern erinnern, das ich bei einem Großhandel in Hannover im Rechenzentrum machte. Da gab es eine Abteilung mit Datentypistinnen, Anwendungsentwicklern, Operatoren (so hiessen früher die Admins) – und natürlich die heiligen Hallen: Den klimatisierten, mit doppeltem Fussboden versehenen Raum, in dem die Rechner (Größe: Schrankwand), Festplatten (Größe: Waschmaschine) und Drucker (Größe: Kleiderschrank) standen. Ich glaube die Anlage war von Siemens und lief mit BS2000.

Die Technik war ursprünglich vom IBM System 370 abgeleitet, die wiederum ein Nachfolger der IBM System 360 war – dem ersten kommerziellen Allzweckcomputer von 1964, dem IBM seine jahrzehntelange Vormachtstellung auf dem Großrechnermarkt verdankt.

Während ich mich im Moment noch langsam an die Geschichte der Großrechenanlagen herantaste und dabei auch über andere interessante Hersteller wie Control Data und Cray stolpere, sind andere schon wieder viel weiter.

Nerd Level 45 – die eigene Cray 1A samt Software

Chris Fenton bekam Software von dem Supercomputer der frühen 70er Jahre in die Hand – einer Cray 1A. In seinem Blog beschreibt er in dem Artikel „Cray-1 Digital Archeology„, wie er Software als Quellcode von Microfilm und von einem 40 Jahre alten Magnetplattenstapel herunterholt.

Cray-1-deutsches-museum 

Cray 1 im Deutschen Technikmuseum in München

Das alleine wäre schon beeindruckend genug, aber was nützt die Software ohne den passenden Rechner? Eine Originalmaschine zu bekommen ist eher unwahrscheinlich. Es wurden weltweit nur 80 Stück verkauft. Zudem wäre der Betrieb recht umständlich – aufgrund von Größe und Gewicht (5,5 Tonnen), des Energievbrauchs (115 KW) und weil der Rechners, mit flüssigem Freon geflutet ist. Was also tun?

Chris Fenton las sich in die Systemarchitektur ein und stellte fest, dass man den Rechner heutzutage in einem großen FPGA nachbauen kann. Genau das tat er dann auch, wie man in seinem Blog-Artikel „Homebrew Cray-1A“ nachlesen kann und steckte die Platine anschliessend in einen selbstgebastelten Nachbau des Rechnerghäuses im Massstab 1:10.

Ich bin einfach platt!

Classic Computing 2013

Am 21. und 22. September fand die Classic Computing 2013 in den Räumen des Pergamon Palais in Berlin statt. Veranstalter war der Verein zum Erhalt Klassischer Computer e.V. Die Humbold Universität stellte freundlicherweise die Räume zur Verfügung. Neben einigen interessanten Vorträgen gab es vor allem viel Hardware aus den 70er bis 90er Jahren zu sehen.

Die Ausstellungsstücke

Um die von den Teilnehmern mitgebrachten Exponate auszustellen, bedurfte es zweier Vorlesungssääle und den Lichthof. Thematisch waren die Ausstellungsstücke grob sortiert. Während der Schwerpunkt in einem Saal auf Bürocomputern lag, wurde der zweite Saal überwiegend von der 16-Bit Atari und Amigaszene beherrscht. Das Foyer war thematisch gemischt

Wie zu erwarten waren die Commodore 8 Bit Heimcomputer C64, VC20, C16 und Plus 4 ebenso zu finden, wie die 16-Bit Heimcomputer der Amiga-Serie. Aber auch die 8 Bit Bürorechner der CBM Serie vom PET 2001 bis zum CBM 8296-D waren zahlreich.

Commodore CBM 4032, 8032 und 8296-D

Commodore CBM 4032, 8032 und 8296-D

Ebenfalls recht präsent war Apple. Dabei zeigten die Exponate vom IIc bis zur Lisa einen guten Querschnitt der ersten 10 Jahre der Firmengeschichte.

8Bit Maschinen - Apple II und III

8Bit Maschinen - Apple II und III

Apple 16- und 32 Bit: Lisa II, Macintosh und Mac LC

Apple 16- und 32 Bit: Lisa II, Macintosh und Mac LC

Speziell aus heutiger Sicht war der Heimcomputermarktes sehr heterogen. Nicht nur in Hinblick auf die vielen unterschiedlichen Betriebssysteme, sondern auch auf verschiedenen nationalen Märkte.

Britische Computer

Einige britische Computer waren in den 80ern auch in Deutschland bekannt – insbesondere die Geräte von Sinclair und Amstrad (hierzulande unter der Marke Schneider vertrieben). Andere blieben unbekannt, wie die nicht wenig erfolgreichen Maschinen von Acorn (Elektron, BBC und Archimedes RISC), aber auch Aussenseiter wie Jupiter ACE und Oric.

Sinclair ZX Spectrum 128K, Oric Atmos, Acorn Archimedes A3000

Sinclair ZX Spectrum 128K, Oric Atmos, Acorn Archimedes A3000

Japanische Computer

In den 80er Jahren war der Heimelektronikmarkt fest in der Hand japanischer Hersteller. Umso erstaunlicher, dass die Computer von Sony, Panasonic und Co. in Europa nicht gut angenommen wurden. Auf dem japanischen Markt hingegen sah es natürlich genau andersherum aus. Auf der Veranstaltung gab es so einge japanische Vertreter der 8Bit und 16Bit Ära zu bestaunen.

Japanische 8 Bit Rechner nach MSX Standard

8 Bit Rechner nach MSX Standard

Japan, 16 Bit: Sharp X 68000 und Fujitsu FM Towns

Japan, 16 Bit: Sharp X 68000 und Fujitsu FM Towns

Französische Computer

Weniger naheliegend als japanische, sind französische Computer. Auch hier waren einige Modelle aus der 8-Bit Ära von Thomson und Matra zu sehen.

Thomson MO5 und Matra Alice

Thomson MO5 und Matra Alice

Frühe Bürorechner

Einige schöne 8- und 16Bit Bürorechner wurden ausgestellt, wie z.B. der Kaypro II (CP/M) und der erste echte Laptop von Data General (MS-DOS) aus dem Jahr 1985.

Tragbare Bürorechner

Tragbare Bürorechner

Exoten und Besonderheiten

Eine junge Dame hatte neben einigen Teilen einer PDP11/34, die zur Zeit restauriert wird ihre Taschenrechnersammlung mitgebracht. Darunter waren neben einigen klassischen Hewlett Packard und einem russischen, wissenschalftlichen Rechner auch diese beide Schätzchen aus dem Jahre 1974, deren Hersteller wohlbekannt sind.

1974er Taschenrechner von Sinclair und Commodore

1974er Taschenrechner von Sinclair und Commodore

Besonderes Vergnügen haben mir die Eigenbauten und Kuriositäten bereitet, die zum Teil auf brandneuer Hardware liefen, aber klassische Software ablaufen lassen konnten. Beispiele auf Basis von 8-Bit Microcontrollern sind der Color Maximite, die Euzebox und zwei sehr unterschiedliche CP/M Rechner … .

Neue 8Bit Style Hardware

Neue 8Bit Style Hardware

Mini CP/M Rechner - als Altair 8800 Nachbau und als USB Modul

Mini CP/M Rechner - als Altair 8800 Nachbau und als USB Modul

Der  Minimig auf FPGA-Basis mit echtem MC68EC000 kann alle relevanten Amiga Modelle emulieren.

Minimig - moderne Amiga Hardware

Minimig - moderne Amiga Hardware

Es gab also viel Spannedes zu sehen, so manche interessante Fachsimpelei und nicht zu vergessen einige sehr interessante Vorträge, z.B. über FPGAs, die Preisbildung bei Ebay und die Funktionsweise des vollmechanischen Rechenwerks des Zuse Z1 von 1936. Eine tolle Veranstaltung!

Wunderwelt der Mechanik – Linotype

Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wird immer mehr Mechanik durch Elektronik ersetzt. Das ist ein schleichender Prozess, der einem zunächst gar nicht so recht auffällt. Wie weit wir damit aber schon gekommen sind, wird deutlich, wenn man nur 50 Jahre zurückgeht und sich z.B. ansieht, wie damals Zeitungen, Bücher und sonstige Druckwerke entstanden sind.

Druckmaschinen – schön und gut, aber wie wurden eigentlich die Druckvorlagen erstellt?

Ich hatte vor Jahren schon einmal eine Linotype in einem Technikmuseum gesehen. So ein Gerät sieht wie die Mischung aus Dampf- und Schreibmaschine aus und funktioniert grob gesagt so:

  • Der Setzer tippt den Text für eine Textzeile auf einer Tastatur.
  • Für jedes Zeichen wird ein Metallplättchen mit der Negativform des Buchstabens auf einer Schine platziert.
  • Wenn die Zeile fertig geschrieben ist, wird diese mit einer Bleilegierung ausgegossen.
  • Die Textzeile aus Blei fällt in einen Setzrahmen.
  • Die Metallplättchen mit den Buchstabenformen werden wieder in das Magazin zurücksortiert.

Die Linotype funktioniert völlig mechanisch. Strom wird nur zum Erhitzen der Bleilegierung und zum Antrieb der Hauptwelle benötigt. Das Grundprinzip ist recht einfach aber die mechanischen Details blieben mir schleierhaft – bis ich auf diesen tollen Lehrfilm aus den 60ern fand, der wirklich jedes Detail erklärt, ohne langweilig zu werden.

Hurra, hurra, die Schule brennt…

Der alte Gassenhauer von Extrabreit aus den frühen 80er Jahren hat aktuell für mich eine ganz spezielle Bedeutung. Meine (ehemalige) Schule, auf der ich in den 80ern von der 5. bis zur 13. Klasse war brennt zwar nicht – aber sie wird gerade abgerissen.

Auf dem Klassentreffen vor drei Jahren haben wir von den Plänen erfahren, unsere alte Schule aus dem Jahr 1974 abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Und nun ist es tatsächlich so weit, wie man auf den Fotos vom Neubau Tagebuch der IGS Mühlenberg sehen kann.

Ehemalige Mensa und Jugendzentrum Weisse Rose

Ehemalige Mensa und Jugendzentrum Weisse Rose (Foto: Dr. Michael Bax)

Ehemalige Sporthalle 1

Ehemalige Sporthalle 1 (Foto: Dr. Michael Bax)

Als dann neulich das Ehemaligentreffen angekündigt wurde, war für mich klar, dass ich nach Hannover fahren werde, um die alten Recken zu treffen und mir das Geschehen aus der Nähe anzusehen. Also fuhr ich am Wochenende nach Hannover. Je näher ich meinem Ziel kam, desto mehr verfinsterte sich der Himmel und als ich das Auto abgestellt hatte, bot sich das folgende Bild:

IGS Hauptgebäude auf freier Flur

IGS Hauptgebäude auf freier Flur

Links hinter dem Hauptgebäude fehlt bereits die große Sporthalle und im Vordergrund die Mensa samt Brücke. Obwohl das Gebäude jetzt doch bereits erheblich kleiner ist, erinnert mich die Szene ein wenig an meine Einschulung im Jahr 1978. Wenn man damals aus der U-Bahn heraustrat, konnte man über einen schmalen Teerstreifen trockenen Fusses zur Schule gelangen. Seinerzeit stand das riesige Gebäude alleine auf dem Acker. Hat davon noch jemand Bilder? Der Stadtteil drumherum wurde erst in den 80er Jahren fertig gebaut.

Aus meiner Klasse waren wir zwar nur zu viert, aber das Wiedersehen war schön. Wir haben uns mit unserer Klassenlehrerin, die noch immer unterrichtet und flott unterwegs ist, über alte Streiche und aktuelle Erziehungsfragen unterhalten. Immerhin bin ich der einzige ohne Nachwuchs. Nun ja, that’s Life…

Abschließend gab es noch eine Schulbegehung durch die Klassentrakte, den naturwissenschaftlichen Bereich, den Werkbereich, über die „Schulstrasse“, vorbei an Freizeit, Kunst und Repro bis zur Verwaltung.

Zu meiner nicht geringen Verblüffung hat sich in den letzten 30 Jahren fast nichts an dem Gebäude geändert. So schlecht war die Bauqualität seinerzeit also gar nicht. Selbst der Disco-Turm im Freizeitbereich steht noch. Zwar wurden Stühle, Tische und Teppiche erneuert, aber ansonsten sind überall dieselben Einbauten, Türen, Schränke, Beschriftungen. Und vor allem diese Farben!!!

Klassenraum

Klassenraum

Treppenhaus

Treppenhaus

Naturwissenschaften

Naturwissenschaften

Kunstbereich

Kunstbereich

Die 70er: Mut zur Farbigkeit

Die 70er: Mut zur Farbigkeit

Den Abend habe ich dann beim Griechen im Lister Turm ausklingen lassen. Nach einer ruhigen Nacht (das Novotel an der Podbielskiallee neben Bahlsen kann ich guten Gewissens weiterempfehlen) traf ich dann am Sonntagmorgen noch meine Familie zum Mini-Brunch bei Loretta’s. Ich habe diesen schnuffigen Mini-Pavillon schon als Kind gemocht.

Nachmittags ging es dann über meine „geliebte A2“ wieder zurück nach Berlin.

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