Während halb Deutschland mit Hochwasser kämpft, war in und um Berlin ein wunderschönes, erholsames Wochenende zu vermelden. Da mein schlechtes Gewissen auch niemandem hilft, habe ich mich entschieden, die beiden Tage einfach zu geniessen.
Samstag: Der Halbtags-Tourist
Am Samstagnachmittag habe ich mich mal wie ein Tourist in meiner eigenen Stadt gefühlt. Ein kleiner Rundgang durch Mitte machte es möglich. Ich wollte eigentlich nur auf einen Sprung in die Humboldt Universität und bin am Lustgarten ausgestiegen, der durch ganze Heerschaaren von Touristen belagert war.

Berlin Lustgarten: Touri-sit-in
Normalerweise nervt mich der ganze Rummel mit gaffenden Horden, die einem planlos vor die Füsse latschen, Strassenmusikanten und so weiter. Aber gestern war ich in der passenden Stimmung und habe mir sogar den Chor angehört, der vor dem Bodemuseum sang und die Tangotänzer im Monbijoupark angesehen. Mit etwas gelassenem Abstand kann ich sogar verstehen, warum die Touristen Berlin toll finden. Irgendwann war es aber dann doch genug. Zum Abendessen habe ich wieder den netten, leckeren und preiswerten Italiener bei mir im Viertel aufgesucht.

Chor vor Bodemuseum

Tango im Monbijoupark

Massenchillen an der Spree
Sonntag: Schorfheide
Sonntag lockte morgens gleich die Sonne – also auf zum Werbellinsee. Erstaunlicherweise gab es heute kaum Verkehr und auch nur wenige Badegäste. Tiefenentspanntes brutzeln war also angesagt. Nachmittags zog es mich dann noch weiter nach Joachimsthal, wo ich mir zunächst einmal einen famosen Überblick auf dem alten Wasserturm verschaffte. Im verschlafenen Stadtkern (mir sieht der Ort eher nach Dorf aus, aber man hat Stadtrecht), gab es dann noch lecker Rhabarberstreuselkuchen, bevor es gemütlich zurück nach Berlin ging.

Joachimsthal - Alter Wasserturm

Joachimsthal - Grimnitzsee

Kirche von Schinkel
Genau für solche Tage habe ich ein Cabrio: Offen und entspannt durch schöne Landschaft cruisen, die Vögel im Wald zwitschern hören und sich vom umwerfenden Duft der Robinien fast betäuben lassen.
Ge-ni-al!!!
Das Abendessen – Spargel mit Schinken und als Apperetiv einen selbstgemachten Holunderblütenlikör – sorgte für den passenden Ausklang eines sehr schönen Wochenendes.
In dieser Woche fand am 16. und 17. Mai die Oxid Commons 2013 statt, bei der ich auch wieder zugegen war. Bei der Anreise war ich zunächst ein wenig beleidigt. Normalerweise ist das Wetter unten in Baden ja immer etwas schöner, als bei uns im Norden, aber diesmal war es andersrum: Berlin hatte 25 Grad, Freiburg aber nur 12. Die erste Enttäuschung wurde jedoch schnell durch die Veranstaltung und die persönlichen Gespräche bei weitem wieder wett gemacht.

Freiburg - kalt und regnerisch

OXID Commons - Ausstellerbereich
Mittlerweile fühlt sich die jährlich in Freiburg stattfindende Konferenz für mich wie eine Art Klassentreffen der eCommerce Szene an. Am Vorabend haben sich bereits viele Teilnehmer in der Innenstadt zu einem gemeinsamen Hallo und ausführlichen Plausch getroffen. Am Donnerstag ging es dann richtig zur Sache. Ich konnte drei thematische Schwerpunkte ausmachen, die die Branche momentan bewegen:
- Das Miteinander von TV und Internet
- Performance
- Responsive Design
Das Internet ist in der Bevölkerung alltäglich geworden. Die veränderte Mediennutzung, die Fernsehen wie zuvor bereits das Radio quasi zum medialen Hintergrundrauschen degradiert, während man gleichzeitig auf dem “second Screen” im Internet unterwegs ist, hat nun die breiten Massen erreicht. Treiber sind der Trend weg vom PC, hin zu diversen mobilen Endgeräten.
In mehreren Veranstaltungen wurden die Wechselwirkungen zwischen TV und eCommerce beleuchtet. Das betrifft Bereiche wie Apps auf Smart TV, Erfolgsmessungen von TV Werbespots, und die technische Bewältigung von kurzfristigen, extremen Belastungsspitzen auf Shopservern, bei der Schaltung erfolgreicher Werbespots im Fernsehen. Stichworte sind hier Full Page Caching und durch Virtualisierung gut skalierbare Hosting Enviroments.

Technischer Vortrag: Codeverwaltung auf Github
Die Tatsache, dass der “second Screen” nicht mehr automatisch ein PC oder Notebook ist, sondern zunehmend Tablets und Mobiltelefone jeglicher Art und Größe, macht eine geänderte Nutzeroberfläche notwendig, die sich automatisch dem Endgerät anpasst. Das betrifft nicht nur die Auflösung und das Layout, sondern tangiert viele Details, die zunächst leicht übersehen werden: Mouseover-Effekte machen auf Geräten mit Touch-Bedienung keinen Sinn. Dafür muss man hier bedenken, dass der Nutzer jederzeit von Hoch auf Querformat wechseln kann. Viele externe Module und Dienste lassen sich aber noch nicht gut in mobile Oberflächen und responsive Layouts integrieren. Daniel Beerden von WBL Konzept hat das in einer Session während der Unconference am Freitag für mich gut auf den Punkt gebracht:
“We need to THINK responsive. It’s not just about Layout”
Und dann gab es noch etwas, worüber ich mich persönlich sehr gefreut habe (Ich mache hier mal eine Ausnahme von der Regel, dass ich nicht über Firmen schreibe, für die ich arbeite oder gearbeitet habe).
…und – GEWONNEN!
Unter den Gewinnern des “Golden Cart Award” war dieses Jahr der Online Shop von Street One. Zwar habe ich Ende letzte Jahres meine Tätigkeit bei der CBR eCommerce GmbH beendet, aber nach über zwei Jahren harter Aufbauarbeit ist dieser Shop dennoch auch “mein Baby”. In der Ansprache wurden neben dem Fokus auf Produkt und Service auch die sehr hohe Geschwindigkeit des Shops erwähnt. Das freut mich wiederum, weil ich jetzt für den Hostingprovider SysEleven arbeite, der die technische Infrastruktur für die CBR Shops betreibt. Den Preis nahm mein ehemaliger Kollege und Nachfolger entgegen und wir haben diesen Erfolg im Nachgang zusammen gefeiert. Sehr schön!

Einstimmung auf das Abendprogramm

Abendstimmung
Mittagpause. Raus in die Sonne, ein sehr leckeres Schnitzel beim Imbiss an der Glogauer Str. verputzen, noch ein bisschen verdauen und den Bocciaspielern zusehen, bevor es wieder zurück an den Rechner geht.
Life is good!

Chillen am Paul Lincke Ufer
Dirk Ollmetzer | Tuesday, 16 April 2013 |
Unterwegs
Ein verlängertes Wochenende im Hohen Norden – genauer: in Angeln. Das Wetter war – hmmm – sehr variabel. An einem Tag läuft man an Schneeresten in Knicks vorbei, am nächsten Tag kann man für eine halbe Stunde an einer windgeschützten Stelle bei 19 Grad am Strand das T-Shirt ausziehen und die Sonne auf den Rücken scheinen lassen. 3 Stunden später 12 Grad und Nieselregen. Dennoch war der kleine Abstecher sehr nett, erholsam und abwechselungsreich.

Schneereste im Knick

Sonnenbaden neben Fischerkate
Noch ist Vorsaison. Jedoch wird der Strand in Holnis bereits für die Saison vorbereitet und vom angeschwemmten Seetang befreit. Ab Mai ist es dann auch mit dem Reiten am Strand vorbei.

Strandreiter

Strand mit Seetang

Strand nach der Säuberung
Angeln ist zweifellos ein schöner Landstrich. Noch schöner ist es, wenn man ein Stück (fast) unberührter Natur erleben kann. Bei der Umrundung des Naturschutzgebietes Geltinger Birk hat man herrlichen Blick auf die naturbelassene Landschaft, die von schönen zotteligen Highland Rindern und wilden Koniks bevölkert wird.

Geltinger Birk

Highland Rinder

Konik Herde

Wildes Konik beim Grasen
Aber auch das gesellige Miteinander kam nicht zu kurz. Ich habe viel nette Menschen getroffen und es gab stets sehr leckeren Kuchen – zum Beispiel in einer malerischen Kate in Fallshöft. Das 160 Jahre alte Reetdachhaus sieht nicht nur von aussen schick aus. Das Café besteht aus einigen gemütlichen (und niedrigen) Räumen, die teils sogar noch Original Stuben sein mögen. Und die Buchweizen-Preisselbeertorte war umwerfend!

Café in Fallshöft
Nach wochenlanger Verspätung war es heute endlich so weit: Ein Hauch von Frühling. Also flugs raus ins Grüne um Bewegung, Luft und Sonne zu zelebrieren.
Doch was war das? Auf den Wiesen bei Malchow stießen wir auf seltsame Artefakte. In bestimmten Abständen waren hier runde Rasenflächen von mysteriösen Schneekreisen umgeben. Die meisten dieser Schneekreise waren in der Mitte mit Fahnen markiert.
Sind das Überreste einer unbekannten Zivilisation – oder waren hier gar Ausserirdische am Werk?

Vorsichtige Annäherung - ein Schneekreis im Grünen
Doch schnell wurde uns deutlich, dass hier seltsame religiöse Rituale zelebriert wurden. In einigen dieser Schneekreise versuchten eigentümlich gekleidete Männer (hin und wieder auch Frauen), mit Hilfe von seltsam geformten Stäben kleine Bälle in Löcher zu schubsen.
Führten hier Druiden mit ihren Zauberstäben heidnische Beschwörungen durch?
Durch vorsichtige Annäherung gelang mir der folgende spektakuläre Schnappschuss von einem dieser Beschwörungsrituale. Wir vermuten, dass mit Hilfe der Schneekreise versucht wird, die kleinen Bälle auf dem Grün zu halten.

Druiden bei ihren magischen Beschwörungen im Schneekreis
Der eigentliche Sinn dieser Betätigung erschloss sich uns nicht, aber wir vermuten, dass hier die Ankunft des Frühlings gefeiert und die heidnischen Götter um einen ertrag- und erfolgreichen Sommer gebeten werden.
Gerade komme ich aus der Galerie Parterre im Ernst Thälmann Park in Prenzlauer Berg zurück. Dort gab es heute Abend eine Vernissage zur Ausstellung “bartnig – konkret”. Der Eindruck ist noch frisch, also schreibe ich gleich mal ein paar Zeilen dazu.
Die Galerie – obwohl nicht gerade klein – war zum Bersten voll. Das Durchschnittsalter der Besucher war zwar recht hoch, das Niveau der Arbeiten erfreulicherweise allerdings auch. Die gezeigten Werke sind überwiegend sehr farbenfroh und trotz ihres geometrischen, mathematischen Aufbaus recht heiter. Leider darf man ja aufgrund des Urheberrechts keine Fotos zeigen – was sehr schade ist. Auf der Website der Galerie Parterre kann man sich aber einen kleinen Eindruck verschaffen.
Horst Bartnig kannte ich bisher eigentlich nur vom Sehen – er ist ja schon eine recht markante Erscheinung und auf den Kunstveranstaltungen kaum zu übersehen. Sein Werk war mir bisher aber nicht bekannt. So ging ich also den Abend völlig unvoreingenommen an.
Bei einigen Werken hatte ich das Gefühl, dass sie von einem alten Computerbildschirm inspiriert sein könnten. Freundlicherweise waren in einigen Vitrinen ältere Publikationen (zurück bis 1980) über Horst Bartnig und sein Werk zu sehen. Darin wurde mein erster Eindruck bestätigt. Bartnig hat sich offenbar bereits seit den 70er Jahren in der DDR mit mathematischen, generativen, computergestützten Verfahren in der Kunst auseinandergesetzt.
Interessant fand ich übrigens den Stil in dem die Kunstpublikationen der DDR verfasst waren: Sachlich, unaufgeregt und auf den Punkt. Ein wohltuender Kontrast zu dem gekünstelten, gestelzten und häufig beinahe hysterischen Geschwurbel, mit dem man heutzutage im Kunstbetrieb leider sehr häufig konfrontiert wird.
Die sehenswerte Ausstellung läuft noch bis zum 28. April.
Dirk Ollmetzer | Wednesday, 27 February 2013 |
Unterwegs
Freiburg. Leider noch vor dem Frühling. Obwohl das Bächle trocken ist und der Himmel grau, ist das Städtchen trotzdem sehr nett und angenehm. Als überzeugter Norddeutscher muss ich ja schon zugeben, dass das Essen super ist, die Stadt irgendwie kuschelig und traditionell und trotzdem auch modern. Bin immer wieder gerne hier.

Freiburger Altstadt bei Nacht

Solarturm vor grauem Himmel

Rundblick vom Schlossbergturm
Am Freitagabend hörte ich mir in der Akademie der Künste die Veranstaltung “Grand Opening E Studio” an. Die Karten hatte ich schon zwei Wochen vorher besorgt, was sich als goldrichtig herausstellte, weil die Veranstaltung vollständig ausverkauft war. Ich freute mich auf experimentellen Lärm und ganz besonders auf Blixa Bargeld und Caspar Brötzmann. Beim Eintritt in den Saal wurden freundlicherweise Ohrstöpsel verteilt, was mich zunächst erwartungsfroh stimmte.

Akademie der Künste mit Schnee
Doch der erste Teil der Veranstaltung traf meine Erwartungen dann leider in keinster Weise. Es wurden mehrere Stücke zum besten gegeben, die nach folgendem Schema abliefen: Ein Musiker spielt “gegen” Soundfragmente, die aus dem Computer kamen. Zuerst ein Stück am Schlagzeug, dann ein Stück bei dem überhaupt niemand auf der Bühne war(!), dann ein Stück am Klavier, dann eines mit Cello, bei dem es auch noch zu einer technischen Panne kam und zum Schluss ein Textvortrag mit Soundcollage und Hintergrundvideo. **grmpf**

Sinnvolle Dreingabe: Ohrstöpsel in geschmackvoller Farbgebung
Der zweite Teil des Abends verlief dann jedoch genau so, wie ich es erhofft hatte: Beginnend mit einem mehrminütigen Feedback Festival aus Brötzmanns Gitarre in das später Blixa Bargeld mit einstieg und gesanglich auf die Gitarrenfeedbacks “antwortete”. Bargeld kommentierte das nach dem Stück zwar, dass das “eine Scheissidee” war, aber er stand ohnehin recht angepisst auf der Bühne.
Mr egal – die Performance stimmte. Streng genommen gab es nur drei (lange) Stücke und eine Zugabe zu hören. Aber die hatten es in sich. Ein Stück begann mit einem Subsonic Bass, der durch Mark und Bein ging und tatsächlich dafür sorgte, dass kleinere Teile von der Decke rieselten. Brötzmann schaffte es übrigens tatsächlich, erst im dritten Stück einen Riff zu spielen. Bis dahin erzeugte er den Sound nur dadurch, wie er die Gitarre hielt, an welcher Stelle er vor den Verstärkertürmen (natürlich Marshall) stand, durch klopfen und ähnliche Techniken.
Bemerkenswert und inspirierend!
Wir wollten heute die Ausstellung von François Morellet im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus ansehen. Auf der Website des Bundestages wird mit seiner “wandelbaren Wand” geworben. Schönes Ding. Also auf nach Mitte.
Der Eingang ist von der Spreeseite und man muss – weil das Gebäude ja zum Bundestag gehört – durch eine lästige Sicherheitsschleuse. Dann steht man in einem kreisrunden Raum aus Glas und Sichtbeton mit dem Mauermahnmal. Wer es nicht kennt: Das sind ein paar Betonelemente der alten DDR Mauer, die geschwärzt sind. Auf jedem Element sind eine Jahreszahl und die Anzahl der Mauertoten des entsprechenden Jahres gemalt.
Dem Morellets wandelbare Wand gegenüberzustellen ist eine wunderbare Idee – die aber leider nicht umgesetzt wurde. Das Kunstwerk ist nämlich gar nicht vorhanden. Es steht dort nur eine billige Nachbildung in Form einer Fotowand !
Ich muss schon sagen, dass ich das für eine bodenlose Frechheit halte.
Vielleicht habe ich das Ganze auch nicht verstanden. Ist das vielleicht eine Anspielung auf die gegenwärtige Politik? Sich mit fremden Federn schmücken – es wird schon keiner genau hinschauen? Viel Brimborium um etwas veranstalten, das überhaupt nicht wirklich vorhanden ist – echte Demokratie zum Beispiel?
Aber bevor ich mich hier in wilden Spekulationen verreite hier noch der Hinweis, dass ein paar Meter weiter ein unscheinbarer Eingang unter der grossen Treppe tatsächlich eine kleine, feine Ausstellung zu sehen ist. Man muss allerdings auch hier wieder durch eine Sicherheitsschluse. Von Morellet sind dort einige schöne Neonarbeiten zu sehen. Zusätzlich kann man wunderschöne Arbeiten von Gunda Förster betrachten, die mit Licht und Glasmurmeln tolle Effekte bieten.
Das hat mich zwar durchaus erfreut, aber die Art der Präsentation finde ich ehrlich gesagt ziemlich daneben. Ich habe einfach keine Lust mich einer Sicherheitsprüfung zu unterziehen, bloss weil ich Spass an Kunst habe.
Dass die Präsentation von Kunst wesentlich besser geht, haben wir nach einem kurzen Fussmarschdurch die Winterkälte rüber zum Haus der Kulturen der Welt (A.K.A “schwangere Auster”) erfahren dürfen. Einfach reigehen. Normal also.
Im Foyer und im grossen Ausstellungsraum liefen bereits die Aufbauarbeiten für die Transmediale. Etwas versteckt neben dem Shop fanden wir die ebenfalls recht kleine Ausstellung “Labor Berlin 12: Drifting”, die heute auslief. Nicht uninteressant, teilweise sogar etwas fies.
Unter dem Strich also doch ein gelungener Sonntag-Kunstnachmittag.
Der 29C3 ist zu Ende gegangen. Zeit für ein persönliches Fazit. Den Umzug nach Hamburg sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Durch Anreise, Unterkunft und so weiter, ist der Besuch für mich natürlich erheblich teurer und aufwändiger, als wenn ich mal eben von Prenzlauer Berg zum Alexanderplatz fahre. Positiv ist allerdings, dass ich im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren überhaupt ein Ticket ergattern konnte und man auf dem Kongress nicht völlig totgetreten wird.
Wer war denn überhaupt da?
Man hat den Eindruck: Alle. Natürlich die Szene-Prominenz, allen voran Konstanze Kurz, die gefühlt alle 10 Minuten irgendein TV Interview gab, Frank Rieger, Fefe, Markus Beckedahl, Jakob Applebaum, Nick Farr und natürlich noch 6000 weitere Menschen.
Darunter die üblichen schwarzgewandeten Nerds, aber auch erfreulich viele Frauen, einige bunte Charaktere. Ein Soldat der imperialen Sturmtruppen lief Patrouille, jemand in einem überdimensionalen Kamerakostum verfolgte willkürlich Leute im Foyer, und jemand skatete mit umgeschnalltem Megaphon durch die Menge, um die Leute vor das CCH zu locken zur „Freedom not Fear“ Demonstration gegen Überwachung.
Language of operation: english. Natürlich aufgrund der Tatsache, dass sehr viele internationale Gäste anwesend sind, darunter auffallend viele Amerikaner. Vorträge, die nur für Deutschland relevant waren (z.B. die Anhörung vor dem Bundesverfassungsgericht, CCC Jahresrückblick), wurden dann aber doch in Deutsch gehalten.
Was fiel auf?
Natürlich – viel Nerdhumor, der ohne Verständnis von Technik oder dem Konsum einschlägiger Medien kaum zu verstehen ist.
Ausgänge auf denen „exit (0)“; steht, Getränke gibt es an der Foo:Bar, Leuchtreklame vom Milliways-Restaurant und so weiter. Für allgemeines Gelächter sorgte eine Durchsage wie auf dem Flughafen, das eigene Gepäck bitte nicht unbeaufsichtigt zu lassen, die bei anderem Publikum vermutlich nicht mal als Witz wahrgenommen worden wäre. Die von einem “Star Wars Sample” eingeeitete Durchsage “Der Stormtrooper wird gebeten, sich am Infotresen zu melden” kam auch gut an.
Waffen: Neben dem Bällchenbad fand eine kleine Kabbelei mit Nerf-Guns statt und ein Teilnehmer lief mit einer “Portal Gun” durch die Gegend, wollte sie aber unerklärliherweise nicht vorführen.
Schön war auch ein Spielautomat, auf dem zwei „my little pony“ Figuren aufeinander eindreschen. Das ist doch nicht original, oder? ;-)
Und natürlich T-Shirts. Überall T-Shirts mit Aufdrucken wie „CCC – red pill provider since 1984“, „Venkmann, Stenz and Spengler Sciences“, dem Koffein-Molekül und so weiter, Nett. Ich brauche mehr Nerd-Shirts.
Was aber gar nicht so einfach ist. Bereits am 2. Tag waren die Merchandising Artikel ausverkauft. Lag es an den vielen Teilnehmern, oder daran, dass die Shirts tatsächlich recht schick aussehen?
Schön auch in einem Vortrag über Finanztranaktionen die Frage nach einer möglichen Sicherheitslücke: „is it possible to do […] – Hmm, yes, but that would be illegal.“. Spontanes Lachen von so ungefähr jedem in dem Vortrag.
Technik
Es ist alles andere als selbstverständlich, dass eine so große Konferenz mit derart vielen elektronischen Geräten tatsächlich ein recht gutes WLAN-Netz hat. In Berlin bin ich bei früheren Konferenzen zu Spitzenzeiten nicht in das Netz gekommen. Hier ist das kaum ein Problem. Auf den Displays werden neben den nächsten Veranstaltungen auch immer die technischen Eckdaten des Kongresses angezeigt. Am Samstag Mittag beispielsweise:
- 2350 WLAN Clients.
- 2150 Mbit/s downstream, 6520 Mbit /s upstream.
- 958 Telefone an das interne Telefonnetz angeschlossen.
- Für den Kongress wurde ein eigenes GSM Mobilfunknetz eingerichtet. Dort waren 890 Handys eingebucht und es wurden knapp 4000 SMS verschickt.
Ich habe gesehen, wie zwei Jungs vor mit aus der S-Bahn mal eben einen bestimmt 50 Kg schweren 19“ Server mitgeschleppt haben.
Die meisten haben aber eher kleine Laptops dabei – lieber 13“ als 15“. Windows habe ich nur einmal gesehen und im Gegensatz zu den Vorjahren ist auch die Anzahl der Apple Geräte wieder deutlich zurückgegangen. Scheint so, dass die Nerds Apple die Produktpolitik und den Umgang mit dem sogenannten „geistigen Eigentum“ übelnehmen. Thinkpads von Lenovo liegen hingegen weiterhin im Trend – mit nahezu jeder denkbaren Form von Linux oder BSD betrieben.
Schön ist es auch im Hackcenter, wo gelötet, gebastelt und programmiert wird, dass es eine Freude ist. Am auffälligsten sind die vielen Basteleien mit Licht, die Animation auf LED Matritzen, Leuchtwänden aus weißen Kunststoffwannen, und sogar auf rotierenden Ventilatoren.
Man hätte hier also die nerdigsten Bilder machen können – es galt allerdings Fotografieverbot. Generell wurde sich aber auf allen Ebenen mit Lichtinstallationen Mühe gegeben, wie diese Aussenanschicht vom Nachmittag zeigt.

Lichtinstallationen beim CCC
Alles in allem war der Kongress wieder sehr informativ und hat Spass gemacht. Man merkt, dass die Themen, die ursprünglich nur ein paar Nerds und schräge Typen interessiert haben, in breiten Teilen der Gesellschaft angekommen sind.
Die Vorträge werden in den nächsten Tagen übrigens wieder auf Youtube verfügbar gemacht. Momentan sind sie dort noch die Rohschnitte zu finden. Es lohnt sich auf jeden Fall, dort etwas Zeit mit Rumstöbern und Zuhören zu verbringen.
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