Am Donnerstag, den 24.05 fand in Freiburg wieder die Oxid Commons statt – die Hausmesse des Herstellers der Onlineshopsoftware Oxid eSales. Es waren fast 800 Teilnehmer anwesend, um den Vorträgen zu lauschen, und sich über die Neuerungen im Oxid Ökosystem zu informieren. Auch dieses Jahr waren wieder diverse Anbieter von Paymentsystemen, Logistiklösungen, Hosting, Suchmaschinen, Mobilanwendungen und sonstigen Diensten mit eigenen Ständen vor Ort.
Oxid Commons in der Rothaus Arena
Der Ausstellerbereich
3 grosse Themen
Die Trends, die bereits im letzten Jahr identifiziert wurden – mehr Markenshops und spezialisierte Nischenanbieter (z.B. Spazierstöcke bei www.stockshop.de) – haben sich bestätigt und der Onlinehandel hat noch immer enorme Wachstumsraten.
Für dieses Jahr kristallisieren sich drei wichtige Themen heraus:
Internationalisierung
Multichannel
Performance
Die fortschreitende Professionalisierung und der Trend zu Markenshops sorgt dafür, dass es immer wichtiger wird, in vielen Ländern vertreten zu sein. Neben den offensichtlichen Herausforderungen (Sprache, Währung, Steuer, Logistik, Gesetze…) für die auch teilweise Lösungsanbieter vor Ort waren, wurde in einem Vortrag darauf hingewiesen, dass man auch die Mentalitätsunterschiede in unterschiedlichen Ländern nicht unterschätzen darf. Was in einem Land hervorragend funktioniert, kann im nächsten Land durchaus ein Flop werden.
Eine weitere grosse Herausforderung, mit denen insbesondere Markenhändler zunehmend konfrontiert werden, ist die Kombination aller Vertriebskanäle. Kunden trennen nicht nach Online, Offline, Markenshop oder Multilabelanbieter. Sie werden hier aufmerksam, informieren sich dann dort und kaufen schliesslich an einer anderen Stelle. Heraus kommt ein unberechenbarer Customer Journey, bevor es (hoffentlich) zum eigentlichen Kauf kommt. Also muss man auf allen Kanälen präsent sein, um den Kunden auf seinem Weg nicht zu verlieren. Ein Fazit der Podiumsdikussion zum Schluss war, dass auch die Anbieter in den nächsten Jahren nicht mehr in unterschiedlichen Verkaufskanälen denken werden und der Begriff eCommerce obsolet sein wird.
Diese beiden Trends, die zu immer komplexeren Geschäftsabläufen führen und die ständig steigenden Online-Umsätze führen dazu, dass die Performance aller beteiligten Systeme – insbesondere des Shops selbst – beständig an Bedeutung gewinnen. Laufende Verbesserungen sowohl im Browser des Kunden, in der Shop Software, als auch beim Hosting waren daher wichtig.
Networking
So gut die Vorträge auch waren, ist für mich das abendliche Networking wichtiger. Hier konnte ich viel wertvollen Input für das Tagesgeschäft und unsere Roadmap für das nächste Jahr gewinnen. Die musikalische Untermalung und das hervorragende Catering haben den passenden Rahmen abgegeben, in dem man gepflegte und informative (teils auch einfach nur lustige) Gespräche führen konnte.
Informatives Beieinander
Am Freitag verbrachte ich die Wartezeit bis zur Abreise damit, die gewonnenen Erkenntnisse mit meinem Kollegen zu rekapitulieren und das schöne Wetter in Freiburg zu geniessen. Hier noch einige Eindrücke von dem malerischen Städtchen.
Park mit Aussicht
Typisch: Viele Fahrräder
Rathaus
Fazit
Auch wenn An- und Abreise wie auch im letzten Jahr recht umständlich und teil wirklich ärgerlich waren (die Bahn hat mal wieder alle Vorurteile über Zuverlässigkeit und Service bestätigt), hat sich die Veranstaltung gelohnt.
Dirk Ollmetzer | Saturday, 19 May 2012 | Unterwegs
In Hannover ist allgemein ja nicht so viel los. Aber wenn, dann sind auch alle da. So war es auch an Himmelfahrt. Nach langem Ausschlafen und gemütlichem Frühstück zog ich los in die Innenstadt um mich mit Kollegen zu treffen. Eine schöne Tradition ist die Veranstaltung “Swinging Hannover”, einem grossen Open Air Konzert vor dem Rathaus, das keinen Eintritt kostet. Der Trammplatz und der gesperrte Friedrichswall waren voller Menschen und auch zwischen Maritim, Markthalle und Altsatdt war ordentlich was los.
Menschen vor dem Rathaus
Die Veranstaltung wird vom Jazz Club Hannover organisiert und ist stets hochkarätig besetzt. So war es auch in diesem Jahr. Ich habe nur die zweite Hälfte gesehen, aber alleine das war schon ein Erlebnis. “The New York Voices” waren hervorragend und der letzte Gig des Tages ebenfalls phantastisch. Es spielte die berühmte britische Jazz-Funk Band Incognito. 11 sagenhafte Musiker auf der Bühne, ein fetter Sound. Super!
Inkognito vor dem Rathaus
Kollegen beim Konzert
Die Stimmung war einfach nur Klasse, wie man an den Gesichern von meinen Kollegen und mir ablesen kann. Das Wetter war uns auch wohlgesonnen. Warm und nur leicht bewölkt. Den Nachmittag haben wir dann genussvoll auf einem Floss in der Leine vor der Altstadt verquatscht (“Was haben Buddhismus und Quantenphysik gemeinsam…”) und vetrödelt. Bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein kam dabei leicht südländisches Flair auf.
Auf der Leine
Das war wirklich ein sehr schöner, entspannter Tag.
Peugeot hat was neues Kleines im Angebot: den 208. Da ich bereits einen 106, einen 206 und einen 207cc mein Eigen nennen konnte, war ich interessiert wie sich der Nachwuchs so anstellt. Die Probefahrt hatte ich also gleich für den Samstag, den 21. April vereinbart. Mein Wunschfahrzeug wäre der 92PS Diesel in der mittleren Ausstattungsvariante gewesen. Leider hatte Peugeot in Weissensee aber nur einen 68PS Diesel und den 95PS Benziner als Vorführwagen. Ich fuhr beide – die Charakteristik war enorm unterschiedlich. Auf den Fotos ist der Benziner in der höchsten Ausstattungsstufe “Allure” zu sehen.
Frontansicht
Seitenansicht
Heckansicht
Von aussen finde ich den Kleinen zunächst mal ganz schnuckelig. “Frauenauto” – ich weiss. Ist mir wurscht.
Zunächst nahm ich den kleinen Diesel mit auf meine Stammstrecke Weissensee, Malchow, Berliner Ring, Pankow, Weissensee. Hier ist alles Wichtige zusammen: Kopfsteinpflaster, Stop-and-go, Landstrasse, Autobahn, Betonplatten, 4 spurige Hauptstrasse mit glattem Asphalt. Der Wagen hatte die mittlere Ausstattung, die bereits alles Wichtige wie Bordcomputer, Bluetooth Freisprechanlage und Lederlenkrad enthält. Als Besonderheit waren noch ein Panorama Glasdach und ein automatisiertes Schaltgetriebe mit an Bord.
Erster Eindruck nach dem Einsteigen: Gutes Raumempfinden, angenehme Materialien, Verarbeitung gut. Die Instrumente sind gut ablesbar, die Armaturen und der Bordcomputer liessen sich leicht und intuitiv bedienen. Dass das Lenkrad klein ist und man die Instrumente darüber anguckt, merkt man nach kurzer Eingewöhnung nicht mehr. Der Kofferraum hat die klassenübliche Grösse. Alles schick so weit.
Blick in den Innenraum
Armaturenbrett
Das Glasdach empfinde ich aber als totalen Blödsinn. Entweder sitze ich bei Sonne gerne im Schatten oder ich will das Dach richtig aufmachen – mit Sonne und Luft. Aber das mögen manche Leute anders sehen – Geschmackssache. Also erst mal losfahren.
Dass ein 1,4 Liter Diesel mit 68 PS nicht gerade die Wurst vom Brot zieht ist klar. Über 16 Sekunden von 0 auf 100 sprechen Bände. Allerdings ist die Kombination mit dem automatisierten Schaltgetriebe und der Start-Stop Automatik wirklich eine Zumutung, wie ich sofort feststellen durfte. Im Stop-and-go durch Malchow bedeutet:
Heranfahren, anhalten, Motor aus. Nach zwei Sekunden geht es weiter. Motor springt an, man hoppelt los, Schaltpause, zweiter Gang, anhalten, Motor aus. Dann geht das Ganze wieder von vorne los.
Das Fahren ist derartig unharmonisch und nervig, dass ich auf der Stelle umdrehen wollte. Und wenn ich schon mal am Meckern bin – die Sitze boten absolut keinen Seitenhalt in Kurven. Einziger Lichtblick: der angezeigte Verbrauch lag zwischen 2,7 und 4,5 Liter (Werksangabe: 3,4L kombiniert).
Mein erster Eindruck war also: Flop!
Das erwähnte ich dann auch gegenüber dem freundlichen Verkäufer nach der Fahrt. Da der Benziner aber eine normale 5 Gang Handschltung und Sportsitze an Bord hatte, gab ich dem 208 eine zweite Chance, was sich als richtig herausstellte.
Der 1,4 Liter Benziner mit 95 PS ist zwar auch keine Rakete, aber für den Alltagsgebrauch allemal ausreichend, wenn man gerade nicht dauernd Autobahn fährt. Das Getriebe gehört nicht zu den Präzisesten auf dem Markt, ist aber bedeutend besser, als im 207. Die Verbrauchsangaben des Bordcomputers lasen sich mit meist zwischen 4 und 6 Litern (Werksangabe: 5,6L kombiniert) sehr erfreulich.
Die Sportsitze in der Allure Ausstattung sind gut, die Klimaautomatik ist einfach und effizient.
Das Fahrwerk ist recht kommod, könnte aber etwas leiser an der Hinterachse sein. Die Lenkung ist extrem leichtgängig, aber um die Mittellage etwas unexakt. Ein altes Leiden, das auch der 206 schon hatte.
Mein Fazit zu dem zweiten Testwagen: Ist ja doch ganz schön.
Zum Kilometerfressen auf der Autobahn würde ich Wagen mit suveränerer Motorisierung und ruhigerem Fahrwerk vorziehen. Für Leute, die überwiegend in der Stadt und auf der Landstrasse unterwegs sind, ist der Peugeot 208 ein schickes kleines Auto mit guter Ausstattung und Verarbeitung.
Der Grundpreis für den 95PS Benziner in der Allure Ausstattung beträgt satte €16.400,-. Wer auf die Sportsitze und Klimaautomatik verzichten kann, kommt in der schon recht kompletten Active Ausstattung auf €14.800,-
Mein Bemühen, einen kleinen, einfachen Prototyp eines Hexapods zu bauen ging in die zweite Runde.
Zunächst habe ich mit den Beinen des Roboters begonnen. Diese Woche habe ich erst vier von sechs Beinen fertig, nämlich die vorderen zwei und die hinteren zwei Beine. Die Vorderen werden von den beiden senkrechten Servos angetrieben; sie sind direkt auf dem jeweiligen Steuerhorn befestigt. Die hinteren Beine werden von den vorderen mitbewegt, aber dafür habe ich die verbindende Mechanik noch nicht. Ebensowenig habe ich die mittleren Beine, die von dem waagerechten Servo bewegt werden sollen. Hier sind aber dennoch schon mal zwei Bilder vom Baufortschritt:
Pappmechanik von oben
Pappmechanik von unten
Zudem wollte ich mich darum kümmern, die Verkabelung vom unhandlichen Breadboard auf eine Verteilerplatine zu übertragen, die direkt auf den Arduino Controller gesteckt werden kann. Hierzu habe ich mir drei JR-Stecker für den Anschluss der Servos und eine Lochrasterplatine gekauft. Die Platine habe ich mit einem Cutter so zugeschnitten, dass 11 Leiterbahnen quer über den Arduino gehen. Die zugrunde liegende Schaltung ist wie folgt:
Schema Servosteuerung
Das führt zu folgendem Platinenlayout:
Layout Servosteuerung
Vom der unteren Stiftleiste des Arduino werden 5V (+) und GND (-) nach oben verbunden und von der oberen Stiftleiste die PWM (Pulsweitenmodulation) Anschlüsse 9, 10 und 11. PWM9 und 5V liegen sich genau gegenüber, so dass hier die Leiterbahn getrennt werden muss.
Löten ist fummelig und stinkt. Ausserdem beherrsche ich dieses Handwerk nicht, wie man an der fertigen Platine sieht. Mechanisch passt sie auf den Arduino, aber bevor ich das Biest in Betrieb nehme, werde ich es noch einmal durchmessen um sicherzugehen, dass ich keine Kurzschlüsse oder kalte Lötstellen erzeugt habe. Doch dazu muss ich mir erst einmal noch ein einfaches Messgerät besorgen.
Videos mit selbstgebauten Robotern anschauen – alles schön und gut. Aber jetzt mal Schluss mit der grauen Theorie, dachte ich mir. Ich muss meinen Nerd-Level mal wieder etwas liften. Also liess ich mir unter der Woche ein kleines Päckchen von Watterott mit lustigen Teilen zum Elektronikbasteln schicken – unter anderem einen Ardiuno Uno (Mehr dazu auf Wikipedia). Die ersten kleinen Versuche, in denen ich diverse LEDs blinken liess verliefen ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Das macht Mut für mehr.
Mein Fernziel ist es, einen Hexapod (sechsbeiniger Roboter) zu bauen und zu programmieren – aber fangen wir mal ganz behutsam an. Ich hatte zu Hause noch ein paar Teile einer Fernsteueranlage rumliegen – unter anderem 3 Micro Servos (BMS – 306BB). Mit 3 Motoren kann man auch schon einen kleinen Laufroboter bauen, auch wenn der noch etwas ungelenk ist. Ein Servo steuert die linken Beine, einer die rechten Beine (je vorne und hinten) und einer die beiden mittleren Beine links und rechts.
Die Programmierung des Bewegungsablaufs (erst mal einfach endlos geradeaus) war recht einfach und in einer Viertelstunde erledigt. Aber – und jetzt kommt der Unterschied zum Programmieren von Internet-Zeugs – man muss tatsächlich erst einmal etwas bauen. Richtig mechanisch.
Da es mir erst einmal auf einen einfachen Prototypen ankommt, versuche ich es zunächst mit fester Pappe. Vorher habe ich auf einem A4-Blatt die Basisplatte entworfen.
3 Servos, etwas Pappe, ein Cutter
Basisplatte 9 x 11cm
Basisplatte mit Servos
Basisplatte mit Servos und Controller
Bis hier lief erst mal alles gut. Als nächstes muss der Kabelverhau vom Breadboard verschwinden, der Arduino huckepack genommen werden und dann geht es daran, Beine zu basteln.
Dirk Ollmetzer | Sunday, 22 April 2012 | Gizmos, Misc
Letzte Woche stellte ich erhöhte NERD-Strahlung bei uns im Büro fest. Plötzlich waren einige meiner Kollegen mit Modellhubschraubern unterwegs, bei einer kleinen Kaffepause ging es um Quadrocopter, Hexapods und sonstige Robotertypen. Offensichtlich haben einige von uns Lust bekommen, einmal unbeschwert und sinnbefreit an Hardware herumzubasteln.
Passend dazu habe ich mal ein kleines Bestiarium an Robotertypen zusammengesucht, wobei ich Fluggeräte mal aussen vor lassen möchte.
Fahrende Roboter
Die Einsteigerklasse sind Roboter, die sich auf Rädern oder Ketten vorwärtsbewegen. Das ist mechanisch recht einfach und billig zu bauen. Hier liegt der Witz darin, dass sich die kleinen Maschinchen mit Hilfe von Sensoren selber zurechfinden.
In meinen Augen die Königsklasse sind jedoch Roboter, die laufen können. Im Folgenden möchte ich Beispiele mit sechs, vier und zwei Beinen zeigen:
Hexapod – Roboter mit sechs Beinen, erinnern im Bewegungsablauf meist an Insekten. Einer des geschmeidigsten ist der A-Pod. Streng genommen ist er gar kein richtiger Roboter, weil er nicht auonom läuft, sondern ferngesteuert wird. Aber der komplexe Bewegungsablauf mit alleine 18 Motoren in den Beinen ist ohne Computersteuerung nicht umsetzbar.
Quadruped – Dieser Vierbeiner erinnert in seinem Bewegungsablauf ebenso an ein Insekt. Dieses Modell soll jedoch autonom handeln können.
Auf diesem Gebiet gibt es aber tatsächlich auch bereits Fertigprodukte.
Nao von Aldebaran Robotics – ein niedlicher, 60cm grosser humanoider Roboter wird tatsächlich in Serie gebaut. Er wird immer besser darin, mit seiner Umwelt zu interagieren. Er wird auch im jährlich stattfindenden Robocup (Roboter Fussball Turnier) eingesetzt.
In letzter Zeit habe ich wieder verstärktes Interesse an Themen aus meinem früheren Leben gefunden. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre studierte ich Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin. Seinerzeit haben wir schon sehr intensiv Themen wie “Die autofreie Stadt”, “zunehmende Nomadisierung im Arbeitsleben”, “zunehmende Bedeutung weicher Standortfaktoren”, “Auswirkung digitaler Vernetzung auf Raumstrukturen” diskutiert. Wir kamen uns schlau vor und hielten uns für die Avantgarde. Doch die 90er und 00er Jahre sahen so aus, als hätten wir uns in vielen Dingen geirrt und alles würde einfach immer so weiter laufen: Globalisierung, Verkehrszunahme, weitere Zersiedlung und so fort.
In letzter Zeit scheinen sich aber die Zeichen zu mehren, dass wir doch nicht ganz so sehr daneben lagen, sondern uns vor allem im Zeithorizont geirrt hatten. Immer mehr Artikel berichten über Entwicklungen, wie die folgenden:
Ein zunehmender Teil der jungen Menschen in den traditionellen Industrieländern verzichten auf ein eigenes Auto – teils aus Umweltgewissen, teils aus finanziellen Gründen, teils weil sie den Besitz und die damit verbundenen Verpflichtungen zu lästig finden.
Damit einher geht ein Trend, wieder zentral wohnen zu wollen. Lange Pendlerwege sind zunehmend uncool. Firmen an abgelgeneren Orten haben zunehmend Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu rekrutieren.
Nach Jahrzenhnten des Lohndumpings und der Haltung, die Menschen sollen froh sein, wenn sie überhaupt irgendwo arbeiten dürfen, geschieht nun langsam das unfassbare: Arbeitnehmer stellen zunehmend Ansprüche an ihre Arbeitgeber. Und dabei geht es häufig nicht um Geld, sondern um Work/Life Balance.
Das Internet hat seine Rolle als Spielplatz für Techniker abgelegt. Die Normalos haben das Netz übernommen. Medienkonsum, Onlinebanking, Einkauf,… immer mehr Tätigkeiten werden zumindest teilweise von zuhause aus gemacht.
Nicht nur Arbeitsverhältnisse, sondern auch die Büroarbeitsplätze selbst werden flexibler. Es wird mit Büros auf Zeit experimentiert.
Der Flächenbedarf von Handel und Dienstleistungen stagniert und beginnt teilweise bereits zurückzugehen.
Überhaupt leben wir in einer Zeit zunehmender Miniaturisierung und Entstofflichung. Viele technische Dinge um uns herum werden ständig kleiner. Aus grossen Maschinen werden kleine. Hardware wird durch Software ersetzt – bei Maschinensteuerungen genauso wie bei Tonträgern oder Druckerzeugnissen.
Treibende Faktoren hinter allem sind zunehmende Verknappung von Ressourcen und immer bessere globale Kommunikationsmöglichkeiten.
Immer mehr Menschen wird klar, dass die Energiewende unausweichlich ist. Das Ziel, weniger Rohstoffe und Energie zu verbrauchen ist in breiten Bevölkerungsschichten angekommen. Diejenigen, die noch anderer Meinung sind, werden durch stark steigende Preise zum Umdenken gezwungen werden.
Systeme haben eine unglaubliche Trägheit. Aber wenn erst einmal etwas in Bewegung gerät, kann sich schnell eine unheimliche Dynamik des Umbruchs ergeben. Wer glaubt, dass sich unserer Welt in den letzten 50 Jahren stark verändert hat, wird sich in den nächsten 20 Jahre schwer umschauen und seinen Sinnen nicht mehr trauen.
Wir leben in spannenden Zeiten.
(Future Shock ist der Titel eines Buches von Alvin Toffler aus dem Jahr 1970. Es sagte damals einige gesellschaftliche und wirtschaftliche Megatrends voraus, von denen viele heutzutage auf die eine oder andere Art bewahrheitet haben)
Dirk Ollmetzer | Monday, 16 April 2012 | Unterwegs
Der Sonntag machte seinem Namen alle Ehre: Sonne satt. Wir waren natürlich wieder auf Achse und haben den Tag thematisch zweigeteilt: Vormittags Natur und Nachmittags Geschichte.
Unsere Tour begann mit einer Fahrt durch die Stubbenkammer – also den mit Hochmooren durchsetzten Buchenwald auf der Halbinsel Jasmund, wo sich auch Sassnitz und die Kreidefelsen befinden, vorbei an den kilometerlangen Dünenwäldern von Schaabe zur Halbinsel Wittow ganz im Nordwesten. In einem Reiseführer wurde das Dörfchen Wiek als eines der schönsten Haufendörfer Rügens angepriesen. Eigentlich ist es aber ein ganz normales Dorf mit einem kleinen Jachthafen, der zumindest zur jetzigen Jahreszeit leer war. Wer auf der Suche nach einem fotogenen Dörfchen ist, das wie in alter Zeit aussieht, dem empfehle ich eher einen Abstecher nach Vitt bei Kap Arkona oder Gross Zicker ganz im Süden. Dennoch hat Wiek ein paar nette Häuser und eine tolle gotische Backsteinkirche von 1400 zu bieten. Über den Wieker Bodden hinweg kann man Dranske und dahinter die Nordspitze von Hiddensee sehen.
Nach Dranske sind wir dann auch anschliessend gefahren. Dort gibt es einen Steinstrand und zwei Kilometer weiter einen Sandstrand, der durch erodierende Geschiebemergel gebildet wird. Das sieht aus wie 6m hohe, abbröselnde Dünen. Immer wieder faszinierend, welch unterschiedliche Landschaften Rügen zu bieten hat. Die folgenden vier Bilder geben einen Eindruck:
Gotische Dorfkirche Wiek
Blick nach Hiddensee
Steinstrand bei Dranske
Senkrechter Abstieg zum Strand
Vom Norden fuhren wir dann auf einen leckeren Espresso Macchiato nach Binz in das Ostsee Kaffee, in dem auch selber geröstet wird. Sehr zu empfehlen.
Strand von Binz
So gestärkt und mit dem extrem freundlichen, sonnigen Wetter konnte ich auch einen erneuten Besuch in der unsäglichen KdF Ferienanlge Prora seelisch verkraften. Ich bin ja immer noch ein Freund der Idee einer grossen, feierlich Sprengung dieser Schiessanlage Scheissanlage. Daraus wird wohl leider nichts werden, weil sie vor einigen Wochen an einen Investor verkauft wurde. Mir ist schleierhaft, wozu man so einen brutalen Klotz nutzen will/ kann. Man beachte dass die Ansicht unten nur drei von insgesamt 8 Gebäuderiegeln zeigt!
Prora von der Seeseite
Prora - innen
Falls jemand die Gebäude betreten möchte – die Bausubstanz erlaubt es, aber man muss auf solche Details, wie offene Fahrstuhlschächte und extrem viele kleine Glassplitter achtgeben. Ich habe nur einen kurzen Blick geworfen, um einen Eindruck zu bekommen.
Anschliessend ging es zurück nach Sassnitz. Im dortigen Hafen legten bis 1994 von dem alten Scandlines Terminal die Eisenbahnfähren nach Trelleborg an. Danach wurde der ganze Betrieb nach Mukran verlegt. Ich versuchte eine paar Dingen auf den Grund zu gehen, die mir keine Ruhe liessen. Erstens sieht das Terminal eigentlich viel zu stylish aus, als dass ich den Bau auf DDR Zeiten datieren würde. Aber das lässt sich wahrscheinlich dadurch erklären, dass es die Schweden gebaut hatten (bloss wann? Wer hat darüber Informationen?).
Zweitens war mir die Zufahrt unklar. Die Eisenbahnanlagen sind mittlerweile abgebaut, aber die Erschliessung ist leicht erklärt. Allerdings gab es auch eine Strassenanbindung, da auf dem Oberdeck der RoRo Fähren auch Autos und LKW verladen wurden. Mir war zunächst nicht klar, wie diese dorthin kamen.
Die Zufahrt habe ich nun gefunden. Die ehemaligen Grenzanlagen sind zwischen ein paar Wohnhäusern in einem Geländeeinschnitt versteckt, aber noch zugänglich. Es fehlt heutzutage aber die Brücke hinunter zum Fährterminal.
Dirk Ollmetzer | Saturday, 14 April 2012 | Unterwegs
Heute Morgen weckte uns die pralle Sonne, die von des See aus ins Schlafzimmer schien. Das ist irgendwie wesentlich angenehmer als blödes Weckerklingeln – obwohl die Uhrzeit dieselbe war. Also mit Schwung in den neuen Tag gestartet und nach einem ausgiebigen Frühstück ging es gleich runter zum Hafen.
Aufwachen - der Blick aus dem Schlafzimmer um 7:30
Wenn wir schon nicht an den Kreidefelsen entlanglaufen sollen, wollten wir sie wenigstens mal in voller Pracht vom Wasser aus sehen. Das geht am besten Vormittags, weil dann die Sonne von der richtigen Seite (von Osten) auf die Felsen scheint. Also machten wir eine Fahrt auf der Kap Arkona an den Kreisefelsen entlang bis zum Königstuhl (und natürlich zurück) mit. Abgesehen von einigen Wolken, die natürlich genau dann aufzogen, wenn man ein Motiv besonders ablichtenswert fand, spielte das Wetter auch gut mit. Wenig Wind, frisch, aber nicht zu kalt, absolut trocken und überwiegend sonnig. Für April geradezu perfekt.
Ausflugsdampfer Kap Arkona
Kreidefelsen
Das Wetter wurde zunehmend besser und ab Mittag gab es kaum noch Wolken am Himmel. Das muss man ausnutzen. Wir fuhren also nach Sellin, stellten dort das Auto ab und gingen von dort am fantastischen Strand ca. 4km vorbei an Baabe bis nach Göhren. Dort haben wir uns mit Sanddornlikör eingedeckt und sind dann mit dem rasenden Roland zurück nach Sellin gefahren. Der rasende Roland ist eine Schmalspurbahn, die mit Dampfloks und den originalen, liebevoll restaurierten Waggons (mit Kohleöfen als Heizung) betrieben wird. Er verbindet mit wahnwitzigen 30 Km/h einige Bäder im Süden von Rügen miteinander. Faszinierend, dass der Fahrpreis nicht etwa einen Museumsaufschlag kostet, sondern pro Nase gerade mal 1,80 betrug. Genauso faszinierend finde ich den unglaublichen Dreck, den so eine kleine Dampflok machen kann. Wie müssen damals erst Güterzug- und D-Zug Loks rumgesaut haben. Schön war es trotzdem.