Als ich hörte, dass John Le Carrés Bestseller Dame, König, As, Spion nochmals verfilmt wurde, war ich zunächst gar nicht begeistert. Die TV-Mini Serie aus den 70ern mit Alec Guiness in der Hauptrolle als George Smiley hatte ich zwar nicht mehr ganz im Kopf, aber das beklemmede Gefühl, die sie damals vermittelte, blieb mir über die Jahrzehnte präsent.
Nun also eine Neuverfilmung. Die Phalanx hervorragender Schauspieler – neben Gary Oldman unter anderem John Hurt, Collin Firth und Tom Hardy – machte mich letztlich doch neugierig und gestern Abend habe ich ihn angesehen. Wenn ich den Film in ein paar Adjektiven beschreiben sollte, würde ich das ungefähr so machen:
Schmutzig graubraun,
spannend,
ruhig,
komplex,
beklemmend,
glaubwürdig
Es ist nicht unbedingt ein Film für jedermann. Man muss schon sehr konzentriert hinsehen und hinhören um die kleinen Hinweise zu entdecken und sich im Beziehungsgeflecht der Handelnden nicht zu verheddern.
Für jemanden, der Le Carrés Bücher nicht kennt, ist diese Mischung aus Langsamkeit, Komplexität, totalem Vertrauensverlust und kurz aufblitzender, realistischer Gewalt vermutlich sehr gewöhnungsbedürftig. Sie passt irgendwie nicht zu den Spionagefilmen, die man sonst so zu sehen bekommt. Kein High-Tech, keine beeindruckenden Verfolgungsfahrten und Explosionen, kein strahlender Held, keine malerischen Locations, keine Trennung zwischen Gut und Böse.
Der Film zeigt die schmutziggraue Realität der Geheimdienste im kalten Krieg. Der dem Film zugrundeliegende Roman ist zwar fiktiv, jedoch stark von der realen Äffäre um Kim Philby inspiriert. Die Glaubwürdigkeit des Films liegt auch darin begründet, dass der bis 1964 selbst im britischen Auslandsgeheimdienst MI6 tätige Le Carré selber ausführender Produzent war.
Dirk Ollmetzer | Sunday, 12 February 2012 | Unterwegs
Das Wochenende des Wassers: Samstag abend im Ruderclub feiern und am Sonntag auf Stralau bei strahlendem Sonnenschein die zugefrorene Rummelsburger Bucht bewundern. Schön wars!
Im Augenblick werden mal wieder einige interessante Filme im Kino gezeigt. In dieser Woche habe ich mir gleich zwei sehr unterschiedliche davon angesehen: Rubbeldiekatz und Drive.
Rubbeldiekatz
Als ich im Vorfeld die Geschichte hörte, überkam mich ein leichter Gähnanfall: Armer Schauspieler nimmt weibliche Hauptrolle an, um überhaupt ein Engagement zu bekommen. Super, dachte ich. Die Geschichte wurde ja noch nie verfilmt – ausser in Victor und Victoria, Tootsie, Manche mögens heiss, und und und…
Andererseits liebe ich die Filme von Detlev Buck für ihre leichte Schrulligkeit. Und genau so war es hier auch: Die Storyline ist von der ersten Minute an klar, aber die Umsetzung lebt von der Darstellung der Schauspieler, insbesondere Matthias Schweighöfer. Nett sind auch die vielen Anspielungen bei den Drehabeiten in dem Film. Die Geschichte im Film im Film ist grob die von Aimee und Jaguar, aber der amerikanische Regisseur, der fasziniert alles als so ‘real german’ empfindet ist die Karrikatur von Quentin Taratino, als er Inglorious Basterds in Babelsberg gedreht hat.
Ich fühlte mich gut unterhalten und habe gelacht. Hier ist der offizielle Trailer:
Drive
Voller Anspielungen und Zitate steckte auch Drive. Die Fahrszenen und die Wortkargheit des Hauptdarstellers Ryan Gosling sind mehr als nur ein Zitat von Steve Mc Queen in Bullit. Die Geschichte und die Stimmung erinnern mich an den kargen und sehr harten Krimi der große Coup von Don Siegel mit Walter Matthau und die Inszeniserung und Ausleuchtung ist Fim Noir. Der coole Soundtrack erinnert mich wiederum an Lost in Translation und die Erzählung schwankt wie in Hana Bi zwischen sehr ruhigen Szenen und den unvermittelten extremen Gewaltausbrüchen.
Man kann Drive also durchaus als eine Collage aus Filmzitaten sehen. Und die Collage funktioniert!
Der Film ist spröde und nichts für empfindsame Seelen. Die zarte Zuneigung der beiden Hauptdarsteller ist sehr behutsam in Szene gesetzt, hat aber in der durch Kriminalität und Gewalt durchtränkten Umwelt keine Chance. Es gibt zwar kein Happy End, aber eine Spur von melancholischer Hoffnung. Ich fand es gut.
ACTA ist ein Handelsabkommen. ACTA ist daber vor allem das Ermächtigungsgesetz der Industrie gegenüber den Bürgern in der EU und in der Welt. ACTA gefährdet Demokratie, Meinungsfreiheit, Ernährung und Gesundheit. ACTA wird durch Lobbygruppen hinter verschlossenen Türen durch Umgehung der demokratischen Gremien durchgedrückt und führen im Expresstempo in die Totalüberwachung.
Dieser kurze Film erläutert das recht anschaulich:
Es geht übrigens nicht nur um das Internet – sondern um alles, was angebliches “geistiges Eigentum” ist: Medikamente, Saatgut, Sprache und so weiter.
Und denkt bloss nicht “Dieser Wahnsinn wird ja doch nie durchkommen” – ACTA wurde bereits vom EU Ministerrat verabschiedet.
Und falls das Vorhaben scheitern sollte – die nächsten Angriffe auf die offene und demokratische Gesellschaft sind bereits im anrollen: Arstechnica: Beyond ACTA.
Ich mag sinnbefreite mechanische Spielereien, wie Murmelbahnen und Rube-Goldgerg Maschinen. Und Lego Technik funde ich natürlich auch toll. Beides zusammen ist natürlich noch besser. Gerade habe ich auf dem Kugelbahnblog dieses tolle Video gefunden:
Gerne und ausführlich wird von Zeitungsverlegern bei Politikern über die angebliche ach so schädliche “Free-Culture” im Internet geklagt.
Das ist natürlich der blanke Unsinn.
Es gibt nunmal nichts umsonst, denn wir bezahlen mit unseren Daten, was mittlerweile auch ziemlich viele Leute verstehen. Dumm nur, dass wir den
Wechselkurs nicht kennen.
Eine sehr schöne Einführung in die Monetarisierung von Aufmerksamkeit gab es auf dem 28C3 im Vortrag “Datenvieh oder Daten-Fee”. Was sind meine Daten wert?
Nette Ideen aus der anschliessenden Diskussion: Ein Cookie Sharing Tool oder Scrambling Plugins um Ad-Server durcheinanderzubringen und Profilbildung zu behindern.
In seiner düsteren und unterhaltsamen Rede “The coming war on general computation” auf dem Chaos Communication Congress (28C3) denkt Cory Doctorow es die aktuelle Entwicklungen im Bereich “geistiges Eigentum” konsequent zu Ende.
Kein wirklich schöner Ausblick.
Der eigentliche Vortrag ist in der ersten Hälfte des Videos zu sehen und in der zweiten Hälfte findet die ebenfalls interessante Frage und Antwort Runde statt.
Da ich Anfang der Woche frei hatte, bin ich nach sehr langer Zeit mal wieder in Berlin zum Webmontag gegangen. Zwischen 2005 und 2009 war ich ein paar mal auf der Veranstaltung im Newthinking Store in Mitte. Mittlerweile findet sie in den Räumen der Coworking Location mobilesuite in der Pappelallee in Prenzlauer Berg statt. Früher war in dem Gebäude das Finanzamt untergebracht.
Der gut besuchte Abend stand unter dem Motto “Crowdsourcing”. Es wurden einige bereits existierende und auch neu Projekte vorgestellt, die auf Crowsourcing Mechanismen basieren. Den Anfang machte Raul Krauthausen von den Sozialhelden. Er erzählte nicht nur von dem mehrfach ausgezeichneten wheelmap.org, in dem rollstuhlgerechte Orte kartiert werden können, sondern auch von den Vorläuferprojekten.
Webmontag - Raul
Ein anderer Vortrag stellte das auch nicht ganz unbekannte Projekt mundraub.org vor, in dem öffentlich zugängliche Obstbäume kartiert werden können. Interessant fand ich vor allem die Liste der Fehleinschätzungen im Laufe des Projektes, angefangen von zu geringer Serverkapazität über die Herausforderungen ein solches Projekt rechtlich und steuerlich abzusichern, als auch über Fehleinschätzungen zu der Erwartung der Nutzer.
Weitere vorgestellte Projekte sind Frage & Antwort Portal reqorder, die Microjob Plattform workhub und noch einige weitere, von denen ich aber aufgrund von Gesprächen nicht soviel mitbekommen habe.
Webmontag - Vortrag
Ich finde es gut, dass der Webmontag in Berlin wiederbelebt wurde. Man kann hier sehr gut einige Anregungen aufgreifen, selbst wenn einem so manche Idee noch nicht ganz ausgereift zu sein scheint. Dass die Abende unter ein Motto gestellt werden, hilft sicherlich. Die Location ist auch recht angenehm, da es hier trotz relativ vieler Teilnehmer nicht so gedrängt zugeht, wie seinerzeit im Newthinking Store.