Dirk Ollmetzer | Tuesday, 24 August 2010 |
Misc
Ein Klassiker – ich liebe ihn. Los gehts:
Auf einer abgelegenen Wiese hütete ein Schäfer eine sehr große Schafherde, als plötzlich ein teurer Wagen auf dem Feldweg hielt und ein gepflegter junger Mann im Anzug ausstieg und den Schäfer fragte: “Wenn ich herausfinde, wieviele Schafe sie haben, bekomme ich dann eines?”
Der Schäfer schaute den jungen Mann genau an und sagte dann in ruhigen Ton: “In Ordnung. Fangen Sie an.”
Der junge Mann holte sein Notebook heraus, Loggte sich per UMTS in das Intranet seiner Firma ein, besorgte sich aktuelle hochauflösende Satellitenbilder der Gegend, fütterte damit eine Analysesoftware, die mehrere Excel-Tabellen erzeugte, kopierte die Ergebnisse in eine 200 Seitige Powerpoint-Präsentation, die er auf einem Minidrucker ausdruckte und dem Schäfer in die Hand gab. Anschliessend sagte er: “Sie haben exakt 763 Schafe.”
Der Schäfer meinte daraufhin: “Das Stimmt. Es sind tatsächlich 763 Schafe. Suchen Sie sich eines aus.”
Nachdem sich der junge Mann ein Tier genommen hat und es gerade in sein Auto laden wollte, sagte der Schäfer: “Wenn ich nun Ihren Beruf errate, bekomme ich das Tier dann zurück?”
Der junge Mann willigte ein. Der Schäfer sagte: “Sie arbeiten in einer Unternehmensberatung als Consultant.”
Der junge Mann war verblüfft. “Sapperlot, wie sind Sie darauf gekommen?”
Darauf der Schäfer: “Das war ganz einfach. Erstens wollen Sie eine Bezahlung für eine Leistung, die ich nicht benötige, dann treiben Sie einen riesigen Aufwand um mir ein Ergebnis mitzuteilen, daß ich schon kenne. Ausserdem haben Sie von meinem Geschäft keine Ahnung. Und jetzt geben Sie mir meinen Hund zurück.”
Dirk Ollmetzer | Monday, 23 August 2010 |
Gizmos
Vor 10 Jahren habe ich mir einen Hartschalenkoffer gekauft. Einen großen Trolley mit zwei Rädern und zwei Fächern. Sehr praktisch das Ding. Im Deckel hat der zwei Haken, an denen man seine Hemden aufhängen kann. Wenn man anschliessend alles richtig zusammenfaltet, zerknittern die auch nicht.
Die Swissair hat vor einigen Jahren die erste Ecke von dem Koffer zerstört. United Airlines hat dann im letzten Jahr die zweite Ecke richtig fies eingedrückt und den Griffmechanismus angedätscht. Finnair hat ihm jetzt die dritte aufplatzen lassen. Damit ist das gute Stück nunmehr endgültig Schrottreif. Zeit, sich einen neuen Koffer zu besorgen.
Denkste – ist gar nicht mal so einfach. Ich habe heute in drei verschiedenen Geschäften bestimmt 50 Koffer angesehen. Günstige, weniger günstige und sch… sehr teure. Trolleys mit 2 und 4 Rädern (2 Räder bevorzugt), Hartschale, diese lustigen semi-Hartschalenkoffer und auch Textilmodelle. Ich hatte Koffer u.a. von Titan, Delsey, Samsonite, Stratic, Eminent und sogar Mandarina Duck und Rimowa in der Hand. Ich habe viele pfiffige Details gesehen, aber kein einziges Modell hatte diese genialen Haken für Bügel. Warum nicht? Wenn ich Hemden zusammengefaltet in den Koffer lege, zerknittern die nun mal.
Das kann doch nicht so schwer sein. Bin für sachdienliche Hinweise dankbar.
Koffer: Delsey, Samsonite, Titan, Rimowa,…
Dirk Ollmetzer | Thursday, 19 August 2010 |
Fundstücke
Ich liebe ja reduzierte Spiele. Deshalb liegen mir Retrogames auch wesentlich mehr als alles an aktuellen Mainstream-Titeln. Aber es gibt natürlich immer Ausnahmen, besonders im Independent Bereich. Das hier ist auch wieder so richtig geil:
Radial Plus von Spatial – Asteroids trifft Scramble und Tron im Jahr 2010.
Gefunden bei Indigames.com.
Das Spiel gibt es hier zum Download (Freeware).
Hinter mir liegt eine sehr schöne Woche in Oulu. Ich möchte noch einmal Minna und Tuomo für das ganze Organisieren, den Flughafenshuttle und die wirklich nette Zeit, die wir miteinander verbracht haben, danken.
Meine Eindrücke möchte ich abschlissend mit der folgenden kleinen Fotoserie ausdrücken:
Unterkunft
Nach einigem hin- und her konnte ich doch noch das ursprünglich gebuchte Häuschen auf der Insel Hietasaari beziehen. Vorne ein Waldweg, hinten ein kleiner Bach. Ungefähr so hatte ich mir eine echte finnische Unterkunft vorgestellt. Sehr schön!

Holzhäuschen im Wald

Winterfeste Veranda. Sehr praktisch.

Zimmer - rustikal, aber süß

Selbstmördertreppe in der Küche

Unerwartet: japanisches Schlafzimmer im Dachgeschoss

Wachsen dort wie Unkraut: Johannisbeeren hinter dem Haus
Stadt
Die Innenstadt von Oulu ist nicht weiter bemerkenswert. Rasterförmig angelegt und überwiegend mit gesichtslosen Häusern der 50er-80er Jahre bebaut. Das ist aber nicht so schlimm, weil man spätestens vier Häuserblöcke weiter bereits wieder im Grünen oder am Wasser ist. An einigen Stellen stehen aber auch noch einige traditionelle Häuser aus Holz.

Traditionelles Stadthaus aus Holz

Stadthaus aus Holz am Marktplatz

Kaffee auf Hietasaari

Alte Lagerhäuser aus Holz am Hafen

Markthalle am Hafen

Markthalle von innen

Stände in der Markthalle
Die Bilder in der Markthalle habe ich kurz vor der Schliessung aufgenommen. Vormittags ist sie recht gut besucht. Sehr schön finde ich, daß nicht nur einige Windräder an der Küste stehen, sondern ein großer Teil des Stroms per Wasserkraft gewonnen wird. Dazu steht mitten in der Stadt eine kleine Staumauer. Am Stausee gibt es Badestellen und damit Lachse weiter wandern können, gibt es im angrenzenden, malerischen Park wildbachartige Fischtreppen.

Oulu Staumauer mit Kraftwerk
Kurioses am Rande

Mückenbekämpfung im großen Stil

Traditionell: Gummistiefel von Nokia

Vaaskela Oulun Eläkeläiset - Humppa!
Wer die obige Anspielung nicht versteht: Es handelt sich um das städtische Altenheim. Eläkeläiset ist aber auch ein finnische Humppa – Band. Wird gerne auf Hackerparties gespielt.
Von oben
Bei der Ankunft in Oulu rutschte mir gleich ein “Ist das niedlich!” heraus. Das Foto zeigt 80% vom Flughafengebäude. Ich durfte noch nie auf einem Flughafen direkt vom Flugzeug zum Terminal gehen (bzw. andersrum beim Abflug). Hier ist das aber völlig ungefährlich, weil überhaupt nur ein einziges Flugzeug auf dem Vorfeld steht.

Flughafen Oulu - niedlich
Finnland hat fast dieselbe Größe, wie Deutschland, aber nur 5,3 Mio Einwohner. Das kann man aus der Luft sehr deutlich sehen: Wälder, Seen und ab und zu eine kleine landwirtschaftlich genutzte Fläche. Selbst Helsinki ist im Anflug (bis auf das Zentrum) nicht so recht auszumachen.

Finnland normal - Viel Wald, Wasser und ein wenig Landwirtschaft

Finnland verdichtete Bebauung - Region Helsinki
Sonntag. Ausschlafen in Ruhe frühstücken und anschließend mit dem Fahrrad etwas die Gegend erkunden. Seit gestern bewohne ich tatsächlich eine kleine Holzhütte im Wald auf Hietasaari. Zwar immer noch nicht, die, die gebucht war, aber ich nähere mich langsam an. Zudem steht in der von aussen unscheinbaren Hütte immerhin ein Fügel. Der ist gestimmt und ich versuche ein paar Akkorde. Schön! Natürlich gibt es hier in der Gegend reichlich Mücken, aber gottseidank nicht ganz so viele, wie ich befürchtet habe. Die Gegend ist toll, die Häuser sind wirklich niedlich und zum Meer ist es nur einen Katzensprung.
Nachmittags gab es zwei kulturelle Events im Kulturzentrum Valve, zu denen auch das Goethe Institut in Finnland einen Artikel veröffentlicht hat: Ein kleines, sehr feines Konzert von Broken TV, zu dem leider viel zu wenige Zuhörer gekommen sind und die Finissage vom Hildegard Projekt. Das Hildergard Projekt ist ein Zusammenschluss von deutschen und finnischen Künstlerinnen und Künstlern, die überwiegend im skulpturalen Bereich (Hildegard Skowasch, Minna Kangasmaa, Petra Tödter, Gabriele Regiert, Renate Neuser), sowie der Malerei (Maik Scheermann), im zeichnerischen (Susanne Britz) und im Bereich der Videokunst (Tuomo Kangasmaa) aktiv sind. In der Ausgabe 7/2010 der Zeitschrift Oulun Ylioppilaslehti erschien ein ganzseitiger Artikel mit dem eingängigen Titel:„Paikkasidonnaisuudesta ja dialogisuudesta“. Wer möchte da schon widersprechen? ;-)
Soviel zu Thema finnisch. Normalerweise kann man überhaupt nichts verstehen, weil finnisch keinen gemeinsamen Wortstamm mit einer der ‘üblichen’ Sprachen hat und dann gibt es plötzlich Worte, wie “Citybussi” und “Meetvursti”. Eine lustige Sprache. Das ist hier aber ohnehin alles völlig unproblematisch, weil man sich hier mit jedem auf Englisch unterhalten kann. Viele sprechen sogar ein bisschen Deutsch. Überhaupt sind mit hier bisher ausschließlich sehr freundliche und hilfsbereite Menschen begegnet. Ausgesprochen angenehm, insbesondere wenn man gerade aus dem doch eher rotzigen Berlin kommt.
Hier wieder einige Stimmungsbilder.

Hietasaari: Niedliche Holzhäuser auf riesigen Waldgrundstücken

Hietasaari: Wasser, Wald, Boote

Hietasaari: kurze Wege zum Meer
Samstag. Um 10:00 aufgewacht – donnerlüttchen, so lange geschlafen! Ich bin um 11 verabredet, also schnell ins Bad und frisch gemacht. Nur, warum geht das Licht nicht? Offensichtlich ist der Strom komplett ausgefallen. Also kein frischer Kaffee und duschen geht auch nur eiskalt. Grrrl!!!
Nun gut. Dann eben in die Innenstadt zum Frühstücken. Kaum fällt die Tür hinter mir ins Schloss, da wird mir klar, daß ich nicht wieder in das Appartement zurückkomme, weil ein elektronisches Schloss ohne Strom nun mal leider nicht funktioniert. Um die Geschichte abzukürzen: Es gab in dem Gebäude einen enormen Kurzschluss und der Schaden konnte an diesem Wochenende nicht mehr repariert werden. Also hat Minna eine weitere provisorische Unterkunft organisiert und einen Termin mit dem Schlüsseldienst am Abend vereinbart, damit ich meine Sachen aus dem Appartement herausbekomme.
Die arme hat an diesem Wochenende geradezu rotiert, weil unentwegt irgendetwas umorganisiert werden musste. Ein riesengroßes Dankeschön!
Das nächste unerwartetete Problem sind Fahrräder. Ich bekomme ein uraltes Herrenrad geliehen, bei dem ich aber zunächst den Schlauch flicken muss. Ein anderes Fahrrad von unseren finnischen Freunden wurde leider nachts vom Hof gestohlen, so daß ich mich mit Tuomo auf die Suche mache. Die Hoffnung ist, daß es sich nachts nur ein betrunkener Gast von der Party nebenan ausgeliehen hat, um damit an den Strand oder nach Hause zu fahren. Leider blieb das Rad verschollen. Dafür habe ich quasi nebenbei eine spontane Stadtrundfahrt bekommen, die auch durch den Uni-Campus und den Technologiepark führte. Neben den unvermeidlichen Nokia und Sonera unterhalten hier massenweise IT- und Telekommunikationsfirmen Forschungseinrichtungen. Das ganze wirkt wie das Silicon Valley in klein. Die Firmen sind in Standardgebäuden untergebracht, die durch Parkplätze und Grünflächen voneinander getrennt sind. Campusprinzip ohne direkte Verbindung zur Stadt.
Der Tag entwickelt sich auch in anderer Hinsicht vollkommen anders als gedacht – allerdings diesmal positiv. Es sind 28 Grad, die sich wegen der hohen Luftfeuchtigkeit noch wärmer anfühlen. Unglaublich, denn zum Polarkreis ist es nicht mehr so weit. Also wird die Chance genutzt und der Nachmittag am Strand verbracht. Um mich herum Familien, und vom Beach-Volleyball wehen Musikfetzen herüber. Beim Blick aufs Wasser sieht man vor lauter Inseln die Ostsse kaum. Man muss auch ungefähr 500m weit ins Wasser laufen, um wenigstens bis zum Bauchnabel nass zu werden. Dennoch – ich hätte nie gedacht, daß mein erster Tag in Finnland so aussehen wird.
Hier sind einige Impressionen des Tages:

Nallikari Strand, Oulu

Nallikari Strand, Oulu

Nallikari Campingplatz, Rezeption
Von Marktplatz in der Innenstadt kommt man bequem und schnell über Fussgängerbrücken zu den malerischen Inseln in der Flussmündung.

Oulu Flussmündung

Brücke vom Marktplatz nach Pikisaari

Oulu, Pikisaari
Freitag. Der Koffer ist gepackt, die Flugtickets liegen parat – auf nach Tegel. Ich breche in eine erholsame Woche nach Finnland auf. Ich werde dort die Finissage einer von befreundeten Künstlern besuchen und etwas chillen. Dafür ist eine ruhige Hütte im Wald bei Oulu ist gebucht.
Kurz vor dem Abflug erfahre ich, daß es bedauerlicherweise eine Überschneidung bei der Buchung der Hütte gab. Dafür wird ersatzweise ein Appartement in der Stadt organisiert. Nun gut – immerhin. Aber das bedeutet, daß man es sich nicht gleich gemütlich machen kann, sondern zwei Tage auf gepackten Koffern sitzt. In den nächsten Tagen wird aber ohnehin noch so einiges anders laufen, als ich es mir vorgestellt hatte.
Zunächst fällt mir auf, daß der Airbus nach Helsinki völlig ausgebucht ist. Erstaunlich. Aber noch erstaunlicher finde ich, daß der Airbus von Helsinki nach Oulu ebenfalls völlig ausgebucht ist. Mit soviel Reiseverkehr hätte ich nicht gerechnet, da Oulu, das ca. 500Km nördlich von Helsinki liegt, mit seinen rund 130.000 Einwohnern meines Wissens nach die nördlichste Großstadt Finnlands ist. Bis nach Schweden und Lappland ist es nur noch einen Katzensprung. Sonst ist dort außer enorm viel Gegend nichts mehr. Der Flughafen ist auch dementsprechend klein. Eine lange Piste, die auch für große Flugzeuge ausreicht und ein geradezu niedliches Empfangsgebäude. Der Bahnhof von Hildesheim ist deutlich größer.
Ebenso unerwartet ist die sommerliche Temperatur von 23 Grad. Nachdem mich Minna und Tuomo vom Flughafen abgeholt haben, bezog ich zunächst das Quartier und im Anschluss haben wir den lauen Sommerabend gleich zu einem gemütlichen Willkommensdrink auf dem Marktplatz von Oulu genutzt.

Oulu Marktplatz mit Künstlern im Vordergrund

Cafe/Kneipe auf dem Marktplatz von Oulu
Dirk Ollmetzer | Wednesday, 4 August 2010 |
Misc
Ich lebe seit 1987 in Berlin. Zunächst in Zehlendorf und seit 1991 in Prenzlauer Berg. Als ich herzog waren 25% der Wohnungen baufällig. Das bedeutet verschimmelt, ohne Fenster oder Türen. Ich habe sogar Wohnungen gesehen, in denen ganze Räume keinen Fussboden mehr hatten. Ich konnte direkt in die darunterliegende Wohnung sehen. Was noch vermietet wurde war größtenteils sub-Standard. Der Hausputz – sofern noch vorhanden – zeigte Einschusslöcher aus dem 2. Weltkrieg und die Balkone waren wegen Einsturzgefahr abgerissen. Ofmals hatten die Wohnungen Aussentoiletten, selten ein Bad und fast immer Öfen.
Prenzlauer Berg stank fürchertlich. Zu den Öfen kamen regelmäßig schwelende Mülltonnen (Keine heisse Asche einfüllen!) und die Armee aus Trabbis, Wartburgs, Barkas und was sonst noch so an Ost-Fahrzeugen die Luft verpestete.
Die Strassen waren grau und bei 9 von 10 Ladengeschäften waren seit Jahrzehnten die Rolläden geschlossen.
2010
Alle Häuser sind saniert – und zwar sehr aufwändig. Alle Freiflächen sind entweder Kinderspielplätze oder mit “hochwertigen Eigentumswohnungen” zugebaut. Es ist gerade Sommer, aber selbst im Winter hält sich der Gestank in Grenzen. Es gibt Fernwärme. Keine Öfen und keine kokelnden Mülltonnen mehr am Strassenrand.
Und natürlich auch keine Trabbis mehr. An der Strassenecke stehen dafür jetzt zwei Jaguar XK8 (einer davon als Cabrio) und ein brauner Rolls Royce Silver Shadow. 90% der vielen Motorroller sind original Vespa. Natürlich neuwertig.
Die letzte Heavy-Metal-Kneipe hat zugemacht. Dort befindet sich nun ein Buchladen. Ein neuer Buchladen im Jahr 2010!
Ein skuriles Detail fiel mir auf – es scheint mittlerweile Thementage in meinem Kiez zu geben. Vor einiger Zeit war das der “Zwillingskinderwagentag”. Auf meinem Weg von der Hans-Otto-Str. zur Marienburger Str. kamen mir nacheinander 5 Mütter mit Zwillingskinderwagen entgegen.
Heute ist “Spanier-Tag”. Eben sprach jedes zweite Paar, das an mir vorbei ging, spanisch. Es wäre mir völlig neu, daß hier viele Spanier wohnen, aber wer weiss.
Geschlossene Läden gibt es kaum noch. Es ist Mittwoch Mittag und die zahlreichen Cafés im Kiez sind alle sehr gut besucht. Die Menschen, die hier leben, sind alle jung, gut situiert und haben Geschmack. Ich komme mir vor, wie in Pleasantville.
Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Szene von 1991 oder die von 2010 unwirklicher vorkommt.
Dirk Ollmetzer | Thursday, 29 July 2010 |
Gizmos
Während meines Kalifornienaufenthalts im Mai war die iPad-Hysterie auf ihrem Höhepunkt. Seit Monaten überschlugen sich die Medien mit Berichten über die neue Wundertafel. Verleger sahen in ihr den heiligen Gral für die Zukunft des Bezahlcontents, während sich Geeks über die unzulängliche Ausstattung mokierten. Das Gerät war seit 2 Wochen in den USA zu haben – allerdings ständig ausverkauft. Die Hälfte der Produktion musste in der San Francisco Bay Area verkauft worden sein, so häufig sah ich es bereits im Einsatz.
Nach einem kurzen Test kam ich zu dem Schluss, daß es für mich nicht sinnvoll ist. Dafür wurde eine andere Gerätegattung plötzlich billig, für die ich mich schon seit längerem interessiert hatte: Reine eBook Reader. Der Nachteil an eBook Readern ist, daß sie ausschliesslich als Lesegeräte taugen. Der Vorteil ist, daß sie aufgrund des speziellen e-Paper Displays dafür mit weitem Abstand besser geeignet sind, als jedes andere elektronische Gerät. Soviel zur Theorie – nun zur Praxis.
Um eigene Erfahrungen zu sammeln, kaufte ich mir für €100 einen einfachen Sony PRS-300 mit 5 Zoll Anzeige. Das Gerät bietet nur Basisfunktionen. Es hat im Gegensatz zum Amazon Kindle keine Tasten, mit denen man Notizen an die virtuellen Seiten anheften kann. Zudem ist weder weder Mobilfunk, noch WLAN eingebaut. Die Bücher werden per USB von einem PC übertragen, der dazu eine spezielle Verwaltungssoftware benötigt. Das kennen wir ja schon von Apples iTunes. Die Software ist interessanterweise auf dem Reader gespeichert. Wenn man ihn also das erste mal an den PC anschliesst, kann man die Software sofort installieren. Nett.
Das Display ist – wie man es bei ePaper erwarten kann – gestochen scharf und unbeleuchtet. Der Kontrast ist ahnlich wie Druck auf Recyclingpapier. Der Nachteil, daß man abends, genau wie bei richtigen Büchern eine Leselampe benötigt, wird m.E. dadurch mehr als ausgeglichen, daß man problemlos unter freiem Himmel lesen kann, z.B. wenn man zum nächsten Badesee fährt (siehe Foto).

Tageslichttauglich - Sony eBook Reader
Die Bedienung ist einfach: Einschalten, Buch auswählen und dann entweder einfach von vorne loslesen, ein Kapitel anwählen oder zum Lesezeichen springen. Das ‘Umblättern’ dauert eine halbe Sekunde, während der Bildschirm einmal kurz invertiert wird. Man muss allederdings recht häufig umblättern, weil nicht sehr viel Text auf das Display passt. Ein etwas größeres mit 6″ oder 7″ und entsprechend höherer Auflösung würde echtes Buchfeeling aufkommen lassen.
Eine Akkuladung hielt nicht ganz so lange, wie ich es erhofft hatte. Nach einer Woche war Aufladen angesagt. Dazu benötigt man nicht unbedingt ein Ladegerät, weil der Reader auch per USB aufgeladen werden kann.
Eigentlich ist alles soweit fein: Das Gerät ist leicht, kompakt, schlicht und bietet mit seinem Aluminiumgehäuse eine angenehme Haptik. Die Bedienung ist fast Idiotensicher und das Lesen selbst ist recht angenehm. Dennoch verstaubt der Reader gerade etwas. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe:
Das Angebot an Texten, die mich interessieren und die ich lizensieren möchte (von “kaufen” kann ja bei eBooks keine Rede sein) ist einfach unzureichend. Ich bin einfach nicht bereit, für eine Datei, deren Verwendung per DRM (Digital Rights Management) eingeschränkt ist, den selben Preis, wie für ein richtiges Buch zu zahlen.
Zudem habe ich schwere Datenschutzbedenken. Nicht nur, daß mit eBooks nachprüfbar ist, welche Bücher ich überhaupt kaufe, sondern es ist darüberhinaus nachprüfbar, was und wann ich tatsächlich lese. Was würden Grenzbeamte in Zeiten der Terrorhysterie schlussfolgern, wenn ich Beispielsweise Cory Doctorows “Little Brother“, Carl von Clausewitz, Den Koran und ein Buch über “Advanced Chemistry” auf meinem Reader hätte?
So intensiv ich auch das Internet und mobile Geräte nutze – manche Sachen sind analog irgendwie doch besser. Bücher gehören m.E. dazu.
Dirk Ollmetzer | Thursday, 22 July 2010 |
Unterwegs
Na gut, in ein paar Wochen werde ich mich noch deutlich weiter nördlich aufhalten, aber ich möchte jetzt nicht vorgreifen. Im Moment bin ich soweit im Norden (Deutschlands), wie es eben geht.
Am fünften Tag ließ die Temperatur nach und dazu gab es reichlich Wolken. Was sich erstmal nicht so nett anhört, hat durchaus spürbare Vorteile: Während gestern der Strand von Holnis bei britzeligen 30 Grad an eine riesige Sardinenbüchse erinnerte, war er heute Mittag völlig leer. Und ich meine wirklich völlig leer (das Handtuch auf dem Bild ist meins). Das ist mir genauso recht wie unverständlich – immerhin lag die Lufttemperatur noch bei 22 Grad, es war fast Windstill und das Wasser super angenehm. Die Förde war gerade noch kühl genug um in den Sonnenphasen Abkühlung zu spenden und warm genug, daß man nicht ins Schlottern kam. Zudem gab es heute weder Algen, noch Quallen oder sonstiges Ungemach.

Holnis Strand - völlig leer
Abends saß ich an der Glücksburger Strandpromenade und genoss den Blick über die Förde nach Dänemark, während hinter mir der Zirkus Ubuntu (nanu, den Namen habe ich doch schon mal irgendwo gehört… ;-) ) eine gut besuchte Vorstellung gab. Ich war etwas neugierig, weil der kleine Zirkus sehr schöne Wagen und alte Trecker hatte. Dabei fiel mir auf, daß die Vorstellung offensichtlich ausschließlich von Jugendlichen gegeben wurde. Der überwiegende Teil der Besucher war in demselben Alter. Interessant, daß 15 Jährige den Zirkus besuchen und die Vorstellung dann auch noch gut finden, wie ich einigen Kommentaren in der Pause entnehmen konnte. Soviel zum Thema verrohte und durch das Internet verdorbene Jugend….

Glücksburg, Abendstimmung

Glücksburg: Zirkus vor Strandhotel
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