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BBC Doku zu 70er “Krautrock”

Deutsche Musik gegen Ende der 60er Jahre war – im Gegensatz zu damals gängiger Küche – eher flach und wenig nahrhaft, allerdings genauso schal gewürzt. Flauer Schlager waberte über das Land und lullte die Wirtschaftswunderkinder ein. Passend zum rebellischen 68er Zeitgeist machten sich junge Musiker auf, um nach neuen Wegen zu suchen. Weder schaler Schlager, noch platte Anlehnung an amerikanische Blues und Rock-Schemen waren gefragt, sondern der Aufbruch in neue Klangwelten.

Die BBC hat eine schöne Dokumentation zum “Krautrock” der 70er gedreht. Ich bin zwar der Meinung, daß der Begriff “Krautrock” schon deshalb kompletter Quark ist, weil Can, Tangerine Dream, Kraftwerk u.a. eben keinen Rock gemacht haben, aber egal – ich finde die Doku sehenswert.

Deja vu, bzw. schonmal angedacht

Manche Leute fühlen sich ja von den ständigen Neuerungen und bekloppten Erfindungen überrumpelt und überfordert. Ich habe eher ständig das Gefühl “ach, DAS gibt es jetzt auch wirklich ?”

Die meisten Ideen sind eigentlich nur folgerichtig und lagen in der Luft. Es kommt nur darauf an, wer sie zuerst richtig umsetzt. Mir selbst ist das schon x-mal so gegangen. Twitter war z.B. ein klein bischen schneller als zzap (und ich hätte nie ein Millionenfundig bekommen), mein elektronischer Buchladen fastfiction setzt auch schon seit 2004 Staub an und jetzt wird noch eine Idee, die wir damals in der Uni hatten Umgesetzt:

Der USB Duftstick.

Blümchenduft gegen Büromief” schreibt Gizmodo in einem kurzen Blogartikel. Okay, wir hatten uns das damals etwas anspruchsvoller vorgestellt: Jeweils passend zu bestimmten Bildern oder Websites einen ganz bestimmten Duft (also quasi ein Duftsynthesizer), aber der Anfang ist gemacht.

Alternative Displays: Semitransparentes AMOLED

Irgendwann hat jemand beschlossen, daß Bildschirme nicht mehr entspiegelt sein sollten. Fortan gab es nur noch ‘glossy’ Displays zu kaufen, die zwar super kräftige Farben anzeigen, aber das Auge wahnsinnig anstrengen, weil man nicht nur das eigentliche Bild sieht, sondern auch noch sich selbst und alles was hinter einem ist.
Aber der Fortschritt ist unaufhaltsam – Samsung zeigte auf der CES ein Display, bei dem man nicht nur sieht, was hinter einem selbst ist, sondern ausserdem auch noch, was hinter dem Display ist. So kann man sich überhaupt nicht mehr auf das eigentliche Bild konzentrieren.

Macht nix – hauptsache cool wie in Minority Report!

Ob sich das gezeigte Notebook auch per Pantomime und Handgesten steuern liess, ist mir allerdings nicht bekannt…

Was wird das Apfel Tablett bringen?

Nerds und Publisher warten gespannt auf das kommende Tablet von Apple, von dem nicht weniger erwartet wird, als den Zeitungs und Buchmark gehörig aufzumischen. Was muss das Gerät bringen, um den (sehr) hohen Erwartungen gerecht werden zu können?

Es soll denselben Lesekomfort, wie Papier bieten, aber auch als (Web-)Surftablett taugen und mindestens auch noch Videos abspielen können. Eine lange Akku-Laufzeit ist natürlich auch unabdingbar. Bisher ist dieser Spagat nicht zu schaffen. Knackpunkt des neuen Gerätes ist das Display.

Der hohe Lesekomfort, wie ihn die E-Ink Displays von E-Bookreadern bieten, kommt einerseits von deren hoher Auflösung und weil sie passiv (also nicht leuchtend) sind. Zudem verbrauchen sie nur beim Umblättern Strom. Eine Akkuladung kann also unter Umständen Wochen halten. Leider sind sie bisher nur in Schwarz/Weiss erhältlich und sehr langsam. Ein Bildwechsel dauert schon mal eine Sekunde. Damit sind keine Videos möglich und selbst normale Menübedienung ist unkomfortabel. Videotaugliche Farbdisplays sind aber bisher einfach zu stromhungrig und beim konzentrierten Betrachten (= lesen) auf Dauer nicht augenschonend.

Was hat Apple also in der Pipeline? Ich wage mal einen Blick in die Glaskugel:
Für denkbar halte ich ein Display, wie es seit geraumer Zeit im OLPC XO eingesetzt wird, aber vielleicht wird es auch ein Mirasol-Display?

Das Pixel Qi Display des OLPC XO hat zwei verschiedene Betriebsmodi: Mit aktiver Hintergrundbeleuchtung scheint es ein ganz normales Farb-LCD zu sein. Sobald man aber die Hintergrundbeleuchtung abschaltet, hat man es mit einem Schwarz-Weiss Display zu tun, das eine dreimal so hohe Auflösung hat, kaum Strom verbraucht und in der Sonne gut ablesbar ist. Hier ist ein Video mit einem Prototypen in einem normalen Acer-Notebook:

Das Mirasol Display von Qualcomm arbeitet hingegen mit winzig kleinen Spiegeln, die jeweils Licht einer bestimmten Wellenlänge (=Farbe) reflektieren. Ein Prototyp wurde gerade auf der CES in Las Vegas vorgeführt:

Ein normales LCD wird jedenfalls höchstwahrscheinlich nicht nicht im iSlate (falls es so heissen wird) verbaut werden. Ich bin auf das Apple Event am 26. Januar gespannt.

26C3 Ausklang

So super der Kongress angefangen hat, so schwach hört er – zumindest für mich – leider auf. Gestern war noch gemischt . Der erste Vortrag “Playing with the built city” wurde zwar allgemein gut aufgenommen, leider konnte ich diesem nicht einen einzigen halbwegs neuen Gedanken entnehmen. Vielleicht liegt das daran, daß die anderen Zuhörer eher technisch vorgebildet sind, und ich in meinem früheren Leben als Stadtplaner tätig war.

Der zweite Vortrag “vom Kreationismus zum Kollektivismus” war hingegen sehr unterhaltsam und hätte vermutlich doppelt so lange dauern können. Der Vortragende ist nämlich nicht ansatzweise mit seinen Folien durchgekommen und das Publikum hätte gern noch mehr gehört. Insbesondere weshalb sich viele Menschen Faktenwissen verweigern, wenn sie von der Komplexität überfordert sind, oder die Fakten ihrem eigenen Weltbild widersprechen.

Nach einer Pause, in der ich mich über Microcopter informiert habe (www.mikrokopter.de), hörte ich mir den Vortrag zum Thema “Hosting Online Communities” an. Leider blieb dieser doch arg oberflächlich. die beiden Vortragenden – deren Expertise ich in keiner Weise anzweifeln möchte – hielten sich bei etlichen Allgemeinplätzen auf: RICHTIGE Hardware aussuchen, auf gute, verlässliche und redundante Anbindung achten, Backups und Notfallpläne erstellen und testen, mit allen wichtigen Anprechpartnern bekannt sein, etc…

Den Vortrag über die Sicherheit von Cardreadern habe ich ausfallen lassen, da ich mich am Tag zuvor bei Hardwarethemen bereits genügend gelangweilt hatte.

Während es Mittags im BCC noch erträglich war, nahm die Anzahl der Besucher zum Abend hin immer mehr zu. Die letzten beiden Vorträge, die mich interessiert hätten, “I, Internet” und “Location Tracking” habe ich mir dann geschenkt, weil bereits eine halbe Stunde vor Beginn deratig viele Leute vor Saal 2 warteten, daß man kaum noch durch den Gang kam.

Heute hatte ich eigentlich nicht mehr viel vor, aber selbst das wollte nicht so recht gelingen. In dichtem Schneetreiben machte ich mich um 11:00 auf den Weg zum BCC um mir einen letzten Vortrag anzuhören. Da ich in der letzten Zeit viel für eine Bank gearbeitet habe, interessierte mich das Thema IBM AS400. Ich kam rechtzeitig und fand auch einen guten Sitzplatz. Kaum hatte ich mich eingerichtet, trat auch schon jemand auf die Bühne um den Vortrag abzusagen. Suuuper!

Die Cafeteria-Lounge, in der ich mein Netbook anwerfen wollte, machte mittlerweile leider einen arg vernachlässigten Eindruck: Entweder waren die Plätze von Schlafenden belegt (12:00 Mittags!), oder sie waren versifft. Ich verstehe einfach nicht, weshalb man keimige Pappteller nicht einfach in die kaum 2m entfernte Mülltonne werfen kann.

Dazu kommt, daß ich mich – obwohl es noch verhältnismäßig leer ist – an keinem der 8 WLAN Accesspoints anmelden konnte. Dann eben doch den UMTS-Surfstick herausholen. Irgendwie bin ich heute bedient. Wenigstens konnte ich noch ein paar Punkte für CACert sammeln.

Dennoch möchte ich für mich ein positives Fazit ziehen: Nirgendwo bekommt man so konzentriert einen Eindruck, wie es augenblicklich um die Informationsgesellschaft bestellt ist: Technik, Sicherheit, Datenschutz, Bürgerrechte. ein großer Teil der Probleme mit diesem Kongress kommt eben auch daher, daß er zu Recht total überlaufen ist. Mal sehen, wie das in den nächsten Jahren gehandhabt werden soll.

26C3: Hardware und Politik

Die gestrigen Vorträge über selbstgebaute Videohardware auf FPGA-Basis und Advanced Microcontroller Programming haben mir selbst nicht sehr viel gebracht. Einerseits aufgrund nicht ausreichend vorhandenem Grundwissen, andererseits habe ich festgestellt, daß mich die Frage, in welchen Taktzyklen man DRAM Speicher auslesen sollte, damit die Videotransformation synchron zum Bildaufbau durchgeführt werden kann, einfach nicht so recht interessiert.

Ich bin einfach nicht der Hardware-Guy.

Der letzte Vortrag, den ich mir gestern Abend anhörte handelte vom Stand des Verfahrens der Verfassungsklage gegen die Vorratsdatenspeicherung. Es wurde ein Bischen zum Verfahrensablauf selbst, den vom Gericht angeforderten schriftlichen Stellungnahmen und ausführlich über die sechseinhalbstündige Anhörung berichtet. Der CCC hat ja nun schon einige Erfahrung als Gutachter für das BVerfG und insofern versuchten die Vortragenden ein Wenig in der Glaskugel zu lesen, in welche Richtung das Gericht wohl tendieren wird. Es gibt zu der Veranstaltung bereits eine gute Zusammenfassung bei Netzpolitik.

Kurz gesagt: Die Chancen, daß das BVerfG die Vorratsdatenspeicherung ganz oder wenigstens in Teilen kippen wird, stehen wohl gar nicht mal so schlecht. Die Argumente gegen das Gestz sind erdrückend und es wurden keine stichhaltigen Gründe dafür vorgebracht, was von dem Gericht sogar verwundert kommentiert wurde.

Hoffen wir mal das Beste für unser Land.

Apple – Snow Leopard Sicherheitshinweis

Heute habe ich so nebenbei mitbekommen, daß Apple seit OS X 10.6 (Snow Leopard) standardmäßig eine Positionsbestimmung des Gerätes durchführt. Ohne das Verfahren jetzt im Detail erklären zu wollen – die Ortung wird im Prinzip folgendermaßen vorgenommen: Der Rechner sendet die Information, welche WLANs er im Moment empfangen kann (die eindeutigen MAC-Adressen, nicht die Namen!) an die Firma Skyhook Wireless und diese ermitteln anhand einer großen Datenbank, wo auf der Welt diese Kombination von WLAN Netzen vorhanden ist.

“Wir wissen wo Du bist”

Das Problem daran ist (im Gegensatz zu GPS), daß nicht nur der Rechner weiss, wo er ist, sondern leider weiss das auch Skyhook. Interessanterweise sind diese weltweiten Daten sehr genau und aktuell. Wie die Firma das hinbekommt? Indem Millionen (un)freiwillige Helfer unterwegs sind, die die Informationen über verfügbare WLAN Netze mit GPS-Daten abgleichen: die Nutzer von iPhones, die mit WLAN und GPS unterwegs sind.

“Wo ich bin geht Euch aber einen feuchten Kehricht an!”

Es reicht mir, daß ich aufgrund der Funkzellenortung meines Handies ohnehin schon ständig einen Peilsender bei mir trage. Das geht nun mal nicht anders, weil das Mobilfunknetz wissen muss, wo das Gerät ist – sonst funktioniert es schlicht nicht. Okay. Aber mein Rechner muss das nicht auch noch ungefragt allen möglichen Firmen mitteilen.

Wie schalte ich den Sch… also aus? Eine Möglichkeit ist natürlich, das WLAN abzuschalten, aber es geht auch anders, wie ich im Folgenden zeige:

Systemeinstellungen

Systemeinstellungen

Systemeinstelungen - Datum und Zeit

Systemeinstelungen - Datum und Zeit

Man öffne die Systemeinstellung und sorge zunächst bei “Datum und Uhrzeit” dafür, daß die Zeitzone nicht automatisch bestimmt wird. Danach wende man sich den Sicherheitseinstellungen zu.

Systemeinstellungen - Sicherheit

Systemeinstellungen - Sicherheit

Hier muss man zunächst das Schlossymbol anklicken und das Passwort eingeben um die Änderungen durchühren zu dürfen. Dann kann man die Ortungsdienste deaktiveiren.

Ich hoffe, daß ich dem Einen oder der Anderen mit diesem Hinweis behilflich sein konnte.

26C3: One Laptop Per Child

Der zweite Tag der Konferenz begann für mich mit einem Vortrag zum gegenwärtigen Stand des “One Laptop Per Child” Projektes. Der Referent begann seinen Vortrag mit einer Einführung in die Idee und die Änfänge zu dem Projekt.

Für diejenigen, die das Projekt nicht kennen: Zur Überwindung der Wissenskluft zwischen erster und dritter Welt, hat der damilige Leiter des MIT Medialab Nicolas Negroponte vorgeschlagen, daß jedes Kind in Entwicklungsländern einen eigenen Laptop zum Lernen bekommen sollte. Die Geräte müssten robust sein und dürften nicht mehr als $100 kosten.

Die Idee wurde sehr kontrovers aufgenommen, aber der sehr gut vernetzte Negroponte scharte brilliante Köpfe und interessiert Industrievertreter um sich und das Projekt gewann schnell an Fahrt. Auch wenn aus den ursprünglich anvisierten $100 letztlich $188 geworden sind – seit 2006 läuft das Projekt (OLPC-Homepage) und es ist an der Zeit für ein Zwischenfazit.

Das Programm läuft heute in -zig verschiedenen Ländern rund um den Erdball. In dem Vortrag wurden die Länder Uruguay als vergleichsweise wohlhabendes Land mit einer Analphabetenquote von unter 2% und Nepal, als eines der ärmsten Länder der Welt mit einer Analphabetenquote von 50% verglichen.

In Uruguay hat tasächlich jedes Kind von der ersten bis zur sechsten Klasse einen X0 (ca. 400.000 Stück) bekommen und sie werden intesiv genutzt. Defekte Geräte können einfach bei der Post abgegeben werden und das Kind bekommt ein repariertes Gerät zurück. Die tatsächlichen Kosten (TCO) über 4 Jahre betragen $276.

In Nepal gibt es nur verhältnismäßig wenige X0 (ca. 2200 Stück), aber auch diese werden intensiv genutzt, wobei die Schulen eine Art logistischer Hub sind. Hier können die Akkus geladen werden und die Kinder können per WLAN digitale Bücher vom Schulserver herunterladen.

Die Erfahrungen sind in allen Ländern sehr positiv. Die Kinder lernen mehr und williger, das interesse überhaupt in die Schule zu kommen ist stark gestiegen und Missbrauch der Geräte (z.B. durch die Eltern) kommt so gut wie nicht vor.

Das hat auch damit zu tun, daß der X0 ganz anders, als ein herkömmlicher Laptop konstruiert wurde und somit nicht für “erwachsene” Anwendungen, wie Office genutzt werden kann.

Sowohl bei der Hardware, als auch bei der Software wurden radikal andere Ansätze, als bei normalen Notebooks verfolgt. Die Hardware musste robust und leicht sein, durfte kaum Strom verbrauchen und sich einfach reparieren lassen. Immerhin hat uns dieser Paradigmenwechsel nebenbei die Netbooks beschert (z.B. den, auf dem ich gerade schreibe). Die Software hat nichts mit den bisher bekannten Ansätzen zu tun. Die Kinder werden nicht mit den abstrakten Konzepten von Betriebssystem (obwohl unter der Haube ein stark modifiziertes Linux arbeitet), Programm, Datenspeicher usw. überfordert.
Alles dreht sich statdessen um Aktivitäten, wie schreiben, lesen, rechnen, malen und musizieren. Wer sich dafür interessiert: Die sehr interessante Software “sugar” lässt sich auch auf normalen Rechnern ausprobieren, indem man sie auf einen USB-Stick aufspielt: Sugar-on-a-stick.

Nachdem das Projekt in den Entwicklungsländern gut angelaufen ist, werden auch in den westlichen Ländern zunehmend OLPC Versuche unternommen. Genannt wurden Projekte in Österreich, England und auch in Berlin.

Zum Schluss erging an die Anwesenden ein Aufruf, sich an dem Projekt zu beteiligen, z.B. durch Übersetzungen, oder auch nur Propaganda. Selbst wenn man sich nicht für Erziehung interessieren sollte, gibt es gibt viele interessante technische Herausforderungen.

26C3 Keynote

Der erste Tag des 26. Chaos Communication Congress hat begonnen. Die Tickets waren bereits am frühen Morgen ausverkauft, des BCC platzt aus allen Nähten, das WLAN funktioniert nur teilweise, obwohl alle 5m ein Access Point hängt. Für Besucher, die nicht mehr eingelassen werden konnten, wird an Orte, wie die C-Base ein Videostreaming angeboten. So weit, so schlecht. Nun zum Positiven:

Frank Rieger erläutert in der Keynote das diesjährige Motto “Here be Dragons”. Es bezieht sich auf die Erforschung des Unbekannten. In früheren Zeiten waren auf alten Seekarten unbekannte Gebiete mit Drachen gekennzeichnet; hier lauerten unbekannte Gefahren, aber es lockte auch das Neue und die Aussicht auf Ruhm und Reichtum. Nerds und Hacker sind mit ihren kleinen Booten dem Mainstream immer etwas voraus und wagen sich aus steter Neugier auf neue Terretorien.

Im Gegensatz dazu sieht er die Politiker, die hilflos sieht, wie die Grundlagen der westlichen Gesellschaft und Wirtschaft schwächer werden. Sie sind mut- und ideenlos und suchen ihr Heil darin den scheinbar so erfolgreichen chinesischen Weg aus wirtschaftlicher Properität und politischer Unterdrückung nachzuahmen.

Rieger mutmaßt, daß die Besucher in dem Saal vermutlich mehr Science Fiction gelesen haben als die gesamte Poltische Klasse. Deshalb, und weil sie seit Jahren den Cyberspace bewohnen und bauen, sind ihnen die Herausforderungen und Mechanismen der modernen Welt weitaus besser vertraut. Niemand hier ist überrascht, über die gegenwärtigen umwälzenden Veränderungen, weil die möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen bereits vor Jahrzehnten durchdacht und beschrieben wurden.

Die Freiräume, die Nerds sich im Cyberspace gebaut hatten, werden jetzt bewusst zerstört, weil mit den Massen der Normalos, die sich nun nicht für Wissenstransfer, sondern für Bild.de interessieren die Begehrlichkeiten der Führenden nach Kontrolle und Zensur geweckt wurden. Er sagte:

“Das einzige, was noch zwischen uns und dem Überwachungsstatt steht, ist die technische Inkompetenz der Überwacher und das Bundesverfassungsgericht”.

Gleichzeitig wies er darauf hin, daß die vom BVerfG gesetzten Grenzen in der Praxis von der Exekutive oftmals nicht verstanden und akzeptiert werden.

Er gab einen Rundblick über die Gegenwärtigen und zukünftigen Bedrohungen für Freiheit und Demokratie, die auch teilweise aus überraschenden Ecken kommen werden, wie der Gegensatz zwischen Umwweltschutz und Datenschutz, durch den Einsatz moderner Technologien, wie intelligenten Stromzählern oder der Berechnung der individuellen CO2-Emissionen aus Kreditkartendaten.

Rieger rief dazu auf, daß die Fachleute nicht mehr nur einen beständigen Abwehrkampf gegen die beständigen Angriffe auf Demokratie und Freiheit leisten müssen, sondern offensiv Forderungen stellen und propagieren müssten.

Das Recht auf ungehinderte und private Kommunikation ist unabdingbar für eine offene, demokratische Gesellschaft.

Missachtung von Datenschutz darf kein Kavaliersdelikt mehr bleiben. Egal ob Staat, Firmen oder sonstige Organisationen: Wer persönliche Daten speichert und verarbeitet muss Rechenschaftspflichtig werden. Bei Verstössen müssen die Zuständigen persönlich haftbar gemacht werden können.

Weitere Themen waren der Ruf nach einem modernen Urherberrecht und entsprechenden Vergütungsmethoden, da weder die gegenwärtig aufgestellten Forderungen der Contentindustrie noch die bei einigen vorherrschende “Ich will alles umsonst haben” Haltung gesellschaftlich akzeptabel sei.

Für die politsch weniger interessierten Besucher hatte er noch den Aufruf parat

“Wenn Ihr keine Bock auf Politik habt, macht wenigstens die Software besser”.

Insgesamt war die Keynote eine sehr gelungene Einstimmung auf die Themen des Kongresses.

26C3: Erste Hürde genommen – das Ticket

Gestern abend (oder soll ich besser sagen heute Nacht?) ist es mir gelungen, ein Ticket in Form eines Armbändchens für den 26. Chaos Communication Congress zu besorgen. Ursprünglich sollten die Kassen ab 17:00 geöffnet sein, aber als ich um halb sechs am Berliner Congress Center am Alexanderplatz eintraf, hiess es: Sorry – erst ab 22:00.

Als ich um kurz nach 10 dann wieder im BCC war, war die Schlange vor den Kassen so lang, daß sie vom Eingang durch die Kantine, wieder zurück in den Flur, hinten um eine Treppe herum und wieder durch das Foyer ging. Ich schätze mal, daß das gut 300m waren. Um 23:40 hatte ich dann endlich meine Trophäe in der Hand. Das ist auch gut so, weil ich eben schon gelesen habe, daß die Tickets bereits ausverkauft sein sollen.

Jeder war nach dem Ankommen erst mal erschreckt, wie lang die Schlange war, aber die Leute waren diszipliniert und nahmen es mit Humor. Auf die Frage, wie lange das wohl dauert, reichte jemand einen Zettel nach vorne, auf dem nur ‘PING’ stand. Knapp 20 Minuten später kam der mit der Ergänzung “TTL Timeout” zurück. Geek-Humor!

Insiderwitze, wie natürlich auch die üblichen T-Shirts; Am Ende der Schlange stand jemand, auf dessen Rücken EOF! stand, jemand hatte eine Umhängetasche, aus der Yoda herausguckte, irgendjemand klebte einen Zettel auf den Boden neben der Warteschlange “Ab hier nur noch 42 Stunden”, in der Schlange vor mir nutzte jemand die Wartezeit, um schnell mal wichtige Änderungen an seinem Linux neu zu compilieren – überhaupt nutzte jeder dritte die Zeit, um irgendwas am Laptop oder seinem Smartphone zu machen, während über dieses erste Gemeinschaftserlebnis fleissig getwittert wurde. Der passende Hashtag ist übrigens #26c3.

Für heute habe ich mir 4 Vorträge herausgesucht, die ich für spannend halte. Gleich mache ich mich auf den Weg, um mir die Keynote anzuhören.

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