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29C3 – mein Fazit

Der 29C3 ist zu Ende gegangen. Zeit für ein persönliches Fazit. Den Umzug nach Hamburg sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Durch Anreise, Unterkunft und so weiter, ist der Besuch für mich natürlich erheblich teurer und aufwändiger, als wenn ich mal eben von Prenzlauer Berg zum Alexanderplatz fahre. Positiv ist allerdings, dass ich im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren überhaupt ein Ticket ergattern konnte und man auf dem Kongress nicht völlig totgetreten wird.

Wer war denn überhaupt da?

Man hat den Eindruck: Alle. Natürlich die Szene-Prominenz, allen voran Konstanze Kurz, die gefühlt alle 10 Minuten irgendein TV Interview gab, Frank Rieger, Fefe, Markus Beckedahl, Jakob Applebaum, Nick Farr und natürlich noch 6000 weitere Menschen.

Darunter die üblichen schwarzgewandeten Nerds, aber auch erfreulich viele Frauen, einige bunte Charaktere. Ein Soldat der imperialen Sturmtruppen lief Patrouille, jemand in einem überdimensionalen Kamerakostum verfolgte willkürlich Leute im Foyer, und jemand skatete mit umgeschnalltem Megaphon durch die Menge, um die Leute vor das CCH zu locken zur „Freedom not Fear“ Demonstration gegen Überwachung.

Language of operation: english. Natürlich aufgrund der Tatsache, dass sehr viele internationale Gäste anwesend sind, darunter auffallend viele Amerikaner. Vorträge, die nur für Deutschland relevant waren (z.B. die Anhörung vor dem Bundesverfassungsgericht, CCC Jahresrückblick), wurden dann aber doch in Deutsch gehalten.

Was fiel auf?

Natürlich – viel Nerdhumor, der ohne Verständnis von Technik oder dem Konsum einschlägiger Medien kaum zu verstehen ist.

Ausgänge auf denen „exit (0)“; steht, Getränke gibt es an der Foo:Bar, Leuchtreklame vom Milliways-Restaurant und so weiter. Für allgemeines Gelächter sorgte eine Durchsage wie auf dem Flughafen, das eigene Gepäck bitte nicht unbeaufsichtigt zu lassen, die bei anderem Publikum vermutlich nicht mal als Witz wahrgenommen worden wäre. Die von einem „Star Wars Sample“ eingeeitete Durchsage „Der Stormtrooper wird gebeten, sich am Infotresen zu melden“ kam auch gut an.

Waffen: Neben dem Bällchenbad fand eine kleine Kabbelei mit Nerf-Guns statt und ein Teilnehmer lief mit einer „Portal Gun“ durch die Gegend, wollte sie aber unerklärliherweise nicht vorführen.

Schön war auch ein Spielautomat, auf dem zwei „my little pony“ Figuren aufeinander eindreschen. Das ist doch nicht original, oder? ;-)

Und natürlich T-Shirts. Überall T-Shirts mit Aufdrucken wie „CCC – red pill provider since 1984“, „Venkmann, Stenz and Spengler Sciences“, dem Koffein-Molekül und so weiter, Nett. Ich brauche mehr Nerd-Shirts.

Was aber gar nicht so einfach ist. Bereits am 2. Tag waren die Merchandising Artikel ausverkauft. Lag es an den vielen Teilnehmern, oder daran, dass die Shirts tatsächlich recht schick aussehen?

Schön auch in einem Vortrag über Finanztranaktionen die Frage nach einer möglichen Sicherheitslücke: „is it possible to do […] – Hmm, yes, but that would be illegal.“. Spontanes Lachen von so ungefähr jedem in dem Vortrag.

Technik

Es ist alles andere als selbstverständlich, dass eine so große Konferenz mit derart vielen elektronischen Geräten tatsächlich ein recht gutes WLAN-Netz hat. In Berlin bin ich bei früheren Konferenzen zu Spitzenzeiten nicht in das Netz gekommen. Hier ist das kaum ein Problem. Auf den Displays werden neben den nächsten Veranstaltungen auch immer die technischen Eckdaten des Kongresses angezeigt. Am Samstag Mittag beispielsweise:

  • 2350 WLAN Clients.
  • 2150 Mbit/s downstream, 6520 Mbit /s upstream.
  • 958 Telefone an das interne Telefonnetz angeschlossen.
  • Für den Kongress wurde ein eigenes GSM Mobilfunknetz eingerichtet. Dort waren 890 Handys eingebucht und es wurden knapp 4000 SMS verschickt.

Ich habe gesehen, wie zwei Jungs vor mit aus der S-Bahn mal eben einen bestimmt 50 Kg schweren 19“ Server mitgeschleppt haben.

Die meisten haben aber eher kleine Laptops dabei – lieber 13“ als 15“. Windows habe ich nur einmal gesehen und im Gegensatz zu den Vorjahren ist auch die Anzahl der Apple Geräte wieder deutlich zurückgegangen. Scheint so, dass die Nerds Apple die Produktpolitik und den Umgang mit dem sogenannten „geistigen Eigentum“ übelnehmen. Thinkpads von Lenovo liegen hingegen weiterhin im Trend – mit nahezu jeder denkbaren Form von Linux oder BSD betrieben.

Schön ist es auch im Hackcenter, wo gelötet, gebastelt und programmiert wird, dass es eine Freude ist. Am auffälligsten sind die vielen Basteleien mit Licht, die Animation auf LED Matritzen, Leuchtwänden aus weißen Kunststoffwannen, und sogar auf rotierenden Ventilatoren.

Man hätte hier also die nerdigsten Bilder machen können – es galt allerdings Fotografieverbot. Generell wurde sich aber auf allen Ebenen mit Lichtinstallationen Mühe gegeben, wie diese Aussenanschicht vom Nachmittag zeigt.

Lichtinstallationen beim CCC

Lichtinstallationen beim CCC

Alles in allem war der Kongress wieder sehr informativ und hat Spass gemacht. Man merkt, dass die Themen, die ursprünglich nur ein paar Nerds und schräge Typen interessiert haben, in breiten Teilen der Gesellschaft angekommen sind.

Die Vorträge werden in den nächsten Tagen übrigens wieder auf Youtube verfügbar gemacht. Momentan sind sie dort noch die Rohschnitte zu finden. Es lohnt sich auf jeden Fall, dort etwas Zeit mit Rumstöbern und Zuhören zu verbringen.