tiny little gizmos

François Morellet im Bundestag – Vorsicht!

Wir wollten heute die Ausstellung von François Morellet im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus ansehen. Auf der Website des Bundestages wird mit seiner „wandelbaren Wand“ geworben. Schönes Ding. Also auf nach Mitte.

Der Eingang ist von der Spreeseite und man muss – weil das Gebäude ja zum Bundestag gehört – durch eine lästige Sicherheitsschleuse. Dann steht man in einem kreisrunden Raum aus Glas und Sichtbeton mit dem Mauermahnmal. Wer es nicht kennt: Das sind ein paar Betonelemente der alten DDR Mauer, die geschwärzt sind. Auf jedem Element sind eine Jahreszahl und die Anzahl der Mauertoten des entsprechenden Jahres gemalt.

Dem Morellets wandelbare Wand gegenüberzustellen ist eine wunderbare Idee – die aber leider nicht umgesetzt wurde. Das Kunstwerk ist nämlich gar nicht vorhanden. Es steht dort nur eine billige Nachbildung in Form einer Fotowand !

Ich muss schon sagen, dass ich das für eine bodenlose Frechheit halte.

Vielleicht habe ich das Ganze auch nicht verstanden. Ist das vielleicht eine Anspielung auf die gegenwärtige Politik? Sich mit fremden Federn schmücken – es wird schon keiner genau hinschauen? Viel Brimborium um etwas veranstalten, das überhaupt nicht wirklich vorhanden ist – echte Demokratie zum Beispiel?

Aber bevor ich mich hier in wilden Spekulationen verreite hier noch der Hinweis, dass ein paar Meter weiter ein unscheinbarer Eingang unter der grossen Treppe tatsächlich eine kleine, feine Ausstellung zu sehen ist. Man muss allerdings auch hier wieder durch eine Sicherheitsschluse. Von Morellet sind dort einige schöne Neonarbeiten zu sehen. Zusätzlich kann man wunderschöne Arbeiten von Gunda Förster betrachten, die mit Licht und Glasmurmeln tolle Effekte bieten.

Das hat mich zwar durchaus erfreut, aber die Art der Präsentation finde ich ehrlich gesagt ziemlich daneben. Ich habe einfach keine Lust mich einer Sicherheitsprüfung zu unterziehen, bloss weil ich Spass an Kunst habe.

Dass die Präsentation von Kunst wesentlich besser geht, haben wir nach einem kurzen Fussmarschdurch die Winterkälte rüber zum Haus der Kulturen der Welt (A.K.A „schwangere Auster“) erfahren dürfen. Einfach reigehen. Normal also.

Im Foyer und im grossen Ausstellungsraum liefen bereits die Aufbauarbeiten für die Transmediale. Etwas versteckt neben dem Shop fanden wir die ebenfalls recht kleine Ausstellung „Labor Berlin 12: Drifting“, die heute auslief. Nicht uninteressant, teilweise sogar etwas fies.

Unter dem Strich also doch ein gelungener Sonntag-Kunstnachmittag.