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Ruhe bewahren – es ist eine Falle!

NEIN!

Ich weigere mich Panik zu bekommen. Wenn ich aus Furcht oder Hass mein Verhalten ändere, dann haben SIE gewonnen. Ich werde auf Weihnachtsmärkte gehen und Rockkonzerte besuchen, wenn ich Lust dazu habe. Ich werde mich in Strassencafes setzen, die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen und so viel am öffentlichen Leben teilnehmen, wie es geht. Und zwar in vollem Bewusstsein, dass der nächste Anschlag bei mir um die Ecke in Berlin sein könnte.

Jetzt erst recht!

Ich habe gestern beim Frühstück die Nachrichten überflogen und mir ist der Bissen im Hals steckengeblieben. Ich war zunächst fassungslos, als ich die Berichte gelesen habe, dann habe ich tatsächlich geweint. Das ist mir seit 2001 nicht mehr passiert.

Und dann habe ich Angst bekommen. Nicht Angst vor dem nächsten Terroranschlag, sondern vor den Reaktionen bei uns und davor, dass sich der Westen weiterhin so dumm verhält, wie seit den Anschlägen in New York.

Es ist eine Falle!

Die Terroristen haben uns 2001 in New York eine riesige Falle gestellt und wir sind mit Elan und Schwung in diese Falle reinmarschiert. In den letzten 14 Jahren hat der Westen in der Terrorbekämpfung so ungefähr alles falsch gemacht, was möglich ist. Wir haben alles getan, was die Terroristen wollten und provoziert haben:

Unnötige und dumme Kriege geführt, zugesehen wie ein Land nach dem anderen kollabiert, Märtyrer geschaffen, unsere Grundwerte verraten, Unruhe und Besorgnis in der eigenen Bevölkerung bestärkt, Freiheitsrechte eingeschränkt und die Totalüberwachung eingeführt.

Es hat nichts gebracht. Gar nichts! Im Gegenteil. Die Lage wird immer beschissener.

Und jetzt dieser Anschlag in Paris. Schon wieder Paris.

Ein Anschlag, der willkürlich vollkommen harmlose Menschen getroffen hat, die nur einen netten Abend verbringen wollten. Ein Anschlag, bei dem nicht mal mehr so getan wird, als ob es einen Grund gäbe, wie noch im Januar bei Charlie Hebdo. Die Attentäter liefern nicht mal mehr eine Rechtfertigung – egal wie dünn, dümmlich und ideologisch verdreht sie sein würde.

Dieser Anschlag hat nur ein Ziel: Unsicherheit, Panik und Angst und Hass zu schüren.

Ja, Hollande hat Recht – wir sind im Krieg. Und dieser Krieg findet in den Köpfen statt. Die radikalen Islamisten brauchen Zulauf. Sie brauchen frustrierte junge Männer, die sich ausgestossen und gedemütigt fühlen und nach einem Sinn im Leben suchen.

Der Pariser Anschlag ist wieder eine riesige Falle, wie schon der Anschlag in New York. Es ist kein Zufall, dass das gerade jetzt passiert, da Europa mit einer riesigen Welle von Flüchtlingen aus den Kriegsregionen konfrontiert wird.

Wir sollen dazu verleitet werden, jeden Moslem als potentiellen Terroristen zu fürchten und ihn entsprechend zu behandeln. Wir sollen tiefer in die Kriege im nahen Osten verstrickt werden. Wir sollen weiterhin aus Dummheit versuchen, den Brand im arabischen Raum mit Benzin zu löschen, so wie in den letzten 14 Jahren, damit der Nachschub an frustrierten jungen Männern nicht ausbleibt, die sich einen Sinn im Leben erhoffen, den sie anders offensichtlich nicht finden.

Diesen Gefallen dürfen wir den Terroristen einfach nicht mehr tun.

Der Freitag Abend ist die Bankrotterklärung der bisherigen „Sicherheitspolitik“. Wir brauchen keine „Hardliner“ mehr. Sie haben krachend versagt.

Wir brauchen jetzt smarte Menschen, die erfolgreich um „die suchenden Seelen“ werben, auch wenn das ein langer und schwieriger Prozess ist. Und wir müssen ruhig und besonnen bleiben, weiterhin Freiheit, Demokratie und Lebensfreude bewahren, auch wenn zu befürchten ist, dass es weitere Anschläge geben wird.

Ansonsten haben SIE gewonnen und wir alles verloren.