tiny little gizmos

eCommerce ist Scheisse

Ich verdiene mein Geld seit 20 Jahren im Bereich eCommerce. Hauptsächlich dadurch, dass ich Onlineshops entwickele. Und jetzt kommt der Witz:

Ich kaufe selber fast nie online ein. Ich hasse es.

Dafür gibt es Gründe:

Einerseits die unfassbare Datenschnüffelei durch das Onlinemarketing und die totale Nachverfolgbarkeit meiner Interessen und Geldflüsse. Gut – damit oute ich mich als Dinosaurier aus dem letzten Jahrhundert, der noch an das Konzept von Privatsphäre glaubt. Ich verwirrter alter Mann. Aber lassen wir den Punkt einfach mal außen vor.

Das wirklich Killerkriterium gegen Onlineshopping ist für mich, dass es zu umständlich, nervenaufreibend und zeitfressend ist.

Nanu?

Soll nicht gerade der Vorteil von Onlineshopping sein, dass es so fürchterlich spontan, praktisch und zeitsparend ist?

Was die Shops selbst betrifft, stimmt das mittlerweile auch. Es haben sich bestimmte Standards durchgesetzt und die Benutzbarkeit ist in der Regel recht gut.

Das Problem ist die Logistik. Ich kann mir nichts nach Hause bestellen, weil ich in der Regel nicht zu Hause bin, wenn der Paketdienst kommt. Das bedeutet, dass ich mir Dinge ins Büro liefern lassen muss, was in den meisten Firmen aus gutem Grund nicht gerne gesehen wird.

Oder ich muss mir die Lieferung aus den verwegensten Teilen der Stadt zusammensuchen, weil irgendwo ein obskures Geschäft so freundlich war, die Lieferung anzunehmen. Leider haben diese Geschäfte meist recht eigenwillige Öffnungszeiten. Jetzt habe ich dasselbe Problem: Dieser Laden hat vermutlich nur dann geöffnet, wenn ich im Büro sitze.

Wenn ich Mittags ausnahmsweise mal in die DHL Filliale im nächsten Shopping Center gehe, steht da schon eine 50m lange Schlange von Frauen, die ihre Zalando Retouren abgeben wollen.

Im Moment kommt für mich der Online-Einkauf nur in folgenden Fällen in Frage:

  • Digitale Einkäufe. Auswählen, bezahlen, runterladen, fertig.
  • Flugtickets direkt bei der Airline
  • Spezialprodukte, die in der eigenen Gegend nicht zu haben sind.

Ein komplettes No-Go hingegen in folgenden Fällen:

  • Kleidung, Schuhe und andere Dinge, die ich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mal umtauschen muss.
  • Waren des täglichen Bedarf, die ich überall auf dem Heimweg bekomme – insbesondere Essen.
  • Komplette Reisen. Unfassbar schlechte Websites, totales Chaos bei Sortiment und Preisen.

Bevor ich es vergesse – bei den Reiseportalen kommt noch der Nagativpunkt „heftige Verarsche“ hinzu. Beispiele:

  • Ich sehe das selbe Hotel bei drei verschiedenen Anbietern für drei verschiedene Preise. Dann kehre ich zum ersten Anbieter zurück und der Preis ist um 100,- gestiegen – in zwei Minuten. Wie bitte?
  • Ich möchte mit einer Freundin verreisen. Sie surft bei sich zuhause auf ihrem Mac durch die Angebote, ich bei mir zu Hause auch und wir chatten derweil. Sie findet ein gutes Angebot, und schickt mir den Link und ich bekomme einen anderen Text und einen anderen Preis angezeigt. Ach so…?
  • Ich gebe im Filter genau an, in welchem Zeitraum die Reise liegen darf (7 Tage in der Zeitspanne von X bis y). Als Ergebnis eine Liste von 100 Angeboten,die zu 2/3 außerhalb dieses Zeitraums liegen. Hallo Mc Fly – irgendjemand zu Hause?
  • Ich finde ein passendes Angebot und will es buchen – plötzlich heißt es „Wir können nicht garantieren, dass das Angebot zum Angegebenen Zeitpunkt für den genannten Preis verfügbar ist. Zur verbindlichen Reservierung hier klicken“. Euch habe Sie doch wohl ins Gehirn…

Das letzte Mal habe ich 2011 versucht eine Reise online zu buchen und dabei sind mir alle o.g. Dinge passiert. Insgesamt habe ich zwei Abende ergebnislos am Rechner verbracht. Danach hatte ich die Nase voll und die Reise war in 30 min im Reisebüro gebucht. Sie war nicht teuer, das Hotel in Ordnung, die Lage super. Klasse Urlaub. Seitdem buche ich nur noch im Reisebüro.