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Motorradgottesdienst Friedrichswalde 2021

…fiel wie bereits im letzten Jahr wegen Corona aus. Das ist sehr schade, weil es eine wirklich sehr schöne Veranstaltung ist. Auch – aber nicht ausschließlich wegen der Motorräder.

2018

Vor drei Jahren hörte ich zum ersten mal etwas davon, als ich auf dem Turm des Biorama Projektes in Joachimsthal stand. Und zwar wortwörtlich. Ich blickte über die Schorfheide, berauschte mich am Duft der Robinien und fragte mich, weshalb so unglaublich viele Motorräder durch den Ort fuhren. Die Bedienung im Café erzählte mir etwas später, dass das jedes Jahr zum Muttertag so sei, weil der Pastor in Friedrichswalde einen Motorradgottesdienst abhielt.

2019

Vor zwei Jahren bin ich dann selbst hingefahren. Die Veranstaltung fand damals bereits zum 24. mal statt. Ich wusste nicht recht, was mich erwartet, aber die Neugier siegte. Und siehe da – ich fand es richtig gut. Es ist zunächst mal ein entspannter Ausflug in schöner Landschaft. Man trifft Gleichgesinnte. Die Biker waren alle sehr gesittet unterwegs. Keine Möchtegern-Rennfahrer, keine Wheelies, keine Burnouts oder sonstiges Zeug, das Anwohner verdrießlich macht. Stattdessen freundliche Gesichter und Winken in den Dörfern. Keine Selbstverständlichkeit, wenn ca. 1000 Motorräder in ein 800 Seelen Dorf „einfallen“. Das Ganze ist ein richtiges kleines Volksfest mit Livemusik, Bratwurst- und Getränkestand, und allem was so dazugehört. Und auch der Gottesdienst selbst hat mich als Atheist positiv angesprochen. (siehe „Motorradgottesdienst Friedrichswalde 2019„).
Mir war klar – da fährst Du im nächsten Jahr wieder hin.

2020

Tja, leider hatte ein kleines Virus andere Pläne. Alle Veranstaltungen abgesagt – also auch kein Motorradgottesdienst. Der Pastor veröffentlichte ein schönes Video – aber das ist natürlich nur ein schwacher Trost.

2021

Immer noch Corona. Allerfeinstes Wetter ist angesagt – jedoch wieder kein Motorradgottesdienst. Ich bemerkte, daß Pastor Ralf Schwieger auf Facebook einen schönen Text veröffentlicht hat, den man als Einladung verstehen kann, trotzdem in die Gegend zu kommen, um „fröhlich und freundlich“ die schönen Strecken zwischen Schorfheide und Templin abzufahren. Dazu gab es den einen oder anderen Hinweis auf interessante Punkte an denen man innehalten oder auch ein Bratwurst bekommen kann. Er schloss mit den Worten: „Ich wünsche Euch allen einen gesegneten Sonntag. Wir sehen uns“.

Kirche Friedrichswalde – auch 2021 ohne Motorräder

Und so kam es dann auch. Da ich wegen des schönen Wetters ohnehin einen Berlin-Fluchtreflex hatte, kam mir dieser Wink mit dem Zaunpfahl sehr recht. Ich habe ich also auf meine Maschine geschwungen, mich mit gefühlt Millionen anderer daran gemacht, Berlin hinter mir zu lassen. Die ersten 15Km waren zäh, doch jenseits von Bernau wurde der Verkehr dann endlich so dünn, dass ich die Fahrt über Landstraßen, durch Dörfer und Wälder genießen konnte. Weder bummelten vor mir Sonntagsfahrer, noch wurde ich von hektischen Einheimischen durch ihr Revier gejagt.

Natürlich waren auch sehr viele Motorräder unterwegs. Häufig in Gruppen, aber soweit ich es beurteilen kann sehr darauf bedacht leise durch die Orte zu rollen und selbst auf der nicht enden wollenden 60er Strecke entlang des Werbellinsees mit geradezu auffallend korrekter Geschwindigkeit.

Na also – geht doch!

Die „Rennleitung 110“ war an mehreren Stellen anwesend und führte Lasermessungen durch. Mein Eindruck war, dass sie nicht übermäßig viel zu tun hatten.
Daran mag auch der erste richtig warme Tag des Jahres seinen Anteil gehabt haben. Nach einer recht kühlen und feuchten Woche „explodierte“ das Grün regelrecht in der Wärme. Das Bummeln durch die frischen, wohlriechenden Wälder war ein Fest für die Sinne. Wozu sollte man da schnell fahren?

Gegen Mittag erreichte ich den Hofladen Gut Gollin. Passend für ein kleines Mittagsmal. Auf dem Parkplatz standen nur zwei Motorräder – jeweils Moto Guzzi V7. Die eine kam mir recht bekannt vor: Ein auffällig hübscher Umbau mit rotem Rahmen und verchromtem Tank. Die Maschinen gehörten Pastor Schwieger und seiner Frau. Und kaum hatte ich den Helm abgenommen, kamen wir schon ins Gespräch. Wir unterhielten uns natürlich über Motorräder, den Gottesdienst und über Corona. Mich interessierte, wie es sich in einer so dünn besiedelten Gegend auf die Menschen auswirkt. Auch die sehr unterschiedlichen Wertvorstellungen und Weltsicht der jungen Generation waren ein Thema. Das macht sich auf dem Lande wohl ebenso stark bemerkbar, wie im ach-so hippen Berlin. Als ich mittendrin durchblicken ließ, nicht gläubig zu sein, nahm der Pastor das locker und meinte augenzwinkernd, dass es bei mir ja auch etwas länger gedauert hat, bis ich zum Motorrad gefunden habe.

Treffpunkt Gut Gollin

Es war ein sehr angenehmes, interessantes und anregendes Gespräch mit zwei wirklich sympatischen Menschen. Alleine dafür hat sich die Fahrt schon gelohnt.

Das Gut Gollin vermietet übrigens Baumhäuser. Im Ernst! Also jedenfalls, sobald Tourismus wieder erlaubt ist. Guckt gerne mal auf die Homepage.

Kirche Friedrichswalde ohne Gottedienst

Die weitere Tour führte mich über Templin und Milmersdorf noch einmal nach Friedrichswalde. Ich habe mir noch die Ausstellung in der Kirche angesehen, meinen Teil zur Kollekte beigetragen bevor ich mich wieder auf den Rückweg über Eichhorst, Prenden, Lanke und Bernau nach Hause gemacht habe.

Ein wirklich schöner Tag nach etlichen grauen Wochen, die das Gemüt belastet haben.