tiny little gizmos

Die Wahlen der Qualen

In zwei Wochen ist Wahl. Falls man in Berlin lebt sind es sogar gleich mehrere: Bundestagswahl, Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung und um die Sache abzurunden auch noch einen Volksentscheid zur Enteignung von Immobilienkonzernen.

Insgesamt 5 Stimmzettel für sechs Kreuzchen. Ich hoffe, dass alle Wahlberechtigten in dem Papierwust (siehe Foto) den Überblick behalten und wissen wofür sie abstimmen. Und schon bin ich beim eigentlichen Problem: Wofür abstimmen? Ich meine inhaltlich. Seit Monaten quält mich die Frage – so wie das halbe Land.

Noch ’n bisschen Papier gefällig?

Nur dass es in Berlin eben nicht nur darum geht, wen man aus dem „Trio der Blamage“ man am wenigsten unfähig für das Amt des Bundeskanzlers hält – sondern eben auch noch darum, welchen Vögeln man die Möglichkeit gibt, die Bundeshauptstadt noch weiter runterzuwirtschaften.

Hat gerade irgendjemand gesagt, dass ich negativ klinge?
Na gut, bei zwei der sechs Kreuzchen bin ich mir immerhin sicher: Beim Volksentscheid und der Bezirksverordnetenversammlung.

Beim Abgeordnetenhaus und beim Bundestag ist meine Grundhaltung jeweils, dass es auf keinen Fall so weitergehen darf wie bisher. So weit, so klar. Aber wie dann?
Mittlerweile hilft mir nicht mal mehr die deprimierende Strategie, das kleinste Übel zu wählen. Ich sehe nirgends Personal, dem ich vertrauen würde.

Ich empfinde das bräsige „weiter so“ Grinsen von Laschet nicht mehr nur für ärgerlich, sondern mittlerweile für gefährlich für Deutschland. Genauso gehört für mich aber der Rot-Rot-Grüne Senat in Berlin zu den schlechtesten, die es je gab. Und das will etwas heißen. Um im Berliner politischen Niveaulimbo beständig neue „Bestmarken“ nach unten zu setzen, muss man sich schon ganz schön anstrengen. Berlin ist für mich mittlerweile eine „failed city“.

Schöner Scheiss. Und jetzt?

Etwas verblüfft war ich tatsächlich, dass in meinem Wahlkreis Martin Sonneborn als Direktkandidat aufgestellt ist. Mir war nicht klar, dass er Brüssel mit Berlin tauschen möchte.
Früher habe ich meine Erststimme ja Hans Christian Ströbele gegeben. Nicht weil ich die Grünen wählen wollte, sondern weil ich IHN im Bundestag sehen wollte. Nicht weil ich in allem mit seiner Sicht übereinstimmte, sondern weil ich ihn stets für eine integre Person gehalten habe, die auch abends alleine mit dem Fahrrad (natürlich!) auf den Weg durch die Biergärten gemacht hat um mit den Bürgern zu reden. Das sahen viele im Wahlbezirk genau so. Er war der einzige grüne, der per Direktmandat gewählt wurde.

Aber das war damals und hilft mir jetzt nicht.