Dänemark – auf die Spitze getrieben
Die Woche vor Ostern habe ich mal wieder im hohen Norden verbracht. Diesmal jedoch noch höher als üblich – ich bin bis nach Skagen in Dänemark gefahren. Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg habe ich jeweils in der Nähe von Flensburg und nochmal im Dänischen Aalborg übernachtet.
Flensburg, Glücksburg, Angeln
In der Flensburger Gegend bin ich seit langem mehrmals im Jahr. Mir gefällt dort in Angeln sowohl der trubelige Sommer, wenn sich viele Touristen am Strand drängen, als auch die ruhigeren Jahreszeiten.

Da ich dieses Mal nur auf der Durchreise war, hatte ich nach einer günstigen Unterkunft gesucht. Das bedeutet auf dem Dorf etwas weiter weg vom Wasser. Und das war ein Glücksgriff: Ich hatte für einen schmalen Taler eine großzügige Zweizimmerwohnung in einem Dachgeschoss direkt am Ortsrand mit tollem Ausblick über die leicht hügelige Landschaft.

Nachdem ich mich im letzten Jahr von Glücksburg aus zum ersten Mal ganz kurz nach Dänemark getraut hatte (“Mit dem E-Auto in den Urlaub – Oh mein Gott!!!“) und es dort nett fand, wollte ich in diesem Jahr weiter und habe es so im wörtlichen Sinn bis auf die Spitze getrieben (‘skaghi‘ bedeutet im altdänischen ‘Landspitze’).
Mit wenigen Abstechern nach Links und Rechts bin ich über 1.900 km gefahren. Das ist deutlich mehr, als ich geschätzt hatte. Dänemark (ohne Grönland) ist zwar nicht besonders groß, aber wenn man das Land komplett von Süd nach Nord durchfährt, zieht es sich doch.
Aalborg
Aus diesem Grund habe ich in Aalborg, der nördlichsten Großstadt Dänemarks Quartier bezogen. Die Hafenstadt am Limfjord mit 120.000 Einwohnern hat eine gute Mischung aus Industrie, Dienstleistung, Universität und kulturellen Einrichtungen. Die Innenstadt wirkt lebendig und hat verhältnismäßig wenig Leerstand. In der Altstadt finden sich einige sehr malerische kleine Gassen und Häuser. Die Atmosphäre ist entspannt und angenehm.





Skagen
Nach einer Übernachtung fuhr ich weiter nordwärts nach Hjørring um dort das Auto nachzuladen. Ein paar Kilometer weiter, kurz vor der Hafenstadt Hirtshals an der Nordsee endete die Autobahn und es ging nach Osten über die Landstrasse weiter bis zur Ostküste bei Aalbæk. Von hier aus nun immer hinter den Dünen parallel zum Ostseestrand weiter nordwärts bis Skagen und schließlich zum Parkplatz Grenen am Leuchtturm von Skagen.
Interessant, wie deutlich sich Landschaft und Flora nördlich von Aalbæk ändern. Die ganze Halbinsel zwischen Nord- und Ostsee ist auf 20km Länge und bis zu 5,5km Breite im Prinzip eine einzige riesige Dünenlandschaft. Auf Satellitenbildern sieht man sehr gut die Struktur der Ablagerungen, die in tausenden von Jahren diese Halbinsel gebildet haben.

Vom Parkplatz aus sind es noch ca. 1,5km bis zur Landspitze, die man entweder durch die Dünen oder am Ostseestrand entlang laufen kann. Wer Probleme mit dem Laufen hat, der kann auch mit einem Shuttle (Anhänger mit Sitzplätzen, der von einem riesigen Trecker gezogen wird) fahren.


Das Besondere an diesem Ort erschliesst sich tatsächlich erst so richtig, wenn man an der Spitze angekommen ist. Der Instinkt sagt einem sofort, dass das hier nicht irgendeine beliebige Landspitze ist. Hier treffen Nordsee (Skagerrak) und Ostsee (Kattegat) aufeinander. Das sieht man an der unterschiedlichen Färbung des Nordsee und der Ostsee und vor allem daran, dass sich hier die Wellen sowohl von links, als auch von rechts kommend kreuzen.
Doch dieser Ort hat auch eine weitere Besonderheit. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zur Westküste Schwedens und bis zur Südküste Norwegens. Durch diese Meerenge quetscht sich der ganze Schiffsverkehr zwischen Nord- und Ostsee. Bei einem Rundblick habe ich mehr als 20 große Frachter, Containerschiffe und Tanker gezählt, die wie an einer Kette aufgefädelt durch diese Meerenge fuhren. Aufgrund der Lage, ist diese Meerenge und die Halbinsel natürlich auch von hohem militärischen Interesse, wovon die in den Dünen stehenden Bunkeranlagen aus dem 2. Weltkrieg Zeugnis ablegen. Und auch an dem schönen, ruhigen, sonnigen Tag flogen einige Hubschrauber und Kampfjets Patrouille.
Erwähnenswert
Dass die meisten Dänen gut englisch sprechen, war mir bekannt. Aber bemerkenswert viele Dänen sprechen zudem Deutsch – und zwar gut. Das hatte ich nicht erwartet. Respekt!
Das liegt vermutlich auch daran, dass selbst abseits der Hauptreisezeit die Deutschen die größte Gruppe Ausländer sind. Zumindest fühlt es sich so an und auf Parkplätzen sieht es auch so aus. Deutsch ist also gut fürs Geschäft.
Ohnehin hatte ich das Gefühl, dass die Wirtschaft in Dänemark besser läuft, als in Deutschland. Viel Gewerbe und Industrie, wenig Leerstand, die Infrastruktur ist intakt, kaum kaputte Leute auf der Strasse.
Was zudem definitiv besser läuft, als in Deutschland ist die Energiewende. Erneuerbare sind hier Standard, viele Gemeinden sind rechnerisch Energieautark oder sogar Positiv und der Strom ist günstig. Keine Ahnung, wieviel Haushaltsstrom kostet, aber an der Ladesäule habe ich ziemlich genau halb soviel gezahlt, wie in Deutschland. Kein Wunder, dass auch der Anteil Elektrofahrzeuge deutlich höher ist. Auf einem dänischen Parkplatz einen Tesla zu suchen ist ungefähr genauso herausfordernd, wie in einer Wolfsburger Tiefagarage einen schwarzen Golf TDI wiederzufinden.
A propos VW: Auch die eletrischen ID Modelle sind häufig zu sehen, genauso wie Polestar und elektrische Volvos. Arm sind die Dänen offensichtlich eher nicht.
Der hohe Anteil Elektrofahrzeuge erklärt auch die enorm großen Ladeparks. Während bei uns zwischen 4 und 12 Ladesäulen Standard sind, ist in Dänemark meist zwischen 24 und 60(!) Ladesäulen angesagt. Und die sind auch gut ausgelastet.
Mein Fazit
Ich weiss gar nicht, weshalb ich dieses nette, kleine Land so lange ignoriert habe. Es war ein kurzer Urlaub, aber es hat mir sehr gefallen und sogar das Wetter hat mitgespielt. Ich komme gerne wieder.