tiny little gizmos

Alle reden von Öko – ich auch!

Alle reden jetzt plötzlich wieder vom Klimaschutz. Dann will ich mich auch mal outen:

Ich bin für ein Tempolimit auf Deutschen Autobahnen!

Das wird sicherlich viele Leute irritieren, die wissen, wie ich Auto fahre – normalerweise nämlich ausgesprochen hurtig. Wieso also pro Tempolimit? Was stört mich an schneller Fahrt?

  • Stark erhöhte Unfallgefahr durch extreme Geschwindigkeitsunterschiede.
  • Man muß sich sehr stark konzentrieren – und das über Stunden.
  • Es nervt. Es nervt, es nervt…
  • Stark steigender Verbrauch über 120 Km/h.
  • Der Zwang, die Hochrüstung mitzumachen.

Den letzeten Punkt möchte ich kurz erläutern. Als ich mein jetziges Auto bestellt habe, habe ich einen vergleichsweise kräftigen Motor gewählt. 100 PS sind für einen Kleinwagen recht viel. Weniger hätten es durchaus getan – außer auf der Autobahn. Man ist dort (insbesondere auf des A2) recht häufig gezwungen, sehr schnell zu fahren um im Verkehr mitfließen zu können. Wenn man das nicht tut, kommt man kaum noch in Lücken. Es gibt häufig nur 2 mögliche Geschwindigkeitsbereiche: bis 90 Km/h, eingeklemmt zwischen LKW oder oberhalb von 160Km/h auf der linken Spur.

Mir kocht leicht das Blut. Wenn ich einige Zeit in solchem Verkehr unterwegs bin, fühle ich mich, als wäre ich im Krieg: Ich werde aggressiv, möchte am liebsten um mich schiessen und ich HASSE es. In meinen Augen ist der Verzicht auf ein generelles Tempolimit ungefähr genauso zivilisiert, wie bewaffnet durch die Gegend zu laufen. Wir Deutschen sind ja gerne so überheblich gegenüber den Amerikanern. „Der Ami“ trägt Waffen, fährt Lastwagen statt Autos, Wilder Westen, schlechtes Essen und Kultur ist sowieso Fehlanzeige. Cowboys halt. Hahaha, da stehen wir ja weit drüber…

Ich erinnere mich aber sehr gerne an meine USA-Reise vor fünf Jahren. 2 Wochen Kalifornien, über 2000 km auf Landstrassen und Highways unterwegs. Sehr einfache Verkehrsregeln, extrem entspanntes fahren, sehr geringer Benzinverbrauch und man kommt schneller an Ziel – weil es kaum Staus gibt, wenn alle gleichmäßig mit ca. 65 Meilen dahingleiten.

Ich habe es genossen und hatte kein einziges Mal ein Problem mich an das Limit zu halten!

Als ich damals nach der Reise wieder in Deutschland Auto fuhr ist mir richtig klar geworden, daß WIR die ungehobelten und unzivilisierten Wilden sind – zumindest was den Verkehr angeht. Ein Tempolimit schränkt meine persönliche Freiheit in keinster Weise ein – obwohl ich selber gerne schnell fahre!

Es gibt aber noch einen Punkt: Ich würde gerne auch in 25 Jahren noch Auto fahren können. Das wird aber vermutlich nur gehen, wenn die Autos bis dahin anders geworden sind. Ich meine WIRKLICH ANDERS!

Es geht hier nicht um 20% weniger Benzinverbrauch und Euro 9 Abgasnorm. Das ist alles Kokolores. Ich rede von Autos, die (in welcher Form auch immer) völlig mit regenerativen Energien angetrieben werden. Sie werden extrem leicht und sparsam sein müssen, intelligent und pfiffig.

Das passt mit unserem heutigen Verkehrsverhalten nicht zusammen. Die deutschen Automobilhersteller haben sich in eine sehr profitable Nische zurückgezogen. Das ist toll für das Bruttosozialprodukt – heute. Es ist aber auch klar, daß es sich um eine Sackgasse handelt. In 15 Jahren wird man keine Rennpanzer mehr verkaufen können. Und was machen BMW, Porsche, Mercedes und Audi dann?

Vielleicht kommt der Umschwung auch schon viel schneller. Die ganze Situation erinnert mich sehr an die amerikanische Autoindustrie in den 70ern. Sehr coole, sehr starke Autos und fette Gewinne – bis zur Ölkrise ’73. Danach ging es im Rekordtempo bergab. Wenn die Deutsche Autoindustrie überleben will, muss sie umdenken – und zwar sehr schnell. Und das sollte durch die politischen Rahmensetzung forciert werden.

„Weiter so“ geht einfach nicht mehr.