Motorradfahren macht Spaß, aber manchmal ist es etwas unpraktisch. Zum Beispiel, wenn man etwas mitnehmen möchte das größer als ein Päckchen Taschentücher ist. Im Alltag fahre ich nur kurze Strecken durch Berlin. Da habe ich kein Gepäck oder ich nehme zur Not mal einen kleinen Rucksack. Aber für etwas mehr Dinge oder längere Strecken ist das nichts. Wohin also mit Zahnbürste und Unterhose, wenn man mal schnell für ein- oder zwei Tage wegfahren möchte?
Der Möglichkeiten gibt es viele – Tankrucksäcke, Satteltaschen, Seitenkoffer, Topcase, Gepäckrollen, und so einiges mehr. Wie findet man jetzt die passende Lösung?
Erst mal nachdenken, worauf ich Wert lege.
Da die Gepäckbeförderung sicherlich die Ausnahme bleiben wird, wollte ich mir aber nicht mit irgendwelchen hässlichen Anbauteilen, meine schöne SV650 verhunzen. Andererseits sollte die Befestigung sicher, aber mit überschaubarer Fummelei von statten gehen. So kam eigentlich nur ein Tankrucksack, oder eine Hecktasche in Frage.

Passt – Hecktasche auf der SV650
Nach einiger Recherche und Ausprobiererei habe ich mich für eine Hecktasche von SW-Motech entschieden. Sie wird einfach auf den Sitz gestellt und sehr einfach mit vier Riemen festgeschnallt. Das geht fix und sitzt richtig fest. Zum Lieferumfang gehören Riemen, Tragegurte, ein Drybag, Schutzfolie für den Lack und ein Staubschutzsack für die Lagerung. Material und Verarbeitung machen einen sehr guten Eindruck, was bei dem doch recht stolzen Preis von €180,- auch sein sollte.

Herausforderung Wochenendgepäck
Zu Hause angekommen habe ich gleich den Stresstest mit minimalem Wochenendgepäck gemacht: drei Garnituren Unterwäsche, Schuhe, Jeans, Hoodie und Regenjacke passen hinein und lassen auch noch Platz für Waschbeutel und Handyladegerät.

Schuhe und Unterwäsche zuerst…

Fertig – Alles verstaut und es wäre sogar noch etwas Luft
Vorbereitet bin ich – mal sehen, wann ich zur “Testfahrt” aufbreche…
Dirk Ollmetzer | Saturday, 27 April 2019 |
Unterwegs
Okay, okay, ich gebe es zu. Ich habe den Roman “Der Stechlin” von Theodor Fontane nicht gelesen. Aber in Brandenburg kommt man um Fontane einfach nicht herum. Der war ja scheinbar überall. Wir haben schon mal gescherzt, dass man der Einfachheit halber Gedenktafeln in den Orten anbringen sollte, die Fontane nicht besucht hat.
Man kann natürlich davon unbeeindruckt einfach die Landschaft genießen. Und das fällt im nördlichen Brandenburg sehr leicht, weil es dort einfach schön ist. Die Gegend südöstlich der Müritz besteht überwiegend aus Wald und Seen. Es gibt mehr Seen als Orte. Die Mischwälder aus Buchen und Kiefern sind nur extensiv bewirtschaftet und werden teils sogar völlig als Naturwald belassen. Die Gegend ist für deutsche Verhältnisse mit ca. 25 Einwohnern je km2 sehr dünn besiedelt. Sehr erholsam, wenn man gerade aus dem überfüllten und hysterischen Berlin kommt.
Ostern habe ich also in Neuglobsow am Großen Stechlinsee verbracht. Der See ist dafür bekannt einer der saubersten und tiefsten Seen in Brandenburg zu sein. Und das will bei der “Konkurrenz” etwas heißen! Die Sauberkeit liegt daran, dass der See tief in den Wäldern liegt und keine Verschmutzung und Düngung durch die Landwirtschaft erleiden muss. Dennoch liegt ein Schatten über der Naturschönheit, aber dazu mehr weiter unten im Artikel.

Stechlinsee: glasklar, eiskalt und von Bäumen umgeben
Zunächst habe ich die Ruhe und die saubere Luft und den tollen See und den Wald und die gute Pension genossen, sowie den leckersten Orangenkuchen, den ich je probieren durfte. Um mich nicht völlig im Müßiggang zu verlieren, habe ich das geniale Wetter zudem für Abstecher nach Fürstenberg und zum Ziegeleipark Mildenberg genutzt.
Neben Rheinsberg ist Fürstenberg die nächstgelegene Stadt für Neuglobsow. Wobei man das Wort Stadt beinahe in Anführungszeichen setzen muss bei einer Einwohnerzahl von ca. 3.800. Aber dort ist die Verwaltung, der Bahnhof, der immerhin stündlich nach Berlin und nach Stralsund angefahren wird, und alles was man so zum Leben benötigt, z.B. Aldi und einen Baumarkt.
Für mich war interessant, dass es dort ein Schloss, eine schöne Kirche und natürlich die unvermeidlichen Seen gibt, durch die teilweise die Havel fließt. Die Altstadt mit den Kanälen und Schleusen und der kleine Hafen sind manierlich heraus geputzt, das Schloss wird gerade restauriert und alles in allem ist dort zwar etwas Leben auf der Straße, aber der Ort macht trotzdem einen recht verschlafenen Eindruck. Für einen extrem entspannten Vormittag hat es dennoch gereicht. Aber auch diese ruhige Schönheit hat eine dunkle Seite, auf die ich weiter unten eingehe.

Fürstenberg: Schloss und Schlosspark
Den Ziegeleipark Mildenberg hatte ich bereits vor fünf Jahren besucht. Damals allerdings im Rahmen des Chaos Communication Camp 2015. Nun wollte ich mir das Gelände ohne Zelte, Stromgeneratoren, Dekoration und vor allem ohne 5000 Nerds ansehen. Die Fläche wirkte dementsprechend etwas kahl, aber es waren nicht wenige Besucher angereist um sich über die Industriegeschichte zu informieren und mit der Lorenbahn zwischen Hafenbecken, Ringöfen und Tonaufbereitungsanlage umher kutschieren zu lassen. Auch auf dem Campinggelände standen diverse Wohnmobile und das Restaurant am alten Hafen war sehr gut besucht.

Ziegeleipark Mildenberg
Das Osterwochenende habe ich also erholsam in schöner und ruhiger Umgebung verbracht und genossen.

Die Seele baumeln lassen
Die dunkle Seite der schönen Gegend
Wie oben bereits angedeutet: obwohl man leicht den Eindruck haben kann, dass im nördlichen Brandenburg alles idyllisch und naturbelassen ist, gibt es doch ein paar dunkle Flecken. Die sehr dünne Besiedlung und relative Abgeschiedenheit der Gegend trotz der Nähe zu Berlin hat leider auch dazu geführt, dass man unschöne Dinge dort etwas “verstecken” konnte.
Im verträumten Fürstenberg zeigt sich die dunkle Seite der Geschichte, wenn man etwas genauer hinsieht. Wenn man vom Schlosspark den Blick vorbei an den Hafenanlagen über den Schwedtsee schweifen lässt, hat man einen idyllischen Blick – bis einem klar wird, dass die Gebäude, die man am gegenüberliegenden Ufer sehen kann, Reste des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück sind.

Fürstenberg – Blick über den Schwedtsee zum ehem. KZ Ravensbrück
Ein anderes Problem aus späterer Zeit zeigt sich am Stechlinsee. Von der Badestelle von Neuglobsow aus kann man am gegenüberliegen Ufer einen einzigen Schornstein in den Wäldern sehen. Dieser ist ca. 2km Luftline von Neuglobsow entfernt und hat es in sich. Das Wasser des Stechlinsees ist nicht nur sehr sauber, sondern aufgrund der großen Tiefe auch sehr kalt. Das hat man sich zu nutze gemacht, um das erste Kernkraftwerk der DDR zu kühlen. “Das Kühlwasser wurde aus dem Nehmitzsee entnommen und durch den Auslaufkanal des Kernkraftwerks in den Großen Stechlinsee eingeleitet. Beide Seen sind durch den Polzowkanal verbunden, so dass ein Kreislauf bestand.” (Zitat Wikipedia “Kernkraftwerk Rheinsberg“)

Stechlinsee – Kühlwasserrücklauf
Das Kernkraftwerk war zwischen 1966 und 1990 in Betrieb und wird seitdem zurückgebaut. Der Abriss der Gebäude ist für das Jahr 2069(!!!) vorgesehen.
Eine weitere dunkle Seite der schönen Naturlandschaft zeigt sich erst auf Satelitenfotos. Wenn man sich auf Google das Gebiet zwischen Müritz Nationalpark im Norden, Wittstock / Dosse im Westen und Schorfheide / Chorin im Südosten genau ansieht, fallen immer wieder seltsame Strukturen in den Wäldern auf. Diese zeigen eine militärische Nutzung: Flugplätze, Kasernen, Manöverflächen, Schießanlagen, Munitionsdepots und sonstiges. Zwar ist nach dem Abzug der russischen Truppen und den jahrzehntelangen Kürzungen im Deutschen Wehretat hier Ruhe eingekehrt, aber die Gegend dürfte erhebliche Verunreinigungen und Schädigungen erfahren haben.
Zusammenfassung des letzten Wochenendes: Sonne, 20 Grad, Motorräder und gute Laune. ;-)
Den Samstag habe ich zu einer Tournee zu einigen Motorradhändlern in Berlin genutzt, die den Saisonbeginn gefeiert haben. Nicht dass ich mit meiner hübschen Suzi unzufrieden bin – ganz im Gegenteil. Aber da ich ja noch der totale Newbie bin, fehlt mit der Vergleich und ich wollte ich mir mal einen Überblick verschaffen.
Auf den Berliner Motorradtagen hatte ich Honda vermisst. Daher habe ich die Runde bei Honda Cintula in Tempelhof begonnen. Wie bei den meisten anderen Händlern gab es dort neben der Möglichkeit zu Probefahrten Bratwurst, Getränke und Livemusik. Halb elf morgens war mir noch zu früh für Bratwurst und Probefahrten habe ich auch nicht gemacht. Tatsächlich habe ich an dem Tag nirgendwo Probefahrten gemacht. Teils waren die Modelle gerade nicht da, die mich interessiert haben und später wurde es von der Zeit ein wenig eng. Daher habe ich mich mit gucken, fragen und aufsitzen begnügt.

Klassische Schönheit aus den 70ern: Honda CBX
Bei Honda hat mich verblüfft, wie dicht die Modell der Neo-Sports Reihe optisch beisammen liegen. Die CB125R (13PS) wirkt extrem erwachsen und die daneben stehende CB1000 (145PS) wiederum sehr kompakt, so dass man schon zweimal hinschauen musste um beide auseinanderzuhalten.
Toll für die 16 Jährigen. In meiner Jugend lagen zwischen einer MB-8 und einer CB 900 nicht nur technisch, sondern auch optisch Welten.
Die neue CB650R, die mich interessiert hätte, war leider permanent auf Probefahrt. Dafür konnte ich mich an der neuen Monkey kaum satt sehen. So niedlich und mit extrem viel Liebe zum Detail gestaltet, dass man sogar über den recht hohen Preis für eine 125er mit knapp 10PS hinwegsehen kann.

Aktuelle Honda Monkey (rot) neben älterer Honda Gorilla
Derselbe Händler führt auch die Elektromotorräder von Zero. Als ich ankam, sind zwei zur Probefahrt aufgebrochen. Es klang, als ob sich zwei Straßenbahnen ein Wettrennen liefern würden. Ich halte die Idee von Elektro Motorrädern ja generell für sehr interessant. Immerhin hat mich mein E-Moped auf den Geschmack gebracht, einen A-Führerschein zu machen.

Zero – enttäuschende Haptik
Daher habe ich darauf gefreut, die Zeros endlich mal im Original zu sehen. Die Maschinen kannte ich bisher nur von Bildern und Videos. Dort sahen sie relativ langweilig aus. Als ich direkt davor stand war es leider noch schlimmer. Extrem schlicht und lieblos im Detail, in der Größe eine 125er. Es mag ja sein, dass die ganz gut fahren, aber mit der Optik und Haptik bringt mich niemand dazu €15.000,- auf den Tisch zu legen. Da müssen wir wohl noch ein oder zwei Modellgenerationen abwarten müssen. Die angekündigte Zero SR/F scheint da ein anderes Kaliber zu sein, aber leider auch nochmals teurer.

Gut besucht: Fuhrmann
Die nächste Station war Fuhrmann – ein Händler für Yamaha und Suzuki in Neukölln. Als ich dort auf den Hof fuhr brach gerade ein Inferno der Kategorie “die Trompeten von Jericho” los. Horex war auch dort vertreten und es starteten gerade zwei VR6 Modelle zu einer Probefahrt. Akustisch irgendwas zwischen Erdbeben und Formel Eins Rennen. Es ist mir völlig unverständlich, wie solche Maschinen noch eine Zulassung bekommen. Das sollte eigentlich in Zeiten von Euro 4 nicht mehr möglich sein. Ich empfinde das sowohl akustisch, als auch optisch als absolute Prolo-Karre. So gesehen passt es natürlich wunderbar nach Neukölln.
Passend dazu gab es auch die Möglichkeit, eine Geräuschmessung am eigenen Motorrad durchführen zu lassen, was ich wiederum gut fand. Von dem Service wurde auch rege Gebrauch gemacht, was nur möglich war, weil der Hof in einem Gewerbegebiet liegt und im weiteren Umfeld kein Wohngebäude steht.
Bei Fuhrmann habe ich auch zum ersten Mal die seltsame Yamaha Niken mit den zwei Vorderrädern gesehen. Technisch interessant, optisch gewöhnungsbedürftig, aber wozu man das zusätzliche Gewicht mit sich rumschleppen soll, erschließt sich mir nicht. Ich muss zugeben, dass ich den Witz an der Maschine nicht ganz verstehe. Anderen ging es wohl ähnlich: Die Maschine wurde stets angesehen aber nicht gefahren.

Yamaha Niken
Ich nehme zudem als Erkenntnis mit, dass sich die Yamaha MT-09 als 900ccm Dreizylinder mit 115PS sogar etwas leichter anfühlt, als meine 76PS Zweizylinder SV650. Die Ursache dafür ist, dass sie tatsächlich etwas leichter ist – wer hätte das gedacht? Vielleicht fahre ich sie ja irgendwann zur Probe.

Kawasaki Z900RS
Meine dritte Station war Röwer in Lichtenberg. Neben Kawasaki und BMW führen sie seit neuestem auch Ducati. Man sollte meinen, dass hier die Dichte potentieller Traummotorräder am höchsten ist. Tatsächlich hat mich vor allem die Kawasaki Z900RS im klassischen Z1 Outfit angesprochen. Und obwohl mich BMW im Allgemeinen völlig kalt lässt, finde ich das Modell Nine-T interessant. Etwas Lokalpatriotismus sei gestattet – das Modell wird in Berlin gebaut. Ich könnte mir bei beiden mal eine Probefahrt vorstellen.

BMW R Nine-T
Den Abschluss meiner kleinen Rundreise machte ich bei Suzuki Lukas in Prenzlauer Berg. Der mit Abstand kleinste Händler meine Rundreise, der nur ein kleines Ladengeschäft an der Danziger Str. hat. Klein aber fein – der Inhaber ist wirklich sehr nett und hilfsbereit und immer für ein Schwätzchen zu haben. Meine Suzi habe ich hier gekauft.
Auch auf meiner letzten Station habe ich keine Maschine zur Probe gefahren, aber ich habe abgemacht, dass ich die neue Katana ausprobieren werde, wenn sie verfügbar ist. Ich fand damals das Originalmodell von 1981 umwerfend und die Neuauflage ist zumindest Optisch extrem gelungen. Ich durfte ja auf der BMT bereits einmal Probesitzen.
Dirk Ollmetzer | Saturday, 9 March 2019 |
Gizmos,
Retro
Vor ungefähr drei Wochen habe ich meinen “neuen” Commodore 64 zusammengebaut (siehe “Mein neuer Commodore 64”). Meine Freude wurde jedoch durch eine farblich unpassende Tastatur getrübt.
Ich hatte meine neue Ultimate 64 Platine in ein altes, original braunes “Brotkasten” Gehäuse eingebaut. Leider funktionierte die dazugehörige braune Tastatur nicht mehr einwandfrei. Einige Tasten regierten nur widerwillig oder gar nicht. Daher und ich habe sie durch eine fleckige (mehr oder weniger) weiße Tastatur ersetzt. Die funktionierte zwar wie gewünscht aber optisch war diese Kombination unbefriedigend.
Also habe ich mich in einschlägigen Foren und auf Youtube informiert, wie man eine C64 Tastatur instandsetzt.
Bereits am letzten Wochenende habe ich vorsichtig mit einem Löffel die Tastenkappen abgehebelt und in lauwarmen Wasser mit einigen Spritzern Geschirrspülmittel gereinigt. Schärfere Mittel sollte man nicht verwenden, weil diese die Beschriftung ablösen könnten. Jeder, der schon einmal versucht hat, Legosteine zu waschen, kennt wahrscheinlich den Effekt, dass die Steine hinterher zwar sauber sind, aber stinken. Um das bei den Tasten zu vermeiden, habe ich mit Druckluft die Wasserreste aus der Unterseite der Kappen heraus geblasen. Die Teile habe ich dann sorgfältig verpackt und an diesem Wochenende wieder hervorgeholt.

C64 Keyboard vorbereitet
Zunächst habe ich Staub und Fettreste von der Oberseite des Tastaturgehäuses mit Alkohol entfernt. An der Unterseite muss zunächst die Shift-Lock Taste entlötet werden, bevor die Tastaturplatine abgeschraubt werden kann.

C64 Tastaturplatine
Die Platine befand sich in erfreulich gutem Zustand. Wie auf dem Bild zu sehen ist, hat jede Taste zwei Kontaktstellen. Diese habe ich zunächst vorsichtig mit dem roten Radiergummi von Ablagerungen befreit, danach die Platine mit Druckluft von Staub und Radiergummiresten befreit. Zuletzt habe ich die Kontaktstellen mit alkoholgetränkten Wattestäbchen abgewischt.

C64 Tastaturstempel
Nun müssen auch die Gegenstücke gesäubert werden. Die Tastaturstempel bestehen aus dem Kunststoffstempel an dessen Unterseite an einer Blattfeder ein leitfähiger Kontaktgummi angebracht ist. Diese Gummis waren teilweise etwas verschmutzt, aber ebenfalls in gutem Zustand. Auch hier entfernte ich mit Druckluft zunächst den Staub (aufpassen, dass die Teile nicht wegfliegen). Danach habe ich die Kontaktstellen mit alkoholgetränkten Wattestäbchen gereinigt. Hinterher sah man auch wieder deutlich die extrem feinen Profilrillen in den Kontaktgummis, die vorher mit Schmutz zugesetzt waren.

C64 Tastatur Zusammenbau
Da nun alle Teile sauber waren, ging es wieder an den Zusammenbau. Dabei das Wiedereinlöten der Shift Lock Taste nicht vergessen. Nach einem erfolgreichen Test habe ich die Tastatur dann in den Rechner eingebaut. Das Ergebnis ist ein Rechner, der beinahe wie neu aussieht und sich auch so anfühlt.
Die Arbeit hat sich gelohnt!

Commodore/Ultimate 64 – wie neu
Für einen medialen Aufreger der letzten Woche hat Dieter Bohlen gesorgt (OMG, dass dieser Name jemals in meinem Blog auftauchen würde, hätte ich nie gedacht).
Was war passiert?
In irgendeiner dieser dümmlichen Fernsehshows hat Bohlen ein fünfjähriges Mädchen gefragt, wo es denn herkommt. Das Mädchen hat geantwortet “aus Herne”. Das hat ihm aber als Antwort nicht ausgereicht, da das Mädchen offensichtlich nicht “biodeutsch” aussah. Er hat immer weiter nachgebohrt und das Mädchen hat gar nicht verstanden, was der Mann von ihr eigentlich wollte.
Interessant daran finde ich, dass hier zwei Menschen völlig aneinander vorbei geredet haben. Das Mädchen hatte natürlich vollkommen korrekt geantwortet – es kam aus Herne. Was beide aus sehr unterschiedlichen Gründen nicht verstanden haben, ist dass er eigentlich etwas anderes wissen wollte, als er gefragt hat, nämlich “welche ethnische Herkunft hat Deine Familie”. Bohlen scheint diese Abstammungsfrage sehr wichtig zu sein und er hat nicht verstanden, dass er die falsche Frage gestellt hat. Dem Mädchen ist ihre ethnische Abstammung völlig egal – möglicherweise hätte sie die Frage nicht mal beantworten können, wenn Bohlen sie korrekt gestellt hätte und sie kannte dieses “um die Ecke fragen” noch nicht.
Das peinliche daran ist, dass Bohlen einfach nicht die Kurve gekriegt hat. Andrerseits – Bohlen ist von Anbeginn seiner Karriere für mich der Inbegriff des Peinlichen. Also was soll’s?
Was geht mich Dieter Bohlen an?
Blöd an sowas ist aber, dass man auch im echten Leben leicht falsch verstanden werden kann, wenn man wirklich wissen will, woher jemand kommt. Mir ist neulich das Folgende passiert:
Ich war auf einer Geburtstagsfeier eingeladen. Die Anwesenden waren zu 2/3 “biodeutsch”. Ein vielleicht nicht ganz unwichtiges Detail ist, dass es sich durchweg um gut ausgebildete und in der Welt herumgekommene Menschen handelte. Das wurde spätestens nach der Debatte um die Stadt, in der man am liebsten arbeiten würde klar. Denn hier ging es nicht um Berlin, Hamburg oder München, sondern um Berlin, Zürich, London, Rom, San Francisco oder Tokyo.
In dieser Umgebung kam ich mit einer charmanten jungen Dame ins Gespräch. Sie sah asiatisch aus, aber ihr astreines, fehlerfreies Deutsch und das ganze Verhalten machte eindeutig klar, dass sie in Deutschland aufgewachsen war. Irgendwann griffen wir noch einmal die Städtefrage auf. Ich habe gesagt, dass ich in Hannover aufgewachsen bin und mir mit Berlin am Anfang sehr schwer getan habe. Sie meinte, über Berlin kann sie noch nicht so viel sagen. Sie komme nicht von hier, sondern sei erst seit ein paar Monaten in der Stadt.
Und dann habe ich einfach gefragt: “Und wo kommst Du her?”
Das hatte ich kaum ausgesprochen und dachte mir “Ach Du Scheisse – hoffentlich versteht sie das jetzt nicht falsch”. Diese Frage zielte nämlich NICHT auf ihre ethnische Abstammung. Das hätte ich in der Situation einfach jeden gefragt.
Zu meiner Erleichterung hat sie einfach geantwortet “Aus Bielefeld”.
Ich dachte dann nur “Danke, Du hast mich genau richtig verstanden”. Auf die üblichen flachen Bielefeld-Witze habe ich selbstverständlich verzichtet.
An diesem Wochenende fanden in die Berliner Motorradtage statt. Ich habe diese Veranstaltung noch nie besucht, aber da ich seit dem 31. Oktober letzten Jahres nun offiziell auch zu den “Bikern” gehöre, dachte ich mir “schau doch mal rein”. Es herrschten In Berlin für Februar zwar hohe Temperaturen, aber es schüttete wie aus Kübeln. Meinen ursprünglichen Plan, mit dem Motorrad dorthin zu fahren habe ich also verworfen. Man möchte ja nicht tropfend durch die Hallen der Station Berlin wandern.
Die Berliner Motorrad Tage sind natürlich hauptsächlich eine Verkaufsveranstaltung. Bekleidung, Helme, Handschuhe, Kleinteile und Zubehör zum sofort mitnehmen. Zweirad Stadler hatte zum Beispiel eine ganze Wand voll auffallend günstiger Dainese Lederkombis (nein, ich habe keine gekauft). Diverse Händler hatten ganze Wände voller Vintage Lederjacken und passende Helme in Vintage Anmutung gab es ebenfalls en masse.
Natürlich gab es auch reichlich Gelegenheit sich einen guten Überblick über die aktuellen Maschinen der verschiedenen Hersteller zu verschaffen. Von den großen Herstellern fehlten unverständlicherweise Honda und Harley Davidson. Dafür war der Nischenhersteller Horex mit einem vergleichsweise großen Stand anwesend und für amerikanisches Flair sorgte Indian.

Heavy Metal aus USA: Indian statt Harley

Heavy Metal aus Norddeutschland: Waldfee Nr. 1 von Andi Feldmann. Selbstbau mit Automotor
Ich habe den Sonntag für meinen Besuch gewählt. Tausende andere Besucher ebenfalls. Es war wirklich viel Publikum anwesend und das Vorankommen durch die Hallen war teilweise etwas zäh. Es waren erfreulich viele Paare und auch viele Familien mit Kindern dort. Deshalb war die wohl unvermeidliche “Zwei vollbusige und leicht bekleidete Frauen tun auf der Bühne so. als ob sie ein Motorrad waschen wollen, machen sich dabei aber vor allem selber nass”-Performance etwas deplaziert.

Kurios: Kleinstserienhersteller Horex zeigt seine VR6
So etwas ist nicht hilfreich, wenn man mehr Frauen zum Motorradfahren bringen möchte. Zumal die Chancen dazu gar nicht so schlecht stehen. Von den vielen anwesenden Frauen und Mädchen haben sehr viele interessiert auf den ausgestellten Maschinen Platz genommen. Ich denke nicht nur, weil sie Menne zur BMT begleitet haben. ;-)

Heimspiel: BMW zitiert sich selbst
Ebenfalls schön zu sehen, dass auch viele Jugendliche dort waren und sich für die vielen wirklich attraktiven 125er interessiert haben. Bei einer Yamaha MT 125 muss man schon zweimal hinsehen um sie von einer deutlich größeren Maschine zu unterscheiden. Wenn ich diese Motorrädern mit den schmalen 50ern und 80ern aus meiner Jugend vergleiche – wow!
Die Möglichkeit, sich die Exponate mal im Detail anzusehen und auch aufzusitzen habe ich natürlich gerne wahrgenommen. Da ich als Newbie noch keine Erfahrung mit unterschiedlichen Motorrädern habe konnte ich mich bisher nur an meinem Bauchgefühl orientieren. Um meine Vorurteile zu überprüfen, habe ich mich daher nicht nur auf Motorräder gesetzt, die ich für interessant halte (“fühlt die wirklich so nett an, wie sie in den Tests aussieht?”), sondern auch auf Maschinen, von denen ich glaube, dass sie nichts für mich sind (“Ist das vielleicht nur mein Vorurteil?”).
Natürlich kann es sich dabei nur um einen ersten Eindruck handeln, so lange man nicht wirklich Probe fährt, aber Sitzposition und Anmutung sind ja auch schon recht gute Indikatoren.

Designer Wetzhobel: Husquarna Svartpilen 701
Meist lag ich mit meinen Vermutungen richtig: Supersportler nerven mich mit der stark nach vorne gebeugten Haltung genauso wie das genaue Gegenteil – Chopper, Cruiser und Bobber mit ihrer übertrieben entspannten Sofa-Attitüde. Mit Geländemaschinen und Super Motos werde ich wohl auch nicht warm und Tourer sind zwar unheimlich bequem, aber derart vollgestopft mit Technik und so schwere Brocken, dass das irgendwie meiner Idee von Motorradfahren völlig zuwider läuft.
Unerwartet war, dass mir die Ducati Scrambler-Reihe zwar optisch gefällt, aber die Sitzposition nicht. Andersherum ist die Husqurana Svartpilen 401 schon wieder so schmal und kompakt, dass man das Gefühlt hat, auf einem etwas zu schweren Fahrrad zu sitzen. Die BMW R nine-T war nicht so unbequem wie befürchtet, aber der Boxer-Motor ist ein Brocken von Maschine. Hingegen machten die bildschönen Moto Guzzi V7 und V9 einen unerwartet leichten Eindruck.

Klassische Schönheit: Moto Guzzi V7 III
Die Modelle von Triumph hätte ich am liebsten alle mitgenommen. So unfassbar schön und stilecht bis in die letzte Schraube. Meine beiden Favoriten sind dabei die Thruxton und die Speed Twin mit ihren 12000er Reihenzweizylinden.
Aber von diesen Träumchen abgesehen, habe ich doch das Gefühl, mit der Suzuki SV650 zunächst das richtige Motorrad gekauft zu haben: Entspannte Sitzposition, etwas Retro, aber nicht zuviel, guter Zweizylinder Motor und das zu vergleichsweise kleinem Geld. Alles was mir mehr zusagt kostet auch mindestens das Doppelte. Und wie Christian sagte, als er mit leicht verträumten Blick auf einer 1200er Triumph Bonneville saß: “Ein Traum! Aber kannst Du Dir vorstellen, dieses Bike etwas länger an einer Straßenecke in Kreuzberg stehen zu lassen?”

Klassiker: Honda CB 750 Four Baujahr 1971
Da hat er recht. Daher ist jetzt erst mal etwas träumen angesagt – und bis dahin Spass mit der SV. Möge die Saison beginnen…
Dirk Ollmetzer | Sunday, 10 February 2019 |
Retro
Manche Dinge dauern etwas länger. Vor knapp einem Jahr habe ich beschlossen, dass ich einen neuen Commodore 64 haben möchte.
Wieso einen neuen?
Diese Rechner wurden zwischen 1982 und 1994 zig-millionefach verkauft. Es sind auch noch sehr viele Exemplare in der Retro Szene in Betrieb, allerdings immer weniger im Originalzustand. Entweder sind sie verbastelt oder die verbauten Teile gehen doch so langsam kaputt. Dazu kommt, dass der Betrieb immer schwieriger wird. Disketten funktionieren nicht mehr, Man kann den C64 ohne Spezialkabel nicht mehr an moderne Fernseher anschliessen usw.
2017 kündigte der in der Commodore 64 Szene geschätzte Hardware Entwickler Gideon Zweijtzer an, einen FPGA basierten Nachbau der Hauptplatine an. Bevor man sie bestellen konnte dauerte es noch bis Frühjahr 2018 und dann nochmal ein gutes halbes Jahr, ehe sie ausgeliefert wurde.

Ultimate 64
Im Herbst kam das gute Stück dann bei mir an. Der Funktionstest verlief erfolgreich. Zwar kann die Platine mit einer USB Tastatur betrieben werden, aber stilecht ist anders. Ein Originalgehäuse von einem verblichenen oder ausgeschlachteten C64 musste her. Vor ein paar Tagen konnte ich nun ein Konvolut an Gehäuseteilen, Tastaturen und sonstigen Kleinigkeiten erstehen, darunter auch original braunes “Brotkasten”-Gehäuse. Mein Favorit unter den verschiedenen Gehäusetypen.

Gehäuse, Platine, Einzelteile
Der Zusammenbau verlief einfach und problemlos. Abschirmfolie, Platine, Steckerblende passten auf Anhieb in das Gehäuseunterteil. Da die Platine nur etwas mehr als halb so groß, wie die Originalplatinen ist, sieht das Gehäuse doch ziemlich leer aus. Ein etwas ungewohnter Anblick, von dem man aber nach dem Zusammenbau fast nichts mehr merkt.

Gehäuse, Platine, Einzelteile
Der Testlauf war leider nicht ganz so erfolgreich: Einige Tasten funktionierten nicht. Also probierte ich die (mehr oder weniger) weiße Tastatur aus einem C64 II Gehäuse, dass ich mit erstanden hatte. Optisch leider nicht ganz passend. Ich hoffe, ich finde die Zeit, die defekte braune Tastatur wieder gangbar zu machen.

Tastaturtausch
Für’s Erste geht es aber auch so und habe ich einen funktionierenden Commodore/Ultimate 64. Und er kann ein paar Dinge, die der Original C64 nicht kann.
Er funktioniert direkt per HDMI an einem modernen Fernseher. Ein Diskettenlaufwerk ist auch nicht mehr nötig. Im Inneren steckt ein USB Stick mit 16 GB Speicher, auf die ich zunächst ein paar Demos, Spiele und Tools gespielt habe. Ein Ausbau des Sticks erübrigt sich, weil der Rechner einen Ethernetanschluss(!) hat und der Speicher über das Netz zugänglich ist. Und wenn wir schon einen Netzwerkanschluss haben…
Seinerzeit hatte ich davon geträumt mit einem Akustikkoppler in die weite Welt der Datenfernübertragung einzutauchen. Die damalige Gesetzeslage und der Hinweis meiner Mutter auf die Telefonrechnung verhinderten dies allerdings. Erst in den 90ern bin ich mit 386er PC und Modem durch die Mailboxszene gesurft – obwohl das damals noch nicht “surfen” hieß.
Die analogen Modems funktionieren im heutigen Telefonnetz nicht mehr. Also betreiben einige Retro Enthusiasten ihre Mailboxen im Internet. Für den Ultimate64 gibt es ein Terminalprogramm, das direkt die Ethernetschnittstelle ansprechen kann. Mit UltimateTerm konnte ich sofort Kontakt zu einigen Commodore Mailboxen herstellen.

DFÜ mit dem Commodore 64 – per TCP/IP
Ein schönes, warmes Gefühl, dies nun mit über 30 Jahren Verspätung nachholen zu können. So macht Retrocomputing Spass!
Noch einen Nachtrag zum letzten Vierteljahr: Warum ich im “hohen Alter” von 50 Jahren noch einen Motorradführerschein gemacht habe.
Spontane Entscheidung…
Einerseits war das eine ziemlich spontane Entscheidung. Ich brauchte einen neuen Personalausweis. In Berlin ist das ein ziemlicher Aufwand, weil man sich dafür zwei Monate im Voraus einen Termin reservieren muss. Ernsthaft!
Während der am Sommeranfang vereinbarte Termin beim Bürgeramt so langsam näher rückte, hatte ich mir mein E-Moped zugelegt. Das Fahren machte total Spaß, aber die unsägliche Beschränkung auf 45Km/h ist im Berliner Stadtverkehr einfach nervig und gefährlich. Eine Woche vor dem Termin hatte ich also den Gedanken “Mach doch auch noch den Klasse A Führerschein. Den Termin beim Bürgeramt hast Du ja schon.”
Also schnell recherchiert, was man dafür benötigt, wo eine geeignete Fahrschule ist, wie teuer das ungefähr sein wird und los ging es…
…oder 40 Jahre Verspätung?
Es gibt natürlich auch noch eine etwas andere Sichtweise: Ich habe mich schon als Teenager für Leichtkrafträder und Motorräder interessiert, hatte aber nie genug Geld für eine 80er. Für den Motorradführerschein auch nicht (den Autoführerschein hat Oma gesponsert, aber unter der Bedingung, dass ich nicht auch noch Motorrad fahren lerne). Später hatte ich immer noch kein Geld – oder keine Zeit mehr. Und jetzt hat es gerade gepasst. Über 30 Jahre später…

Das Ergebnis: Erst mal genügend Führerscheinklassen…
Es lief wie erwartet
Mein Fahrlehrer meinte zu Beginn. “Glaub nicht, dass Du schon fahren kannst, nur weil Du seit Jahren Auto und 50er fährst.”
Nun – das hatte ich auch nicht erwartet. Der Vorteil, wenn man schon ewig Auto fährt ist, dass man geübt darin ist, Situationen und die anderen Verkehrsteilnehmer einzuschätzen. Der Nachteil ist, dass man sich 100 kleine Schlampereien angewöhnt hat, mit denen man gut durch den täglichen Verkehr kommt – aber nicht durch die Prüfung.
Zur Vorbereitung auf die Theoretische Prüfung kann ich übrigens die ADAC App auf wärmste empfehlen. Die ist wirklich gut und funktioniert fast genauso, wie die, die die DEKRA zur Prüfung verwendet.
Aber zurück zur Praxis: Zwei Räder sind natürlich etwas ganz anderes als vier Räder. Dazu kommt: Mein Moped wiegt 80Kg und hat 3PS. Die Fahrschulmaschine wiegt 200Kg und hat 75 PS. Zweieinhalb mal so viel Gewicht und 25 Mal so viel Leistung. Natürlich habe ich da erst mal ‘nen Heidenrespekt. Und auch wenn man im Kopf schon weiß, wie die Technik funktioniert und was man tun muss – der Körper muss erst mal langsam lernen, mit der Kraft und Masse umzugehen. Aber das war mir klar.
Unerwartete Details
Trotzdem gab es natürlich ein paar Dinge, mit denen ich nicht so gerechnet hatte.
Lenken geht anders – rechts fahren, rechts drücken
Erst mal das “verkehrt herum lenken”. Bei langsamer Fahrt ist das Motorrad im instabilen Zustand und fährt sich wie ein extrem schweres Fahrrad: Etwas kippelig. Will man nach links, dann lenkt man auch nach links. Aber ab ca. 35Km/h funktioniert das anders rum. Das Motorrad will eigentlich nur geradeaus weiterfahren. Wenn man nun nach links will, muss man erst einen kurzen Lenkimpuls nach rechts geben, damit die Maschine nach links in die Kurve kippt. Das widerspricht völlig der Intuition und muss erst mal gelernt werden.
Motorradfahren ist Arbeit
Auch wie wichtig die richtige Körperhaltung in verschiedenen Fahrsituationen ist, war mir nicht sofort klar. Arme locker halten – aber bei einer Vollbremsung durchdrücken und mit den Knien am Tank abstützen. Bei Schrittgeschwindigkeit so weit wie möglich nach vorne setzen, beim Kreisfahren leicht nach innen. Fußballen auf die Rasten, aber bei Schrittgeschwindigkeit hinten leicht mitbremsen usw.
Passiv auch dem Bock sitzen ist nicht. Am Anfang ist das Fahren daher auch körperlich durchaus fordernd. Nach den ersten Fahrstunden war ich jedes mal derart nass geschwitzt, dass ich meine Unterwäsche hätte auswringen können. Das lag zum Teil aber auch am warmen Wetter und der ungewohnten Kleidung.
Schutzkleidung – eine Wissenschaft für sich
Was mich aber Anfangs am meisten gestört hat, ist die Kleidung. Fahrstunden und Prüfung darf man nur in vollständiger, zertifizierter Schutzkleidung absolvieren: Helm, Handschuhe, Motorradstiefel und Kombi mit Protektoren (Textil oder Leder ist egal).
Die ersten beiden Fahrstunden habe ich schon dafür benötigt um überhaupt mit meiner Ausrüstung klar zukommen. Ehrlich gesagt fand ich schon das Anziehen der Klamotten anstrengend. Alles muss eng sitzen, damit nicht im Wind flattert und Unruhe in die Maschine bringt. Die Klamotten sind dick und schwer und haben überall Protektoren eingebaut. Die Stiefel sind schwer und sehr steif. Rumlaufen ist damit eigentlich nicht möglich. Im neuen, straff sitzenden Integralhelm musste ich zunächst etwas gegen meine Platzangst ankämpfen und der Ohrstöpfel des Funkgeräts hat auch gedrückt.
Und dann stand ich da und fühlte mich, als ob ich eine Ritterrüstung trage. Ich kann damit kaum laufen, höre meinen eigenen Atem laut im Helm und soll jetzt noch diese Höllenmaschine steuern? In der ersten Fahrstunde hatte ich Schwierigkeiten überhaupt den Schalthebel mit dem linken Fuß zu treffen und die Schalter an den Lenkgriffen sauber mit den Handschuhen zu bedienen schien mir auch fast unmöglich. Aber mit der Zeit gibt sich das.
Motorradfahrer brauchen Platz
Ich meine nicht unbedingt den Platz auf der Fahrbahn, obwohl es schon erstaunlich ist, dass man beim Fahren ungefähr gleich viel Platz wie ein Auto benötigt. Oder dass das Motorrad beim rückwärts Einparken fast denselben Lenkradius wie ein Auto hat. Ich rede auch nicht von dem Stellplatz – den habe ich zum Glück.
Ich meine den Platz, den man in der Wohnung benötigt – für die Ausrüstung. Der Helm ist genauso sperrig wie die Stiefel. Die Kleidung lässt sich wegen der ganzen Protektoren nicht zusammenlegen und nimmt daher viel Raum ein. Und das gleich mehrfach, weil man ja für unterschiedliches Wetter, unterschiedliche Kleidung braucht.

Sperrig – wohin mit der Kombi?
Was kostet der Spass?
Es kommt zunächst einiges an Kleinkram zusammen: Sehtest, Fotos, Gebühren und so weiter. Der größte Brocken sind natürlich die Fahrstunden: Grundfahrübungen, Pflichtfahrten (Autobahn, Überland, Nachtfahrt) und die Übungen in der Stadt, wo am Ende auch die Prüfung abgenommen wird. Die genaue Anzahl an Fahrstunden hängt etwas damit zusammen, wie man sich anstellt. Mich hat der Führerschein alles in allem ca. €1.800,- gekostet.
Aber das ist nur die Hälfte der Wahrheit. Was ich zunächst unterschätzt hatte, ist die Schutzkleidung. Ohne komplette Ausrüstung (Helm, Handschuhe, Motorradstiefel, Kombi mit Protektoren an Gelenken und Rücken) darf man nicht auf die Maschine. Macht ja auch Sinn. Das blöde ist aber, dass man am Anfang ja noch nicht weiß, worauf man achten muss. Daher habe ich leider viele Dinge zweimal gekauft. Eine richtige Herausforderung ist es, einen vernünftigen Helm zu finden. Im zweiten Anlauf habe ich mich für einen Shoei Air GT entschieden, der auf 400,- herabgesetzt war. Eine gute Wahl. Er sitzt fest, drückt nicht, ist bei schneller Fahrt leise, hat ein Pinlock Visier gegen beschlagen und eine integrierte Sonnenblende.
Dazu kam, dass ich zunächst Klamotten für den Hochsommer (30 Grad) benötigt habe und dann für den Herbst (12 Grad). So sind dann schnell nochmal €1.600,- dazugekommen. Natürlich hat man die Ausrüstung dann auch schon für das eigene Motorrad, aber die Ausgabe hat man trotzdem gleich.
Wie lang hat das gedauert?
Den Antrag zur Erweiterung meiner Fahrerlaubnis habe ich am 9. Juli abgegeben und die praktisch Prüfung am 31. Oktober bestanden.
Hat es gelohnt?
Es war etwas blöde, dass ich genau zum Saisonende (Fahrprüfung am 31.10) fertig geworden bin. Ich habe mich entschlossen, mir trotzdem sofort ein Motorrad zuzulegen, damit ich über den Winter nicht gleich wieder alles verlerne. So lange es das Wetter zulässt fahre ich. Auch wenn es grau ist und das Thermometer nur drei Grad anzeigt.

Meine hübsche Suzi…
Mein Eindruck nach einem Monat Fahrpraxis: Es macht wirklich richtig Spaß. Also: JA – es hat sich gelohnt!
Dirk Ollmetzer | Sunday, 2 December 2018 |
Unterwegs
In den letzten Monaten hatte ich keine Muße zum Bloggen. Über einige mir wichtige Dinge möchte ich aber noch nachträglich schreiben, wie zum Beispiel über meinen kleinen London Trip im September.
Im August hatte mich meine Schwester gefragt, ob wir beide nicht mal ein paar Tage zusammen verbringen wollen. Nur wir beide einfach mal ein paar Tage raus aus dem Trott und auf Tour. Das war eine ausgezeichnete Idee.
Die Wahl fiel auf London. Wir waren beide schon mal als Kinder mit unserer Mutter dort, aber nicht zusammen. Bei mir war es 1980 und bei meiner Schwester muss es ungefähr 1988 gewesen sein. Also warum nicht mal wieder ein kleines Update, zumal man sich im fortgeschrittenen Alter auch für etwas andere Dinge interessiert. Das hat auch – soviel sei vorneweg verraten – ganz hervorragend funktioniert. Wir hatten beide Spaß.
Südlich der Themse
Wir sind zu nachtschlafender Zeit (um 4:00) aufgestanden um den frühen Flug mit British Airways von Hannover nach London Heathrow zu nehmen. Pünktlich zur Frühstückzeit waren wir am Earl’s Court um unser Gepäck im Hotel abzustellen und dann ging es los.
Mit der District Line ging es zunächst nach Westminster um dort herumzustromern. Einmal um Westminster Cathedral herum und dann über die Brücke zum südlichen Themseufer. Big Ben war eingerüstet und das Riesenrad (“London Eye”) zu teuer. Nicht weiter schlimm, denn zum Thema “tolle Aussicht” hatte ich noch ein As im Ärmel, aber dazu später.

Palace of Westminster
Der normale Spaziergang entlang des Südufers hat bereits genügend zu bieten. Entlang an Touristennepp, kleineren Parks, Konzertsälen, dem National Theater im feinsten 70er Jahre Brutalismus und der Tate Modern. Dort zeigte sich zum ersten Mal, wie unterschiedlich wir bei die Stadt wahrgenommen haben. Mein Fokus liegt auf großen Strukturen und räumlichen Zusammenhängen, wie z.B. dass die Millenium Bridge exakt auf der Sichtachse zwischen Tate Modern und der St. Paul Cathedral liegt. Während ich mich noch für die spannende Konstruktion und Statik der Brücke begeisterte, entdeckte Mel sehr originelle Details, die weder mir noch den anderen Menschen auffiel, die über die Brücke gingen: Der Boden der Brücke aus strukturiertem Blech ist mit enorm vielen Kaugummiresten bedeckt – und hunderte davon sind individuell mit bunten, fantastischen Motiven bemalt.

Millenium Bridge

Microkunst auf der Millenium Bridge
Und so ging es weiter. Ich interessiere mich für Strukturen und Mel für originelle Details. Ein Abstecher über die Uferbefestigung, um Kieselsteine vom Themseufer zu sammeln (es war Ebbe). Etwas weiter zwischen modernen Gebäuden standen wir plötzlich vor einem kleinen Trockendock mit einem alten Segelschiff: Der Nachbau der Golden Hinde, mit der Sir Francis Drake zwischen 1577 und 1580 die Welt umsegelte, wurde tatsächlich gerade von Handwerkern instand gesetzt, was mitten in dem Business-Umfeld etwas schräg erschien. Weiter ging es vorbei am Bahnhof London Bridge hinter dem das ikonische Hochhaus “The Shard” steht, durch das neue Büroviertel gegenüber von Tower bis zur Straße Shad Thames, mit aufwändig sanierten alten Lagerhäusern.

Themse Südufer

Shed Thames – Altes Lageshausviertel
Abschließend sind wir über die Tower Bridge, einmal um den Tower herum um uns dann mit der U-Bahn zurück zum Hotel zu bewegen. Den Tower selbst haben wir uns gespart, weil wir bereits als Kinder die Kronjuwelen angesehen hatten.
Mel war begeistert wie extrem unterschiedlich die Eindrücke auf nur 500m Fußweg sind. Sie meinte “Hier ist alles durcheinander: Kleine Häuschen aus dem 17. Jahrhundert, Gebäude aus der Zeit des Empire, langweilige Standardbüros, extravagante Hochhäuser – alles direkt nebeneinander. Total chaotisch. Nichts passt zusammen und irgendwie passt es am Ende doch”.
Meine trockene Antwort: “Ja, so ist das ganze Land. In jeder Beziehung”.
Imperial War Museum
Der Besuch im Imperial War Museum an Tag zwei war ein Wunsch von Mel. Den Namen finde ich etwas irreführend, weil das Museum nicht die Kriege des Empire (also die Kolonialzeit) thematisiert, sondern den ersten und zweiten Weltkrieg und die Zeit danach bis heute. Aber der Besuch lohnt in jedem Fall. Einerseits aufgrund der interessanten Exponate: In der Lobby beeindrucken unter anderem deutsche V1 und V2 britische Spitfire und Harrier Kampfflugzeuge. Zudem liegt dort eine von 5 produzierten “Little Boy” Atombomben, von denen die USA eine über Hiroshima abwarfen.

IWM – V1, V2, Spitfire, Harrier
Abgesehen von diesen historischen Exponaten fand ich auch die thematische Aufbereitung gelungen. Sachlich und ohne heroische Überhöhung wird hier sehr deutlich, was Krieg für die Menschen wirklich bedeutet (wie bereitet sich ein normale Familie auf Bombenangriffe vor, was bedeutet es, wenn alles rationiert ist und man überall mit Spionen rechnen muss etc.). Das ist schon gruselig und hinterlässt ein beklemmendes Gefühl.

Original “Little Boy” Atombombe
Wirklich spannend war für mich aber die andere Sichtweise. Wenn man in Deutschland vom Krieg redet ist eigentlich immer der zweite Weltkrieg gemeint. Davor war wenig und danach alles gut. Ich halte das für gefährlich, weil der Gesellschaft der Sinn für drohende Gefahr abhanden kommt. Krieg war früher und geht uns heute nichts mehr an.
Die Britische Sichtweise zeigt eher eine nicht abreißende Reihe militärischer Konflikte: Erster Weltkrieg, zweiter Weltkrieg, Nordirlandkonflikt, Falklandkrieg, Golfkrieg, …
Daraus ergibt sich zwangsläufig eine vollkommen andere Haltung zum eigenen Militär als bei uns in Deutschland.
Ace Cafe
Da ich mich in letzter Zeit wieder mehr für Motorräder interessiere, war mein Wunsch ein Besuch beim legendären Ace Cafe. Das 1938 eröffnete Ace Cafe war ursprünglich nur eine Raststätte an der damals neuen Ringstraße North Circular Road. In den 50er und 60er Jahren wurde es zu einem der wichtigsten Treffpunkte der jungen Motorradszene in Großbritannien. Hier gingen die Rocker (in England hat der Begriff eine etwas andere Bedeutung als bei uns) ein und aus und haben zu illegalen Straßenrennen ihre Triumph, Norton und BSA Motorräder frisiert. Daher stammt der Begriff “Cafe Racer”.

Vor dem Ace Cafe
An diese Tradition der 50er und 60er Jahre knüpft das 1997 von Mark Wilsmore wieder eröffnete Cafe an. Hier ist der Treffpunkt der Londoner Petrolhead Szene. Es gibt Themenabende zu verschiedenen Motorrad- und Autokategorien (German Night, Italian Night, British Bikes, etc.). Für diesen Abend war ein Hot-Rod Treffen angesagt. Da das Cafe deutlich außerhalb der City in einem Gewerbegebiet zwischen Autobahn und Eisenbahngleisen liegt, hatte ich aber wenig Lust am Abend in der Dunkelheit dort zur U-Bahn zu laufen. Am Nachmittag war aber noch nicht viel los. Immerhin waren schon vier Hot-Rods dort und auf der Bühne standen einige klassische englische Motorräder aus den 60ern.

Norton und BSA Cafe Racer
Wir haben dann noch kleinere Andenken gekauft (been there, done that, got the t-shirt) und dann ging es wieder zurück in die Stadt. Mein abschließender Gedanke: “Das nächste Mal dann mit eigenem Motorrad und abends .”
City, Temple und Sky Garden
Tag 3 begann damit, dass sich Mel die Kirche der Tempelritter ansehen wollte. Ich war am dem Morgen aus irgendeinem Grund völlig verpeilt. Zuerst hätte ich fast die falsche U-Bahn genommen, dann fiel mir auf, dass ich die Eintrittskarten für den Sky Garden vergessen hatte. Also ist Mel weitergefahren und ich bin erst mal zurück zum Earl’s Court. Dabei habe ich einen blöden Fehler gemacht, indem ich in der Station Westminster einfach direkt auf den gegenüberliegenden Bahnsteig gegangen bin. Teurer Fehler! In London bezahlt man mit der Oyster Card die Fahrstrecke. Man hält die Prepaid Karte beim Betreten der Station an das Lesegerät und beim Verlassen nochmal. Beim Verlassen wird dann der Betrag für die jeweilige Strecke abgezogen. Da ich in Earl’s Court eingestiegen und dort 40min später auch wieder ausgestiegen bin, wusste das System nicht, welche Strecke ich zurückgelegt hatte und hat mir den Höchsttarif abgezogen (ca. 10 Pfund).
Für das nächste Mal: Wenn ich aus irgendeinem Grund dieselbe Strecke zurückfahren muss: erst raus aus der Station und dann wieder rein.
Nachdem ich die Karten geholt hatte, traf ich Mel im Temple Bezirk gegenüber des Royal Court of Justice, als sie mit der Besichtigung der recht kleinen Kirche der Tempelritter fertig war. Dieser Bezirk ist sehr speziell und vermittelt den Eindruck eine eigene viktorianische Kleinstadt mitten in der Londoner City zu sein. Man findet kaum den Zugang zu den kleinen Straßen und Plätzen (die weitgehend autofrei sind). Nahezu jedes Gebäude ist von Anwaltskanzeleien belegt. Die Namen der jeweiligen Anwälte (nicht etwa der Kanzeleien) steht neben jeder Eingangstür. Neben einigen Touristen laufen hier also hauptsächlich Juristen durch die Gassen, von denen einige auch in voller Amtstracht mit schwarzem Talar und weißen Perücken trugen.

An der Temple Church

Temple Bezirk
Für Mittags hatte ich Karten für den Sky Garden – der Aussichtsplattform im berühmt-berüchtigten Walkie-Talkie Building in der Fenchurch Street 20. Das Foto hat keinen perspektivischen Fehler – das Gebäude wird nach oben tatsächlich breiter. Es hat aufgrund seiner seltsam gebogenen Form einmal ein Auto durch Lichtbündelung in Flammen aufgehen lassen und den Architekturpreis für das hässlichsten Hochhaus Großbritanniens gewonnen.

Fenchurch 20 – Walkie-Talkie Building
Aber das geniale ist: Man muss zwar im Vorfeld Eintrittskarten buchen, dafür ist jedoch eine Stunde Besuch kostenlos!
Noch genialer ist der Eindruck wenn man im 35. Stock ankommt. Man findet sich in einer mehrgeschossigen, lichtdurchfluteten Halle mitsamt Berggarten wieder. Alleine der Raumeindruck ist toll und man hat einen fantastischen rundum Blick. Um dort oben die Details von London zu entdecken ist eine Stunde genau richtig.

Skygarden

Blick über Tower und Themse
Whitechapel
Meine Schwester hatte sich schon als Kind brennend für die Geschichte von Jack the Ripper interessiert. Also war klar, dass wir einen Rundgang durch Whitechapel machen. Ich ließ mich hinterher treiben, während Mel ganz begeistert Orte suchte und meist auch fand, die irgendeine Relevanz hatten. Zum Beispiel die Kirche um die die Prostituierten herumgingen (stehenbleiben war für die Damen strafbar!) oder der noch immer existierende Pub The Ten Bells, in dem die beiden Opfer Annie Chapman und Mary Jane Kelly Stammgäste waren. Zum Abschluss sind wir noch durch die Glashallen des Old Spitalfields Maket geschlendert.

City rückt heran
Auch hier sind die Kontraste riesig. Während der erste Ort, den wir aufsuchten – Mitre St. – von gläsernen Hochhäusern umstellt kaum noch zu finden ist, hat man ein paar Hundert Meter weiter in den engen Gassen mit dreigeschossigen Backsteinhäusern das Gefühl, dass die Ripper-Morde erst vor 10 Jahren passiert sein könnten.

Gunthorpe St.

Princelet St. / Wilkes St.

Fashion St.
Camden Market
Den letzten Tag verbrachten wir an einem Ort, den wir uns beide im Vorfeld herausgesucht hatten: Camden Market. Eigentlich stehe ich ja nicht so auf Flohmärkte und Tüddelkram, aber DAS konnte ich mit nicht entgehen lassen. Ein unfassbar großes, verwinkeltes, wuseliges Konglomerat von kleinen Ständen mit Klamotten, Schmuck, Möbeln, Musik, Tüddelkram, Imbissbuden jeder Art. Und mit Groß meine ich GROSS!!! Denn strenggenommen ist es nicht ein Markt, sondern sechs verschiedene, die alle nebeneinander liegen und die Camden High Street gehört irgendwie auch schon dazu.

Camden High Street

Eisenbahnbrücke am Camden Lock
Was dort nicht zu finden ist Mainstream oder irgendwelche Kettenläden. Wer lieber Lederklamotten, schräge T-Shirts, grelle, blinkende Technoklamotten, Kleidung im Gothik- oder Steampunk Stil oder sonst was ungewöhnliches sucht, ist dort richtig.

Camden Lock

Camden West Yard
Der Ort ist am Camden Lock – einer Schleuse am Regents Kanal. Im 19. Jahrhundert war das einer der wichtigsten Warenumschlagplätze vor der Toren von London. Daher stehen neben der Schleuse Lagerhäuser und riesige, mehrstöckige Pferdeställe in denen früher mehrere hundert Pferde gleichzeitig untergebracht wurden. Selbst im Untergeschoss sind noch die Boxen für die armen Pferde zu sehen. Ein Teil soll wohl auch ein Pferdekrankenhaus gewesen sein.

Frühere unterirdische Stallungen
Diese Menge an Arbeitspferden wurde benötigt um die Waren auf Kutschen nach London hinein zu befördern aber auch zum Treideln der Kanalboote.

Camden alte Markthalle

Laden für 90er Retro Techno Futuristische Klamotten

Camden Market
Die Stimmung an diesem Ort ist trotz der Menschenmassen entspannt. Wir haben uns treiben lassen, leckeres Streetfood verputzt, lustiges Zeug angeguckt, die Sonne genossen, lustige Leute angeguckt, Käffchen getrunken und Mützen gekauft. Warum nicht? Irgendwas muss man von dort einfach mitnehmen.
Fazit
Wir haben einen Bogen um die üblichen Touristenorte machen können. Mel hatte Ziele, auf die ich nicht gekommen wäre und ich habe Orte vorgeschlagen, die ihr nie in den Sinn gekommen wären. Und alles war auf seine Art spannend. Beide haben wir uns für Geschichte interessiert. Zudem haben wir uns durch unsere unterschiedliche Sichtweise auf Dinge gegenseitig gut ergänzt. Ich schaue meist auf große Strukturen und Zusammenhänge (Verkehrsnetz, Brückenstatik, mögliche Aussichtspunkte, …) und Mel fallen die ungewöhnlichsten kleinen Details auf (bemalte Kaugummireste auf der Brücke, tolle Graffiti, kleine Spielereien in den Läden).
Es waren vier tolle, interessante Tage mit meiner Lieblingsschwester.
Dirk Ollmetzer | Sunday, 2 December 2018 |
Misc
Ich habe lange nichts mehr im Blog von mir lesen lassen. In den letzten drei Monaten ist bei mir recht viel passiert. Das bedeutet einerseits, dass ich eigentlich viel zu schreiben gehabt hätte. Es bedeutet aber andererseits auch, dass ich dazu kaum Zeit hatte und ehrlich gesagt auch keine rechte Muße. Der Dezember wird hoffentlich ein wenig ruhiger. Daher hole ich in nächster Zeit ein paar Themen nach. Den Anfang wird ein etwas längerer Artikel zu einem Kurzurlaub in London machen.
Stay tuned…
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