Am Dienstag hat mich die Erkältung doch noch erwischt. Also brav im Bett mit Wärmflasche schwitzen und ordentlich ausschlafen. Den Rest des Tages muss man aber auch irgendwie rumbringen. Neben ständigem Nase putzen, Musik hören und etwas lesen bleibt noch mein liebstes Hobby – Retrocomputing.
Beim herumstöbern durch das Zwischennetz bin ich auf einen Blog aufmerksam geworden, den ich noch nicht kannte; “Jungsis Corner – Ein Blog über Retro-Computer. Und Retrokram. Und Anderes.” . Thematisch geht es einmal quer durch den Retro-Gemüsgarten, aber Gerhard Jungsberger scheint einen gewissen Schwerpunkt auf Tests von neuen(!) Spielen für den Sinclair ZX Spectrum zu legen. Mir war gar nicht klar wie viele neue Spiele für den Speccy erscheinen und wie hoch das technische Niveau heutzutage liegt. Im Gegensatz zu früher sind das heute ja Hobbyprojekte und fast alles wird kostenlos angeboten. Daher musste ich gleich einmal einige vielversprechende Titel ausprobieren.
Wirklich umgehauen hat mich “Wanderers – Chained in the Dark” für den ZX Spectrum 128K. Ein RPG (Role Playing Game) im Stil von Legend of Zelda. Wäre das Spiel vor 30 Jahren erschienen, hätte es definitiv zu den Top10 Spectrum Titeln gehört und wäre heute Legende.
Wanderers – Dialog
Wanderers – Im Untergrund
Das Programm hat lediglich 69(!)KB und spielt sich wirklich flüssig. Wie schwierig es ist, so viel Story in so wenig Speicher zu packen, habe ich selber lernen müssen, als ich 2003 mein Spiel Kings Castle für Nokia Serie 40 Telefone entwickelte und dort ebenfalls nur 64KB Speicher zur Verfügung hatte.
Das Prinzip “Grosser Spielspass in winzigem Speicher” kann man aber noch weiter auf die Spitze treiben. Das Spiel “Demons of Dex” für den Commodore VC-20 ist ein Hack’n Slay Spiel, wie das berühmte und beliebte Diablo. Es gehört somit zur Reihe der “Roguelikes” bei denen der Verzicht auf Grafik nichts ungewöhnliches ist. Dass ein komplettes Rollenspiel in winzige 3,5 KB (genauer: 3.585 Bytes) Speicher passt, ist trotzdem bemerkenswert.
Ich habe zwar eine kleine Heimcomputer Sammlung, aber ich hole natürlich nicht jedesmal die Original Hardware raus, wenn ich mal eben ein Programm ausprobieren möchte. Einen VC-20 besitze ich nicht einmal mehr im Original. Die Spiele probiere ich in einem Softwareemulator aus. Erstens ist das praktischer und zweitens werden einige meiner guten Stücke so langsam etwas zerbrechlich. Trotzdem ist es natürlich nicht das richtige Feeling, wenn man ein Spiel für den ZX Spectrum (256×192 Pixel in 16 Farben) in einem Fenster auf einem HD Monitor spielt. “Richtige Hardware” ist da schon cooler.
MIST Computer
Vor einiger Zeit bin ich in der C’t auf einen Computer mit dem etwas ungüstigen Namen MIST aufmerksam geworden. Es handelt sich um einen FPGA-Rechner in kleinem, eher unscheinbaren Blechgehäuse, der es aber ganz schön in sich hat. Aufgrund seiner umprogrammierbaren Hardware kann er eine ganze Reihe historischer Heimcomputer und Videospiele emulieren. Zur Zeit sind das Atari ST, Commodore Amiga, Sinclair ZX 81 und ZX Spectrum, MSX, Apple ][, Colecovision, Sega Genesis und weitere Geräte kommen dazu. Commodore 64, Atari 8 Bit und Schneider CPC sind bereits in Beta Qualität vorhanden. Das ganze finde ich sehr spannend und die Erfahrungsberichte klingen durchwegs positiv. Also habe ich heute spontan solch ein Gerät beim Hersteller Lotharek bestellt. Ich bin gespannt und werde berichten. Bis dahin gibt Euch dieses Video einen ersten Eindruck.
Dirk Ollmetzer | Tuesday, 6 October 2015 | Gizmos, Retro
Am letzten Wochenende fand das zweite Vintage Computing Festival Berlin im Pergamon Palais der Humboldt Universität Berlin statt. Auch in diesem Jahr gab es wieder einen Game-Room, eine Löt- und Reparierecke und diverse Heimcomputer aus den späten 70er und frühen 80er Jahren zu sehen.
Im Gegensatz zu der Ausstellung im letztem Jahr gab es zwar keinen Apple Room, aber dafür eine Sonderausstellung mit Analogcomputern. Analogcomputer, wurden vorwiegend zwischen den 50er und 80er Jahren genutzt. Im Gegensatz zu ihren digitalen Brüdern und Schwestern sind sie keine Universalmaschinen sondern auf die Lösung von Differentialgleichungen spezialisiert. In diesem eng umrissenen Spezialgebiet haben sie für bestimmte Aufgaben der Meß- und Regeltechnik oder zur Lösung finanzmathematischer Probleme durchaus Vorteile gegenüber Digitalrechnern, wie Prof Dr. Bernd Ulmann in einem Vortrag und einem Workshop verdeutlichte.
Zwei Analogrechner mit Plottern
Der erste von diversen guten Vorträgen handelte davon, wie für die neue Dauerausstellung “Das Netz” des Deutschen Technikmuseums eine Interpretation der MEMEX gebaut wurde. Die MEMEX ist eine niemals realisierte teschnische Vision von einem Gerät zum Speichern, Verwalten, Verknüpfen und Austauschen von Informationen auf Basis von Mikrofilmen und analoger Technik, die der amerikanische Wissenschaftler Vannevar Bush im Jahr 1945 veröffentlichte.
MEMEX Schema
Interessant war der Vortrag “Die Geschichte von UNIX 1969 bis OpenSolaris” von Jörg Schilling, der einen Überblick über die technische, wirtschaftliche und juristische Achterbahnfahrt bei der Entwicklung des erfolgreichsten Betriebssystems der letzten 40 Jahre bot.
Wolfgang Stiefs Vortrag “Wie das Supercomputing auf die Welt kam”, handelte vom den Ideen und Konzepten, die Seymour Cray bei der Konstruktion der schnellsten Großrechnern der 50er und 60er Jahre einführte.
Am unteren Ende der Leistungsskala ist der 65C02 basierte Einplatinencomputer MOUSE angesiedelt, von dessen Entwicklung Mario Keller berichtete.
Die Besucher honorierten das Selberbauen, so dass der Publikumspreis an Oscar Vermeulen und seine PDP-8 Replika ging, auf der das erste Videospiel der Welt lief: Spacewar! von 1961.
PDP-8 Replika mit Spacewar!
Original PDP-8 zum Vergleich
Die von immerhin 1000 Gästen besuchte Veranstaltung war auch in diesem Jahr wieder sehr interessant. Ein Vintage Computing Festival 2016 ist daher sehr wahrscheinlich.
Hier sind noch einige Fotos weiterer Spezialitäten zu sehen:
SOL 20 und Osborne 1
Meilensteine: Commodore PET 2001, Apple ][, IBM XT
Dirk Ollmetzer | Thursday, 1 October 2015 | Unterwegs
Das Wochenende steht vor der Tür. Der 25. Jahrestag der Wiedervereinigung lockt vermutlich enorme Besuchermassen nach Berlin. Mich interessiert eher die MakerFaire und das Vintage Computing Festival 2015. Doch bevor es so weit ist, möchte ich einen Rückblick auf das letzte Wochenende geben, das ich für einen Kurzurlaub an der Ostsee genutzt hatte. Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen bis 18 Grad konnte ich Stralsund, Greifswald und Rügen genießen. Bevor ich zuviel ins Schwärmen komme, lasse ich doch einfach die Bilder sprechen:
Stralsund – Runddgang mit Architekten
Stralsund – Henning Mörder Straße
Stralsund – Nicolaikirchhof
Rügen – Blick auf Stralsund
Rügen – Mini Haus
Übernachtet habe ich auf Rügen in diesem lustigen Mini-Haus in Altefähr. Von innen wirkt es übrigens erheblich größer, als von außen. Das hat mich ein wenig an das malerische Holzhaus erinnert, dass ich vor fünf Jahren in Oulu/Finnland hatte.
Rügen – Inselbrauerei in Rambin
Braukessel und Verkaufsraum
Interessant war die Führung durch die vor kurzem eröffnete Inselbrauerei in Rambin mit anschließender Bierverkostung. Der Besuchergruppe wurde ein spannender Einblick in die Welt der Spezialbiere geboten. Es werden dort 12 sehr individuelle Sorten hergestellt, die sich durch das verwendete Getreide (z.B. Hafer), unterschiedliche Hopfensorten (z.B. aus Tasmanien), spezielle Hefekulturen (z.B. Champagnerhefe) und Herstellungsverfahren (offene Gährung, Flaschenreifung) unterscheiden. Der Braumeister Markus teilte sie in drei Gruppen ein. Das sind sinngemäß: “noch tauglich für ungeübte”, “ab hier macht es Spass” und “spezielles Bier für Kenner”.
Was ich verkosten durfte war sehr schmackhaft. Daher habe ich drei 0,33er Flaschen “Baltic Triple” zu €3,- mitgenommen. Der Preis lässt einen schon kurz zurückzucken, aber die Tropfen sind ohnehin nicht dazu da um sie in Mengen zu trinken und immerhin bekommt man bis zu 9,5% dafür…
Rügen – Putbus Circus
Greifswald – Ryck
Greifswald – Markt
Auf der Rückfahrt habe ich zum ersten Mal das malerische Städchen Greifswald besucht, das ca. 38 km südöstlich von Stralsund liegt. Die Stadt hat mich gleich mehrfach überrascht: Zunächst liegt sie gar nicht direkt am Wasser, sondern ein paar Kilometer landeinwärts. Wenn man von Stralsund mit dem Auto kommt, fährt man über das platte Land direkt bis vor die Altstadt und hat den (falschen) Eindruck, dass es überhaupt keine neuen Gebäude gäbe. Daher dachte ich, Greifswald wäre extrem klein. Tatsächlich hat es so viele Einwohner wie Stralsund, fühlt sich aber ganz anders an. Wegen der Universität sind überwiegend junge Leute und kaum Touristen anzutreffen, was zu einem deutlich besseren Gastronomieangebot führt.
Insgesamt war das ein sehr schönes und interessantes Wochenende.
“Diesmal genau richtig” war mein Gedanke, als ich Donnerstag Nacht von der Positions Art Fair nach Hause fuhr. Kunstmessen in Berlin sind so ein Ding für sich:
Es gibt viele. Vielleicht zu viele.
Die Veranstalter sind häufig um originelle Orte bemüht, was dazu führt, dass entweder das Flanieren über die Stände zu beschwerlich ist oder der Ort der Kunst die Show stiehlt.
Menge und Qualität des gezeigten stehen auch häufig nicht so recht in Relation.
Eingang zur Positions 2015 an der Arena
Die Positions fand ich angenehm. Sie fand vom 17. bis 20. September in der Arena statt. Ein Ort, der für Berliner Verhältnisse etabliert ist und für Besucher von ausserhalb noch alternativ genug wirkt. Die Halle ist angenehm luftig und die Menge an Menschen und Kunst war genau richtig. Man konnte sich entspannt einen guten Überblick verschaffen, und wenn man mit Künstlern oder Galeristen ins Gespräch kam, stand man nicht automatisch im Weg.
Viel Platz jenseits der Ausstellungsfläche
Die Menge der Exponate ist genau richtig für einen Abend. Es gab vieles, was mich ansprach und nur sehr wenig, was ich für völlig daneben hielt.
Dirk Ollmetzer | Monday, 14 September 2015 | Gizmos, Retro
Ich war zwölf und das Ding trieb mich in den Wahnsinn – wie wahrscheinlich fast jeden damals. 1980 machte der Zauberwürfel des ungarischen Erfinders/ Bildhauers/ Architekten/ Designers Ernő Rubik die Leute kirre. Fast jeder hatte einen und ging durch zwei Phasen der Verblüffung:
Wieso dreht sich alles ohne dass der Würfel auseinander fällt?
Wie bekomme ich die Farben wieder richtig sortiert?
Die erste Frage ließ sich mit Gewalt lösen – indem man so ein Ding einfach mal auseinander nahm. Die zweite Frage war schon kniffeliger. Ehrlich gesagt habe ich es erst geschafft, nachdem mir ein (nicht ganz trivialer) Algorithmus in die Hände fiel. Den habe ich auswendig gelernt und konnte dann den Würfel in weniger als einer Minute lösen.
Alles was der Mensch mit Regeln machen kann, kann eine Maschine auch – und zwar meist besser. Roboter, die den Zauberwürfel lösen gibt es mittlerweile in Hülle und Fülle. Dieser hier ist aber besonders schön gemacht.
Dirk Ollmetzer | Saturday, 29 August 2015 | Gizmos, Retro
Ein Terminal ist die Kombination aus Tastatur und Bildschirm. Diese “dummen” Ein-/Ausgabe Geräte waren seinerzeit über eine (meist serielle) Schnittstelle an Großcomputer im entfernten Rechenzentrum angeschlossen. Ihre größte Verbreitung hatten Terminals zwischen den späten 60er bis in die 80er Jahre.
Umso lustiger ist es, wenn heute jemand diese Technik aus dem Computermittelalter nutzt, um sie mit aktueller Technik zu verbinden. In den beiden Beispielen ist das jeweils ein Raspberry Pi – also ein Bastelcomputer für ca. €35,- der nur etwas größer als ein Scheckkarte ist.
Einerseits finde ich es spannend, dass es überhaupt möglich ist, Hardware zu koppeln, die zeitlich 35 Jahre auseinanderliegt. Andererseits passt das auch ganz gut, weil des Raspberry Pi mindestens so viele Rechenpower hat, wie ein damaliger Großrechner.
Die beiden Beispiele finde ich so wunderbar versponnen, dass ich sie Euch gleich mal vorstellen möchte.
Das zwischen 1979 und 1983 gebaute VT100 Terminal gehörte zu den meistgenutzten Terminals überhaupt. Dieses an einen Raspberry Pi anzuschliessen und Linux über die Kommandozeile zu bedienen ist eigentlich schon fast etwas langweilg – aber darüber die Stereoanlage zu steuern hat dann doch etwas spezielles, wie ich finde.
Im zweiten Beispiel ist die Anwendung selber eher trivial; Lynx als textbasierter Internetbrowser. Dafür ist die Hardware allerdings relativ exotisch: Ein Minitel Terminal. Diese Geräte funktionierten nur als Endgeräte für den französischen Onlinedienst Mintel, der zwischen 1983 und 2012 bis zu 25 Millionen Anwender hatte. Durch die Abschaltung des Dienstes wurden die Geräte quasi alle zu Elektroschrott.
Sehr schön, wenn jemand die solide Hardware kreativ weiterverwendet. Das Ergebnis der Bastelei ist, dass sich aktuelle Webseiten so anfühlen, als wären sie 30 Jahre alt. Spannend.
Das Chaos Communication Camp findet seit 1999 alle vier Jahre im Berliner Umland statt. Bei den letzten beiden (2007 und 2011) war ich jeweils beruflich verhindert. Dieses mal sollte es jedoch klappen und die Freude war groß, als ich das Ticket hatte und mein Urlaub genehmigt war.
Das Eintrittsbändchen zum Camp
Um das Fazit vorwegzunehmen – die Erfahrung war beides gleichzeitig: super und mist.
Ich hatte mich seit Wochen vorbereitet, den kompletten Mittwoch Zeug zusammengepackt und bin am Donnerstag Morgen losgefahren. Die Fahrt von Prenzlauer Berg zum ca. 80Km nördlich von Berlin gelegenen Ziegeleipark Mildenberg dauert etwas über eine Stunde. Die Brandenburger Landschaft ist nur recht spärlich besiedelt, aber mit viel Wald und Wasser sehr schön (siehe Video weiter unten). Die Strecke zum Ziegeleipark war gut ausgeschildert und der letzte Hinweis ist wirklich gelungen… :-D
Eindeutig: Hier geht’s zum Internet
Nach der Anreise machte ich auf dem Gelände das BER-Village ausfindig, in dem sich einige Berliner Vereine zusammengetan hatten um zusammen zu zelten und eigene kleinere Vorträge stattfinden zu lassen.
Der “Eingang” zum BER Village
Eine handvoll Leute davon kenne ich, also stellte ich mein Zelt in das Village und verlegte Strom- und Ethernet Kabel. Nachdem mein Zelt endlich voll ausgestattet war, machte ich mich erst mal auf den Weg über das Gelände.
Das Zelt steht (zum ersten Mal) und ist komplett connected
Der Rundgang war toll – überall interessante Leute aus aller Herren Länder, spleenige Basteleien (Ein Roboter, der Crepes herstellt, ein elektrisches Fahrzeug aus zwei Getränkekisten, …) und nerdiger Humor. Leider ist fast überall Fotografieren unerwünscht, deshalb hier nur ein kleiner Rundblick.
Panorama. Ca. 1/6 des Camp Geländes
Foodcourt
Schlafzelte stehen fast überall
Auf dem Gelände stehen natürlich die Artefakte der alten Ziegelei; Ringöfen, Bagger und alle möglichen Spezialgebäude. Zudem ist das ganze Areal mit einem Gleisnetz der Ziegeleibahn durchzogen. Ein Rundkurs wurde sogar regelmäßig mit einer Museumsbahn befahren. Insbesondere nachts mußte man ziemlich aufpassen, wo man hintrat. Gleise, Kabel (Ethernet oder Strom) oder provisorische Wasser und Abwasserleitungen. Die komplette Infrastruktur für die 4500 Besucher mußte extra für das Camp aufgebaut werden.
Ringofen mit Bahnschienen
Das kleine Vortragszelt
400KVA – zwei von etlichen Dieselgeneratoren mit insgesamt 2,5MW Leistung
Nach Sonnenuntergang verwandelte in einen fast magischen Ort: Alles wurde bunt beleuchtet und die Stimmung war super. Auch hier merkt man, dass irrsinnig viel Arbeit mit Liebe zum Detail investiert wurde.
Foodcourt und Dancefloor
Großes Vortragszelt und Umgebung
In dem Eintrittspreis war auch ein elektronisches Spielzeug enthalten, dass ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte. Nach einer etwas verwirrenden Schnitzeljagd über das halbe Gelände und langem Anstehen hatte ich nach knapp zwei Stunden um 23:00 auch mein Rad1o-Badge bekommen. Jetzt wollte ich mich in mein Zelt zurückziehen, noch etwas rumbasteln und dann schlafen.
Denkste!
Bei den Vorbereitungstreffen hieß es, dass die Ecke des BER Village aufgrund der Nähe von Anwohnern leise sein würde und die Party auf der anderen Seite des Geländes stattfindet. Tatsächlich feierten im BER 50-100 Leute zu lauter und, basslastiger Musik. Mein Zelt stand gefühlt mitten auf der Tanzfläche. An Schlaf war – egal ob mit oder ohne Ohrenstöpsel – nicht zu denken. Um 2:00 Morgens war immer noch kein Ende in Sicht und wir bekamen die Auskunft “Das geht mindestens noch bis 5 Uhr. Und das bleibt die nächsten Tage auch so”.
Übersicht über das Gelände und die Umgebung
Eigentlich hätte ich an der Stelle bereits nach Hause fahren können. Sich mitten in der Nacht, todmüde, ohne richtiges Licht einen neuen Platz für das Zelt zu suchen – nachdem alle einigermaßen brauchbaren Flecken bereits belegt waren, macht so richtig Spaß. Nämlich gar keinen. Die ganze Aktion hat eine Stunde gedauert. Am Ende stand mein Zelt fast genau am Haupteingang, ohne Strom, ohne Netzwerk und alle Klamotten wild durcheinandergeworfen.
Um halb vier bin ich dann stinksauer eingeschlafen und um kurz nach acht wieder aufgewacht, weil das Zelt in der Sonne bereits brütend heiss wurde. Den Tag habe ich unausgeschlafen, mit Kopfschmerzen und angesäuert verbracht. Bei 35 Grad habe ich den ganzen Tag geschwitzt ohne Ende, was durch den Sandstaub, der über das Gelände wehte auch nicht besser wurde. Zudem merke ich, dass mich diese provisorischen Sanitäreinrichtungen kolossal stören und dass beim Programmieren im Hackcenter Zelt Staub und Legionen von Ameisen in den Laptop eindringen wollen, finde ich auch nicht so richtig prall.
Ich habe dann abends beschlossen, nach Hause zu fahren, bevor ich fünf Tage schlechte Laune habe. Dass ich auch in Berlin nicht zur Ruhe gekommen bin, weil ich mein Telefon verloren habe steht noch mal auf einem anderen Blatt.
Am Sonntag bin ich dann wieder auf das Camp zurückgekehrt und noch ein bisschen Nerdkultur zu inhalieren und den einen oder anderen zu treffen, aber irgendwie hatte ich mir das im Vorfeld anders vorgestellt.
Versteht mich nicht falsch: Die Orga hat einen Super Job gemacht. Ein Gelände mitten in der Pampa mit Mobilfunk, leistungsfähigem Internet, richtig viel Strom, Wasser und einer Abwasserlösung für über 4000 Menschen zu versorgen ist eine echte Herausforderung und sie wurde mit Bravour gemeistert. Ein interessantes Programm zusammenzustellen (die Vorträge kann man hier ansehen: http://media.ccc.de/browse/conferences/camp2015/index.html), den Foodcourt, die Feuerwehr und den Behördenkram zu organisieren…
Alles war wirklich klasse gemacht – aber Camping nervt mich einfach total. Das hatte ich im Vorfeld leider vollkommen unterschätzt.
Die folgende Sendung präsentiert den brandneuen, heissen Scheiss: Computer für Zuhause, eigene Videorecorder und Laser Disc Player, Textinformationen auf dem Fernseher und Videospiele.
Die Aufnahme ist von 1980. Damals war ich 12 und an all dem Kram brennend interessiert. Insbesondere die Szene, in der die neuen Videorecorder (klobige Mechanik, die zig Kilo wog) gezeigt werden, macht einem schmerzlich bewusst, dass das alles nicht einfach nur lange her ist, sondern im letzten Jahrtausend war.
Noch spannender als der leicht amüsierte Rückblick auf alte Technik, ist aber die Frage, wie der Fortschritt der Alltagstechnik uns und unser Zusammenlaben geändert hat. Die BBC hat eine klasse Miniserie darüber produziert, indem sie eine Familie von aus dem Jahr 2009 quasi in das Jahr 1970 katapultiert hat, indem das komplette Haus auf alt getrimmt wurde. Die Eltern hatte noch Kindheitserinnerungen (die manchmal getrogen haben), aber die vier Kinder standen fassunglos in einem Haus nicht nur, ohne Handy, Computer, Video und Mikrowelle sondern mit winzigem Schwarzweissfernseher, Mono-Radio und Wählscheibentelefon,
Sehr spannend, was die Veränderungen mit der Familie machen. Warum sehe ich solche Sendungen eigentlich nie im Deutschen “Qualitäts”fernsehen?
Dirk Ollmetzer | Wednesday, 12 August 2015 | Unterwegs
Hinter mir liegt ein viel zu kurzes langes Wochenende. Den unerträglichen Temperaturen in Berlin am Freitag (38 Grad) bin ich nach Norden entflohen. An der Schleswig Holsteinischen Ostseeküste herrschten dann auch entspannte 24 Grad, was immer noch für einen tollen Tag an den Stränden von Holnis und Glücksburg gereicht hat. Davon abgesehen ist es dort oben einfach immer wieder schön und erholsam.
Nachts hat es geregnet, was in Brandenburg ja schon sei gefühlt einem Jahr nicht mehr passiert ist. Dementsprechend gesünder und saftig grün sieht die Natur dort oben auch aus.
Nachdem ich heute nach der Rückfahrt in Berlin aus dem Auto stieg, traf mich hingegen fast der Schlag – immer noch 34 Grad und das Schlafzimmer hat 29 Grad. Na suuuper… :-/
Was ich hier aber wirklich mal herzallerliebst finde, ist das gelungene Design. Ein Pocket Operator ist ein Musikinstrument, sieht aber aus, wie ein Taschenrechner, dem man das Gehäuse geklaut hat und das Display erinnert grafisch an die lustigen LCD-Spiele aus Nintendos Game and Watch Serie der frühen 80er Jahre. Das Rhytmusgerät zeigt eine Nähmaschine, das Bassgerät ein U-Boot und der Lead-Synth eine Art Fabrik. Total sinnlos, aber lustig.
Klar, das die Dinger (Preis knapp unter €70,-) brutal elektronisch klingen. Hier hat mal jemand mit den Teilen passenderweise “Taschenrechner” von Kraftwerk darauf gejamt.
Die Aufnahme ist Live und wurde nicht nachbearbeitet. Beteiligte Instrumente: Pocket Operator PO-16 Factory, Pocket Operator PO-14 Sub, Pocket Operator PO-12 Rhythm, Stylophone und Korg mini KAOSS PAD 2.