tiny little gizmos

Machtspiele

Deutschland fehlt der öffentliche Diskurs, die angemessene Gesetzgebung und eine entsprechende Mentalität, um mit den Veränderungen durch das Internet zurechtzukommen.
Marcel Weiss in „Deutschland degeneriert in ein Entwicklungsland“ auf netzwertig.com

In diesem Zusammenhang ebenfalls lesenswert: „Der Kampf der Kulturen„von Ralf Bendrath auf netzpolitik.org.

Es geht nicht um Kinderpornos, nicht um Musik-„piraten“, nicht um den Zeitungsmarkt. Es geht um die prinzipielle Machtfrage in der westlichen Welt. Die alten Eliten versuchen mit allen Mitteln, die Veränderungen durch die offene Kommunikation per Internet zu verhindern, unter Kontrolle zu bringen und Menschen, die davon Vorteile genießen zu illegalisieren. Besser wäre es, wenn sie versuchen würden, den Wandel zu akzeptieren und mitzugestalten. Das ist aber offensichtlich nicht erwünscht. Wenn sich daran nichts ändert, wird es unweigerlich zu einem Kulturkampf kommen. Und ich befürchte, daß dieser lang und schmutzig wird. Am Ende werden wir unsere Wirtschaftkraft verspielt, totalitäre Überwachungsmonstren geschaffen und die Hälfte unserer Bevölkerung in die Illegalität getrieben haben.

Muss das sein?

Telekom als Hacker – gefälschte Namesauflösung

Ich bin eben durch Zufall über den Artikel „Update: Web und DNS manipuliert“ bei KeenTech gestolpert. Da dachte ich mir „Hoppla – die Zensurtechnik wird ja offensichtlich schon eingesetzt.“

Was ist passiert?

Das Symptom ist folgendes: Ein Vertipper in der URL und man sieht nicht etwa die korrekte Fehlermeldung, daß die Domain nicht existiert, sondern landet ungefragt auf einer Seite der Telekom.

Da ich auch Kunde bei der Telekom bin, habe ich dann auch gleich mal eine nicht-existierende Adresse (www.olmetzer.de) ausprobiert und siehe da: Eine harmlos aussehende Seite der Telekom gibt sich dreisterweise als die gewünschte aus. Der angefragte Domainname steht oben in der Browserleiste und es wird eine falsche Website dazu angezeigt.

Zur Kontrolle habe ich gleich mal auf der Kommandozeile nslookup www.olmetzer.de eingegeben und bekomme als Antwort 80.156.86.78 und 62.157.140.133 – das sind ein Server von der Telekom.

Ui – da wird also unverfrorenerweise der Domain Name Service manipuliert und mir ungefragt eine falsche Antwort untergejubelt.

Wo ist das Problem?

Das Problem ist, daß die Telekom nicht mehr sachlich korrekte, sondern in ihrem Interesse manipulierte Antworten gibt. Ich kann mich nicht mehr darauf verlassen, daß die über meinen Anschluss aufgerufenen Seiten auch wirklich die sind, für die ich sie halte. Dieses Vorgehen ist als Domain-Spoofing bekannt und wird gehört eigentlich zu bekannteren Angriffsmethoden von Hackern.

Die Telekom als Hacker? Super!

Bei dem gezeigten Beispiel mag das noch vergleichsweise harmlos sein, aber damit sind dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Da ja eigentlich alle Internetdienste auf dem Domain Name Service basieren, sind viele lustige Szenarien denkbar:

– Man-in-the-middle Attacken auf sensible Dienste, wie Online-Banking
– Chats, die direkt über Server von Geheimdiensten laufen
– Das Umbiegen von automatischen Updates, um Schadsoftware oder manipuliertes Beweismaterial in Computer einzuschleusen zu können.
– Willkürliche Sperrungen unliebsamer Informationsquellen.

…und noch 1000 weitere Sachen, auf die ich jetzt in der Eile gar nicht komme.

Ich gehe davon aus, daß das nicht „aus Versehen“ passiert, sondern im Zusammenhang mit den Zensurbestrebungen unserer herzallerliebsten Regierung steht. Seit einigen Tagen lässt sich ja zum Beispiel auch die Domain Wikileaks nicht mehr aufrufen (siehe z.B. Heise online: „Deutsche Wikileaks-Domain gesperrt).

Trotzdem – oder gerade deshalb: Mir als juristischem Laien stellt sich die Frage, ob hier nicht eine Strafbare Handlung i.S.d. § 303a vorliegt.

Please, release me…

Neulich standen wir bei einem größeren PHP Projekt, das auf dem Zend-Framework basiert, vor der Aufgabe, die Systeme so einzurichten, daß eine flexible Releaseplanung möglich wurde. Die übliche Trennung in Live, Staging und Developmentsystem und das SVN Repository reichten nicht mehr aus, weil die Anforderungen gestiegen waren.

Die oberste Priorität bei dem Projekt ist Stabilität. Gleichzeitig hagelt es aber ununterbrochen Sonderwünsche von verschiedenen Fachabteilungen. Der einfache entwickeln-testen-livestellen Workflow genügt so nicht. Was ist also zu tun?

Wir entschieden uns, das Projekt grundsätzlich in einen Entwicklungszweig (devel) und einen stabilen Produktionszweig (stable) zu teilen. Dementsprechend gibt es für den Stable-Branch die übliche Devel-Staging-Live Umgebung. In diesem Zweig werden ausschlißelich Bugfixes gepflegt, während Funktionsänderungen und Ergänzungen ausschließlich in dem Devel-Zweig vorgenommen werden, in dem jeder Entwickler einen eigenen Arbeitsbereich hat.

Das ist zwar schon besser, löst aber noch nicht die Problematik mit den Anforderungen der Fachabteilungen, die häufig nicht auf ein neues Major Release warten wollen oder können. Also haben wir die bisherige Applikation in Fachanwendungen und gemeinsam genutzte Basisfunktionen geteilt. Nun stellte sich die Frage, wie man das bei einer Zend FW-basierten Anwendung macht und wie die Versionsverwaltung dafür aussehen kann. Schließlich liegen alle Controller in einem Verzeichnis, alle Models in einem Verzeichnis und alle Views ebenfalls in einem Verzeichnis.

Refactoring
Die Lösung ist, alle Controller einer Fachanwendung in ein eigenes Unterverzeichnis zu packen und dasselbe mit den Models und den Views zu tun. Dementsprechend ändert sich selbstverständlich die Benamung von Dateien, Klassen und URLs. Ein fiktives Beispiel:

Der Controller ‚Abrechnung‚ gehört zur Fachanwendung ‚Bestellungen‘. Nun lag also bisher im Verzeichnis ‚application/controllers/‚ die Datei ‚AbrechnungController.php‚ mit der Klasse ‚AbrechnungController‚. Die URL lautete dementsprechend ‚http://servername/abrechnung/‚.

Nach dem Umbau liegt die Datei ‚AbrechnungController.php‚ in dem Verzeichnis ‚application/controllers/Bestellungen‚ und die Klasse heißt nunmehr ‚Bestellungen_AbrechnungController‚. Die URL ist daher nun ‚http://servername/bestellungen_abrechnung/‚.

Versionskontrolle
Da nun die einzelnen Applikationteile getrennt sind, können sie jeweils in separate Subversion Repositories gepflegt werden. Genauer gesagt, gibt es weiterhin nur eines, das aber wie folgt eingerichtet wird: Im Repository gibt es für jeden Applikationsteil (Basis und Fachanwendungen) ein eigenes Unterverzeichnis. Innerhalb dieses Unterverzeichnisses folgt die üblich Einteilung in ‚trunk‘ (Hauptzweig), ‚branches‘ (Release) und ‚tags‘. Das sieht dann ungefähr so aus:

repos/
    base/
        branches/
        tags/
        trunk/
    bestellungen/
        branches/
        tags/
        trunk/
    rechnungswesen/
        branches/
        tags/
        trunk/

Ein Release ist nun ein Branch von ‚base‘ in das bestimmte Releases der jeweiligen Fachaanwendungen per svn:external eingebunden wird. Es ist also bspw. möglich, eine Version 1.2 mit ‚Bestellungen 0.7‘ und ‚Rechnungswesen 1.4‘ zusammenzustellen.

In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob die Praxis hält, was wir uns in der Theorie so schön ausgedacht haben.

Steampunk bei Clockworker

Ich bin vor ’ner Stunde über diesen wirklich sehr liebevoll gemachten Blog (http://clockworker.de/cw/) zum Thema Steampunk gestolpert. Seitdem stöbere ich durch die Artikel und bin begeistert. Klasse Bilder, seltsame Maschinen, schräge Videos und hin und wieder auch mal ’ne attraktive Frau. Ich finde diese Genre einfach toll.

chill

Ahhhh, 4 Tage frei.

So langsam verblasst der gestrige Strassenwahnsinn. Um 17:15 Feierabend in Hamburg – um 22:15 zu Hause in Berlin. Bis zur Autbahn im „weniger-als-Schritt-Tempo“ um dann nahtlos in einen 15 KM-Stau überzugehen und die restlichen ca. 250 Km bis Berlin Stoßstange an Stoßstange. Das brauche ich nicht so häufig.

Aber nu ist erstmal Ruh‘!

California 09 – die Vorbereitungen laufen an

Marco von cleantechies.com hatte mich neulich für Anfang Mai zu einem Workshop nach Kalifornien eingeladen. Zeitlich passt das gerade ganz gut und thematisch finde ich die Fragestellung, wie Onlinemarketing im Umwelttechnologiesektor eingesetzt werden kann auch recht spannend. Schlechtestenfalls gibt es interessante Gespräche und bestenfalls haufenweise Ideen oder sogar ein kleines neues Tool. Warum also nicht mal wieder nach Kalifornien fliegen?

Ich habe einen erstaunlich günstigen Flug bekommen und der Mietwagen reisst auch keine allzugroßen Löcher ins Budget. Die Motelpreise machen mir allerdings noch etwas Kopfzerbrechen. In den letzten zwei Jahren haben diese recht beachtlich angezogen, aber Marco meinte, daß wir da schon eine Lösung finden werden.

Okay, ich bleibe entspannt. Das ist ohnehin die richtige Grundhaltung für „cali“. Ich freue mich auch schon auf die leckeren Lebensmittel von Trader Joe’s – hmmm…

Seit einiger Zeit muß man sich ja vor der Einreise in die USA online registrieren. Irisscan und Fingerabdruck haben sie ja von mir schon seit meiner letzten Reise. Jedesmal ein neuer Spass – sind schon lustig die Jungs und Mädels von der „homeland security“. Wenn man deren Registrierungsseite aufruft, bekommt man erstmal ein wirklich riesiges Popup zu sehen, daß einen erstmal ein wenig einschüchtert. Aber eines muss man den Amis lassen – ehrlich sind sie. Da könnte sich das BKA mal eine Scheibe von abschneiden.

Hinweis bei der ESTA Registrierung

Beachten Sie bitte die Warnhinweise

Das Registrieren an sich ist aber selbst für Berufsparanoiker wie mich völlig harmlos und eigentlich komplett überflüssig. Als Deutscher nimmt man ja i.d.R. am Visa Waiver Program teil, d.h. man muss vor der Einreise kein Visum beantragen, wenn man nicht vorhat länger als drei Monate in den USA zu bleiben oder dort zu arbeiten. Bei der Onlineregistrierung muss man nun im Prinzip genau dieselben Daten angeben, die man früher auch schon auf diese grünen Zettel schreiben musste, die man im Flugzeug bekommen hat. Name, Ausweisdaten, Adresse in den USA und eine handvoll Fragen, die man gar nicht glauben mag, wenn man sie zum ersten mal liest („Sind Sie Krank, drogenabhängig oder planen Sie terroristische Anschläge…?„). Letztlich aber gar nichts Neues.

Jedenfalls freue ich mich schon und vielleicht schaffe ich es ja diesmal auf ’nen Golfplatz oder mir wenigsten einige interessante alternative Wohnformen (Hausboote usw.) anzusehen.

Gute Argumente gegen Twitter

Obwohl ich selbst seit mehr als zwei Jahren bei diesem Microblogging/Groupmessaging Zeug mitbaue und mitmache, ist mein Verhältnis dennoch etwas ambivalent.

Einerseits halte ich solche Tools prinzipiell für genial, weil sie meiner Meinung nach ein tatsächlich vorhandenens Kommunikationsbedürfnis auf einfache Art befriedigen.

Andererseits kommt es immer darauf an, was die Menschen draus machen. Das ist aber genau der Knackpunkt. Und das war auch schon das Problem bei Newsgroups und E-Mail: Zwei Dienste, die man heutzutage kaum noch vernünftig benutzen kann.

Michael Seemann hat auf seinem Blog vor einiger Zeit eine „nur“ emotional begründete Kritik vorgebracht: „Twitter stinkt!„. Die Kritik halte ich trotzdem für relevant, weil Emotionalität in Kommunikationsfragen über hopp oder top entscheiden kann. Jetzt hat er aber auch noch eine sachlich begründete Kritik geschrieben: „Das Ende von Twitter„.

Die Kernthese ist: Twitter ist eine „Sendeblase“: „niemand hört irgendwem noch zu. Jedenfalls tendentiell.

Wie jedes Medium das eine relavante Reichweite erreicht hat, wird nun auch twitter von Neugierigen und Geschäftemachern vereinnahmt und zunehmend missbraucht. Das kann die Idee zerstören, noch bevor sie bei dem breiten Publikum überhaupt angekommen ist.

Das Undenkbare

Mal wieder Clay Shirky: „Newspapers and Thinking the Unthinkable„. Klasse Artikel über die Zukunft der Zeitungen – und eigentlich jeglicher Mediendistributionskanäle. Die Quintessenz für mich:

It makes increasingly less sense even to talk about a publishing industry, because the core problem publishing solves – the incredible difficulty, complexity, and expense of making something available to the public – has stopped being a problem.

Warum? Warum? Was für ‘ne besch… Frage!

Ich wollt‘ ja nix dazu schreiben. Diese ganze Amoklauf-Scheiss und das abgrundtief eklige Mediengewichse danach. Verlogen bis sonstwohin. Dieses falsche Betroffenheitsgetüter – damit meine ich natürlich nicht die wirklichen Betroffenen. Mein tieftes Beileid. Ehrlich.

Natürlich hat der Junge auch Ballerspiele gespielt (wie fast jeder in dem Alter) und so weiter. Jedesmal dieselbe Leier. Ein guter Grund für einen Amoklauf ist übrigens die Medienberichterstattung danach. Ein anderer Grund ist, daß man als Jugendlicher irgendwann feststellt, in welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mechanismen und Strukturen man reingepresst werden soll. Wenn man nicht völlig abgestumpft ist, erzeugt das natürlich extremes Unwohlsein. Das in einer Zeit, in der man mit sich selber schon nicht klarkommt. Und dann ist da natürlich der Horror schlechthin: die Schule selbst. Was für ein gottverdammter Alptraum, wenn ich daran zurückdenke.

Und genau dazu habe ich gerade einen guten Artikel auf dem Blog „Graubrot“ gefunden: „unfassbar?„. 100% Zustimmung.

Lebensdauer von Kurznachrichten in Microbloggingdiensten

Cem Basman hat vor ein paar Tagen auf seiner Seite zur Microblogging Conference die folgende Behauptung aufgestellt:

Ein Tweet hat etwa die Lebensdauer von 5 Minuten„.

Das ist nicht falsch, allerdings auch nicht die ganze Wahrheit, wie ich selbst festgestellt habe.
Das Schöne daran, wenn man seinen eigenen Microblogging-Service (www.zzap.de) nutzt, ist daß man genau die Features einbauen kann, die einem wichtig sind. Neben der Unterstützung von Handies und Fotos nutze ich eigene Shortlinks um beispielsweise auf neue Blogeinträge hinzuweisen und nicht externe Dienste wie tinyurl. Das ermöglicht mir, eigene Statistiken aufzustellen.

Ursprünglich hatte ich nämlich vor, die Nachrichten nach zwei oder drei Wochen zu löschen. Ich war davon ausgegangen, daß Nachrichten nur ein bis zwei Stunden aktuell sind und nach einer gewissen Frist nicht mehr gelesen werden. Tatsächlich ist das aber nicht so. Ich habe für meine eigenen Kurznachrichten folgendes festgestellt:

  • Gemessen an der Anzahl meiner Follower habe ich sehr viele Leser des Originalartikels. 50% und mehr sind keine Seltenheit.
  • Die ersten Leser habe ich in der Regel bereits in der ersten Minute nach Veröffentlichung.
  • Die meisten Leser habe ich innerhalb der ersten 10 Minuten
  • Es kommen allerdings auch nach Wochen oder Monaten noch Leute auf den Artikel. Eine Artikel vom 04.11.09 hatte den letzten Leser am 04.03.09
  • Mittlerweile nutzen einige Leser mobile Endgeräte wie iPhone oder normale Handys

Für das Maketing relevant sind m.E. tatsächlich bestenfalls die ersten 60 Minuten mit einem klaren Peak in den ersten 5. Allerdings scheinen die Zugriffe nie völlig abzuebben. Die Verteilung sieht dann so ähnlich aus, wie bei dem Artikel „Aus dem Leben eines Stubentweets“ auf live.hackr. Nur daß es einen sehr langen – äh – „long tail“ gibt.

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