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Motorradgottesdienst Friedrichswalde 2021

…fiel wie bereits im letzten Jahr wegen Corona aus. Das ist sehr schade, weil es eine wirklich sehr schöne Veranstaltung ist. Auch – aber nicht ausschließlich wegen der Motorräder.

2018

Vor drei Jahren hörte ich zum ersten mal etwas davon, als ich auf dem Turm des Biorama Projektes in Joachimsthal stand. Und zwar wortwörtlich. Ich blickte über die Schorfheide, berauschte mich am Duft der Robinien und fragte mich, weshalb so unglaublich viele Motorräder durch den Ort fuhren. Die Bedienung im Café erzählte mir etwas später, dass das jedes Jahr zum Muttertag so sei, weil der Pastor in Friedrichswalde einen Motorradgottesdienst abhielt.

2019

Vor zwei Jahren bin ich dann selbst hingefahren. Die Veranstaltung fand damals bereits zum 24. mal statt. Ich wusste nicht recht, was mich erwartet, aber die Neugier siegte. Und siehe da – ich fand es richtig gut. Es ist zunächst mal ein entspannter Ausflug in schöner Landschaft. Man trifft Gleichgesinnte. Die Biker waren alle sehr gesittet unterwegs. Keine Möchtegern-Rennfahrer, keine Wheelies, keine Burnouts oder sonstiges Zeug, das Anwohner verdrießlich macht. Stattdessen freundliche Gesichter und Winken in den Dörfern. Keine Selbstverständlichkeit, wenn ca. 1000 Motorräder in ein 800 Seelen Dorf “einfallen”. Das Ganze ist ein richtiges kleines Volksfest mit Livemusik, Bratwurst- und Getränkestand, und allem was so dazugehört. Und auch der Gottesdienst selbst hat mich als Atheist positiv angesprochen. (siehe “Motorradgottesdienst Friedrichswalde 2019“).
Mir war klar – da fährst Du im nächsten Jahr wieder hin.

2020

Tja, leider hatte ein kleines Virus andere Pläne. Alle Veranstaltungen abgesagt – also auch kein Motorradgottesdienst. Der Pastor veröffentlichte ein schönes Video – aber das ist natürlich nur ein schwacher Trost.

2021

Immer noch Corona. Allerfeinstes Wetter ist angesagt – jedoch wieder kein Motorradgottesdienst. Ich bemerkte, daß Pastor Ralf Schwieger auf Facebook einen schönen Text veröffentlicht hat, den man als Einladung verstehen kann, trotzdem in die Gegend zu kommen, um “fröhlich und freundlich” die schönen Strecken zwischen Schorfheide und Templin abzufahren. Dazu gab es den einen oder anderen Hinweis auf interessante Punkte an denen man innehalten oder auch ein Bratwurst bekommen kann. Er schloss mit den Worten: “Ich wünsche Euch allen einen gesegneten Sonntag. Wir sehen uns”.

Kirche Friedrichswalde – auch 2021 ohne Motorräder

Und so kam es dann auch. Da ich wegen des schönen Wetters ohnehin einen Berlin-Fluchtreflex hatte, kam mir dieser Wink mit dem Zaunpfahl sehr recht. Ich habe ich also auf meine Maschine geschwungen, mich mit gefühlt Millionen anderer daran gemacht, Berlin hinter mir zu lassen. Die ersten 15Km waren zäh, doch jenseits von Bernau wurde der Verkehr dann endlich so dünn, dass ich die Fahrt über Landstraßen, durch Dörfer und Wälder genießen konnte. Weder bummelten vor mir Sonntagsfahrer, noch wurde ich von hektischen Einheimischen durch ihr Revier gejagt.

Natürlich waren auch sehr viele Motorräder unterwegs. Häufig in Gruppen, aber soweit ich es beurteilen kann sehr darauf bedacht leise durch die Orte zu rollen und selbst auf der nicht enden wollenden 60er Strecke entlang des Werbellinsees mit geradezu auffallend korrekter Geschwindigkeit.

Na also – geht doch!

Die “Rennleitung 110” war an mehreren Stellen anwesend und führte Lasermessungen durch. Mein Eindruck war, dass sie nicht übermäßig viel zu tun hatten.
Daran mag auch der erste richtig warme Tag des Jahres seinen Anteil gehabt haben. Nach einer recht kühlen und feuchten Woche “explodierte” das Grün regelrecht in der Wärme. Das Bummeln durch die frischen, wohlriechenden Wälder war ein Fest für die Sinne. Wozu sollte man da schnell fahren?

Gegen Mittag erreichte ich den Hofladen Gut Gollin. Passend für ein kleines Mittagsmal. Auf dem Parkplatz standen nur zwei Motorräder – jeweils Moto Guzzi V7. Die eine kam mir recht bekannt vor: Ein auffällig hübscher Umbau mit rotem Rahmen und verchromtem Tank. Die Maschinen gehörten Pastor Schwieger und seiner Frau. Und kaum hatte ich den Helm abgenommen, kamen wir schon ins Gespräch. Wir unterhielten uns natürlich über Motorräder, den Gottesdienst und über Corona. Mich interessierte, wie es sich in einer so dünn besiedelten Gegend auf die Menschen auswirkt. Auch die sehr unterschiedlichen Wertvorstellungen und Weltsicht der jungen Generation waren ein Thema. Das macht sich auf dem Lande wohl ebenso stark bemerkbar, wie im ach-so hippen Berlin. Als ich mittendrin durchblicken ließ, nicht gläubig zu sein, nahm der Pastor das locker und meinte augenzwinkernd, dass es bei mir ja auch etwas länger gedauert hat, bis ich zum Motorrad gefunden habe.

Treffpunkt Gut Gollin

Es war ein sehr angenehmes, interessantes und anregendes Gespräch mit zwei wirklich sympatischen Menschen. Alleine dafür hat sich die Fahrt schon gelohnt.

Das Gut Gollin vermietet übrigens Baumhäuser. Im Ernst! Also jedenfalls, sobald Tourismus wieder erlaubt ist. Guckt gerne mal auf die Homepage.

Kirche Friedrichswalde ohne Gottedienst

Die weitere Tour führte mich über Templin und Milmersdorf noch einmal nach Friedrichswalde. Ich habe mir noch die Ausstellung in der Kirche angesehen, meinen Teil zur Kollekte beigetragen bevor ich mich wieder auf den Rückweg über Eichhorst, Prenden, Lanke und Bernau nach Hause gemacht habe.

Ein wirklich schöner Tag nach etlichen grauen Wochen, die das Gemüt belastet haben.

Voll / Leer – Eine Ortsbegehung

Berlin nervt. Zu voll, zu viel Verkehr, zu viele Menschen. Immer. Überall.

Am Donnerstag hatte ich das komplette Kontrastprogramm. Ich bin aus Gründen nach Wittenberge im Nordwesten Brandenburgs gefahren um mir die Stadt einmal genauer anzusehen. Die 17.000 Einwohner Stadt liegt an der Elbe ungefähr in der Mitte zwischen Berlin und Hamburg an der Bahnstrecke. Man braucht mit dem Zug in beide Städte jeweils ungefähr eine Stunde. Mit dem Auto deutlich länger, weil man noch ein ganzes Stück über die Landstrasse fahren muss.

Wittenberge liegt in der Prignitz – mit nur 36 Einwohnern pro km2 eine der am dünnsten besiedelten Gegenden in Deutschland. Etwas Flussabwärts auf der anderen Seite der Elbe liegt das ebenfalls sehr dünn besiedelte Wendland in Niedersachsen.

Prignitz – Landschaft

Die Gegend lebt hauptsächlich von Landwirtschaft und (vor Corona) etwas vom sanften Tourismus. Radwandern entlang der Elbe, kleine Städte ansehen – so etwas in dieser Richtung. Touristen sind zur Zeit natürlich nicht zu finden und die paar Läden, die die Stadt hat, waren geschlossen. Daher blieb vor allem ein Eindruck:

Leere.

Blick über Elbe, Hafeneinfahrt / Stepenitz Mündung

Da ich gerade aus dem hypernervigen Berlin kam, war das gefühlt wie eine Vollbremsung aus 180 km/h.

Sehr wenige Menschen.
Wenig Verkehr.
Ruhe.
Unheimlich viel Ruhe.

Früher hatte die Stadt einen aberwitzig großen Bahnhof, ein Eisenbahnreparaturwerk einen Hafen mit Lagerhäusern und Ölmühle und eine große Nähmaschinenfabrik (Singer, später Veritas). Davon sind nur noch der Bahnhof und das Instandhaltungswerk der Bahn in Betrieb. Die Ölmühle ist wohl zu einem Veranstaltungsort mit Hotel umgebaut (und zur Zeit logischerweise geschlossen). Es gibt von der Wirtschaftförderung recht rührige Bemühungen zur Ansiedlung neuer Betriebe und Branchen.

Sanierte Lagerhäuser und neuer Hochwasserschutz an der Elbe

Dennoch ist die Stadt und die Region sehr strukturschwach. Entsprechend ist das Stadtbild. Es gibt viele sehr schön restaurierte alte Gebäude, aber Wittenberge ist noch nicht vollständig saniert. Es gab noch immer etliche baufällige Gebäude und sehr viele Baulücken im zentralen Bereich und unheimlich viel gewerblichen Leerstand.

Schönes altes Kaufhaus – leider leerstehend

Man merkt, dass die Stadt Potential hat und bemüht ist, möglichst viel aus fast nichts zu machen. Jeder Euro ist hier sehr hart erarbeitet. Es bleibt schwierig.

Hier noch ein paar Eindrücke:

Altstadt – Kirchplatz
Noch immer einige unsanierte Gebäude
Altstadt Lagerhaus “Hinter den Planken”
Sehr leckerer Kaffee (hoffentlich übersteht das Geschäft Corona)
Ölmühle – jetzt Hotel und Veranstaltungszentrum

Ein Gespräch zum Frauentag

Anlässlich des heutigen Frauentages suchte eine Bekannte von mir (die um einiges jünger ist, als ich es bin) neulich per Facebook männliche Gesprächspartner, die sich als Feminist bezeichnen. Hintergrund war die Vorbereitung von Vorträgen und Workshops.

Da wir uns schon ein paar Jahre kennen, fragte ich sie, ob sie sich auch mit mir unterhalten würde, obwohl ich schon älter bin und mich explizit nicht als Feminist bezeichnen möchte (die Begründung dafür folgt unten). Einerseits war ich neugierig, was sie zur Zeit tut und andererseits dachte ich, ein paar eher ungewöhnliche Sichtweisen beitragen zu können.

Sie sagte zu und so hatten wir ein interessantes Gespräch. Gerade in einer Zeit, in der die allgemeine Diskussionskultur ziemlich Am Ar… ist und die Leute sich nur noch unfreundlich ihre Vorurteile um die Ohren hauen, finde ich es wichtig mit offenem Geist aufeinander zuzugehen und einander zuzuhören.

Das hat bei uns sehr gut funktioniert. Wir haben über die Veränderungen im Lauf der Jahrzehnte, juristische Aspekte, Sozialisation, Rollenverhalten, persönliche Erwartungshaltungen an andere, aber auch an sich selbst und noch etliches mehr thematisiert. Wir empfanden beide das Gespräch als angenehmen und interessanten Austausch jeder von uns konnte etwas daraus mitnehmen.

Das hat mir Spaß gemacht. Vielen Dank!

Was mir in letzter Zeit sehr deutlich geworden ist: Meine Einstellungen zum Stand der Gleichberechtigung entsprechen nicht dem, was man vielleicht anhand meines Alters erwarten könnte. Das liegt sicherlich daran, dass ich fast ausschließlich von Frauen erzogen wurde, die für ihre Zeit sehr emanzipiert und offen im Geiste waren. Alle Frauen in meiner Familie hatten ordentliche Berufe, haben ihr eigenes Geld verdient und zwei waren sogar selbstständig. Kurz und flapsig gesagt:
Die Damen haben damals “den Laden geschmissen.”

Das war als Kind in den 70ern für mich erlebte Normalität.

Aber normal war es natürlich gar nicht. Um das geschichtlich und gesellschaftlich richtig einordnen zu können: Bis 1975 stand die Berufstätigkeit von Frauen unter dem Genehmigungsvorbehalt des Ehemannes! So etwas kann man sich heute (gottseidank) gar nicht mehr vorstellen.

Als jemand, der einen solchen familiären Background hat, finde ich die heutigen Diskussionen häufig reichlich befremdlich. Wenn ich z.B. im Jahr 2021 eine Forderung lese, dass Frauen lernen sollen, sich selbst um ihre Finanzen zu kümmern, denke ich nur “Ja wer denn sonst? Macht doch! Wieso ist das überhaupt ein Thema?”

Und dann fällt mir meine Großmutter ein, die meinem Opa Ende der 50er Jahre (!) untersagt hat, ihre Geschäftsbücher einzusehen mit der Begründung “Oskar, davon verstehst Du nichts. Du bist ja nur Angestellter”.
BÄM!

Weshalb ich mich nicht Feminist nennen möchte

Wenn ich so sozialisiert bin, weshalb möchte ich mich dann nicht Feminist nennen? Zwei Gründe:

Erstens weil Gleichberechtigung (zumindest für mich) so selbstverständlich ist, dass ich mir dafür kein extra Label aufkleben möchte.

Zweitens empfinde ich den Begriff auch eher als abwertend. Ich assoziiere damit jemanden der sich einschleimt. Ein öliger “Frauenversteher”, der so lange lieb und verständnisvoll ist, bis er seine Gesprächspartnerin endlich im Bett hat.

Das mag der Eine oder die Andere anders sehen, aber es ist halt das, was ich dazu empfinde.

Deshalb: Nein, ich bin kein Feminist.

Und ich denke, dass der Hebel zur Gleichberechtigung weder in der gruseligen angeblich “gendergerechten Sprache” oder in der Verteilung von Vorstandsposten liegt, sondern in der Teilhabe der Männer an Kindererziehung und Haushalt.

Erst wenn für Arbeitgeber das Risiko, dass männliche Angestellte Sonderurlaub brauchen, weil das Kind krank ist genauso hoch ist, wie bei weiblichen Angestellten, entfällt der “Risikoabschlag” für Frauen.

Erst wenn Männer genau häufig Teilzeit einfordern, um sich besser um die Familie kümmern zu können entfällt der Vorteil für die Arbeitgeber, Männer jederzeit nach belieben hin- und herdisponieren zu können.

DAS sind die Schlüssel zur Gleichberechtigung. Davon bin ich felsenfest überzeugt, weil das in der Firma für die ich arbeite bereits so gelebt wird.

Rumnerden am Wochenende

Am Wochenende habe ich mal wieder etwas rumgenerdet. Ich habe mir einen Prototyp eines kleinen tragbaren Computers zusammengebastelt.

Jetzt denkst Du vermutlich “Wozu? Es gibt doch haufenweise Laptops, Tablets, Smartphones…

Klar, aber das Zeug kommt ja fertig aus der Fabrik. Ich wollte etwas eigenes und dazu hole ich mal etwas aus.

Es war zu Beginn der 80er Jahre, als ich anfing, mich für Computer zu interessieren und vielleicht hatte ich sogar schon meinen Sinclair ZX-81.

Realität in den 80ern – die Maschine aus der Zukunft

1982 oder 1983 war ich mit meinem Vater auf der Industriemesse in Hannover. Ihn haben die Baumaschinen interessiert und mich die vier Hallen der CeBIT (das war erst ab 1986 eine eigenständige Messe), denn dort gab es Computer. Am Stand von Epson sah ich zwischen den Druckern und Elektronikbauteilen einen kleinen Computer, der mich umgehauen hat: Den HX-20.
Der hatte die Grundfläche eines A4 Blattes, eine gute deutsche(!) Tastatur, einen kleinen Flüssigkristallbildschirm und fette 16 KB RAM (hey, nicht lachen – mein Sinclair hatte 1KB).
Zudem war ein programmgesteuerter Microkassettenrekorder als Speichermedium und ein kleiner Drucker eingebaut. Und man konnte sogar noch einen Akustikkoppler anschließen!

Der Epson HX-20.
Quelle: Galapagos999, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Wahnsinn! Computer, Bildschirm, Speichergerät und Drucker in einem superkompakten Gehäuse, nur 1,6 kg schwer. Ein Traumcomputer zum mitnehmen! Preislich für mich natürlich absolut unerreichbar.

Etwas später kam dann noch das Tandy Modell 100 heraus. Ohne Kasettenrekorder und Drucker, aber mit größerem Bildschirm und mit eingebautem Modem.

TRS-80 Model 100
Quelle: Von NapoliRoma – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3378530

Dieser Rechner wurde in den 80ern häufig von Reportern verwendet, damit diese Ihre Berichte direkt vor Ort schreiben und sofort per Telefon in die Redaktionen schicken konnten. Damals High-Tech!

Diese beiden Rechner sind zwei unerfüllte Jugendträume.

Fiktion in den 80ern – Cyberpunk

Und dann gibt es natürlich die Science Fiction Stories von William Gibson. Darin klinkten sich die Nerds per tragbarem “Cyberdeck” in den “Cyberspace” ein. Vom Internet ahnte ich damals natürlich noch nichts, aber dass man Computer irgendwie vernetzen kann, war mir spätestens nach War Games und Tron klar..

Heutzutage bekommt man elektronische Bauteile vergleichsweise billig und kann sich so leicht eigene Geräte selber bauen. Einschlägige Websites dazu sind unter anderem Hackaday, und die Blogs von Adafruit, Ben Heck oder Element14.

Die von Gibson in seinen Cyberpunk Romanen nur vage beschriebenen Cyberdecks regen auch viele Leute zum basteln an, wie man an den recht beeindruckenden Geräten auf der Seite Cyberdeck Cafe sehen kann.

Vorsichtige Annäherung

Die von mir gewünschte Geräteform ist ist ein “A4-Brett”, im Stil des HX-20 oder des Model 100. Der Rechner selbst ist ein Raspberry Pi Model 3B und als Bildschirm verwende ich den 7″ Touchscreen.

Version 1 aus dem Jahr 2020 – noch etwas klobig

Die erste Annäherung, die ich im letzten Jahr aus Pappwabenplatte zusammengeklebt hatte, hat zwar funktioniert, war aber noch zu klobig.

Die beiden Versionen nebeneinander – der Fortschritt ist deutlich.

An diesem Wochenende habe ich mir mit der kompakten offiziellen Raspberry Pi Tastatur und 5mm Kappa Platten Version 2 gebaut. Flacher, stimmiger, schicker. Die Richtung stimmt!

Version 2 – Schick und schlank

Für Version 3 plane ich bereits Verbesserungen im Bereich Bildschirm, Anschlüsse und Stromversorgung. Mal sehen, ob ich wieder ein Jahr dafür benötige.

Feines, frisches Vinyl

Liegt es an meinem Brexit-Blues? Ich habe mir gerade drei aktuelle Schallplatten von britischen Musikern bestellt. Einerseits, weil ich die Musik mag und außerdem, weil ich finde, dass bei genau diesen Künstlern Vinyl das richtige Format ist: The Who – Who (2019), Paul Mc Cartney – 3 (2021) und Sleaford Mods – Spare Ribs (2021).

Frisches britisches Vinyl für den Plattenspieler

The Who – Who

Als ich vor einem Jahr -kurz vor Corona- meinen Freund in London besucht habe, fiel mir eine Konzertankündigung für The Who auf und dass die beiden verbliebenen Recken Pete Townshend und Roger Daltrey eine neue(!) Platte herausgebracht haben. Tatsächlich ist das erst das zwölfte Album seit 1964.

Origineller Albumtitel – “Who”

Das Album klingt – tja – nach the Who. Rockig. Die Instumentierung ist klassisch – hauptsächlich Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier. Pete Townshend kann immer noch Rocksongs schreiben und Roger Daltrey kann sie trotz seiner 75 Jahre noch immer singen. Für mich ragt zwar kein Song besonders raus – was aber gut ist, weil es auch keine Ausreißer nach unten gibt. Man kann das Album sehr gut als Album hören. Ganz so, wie man das früher gemacht hat. Das ganze hört sich nicht nach Alterswerk an. Gut so. Solide Arbeit.

Paul Mc Cartney – III

Anfang diesen Jahres las ich, dass sich Paul Mc Cartney 2020 etwas gelangweilt hat, weil seine Tournee aufgrund von Corona abgesagt wurde. Also ist er in sein Studio gegangen um etwas an Songs zu arbeiten, die halbfertig rumlagen und am Ende hat er sich gesagt: “Huch – das ist ja eigentlich ein komplettes Album”.

Paul Mc Cartney – III

Lustige Geschichte, zumal man den Songs nicht anhört, dass sie aus Langeweile entstanden sind. Mc Cartney kann auch mit fast 80 immer noch gute Popsongs schreiben. Er hat auch alles selbst eingespielt und natürlich auch gesungen. Hier und da ist die Stimme etwas (aber nur etwas) brüchig. Das passt aber ganz gut zu dem Album, dass etwas rauh daherkommt. Nicht bis ins allerletzte durchproduziert. Für seine Verhältnisse also “Heimstudio” ;-).

Sehr Charmant. Auch ein Album, dass ich gerne komplett durchhöre.

Sleaford Mods – Spare Ribs

Das neue Album der Sleaford Mods wird ja gerade überall besprochen.
Der Track Mork ‘n Mindy läuft im Radio in Heavy Rotation und da er mir gut gefiel, habe ich mir das Album geholt.

Sleaford Mods – Spare Ribs

Das schöne an Vinyl Schallplatten ist, dass die großen Cover viel Platz für richtige kleine Kunstwerke haben. Die Chance wurde hier genutzt. Die Gestaltung ist zwar grafisch sehr schlicht, aber durch die Aussparungen, den Innendruck und das Innencover aber dennoch verspielt. Je nachdem, ob oder wie herum man das Innencover einsteckt, sieht man entweder einen Jason oder Andrew oder einen Hinweis auf knallrot.
Zudem ist so genug Platz für die Texte, was bei dem schnodderigen Mid-England Slang wirklich hilfreich ist.

Plattencover mit Aussparungen und interessantem Innencover

Und wie isses?

Gut. Gefällt mir richtig.

Zunächst mal ist es der bandtypische typische Elektropunk:
Über den basslastigen Loops von Andrew Fearn meckert und lästert Jason Williamson in breitestem Nottigham Slang über den Brexit, den allgemeinen Zustand des Landes, die Politik und die stumpfen Mitbürger. Die Richtung wird bereits in den ersten 30 Sekunden des Albums gesetzt:

And we’re all so Tory tired / And beaten by minds so small“.

Was mich aber sehr gefreut hat ist, dass sich die beiden auch musikalisch in kleinen, aber deutlich spürbaren Schritten weiterentwickelt haben.
Im ganzen Album sind nette Details verstreut. Offensichtlich sind die sehr passend ausgesuchten weiblichen Stimmen. Billy Nomates setzt auf “Mork ‘ Mindy” tolle Akzente und Amy Taylor auf “Nudge It”. Die beiden scheinen ein Ansporn gewesen zu sein, denn Jasons typisches Gemeckere wird in “Glimpses” sogar zu fast zu so etwas wie Gesang.

Wenn man wie ich schon etwas älter ist, kommt einem Thematik und Stimmung des Albums seltsam vertraut vor. Alles erinnert irgendwie an die 70er und 80er Jahre, als es um das Vereinigte Königreich schon einmal richtig mies stand: Wirtschaftlicher Zusammenbruch und darauf folgend der Neokonservativismus der Thatcher Jahre.

Die damalige depressive gesellschaftliche Stimmung wurde von vielen Bands zu verblüffend guter und kraftvoller Musik verarbeitet.

Und genau darauf lassen sich viele musikalischen Anspielungen finden. Die Loops klingen weniger elektronisch als früher, weil nun häufiger Bassgitarren gesamplet wurden. “Nudge It” wird von einer Akkordfolge der Kinks getragen, “Glimpses” erinnert an die frühen, punkigen Adam and the Ants, die Bassläufe von “Fishcackes” lassen an Joy Division denken und die Sounds in “Top Room” sind klar Kraftwerk (Zwar aus Deutschland, aber damals stilbildend für viele britische Bands).


Stellungnahme zur geplanten Paketabgabe für Innenstädte der CDU Bundestagsfraktion

Mich hat zwar unverständlicherweise mal wieder keiner gefragt, aber ich gebe trotzdem als Betroffener und Sachverständiger (s.u.) eine Stellungnahme zu dem CDU Vorschlag ab.

Die Unionsfraktion im Bundestag hatte vorgeschlagen, eine Steuer auf Pakete “zur Unterstützung der notleidenden Innenstädte” zu erheben. Das Ganze wird dann als gerecht verkauft, “damit Amazon auch seinen Beitrag leistet”. Netter PR Trick!

Amazon endlich richtig zu besteuern wäre traumhaft und längst überfällig. Leider geht es darum hierbei genau nicht.

Hier sollen Immobilieninvestoren ohne Gegenleistung mit Geld der Allgemeinheit gefüttert werden.

Zunächst einmal gibt es keine “leidenden Innenstädte” sondern einfach eine geänderte Realität. Die Menschen fahren weniger häufig in die Innenstadt um dort einzukaufen. Das sorgt für weniger Umsatz in den Geschäften, in der Folge Leerstand und nicht erfüllte Renditeerwartungen. Andererseits führt das zu Verkehrsentlastung.

Das klingt doch gar nicht mehr so dramatisch – außer natürlich für die Immobilienbesitzer.

Tatsächlich wäre eine solche Abgabe auf so vielen Ebenen falsch, dass man ganze Bücher damit füllen könnte.
Ich wage mal eine Prognose für den Fall, dass dieser Mist durchkommt:

  • Alle zahlen in europäischen Onlineshops mehr.
  • Amazon wird weiterhin über fragwürdige Firmenkonstrukte legal kaum Steuern bezahlen.
  • Im Endeffekt wird Amazon dadurch gegenüber der hiesigen Konkurrenz weiter gestärkt.
  • Es kaufen trotzdem immer weniger Menschen in der Innenstadt ein, weil sich dieses Geschäftsmodell einfach überholt hat.
  • Besitzer von Immobilen in zentralen Lagen werden für den Leerstand teilweise entschädigt und haben so überhaupt keinen Grund mehr, Mieten nach unten anzupassen oder über neue Nutzungen nachzudenken.
  • Der überfällige Umbau der Innenstädte wird daher um Jahre behindert.

Nein, ich denke, dass dieser Vorstoß eine totale Katastrophe ist. Wieder einmal hat die CDU gezeigt, dass sie den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel überhaupt nicht versteht und auch nichts gestalten will, außer den üblichen Verdächtigen die Fleischtöpfe zu sichern. Da dürfte der eine oder andere Interessenkonflikt eine Rolle spielen, vermute ich.

Gegenvorschlag

  • Keine neu Zusatzsteuer. Die werden nämlich wir alle bezahlen.
  • Stattdessen Schließung von Steuerschlupflöchern für internationale Konzerne. Kostet gar nichts, bringt Geld und verbessert die Wettbewerbsgleichheit der hiesigen Firmen.
  • Steuerliche Absetzbarkeit von Immobilienleerstand abschaffen. Das erhöht den Druck, überhöhte Renditevorstellungen zu korrigieren, neue Nutzungsformen zu ermöglichen und somit den überfälligen Umbau der Städte endlich in Gang zu bringen.
  • Den Immobilienmarkt für Auslandsinvestoren schließen. Massive Auslandsinvestitionen waren neben der EZB Politik ein Hauptgrund für die Preisexplosion auf dem Immobilienmarkt.

Klingt wie ein linkes Pamphlet? Macht nichts. Dafür bin ich auf anderen Gebieten stockkonservativ.

Betroffener und Sachverständiger?

In der Einleitung habe ich mich als “Betroffener und Sachverständiger” beschrieben. Das wollte ich im Nachgang noch kurz erläutern:

Betroffen bin ich (wie Ihr alle auch) als Konsument und Steuerzahler, dem mal wieder in die Tasche gegriffen werden soll.

Ich bin weiterhin als Bürger einer Stadt betroffen, die sich in den nächsten Jahren (mal wieder) massiv ändern wird. Ich habe starkes Interesse daran, dass das ausnahmsweise mal zu meinen Gunsten passiert, was in der Vergangenheit regelmäßig nicht der Fall war.

Sachverständig bin ich, weil ich durch mein Studium der Stadt- und Regionalplanung ein gewissen Grundverständnis in der Analyse der Zusammenhänge von wirtschaftlichen, sozialen, verkehrs- und standortpolitischen Fragen habe. Und zudem war ich als “Mitglied der großen IT-Familie” mit mittlerweile über zwei Jahrzehnten Berufserfahrung in Bereich Onlinebanken, Onlineshopping und Onlinecommunities gleichzeitig Treiber der großen Umbrüche, die wir jetzt erfahren.

1000 km um Berlin

Ende Juli habe ich meine funkennietennagelneue Suzuki GSX-S 750 bekommen. Und wie es bei fabrikneuen Fahrzeugen so ist – man muss sie erst einmal vorsichtig einfahren. Da ich momentan eigentlich gar nicht so viel unterwegs bin, habe ich in den letzten Wochen einige kleinere Touren in das Berliner Umland unternommen und am letzten Sonntag die 1000km Marke überschritten. Die erste Inspektion hat die Lady nun bekommen und ich könnte nun die Zurückhaltung im Bereich Fahrdynamik sein lassen.

Da war sie nagelneu mit 5km auf dem Tacho

Aber ehrlich gesagt, habe ich gar nicht so großes Verlangen, ordentlich am Gasgriff zu drehen. Die Maschine hat so viel Power hat, dass sie einem auch mit 1/3 Gas schon recht ordentlich die Arme langzieht. Die im Fahrzeugschein eingetragenen 225 Km/h werde ich sicher niemals live erleben, weil es mir ab 120 Km/h ohnehin zu ungemütlich wird. Ich bin ja nicht mehr Anfang 20, dass ich jeden Scheiß ausprobieren muss. Aber darum soll es jetzt auch gar nicht gehen, sondern um die Frage:

Wo bin ich denn überhaupt so lang gefahren?

Ich habe das Berliner Umland in fast jede Himmelsrichtung abgefahren. Die Touren in chronologischer Reihenfolge:


Nordosten: Das Schiffshebewerk Niederfinow

Angefangen hatte ich mit einem klassischen Ausflugsziel für Motorradfahrer, das ich auch schon in der Fahrschulausbildung während meiner Pflichtstunden besucht hatte: Das recht beeindruckende Schiffshebewerk Niederfinow.

Ich wollte mit dem Bike nicht die Hauptstraßen, sondern kleine Nebenstraßen fahren und habe mir bei kurviger.de eine entsprechende Strecke herausgesucht:
Schwanebeck, Birkholz, Börnicke, Tempelfelde, Beerbaum, Heckelberg, Kruge, Hohenfinow, Niederfinow.
Ganz klare Empfehlung:

MACHT DAS NICHT!

Alles was zwischen Birkholz und Hohenfinow liegt kann ich nur als absolut Motorraduntauglich bezeichnen. Es fängt mit sehr(!) holperigem Asphalt an, wird zu einer Schlaglochpiste, die mit max 30Km/h befahren werden kann, streckenweise verschwand die komplette Fahrbahn unter einer 5cm dicken Schicht Rollsplit und zwei Ortsdurchfahrten hatten so übles Kopfsteinpflaster, dass ich ernsthaft überlegt hatte, die 214 Kg schwere Maschine zu schieben, weil ich Angst hatte, mir die Reifen an den scharfkantigen Steinen zu beschädigen.

Interessantes Ausflugsziel: Schiffshebewerk Niederfinow (links alt, mitte neu)

Wenn man um diesem Mist jedoch einen Bogen macht und z.B. die schöne Strecke zwischen Niederfinow und Eberswalde und dann weiter Biesenthal und Bernau wählt, kann man an einem Ausflug dorthin aber viel Freude haben.
Das neue, zweite Schiffshebewerk ist mittlerweile fast fertig. Es gibt also genug zu sehen.

Norden: Ziegeleipark Mildenberg

Ein weiteres interessantes Industriedenkmal liegt rund 80 Km nördlich von Berlin landschaftlich schön zwischen Löwenberger Land und Schorfheide: der Ziegeleipark Mildenberg. Ich war hier bereits zum Chaos Communication Camp 2015 gewesen (seit damals steht das “Neuland Ortsschild” als Kommentar des Chaos Computer Clubs dort). Und genau wie damals war es beim meinem Besuch über 30 Grad warm und sehr trocken. Neben dem Ziegeleipark laden zwei kleine baumbestandene Marinas und ein nettes Restaurant an der Havel zum Verweilen ein. In der Gegend gibt es u.a. durch den Tonabbau recht viele Seen und auf dem Weg fährt man durch viele Waldgebiete. Eine sehr angenehme und entspannte Tour.

Ringofen mit “Neuland”-Schild vom CCC
Ziegeleipark Mildenberg – Blick auf das Gelände
Sportboothafen und Restaurant am Ziegeleipark

Osten: Alt Landsberg

Das war eigentlich nur eine kurze Rundfahrt kurz hinter der Stadtgrenze. Frankfurter Allee nach Osten raus und hinter Hoppegarten nach Norden abgebogen. Durch Neuenhagen und Alt-Landsberg und dann über Ahrensfelde, Lindenberg und Malchow wieder zurück.
Zwar liegt Alt-Landsberg kurz hinter der Stadtgrenze, aber gefühlt ist es recht weit weg. Ein nettes kleines Städtchen und eine schöne kurze Tour. Hier war ich 2003 das erste mal auf einem Chaos Communication Camp – damals noch recht klein und überschaubar auf einer Pferdekoppel, aber auch extrem nerdig und bunt. Von der Tour habe ich leider keine Fotos.

Süden: Bestensee

Den Tag hatte ich mit einem zweiten Frühstück im 45 über Null begonnen. Das ist ein recht origineller Hofladen/ Cafe/ Bar/ Bikertreff in Selchow. Originell insofern, als der Laden am Ende der Startbahn Nord des Flughafens Schönefeld / BER liegt und daher normalerweise ein optimaler Ort für Planespotter ist. Coronabedingt bleibt man dort aber zur Zeit weitgehend vom Fluglärm verschont.

45 über Null – Hühner, Ziegen, Café, Bar, Liegestuhlwiese
45 über Null – Chillen in der Einflugschneise
Die Wiese hat extra Steine für die Seitenständer, damit die Motorräder nicht umfallen.

Von dort habe bin ich weiter nach Bestensee gefahren, um einen Freund zu besuchen, der Berlin mittlerweile hinter sich gelassen hat. Die Landstraßen und Alleen südlich von Berlin sind schön und in wirklich gutem Zustand. Ein schöner Ausflug und ein nettes Wiedersehen.

Südosten um Müggelsee und Dahme

Bei meinen vorletzten Ausflug wollte ich eine Rundtour um Müggelsee und Dahme durch die schöne, Wald- und wasserreiche Gegend südöstlich von Berlin machen um dann über Erkner, Rüdersdorf und Hoppegarten zurück nach Berlin zu fahren. Bei einer Straßensperre kurz vor Erkner klärte mich eine nette Polizistin darüber auf, dass Erkner aufgrund eines Triathlon komplett gesperrt wäre und man den Ort entweder über Köpenick oder über Niederlehme umfahren muss. Das sind mal locker 25 bis 30 Km Umweg. Puh!

Aber ich war ja ohnehin auf einem Ausflug und hatte Zeit. Also bin ich zurück nach Niederlehme und von dort habe ich ausnahmsweise mal ein Stück Autobahn genommen. Über den südlichen und den östlichen Berliner Ring bin ich bis zur Ausfahrt Freienbrink gefahren. Dort ist viel Gegend, ein Logistikzentrum – und die Baustelle von Tesla!

Baustelle Tesla Grünheide am 13.09.2020
Baustelle Tesla Grünheide am 13.09.2020


Also habe ich mich mal an den Bauzaun gestellt um die Wunderbaustelle mal anzusehen. Am Rand der Landstrasse standen viele Autos und Motorräder und bestimmt 50 Leute, die schauten und fotografierten. Die Menschen sind sehr daran interessiert, wie es aussieht, wenn mal etwas richtig gut funktioniert. So etwas ist man in Deutschland ja nicht mehr gewohnt. Das hohe Bautempo scheint übrigens ohne Wochenendarbeit möglich zu sein, denn an diesem Tag bewegte sich dort nichts.

Westen: Wolfslake

Mein letzter Ausflug hat mich zum Jugendspeedway Rennen auf dem Eichenring in Wolfslake geführt. Zunächst habe ich aber ziemlich deppert angestellt. Um das Dorf überhaupt zu finden, bin ich gefühlt eine Stunde immer drumherum über andere Dörfer gefahren und habe den entscheidenden kleinen Pfad dorthin x mal übersehen. Irgendwann habe ich eingesehen, dass es doch der kleine Feldweg aus zwei parallelen Betonstreifen sein muss.

Aber bin ich überhaupt auf Speedway gekommen? Auf den Berliner Motorrad Tagen hatte das Team von Wolfslake einen Stand und ich bin neulich auch noch über den Youtube Kanal von Egon Müller gestolpert. Der war in den 70ern schon das Idol von meinem besten Kumpel. Im zarten Alter von 9 Jahren sind wir zusammen mit seinem Vater beim Grasbahnrennen gewesen. Damit es uns nicht zu langweilig wurde, durften wir (natürlich auf dem Gelände rund um die Rennstrecke) mit einem Mofa herumfahren, das wie ein kleines Motorrad aussah – eine Garelli Bonanza. Damals habe zwei Dinge gelernt: Motorräder sind cool – und ein Auspuff ist heiss und man kann sich daran verbrennen.

Ein bisschen Nostalgie war also dabei. Und in Wolfslake war das Gefühl ähnlich: Irgendwas zwischen Rennatmosphäre und Familienausflug. Die Action kommt in Wellen. Erst ist es sehr nett und chillig, dann kommt etwas Unruhe auf und kurz darauf wird es laut. Und wenn die Kids wieder von der Bahn runter sind, wird es wieder entspannt und die Aschebahn wird wieder geglättet und befeuchtet.

Speedway Wolfslake – Das Fahrerlager
Speedway Wolfslake – familiäre Atmosphäre
Speedway Wolfslake – Vorstellung der jugendlichen Fahrer des Nachmittages

Zwei Sachen haben mich beeindruckt: Selbst die kleinen unter 10 Jahren (der jüngste Teilnehmer war 4 Jahre alt!) drehen den Gashahn ordentlich auf und driften quer um die Kurve, als ob es kein Morgen gibt. Und es ist kein reines Jungshobby mehr. Es waren so einige Mädchen am Start und die fuhren ganz vorne mit. Super!

Familiengeschichte – ein Teil davon

Ich wollte anfangen, den Keller aufzuräumen, als mir ein alter Koffer voller Fotos und Unterlagen in die Hände fiel. Darin fand ich ziemlich viel Material von meinen Großeltern väterlicherseits. Neben den zu erwartenden Fotos von Leuten, die ich nie kennengelernt habe waren so manche Schmankerl dabei. Mein Großvater bei der Arbeit an “seinem” Spektrometer (Schätzungsweise 60er Jahre), aber auch Fotos aus den 30er Jahren. Die Praxis von meinem Urgroßvater, die Gartenlaube, ziemliche viele Bilder von Ausflügen in die weitere Umgebung von Hannover mit dem Auto und sogar Bilder von einem Autounfall meines Urgroßvaters.

Opa im Labor am Spektrometer (60er Jahre)
Ausflüge mit dem Auto (30er Jahre)

Es fanden sich auch verschiedene Unterlagen, Ausweise und Bescheinigungen, wie z.B. Schriftwechsel meiner Großmutter mit der Handwerkskammer und ihr Kundenbuch (sie war selbständige Schneidermeisterin). Von Opa habe ich den ersten Führerschein gefunden – von 1934! Toll – ich habe meine alten nicht mehr.

Führerschein Klasse 3 von 1934(!)

Zeitgeschichtlich interessant finde ich Unterlagen bei denen man etwas überlegen muss, wozu sie gut waren. Eine “Legitimationskarte” ohne Hinweis, wozu sie legitimierte. Das “Arbeitsbuch” diente vermutlich als Nachweis für die Rentenversicherung?


Flüchtlingsausweis und Personalausweis der britischen Besatzungszone. Wobei “Flüchtlingsausweis” etwas hoch gegriffen ist, wenn zwar die Wohnung in Hannover zerbombt war, aber man auf den intakten Hof der Schwiegereltern ziehen konnte, der gerade mal 70 Km entfernt lag. Glück im Unglück.

Ich fand auch einen Mitgliedsausweis für eine Organisation, die ich nicht zeigen kann, ohne mich ggf. der Abbildung verfassungsfeindlicher Symbole schuldig zu machen (Nein, ich meine nicht das Parteibuch). Letztlich scheint es aber meinem Großvater nicht geschadet zu haben. Die “Entnazifizierung” hat etwas gedauert – aber er hatte sich nie direkt etwas zu Schulden kommen lassen und man konnte ja nicht langfristig auf Fachkräfte für den Wiederaufbau verzichten. Man achte auf den Gebührenbescheid. DM 20,- waren 1949 unverschämt viel Geld. Aber ohne diesen Zettel gab es keine vernünftige Arbeit.

Ich habe so lange die Unterlagen durchgesehen, dass der ursprüngliche Plan, den Keller aufzuräumen leider verschoben werden musste.

Ich fand den Blick in die Familiengeschichte einfach zu spannend. Zumal das die “gutbürgerliche” Seite meiner Familie ist. Es gibt auch noch eine eher “rote Seite”, aber darüber habe ich keine Unterlagen, was schade ist.

Nachschlag: Demonstrationen gegen geplante Motorrad Fahrverbote

An diesem Wochenende gab es – sozusagen als “Nachzügler” zum den Demos vom 04.07. – noch ein paar weitere Demonstrationen gegen die geplanten Motorradfahrverbote. Leipzig war mit offiziell 16.000 (!!) Teilnehmern dabei und auch in Berlin gab es erneut eine Demo. Auch wenn wir bei weitem nicht die Teilnehmerzahlen von Leipzig, Stuttgart oder Düsseldorf erreichen, so waren es doch immerhin wahrscheinlich 2.000 Teilnehmer. Offizielle Zahlen habe ich noch nicht, aber der Olympische Platz war voll!

Nach und nach füllt sich der Olympische Platz
Während der Ansprache vom BVDM

Die Strecke führte vom Olympischen Platz (vor dem Olympiastadion) über Theodor-Heuss-Platz 7km schnurgeradeaus über Kaiserdamm, Bismarckstraße und Straße des 17. Juni bis zum Brandenburger Tor.

Nach der Ankunft am Brandenburger Tor

In den letzten Wochen haben bundesweit bei vielen Aktionen weit mehr als 100.000 Motorradfahrer gegen Fahrverbote demonstriert. Die Zahl ist schon beeindruckend.

Noch wichtiger:
Alle Demos verliefen ruhig und friedlich.
Nirgends gab es Ausschreitungen, Pöbeleien, Rangeleien mit der Polizei, zurückgelassene Müllhalden oder sonstige Probleme. Es gab weder hochdrehende Motoren, noch Wheelies noch sonstige pubertären Einlagen.

Das ewige Trauerspiel: Unsachliche Berichterstattung durch die Medien

100.000 friedlich demonstrierende Menschen. Und trotzdem hören die Medien nicht auf, die Demos kleinzuschreiben, am Thema vorbeizuschwadronieren bis kurz vor die Verleugnung. Beispiele:

  • Bild schreibt von 5.000 Teilnehmern in Leipzig, obwohl selbst die Polizei 16.000 gemeldet hatte.
  • Immerhin hatte Bild aber die zentrale Forderung verstanden und konnte sie wiedergeben, was Christian Stöcker in seiner Kolumne im Spiegel nicht gelang. Er entblödet sich nicht, sein wirres Geschreibsel mit dem Satz “Deutsche Motorradfahrer demonstrieren zu Tausenden für ihr Recht, weiterhin überall und immer Lärm machen zu dürfen” einzuleiten. Nicht zugehört, nicht nachgefragt, nichts verstanden.
    Thema verfehlt. 5 Minus Herr Stöcker – setzen!
  • In einer anderen Publikation (habe mir leider nicht mehr gemerkt wo) musste der Autor schwülstig von “testosterongetränkter Stimmung” und “Schwanzverlängerung” schreiben. Man kann sich natürlich in seinen eigenen Vorurteile suhlen, aber man könnte auch einfach mal hinkommen und erstaunt feststellen, wie viele Frauen mittlerweile Motorrad fahren. Und zwar auch gerne die großen Kaliber.
  • Kein Einziger Bericht, den ich gesehen habe, hat sich wirklich inhaltlich mit dem Thema auseinandergesetzt. Den Forderungskatalog des Bundesrats mit dem geltenden Recht abgeglichen, Betroffene befragt (weder Streckenanwohner, noch Motorradfahrer) oder sonstwie recherchiert.
  • Die ständigen scheinbar subtilen Seitenhiebe und handwerklichen Ungenauigkeiten in der täglichen Berichterstattung tragen zur Verunglimpfung bei. Wenn z.B. in einer Überschrift steht “150 Raser bei Verkehrskontrollen geschnappt”, das Aufmacherfoto selbstverständlich einen Motorradfahrer zeigt, aber von den 150 erwischten nur 20 Motorradfahrer waren. Oder in jeder Randnotiz das Wort “rasen” steht, anstatt “fahren”. Das ist negtives Framing und es findet ständig statt.

Sicher – man muss Motorräder nicht mögen. Man kann sie auch für überflüssig halten. Ich halte auch so einiges in diesem Land für überflüssig. Ich erwarte von Journalisten aber, dass sie ihren Job machen, sich die Zeit nehmen, die Argumente zu verstehen und diese auch dem Leser mitzuteilen. Einfach nur Meinung abzusondern und auf Gruppen rumzuhacken ist in meinen Augen unprofessionelles Geschreibsel auf dem Niveau von “Giesela’s Dorfblog” oder schlicht Propaganda.

Bitte nicht vergessen – Motorräder haben auch Vorteile

Und noch etwas wäre wichtig: Es wird immer so getan, als ob jedes Motorrad ein eigentlich überflüssiges Hobbygerät wäre.
Für viele ist es auch einfach die günstigste Möglichkeit, selbstbestimmt motorisiert von A nach B zu kommen. Für Jugendliche auf dem Land sogar die einzige. Man schaue sich unter der Woche mal vor den Berufsschulen um.
Zum Thema Umwelt: Sie verbrauchen erheblich weniger Rohstoffe und weitaus weniger Treibstoff, als ein Auto und benötigen kaum mehr Stellfläche, als ein Fahrrad.

Mein Fazit

Schön, dass wir mal gezeigt haben, wie viele wir sind und was uns wichtig ist. Auch wenn das Thema in vielen Medien völlig verzerrt wiedergegeben wurde – ich hoffe, dass die politisch verantwortlichen die Position verstanden haben.
So – und jetzt lasst uns zusammensetzen und Lösungen finden. Das wird sicherlich an vielen Stellen schwierig, aber so ist Demokratie nun mal – anstrengend.

HP DeskJet Pro 9014 und Linux

Mein alter Drucker/Scanner/Fax/Kopierer (HP DeskJet Pro 8500) hat nach 10 Jahren das Zeitliche gesegnet. Der Druckkopf war eingetrocknet und wollte sich nicht mehr reinigen lassen. Also musste Ersatz her. Und dieser muss mit Linux funktionieren. Da wird die Auswahl schon recht dünn.

Frisch aus dem Karton

Ich habe mich für den OfficeJet Pro 9014 entschieden, weil HP traditionell den besten Linux Support hat. Das Gerät ist etwas kompakter und leichter, als der 8500, hat aber ebenfalls eine Duplexeinheit für beidseitigen Druck und einen automatischen Einzug für den Scanner.

Drei Farben – und schwarz (steckt schon im Drucker)

Und was ist mit Linux?

Der Drucker hängt per Kabel im heimischen Netzwerk. Mein Laptop mit Linux Mint 19.3 läuft. Der Drucker wird automatisch erkannt und kann sofort benutzt werden. So weit, so schön. Jetzt SimpleScan öffnen und… nix geht. Kein Scanner auffindbar. Egal, was ich versucht habe. Hmmm… :-(

Nächster Tag. Das System meint, ich könne jetzt auf Linux Mint 20 upgraden. Das probiere ich erst mal mit meinem Zweitrechner. Dauert etwas, läuft aber problemlos. SimpleScan heisst jetzt Dokument-Scanner und findet den OfficeJet. Scannen vom Rechner ist jetzt kein Problem mehr.

Damit tut der MuFu jetzt, was ich benötige – Jippieh!

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