tiny little gizmos

Himmelfahrt aufs Land

Das verlängerte Himmelfahrt-Wochenende habe ich genutzt um dem stickigen Berlin zu enfliehen. Es zog mich auf das Land – genauer gesagt ins südliche Niedersachsen.

Als „Basislager“ hatte ich ein kleines Apartement in Northeim angemietet um von dort aus Verwandte und Freunde zu besuchen. Dazu fuhr ich nach Immensen, Sebexen, Lagershausen und Bockenem. Zudem wollte ich endlich die Oldtimer-Ausstellung im PS-Speicher in Einbeck ansehen.

Alles in allem ein straffes Programm für vier Tage. Trotzdem kam keine Hektik auf. Jeder Besuch war schön und die Gespräche sehr nett und interessant.

Northeim

Northeim ist eine Kreisstadt, die im Leinetal knapp 80km südlich von Hannover und 20km nördlich von Göttingen liegt. Die Altstadt mit vielen gut erhaltenen Fachwerkhäusern ist hübsch, teilt aber leider das Schicksal vieler Klein- und Mittelstädte: Ein sehr großer Teil der Läden und Geschäfte steht leer oder weist geringwertige Nutzung auf. Immerhin gibt es noch Verwaltung etwas Gastronomie und sogar ein Kino, aber der Gesamteindruck ist trotz der schönen Gebäude leider recht traurig.

Northeims Fußgängerzone mit extremen Leerstand der Ladengeschäfte
Schöne Fachwerkhäuser in den Seitenstrassen von Northeims Altstadt

Schön ist hingegen die Lage der Stadt. Bei einem Spaziergang im Wald ging immerhin 200m hinauf auf den Wieter (326m ü. NN), wo ein Aussichtsturm und ein Ausflugsrestaurant stehen. Leider waren beide geschlossen, aber der Ausblick nach Nordwesten über Northeim und das Leinetal bis zum Solling war auch so schön. Der Buchenwald schien mir in recht gutem Zustand zu sein und an vielen Stellen roch es gut nach Waldmeister oder Lauch.

Blick vom Wieter über Northeim und das Leinetal bis zum Solling

Einbeck

Einbeck liegt 15km norwestlich von Northeim. Die beiden Städte haben viel gemeinsam: Beide sind Mittelzentren von jeweils ungefähr 30.000 Einwohnern mit gut erhaltener Altstadt und vielen Fachwerkhäusern. Trotz der räumlichen Nähe und den genannten Gemeinsamkeiten hatte ich den Eindruck, dass Einbeck deutlich lebhafter ist. Es gibt dort viel weniger Leerstand, der Markt war gut besucht, der PS Speicher zog sehr viele Besucher an und ich war sogar in zwei Galerien.

Kunstvoll geschnitzte Fassadenelemente an der Einbecker Touristeninformation
Einbecker Altstadt mit weniger Leerstand als Northeim
PS Speicher in Einbeck – Geschichte der Motorisierung

Vom PS Speicher hatte ich schon mehrfach gehört und bin nun endlich dazu gekommen, ihn zu besuchen. Es ist eine beeindruckende Sammlung von Fahrzeugen vom späten 19. Jahrhundert bis heute. Nicht nur die Masse und der Zustand der Fahrzeuge ist bemerkenswert, sondern die Präsentation ist sehr gelungen. Auch eine Freundin, die sich eigentlich nicht sehr für Fahrzeuge interessiert hat den Besuch empfohlen.

Die Hauptausstellung ist chronologisch aufgebaut, gibt auch Einblicke in den jeweiligen historischen Kontext. Dazu gibt es weitere Sonderausstellungen von „Kleinstwagen“ bis zur LKW-Sammlung. Auf jeden Fall sollte man genügend Zeit mitbringen, denn selbst für die Hauptausstellung sind 4 Stunden eher knapp bemessen, wenn man die Fahrzeuge nicht nur eines flüchtigen Blickes würdigen möchte. Vermutlich werde ich dazu noch einen eigenen Artikel schreiben. Alleine schon wegen der schönen Fotos… ;-)

Bockenem

Bockenem ist eine Kleinstadt im Landkreis Hildesheim, die mit nur 10.000 Einwohnern deutlich kleiner ist, als Northeim und Einbeck. Das Zentrum besteht ebenfalls überwiegend aus Fachwerkhäusern, die fast alle aus der Zeit nach dem großen Stadtbrand von 1847 stammen. Die Stadt leidet deutlich unter dem demographischen Wandel und der Abwanderung jüngerer Personen. Die Kernstadt hatte im Jahr 2000 noch 5100 Einnwohner und 2015 bereits nur noch 4300. Bilder habe ich nicht, weil ich mich dort auf das Fachwerkhaus konzentriert habe, das mein Cousin seit einigen Jahren erfolgreich restauriert. Unsere Gespräche drehten sich viel um bauliche Details, Finanzierungsfragen und den teils irrwitzigen Kampf mit dem Amt für Denkmalschutz.

Die Dörfer

Bis jetzt habe ich nur von Kleinstädten berichtet, aber ich war auch richtig auf dem Land. Verwandte und Freunde wohnen in den Dörfern Immensen, Sülbeck, Edemissen, Lagershausen, Eboldshausen und Sebexen. Für die ganz große Runde hat die Zeit nicht gereicht. Aber dort, wo ich war hatten wir genügend Zeit um in Ruhe über viele kleine und große Dinge zu reden. Schöne Erinnerungen und auch die weniger angenehmen Seiten, die zum Leben dazugehören. Auch ein kurzer Besuch auf dem Friedhof am Grab meines Großonkels und seiner Frau war dabei.

Immensen bei Einbeck

Abgesehen von Familiengeschichten haben wir uns über Themen wie Landwirtschaft, Umweltschutz, Strukturwandel, Flüchtlinge (nach dem 2. Weltkrieg und heute) unterhalten.

Es ist recht erholsam, solche Themen auch mal mit geerdeten Menschen zu diskutieren, die jenseits der Medienblasen der Großstädte leben. Denn meine Verwandten mögen zwar auf dem Dorf wohnen, aber ganz sicher nicht hinter dem Mond.

Jemandem, der jahrzehntelang in der Landwirtschaft tätig war, muss kein Akademiker (m/w/d) aus der Großstadt die Probleme der industriellen Landwirtschaft erklären. Da bin ich lieber still und höre den Fachleuten zu.

Zwar sah der Buchenwald bei Northeim auf den ersten (Laien)Blick recht gesund aus. Aber die Hügel oberhalb von Sebexen waren weitestgehend kahl, wo früher Fichtenwald stand. Jemand in dem Dorf, der selbst Waldanteile besitzt und sein Haus mit Holz heizt (mit einer rafinierten elektronisch gesteuerten Mischung aus Kaminofen und Warmwasserheizung) ist sich sehr genau über den Klimawandel im klaren. Erst Trockenheit, dann Borkenkäfer und für den Rest hat ein Sturm gesorgt, der in wenigen Minuten den 70 Jahre alten Forst komplett gefällt hat.

Und wenn in einem Dorf von 300 Einwohnern immerhin 30 Geflüchtete Personen aus der Ukraine untergekommen sind, finde ich das schon bemerkenswert. Insbesondere, weil die meisten schon einigermaßen ins Dorfleben integriert sind.

Aber ich glaube, dass ich zu den großen Themen auch noch einen gesonderten Artikel schreiben werde.

Der Ausflug ist hier zu Ende. Es hat mir sehr viel Spass gemacht. Gerne komme ich wieder in diese nette Gegend.

Die wahrscheinlich lässigste Musikmesse der Welt

Vom 12. bis 14. Mai 2022 fand in Berlin die Superbooth statt – eine Messe rund um elektronische Musik mit dem Schwerpunkt Modularsythesizer. Elektronische Musik und Berlin passt perfekt zusammen. Von Tangerine Dream bis Techno – der Sound von Berlin ist elektronisch, also passt hier auch gut eine entsprechende Messe hin.

Ich habe die Superbooth zum ersten Mal besucht. Jede Erwartung, die man an eine Musikmesse haben kann, wurde dort auf den Kopf gestellt. Das vermeintliche Nischenthema „analoge Modularsythesizer“ klingt irgendwie sehr technisch und trocken. Und Messen machen in der Regel auch keinen Spaß. Meist große Hallen mit viel Gedränge und schlechter Luft, geschäftiges Abklappern von potentiellen Geschäftspartnern, langweilige Stände, Prospekte sammeln, Verkaufsgespräche, Visitenkarten austauschen und so weiter. Am Ende zählt, wie viel Kontakte und Abschlüsse man gemacht hat.

Superbooth 2022 Plakat

Die Superbooth entpuppte sich als genau das Gegenteil: Ein total entspanntes Happening von Leuten, die elektronische Musik und die Instrumente lieben. Nebenbei wurde sicherlich auch das eine oder andere Geschäft angebahnt, aber das Ganze hat sich mehr nach Festival oder nerdigem Hackercamp (siehe Chaos Communication Camp 2015) angefühlt, als nach Verkaufsmesse. Und das ist auch die Absicht des Veranstalters.

Die Anti-Messe

Die Geschichte fängt vor 20 Jahren mit einem Gemeinschaftsstand auf der großen Frankfurter Musikmesse statt, auf dem sich mehrere Kleinsthersteller zusammengetan haben (daher der Name „Superbooth“). Analoge Modularsysnthesizer waren damals völliges Nischenthema und daher monetarisch für so eine Riesenveranstaltung eher uninteressant. Im Laufe der Jahre wuchs wohl die Unzufriedenheit mit der Frankfurter Musikmesse und 2015 entschied sich Andreas Schneider, aus dem Gemeinschaftsstand eine eigene Veranstaltung zu machen. Und dort sollte so einiges anders werden.

Der besondere Ort

Das fängt schon mit der Wahl des Veranstaltungsortes an. Keine Messehalle, keine angesagte Location in einem trendigen Szenebezirk in der Innenstadt, sondern das FEZ in der Wuhlheide. Für Nicht-Berliner: Die Wuhlheide ist ein städtisches Waldgebiet, das in Oberschöneweide zwischen den Stadtteilen Karlshorst und Köpenick liegt. Darin befindet sich neben einer Freilichtbühne und einer Parkeisenbahn (ehemals Pioniereisenbahn) das Freizeit- und Erholungszentrum (FEZ – ehemals Pionierpalast „Ernst Thälmann“). Man fährt also aus der Stadt heraus und läuft dann erst mal einen knappen Kilometer durch den Wald, bis man am FEZ ankommt. Das fühlt sich schon mal sehr anders an, als zu einem Messegelände zu fahren und hat bereits Einfluss auf die Stimmung.

Von der S-Bahn zur Messe erst einmal 800m durch den Wald

FEZ Foyer und zwei Stockwerke mit Ausstellerräumen

Das FEZ ist ein recht großes Gebäude aus den späten 70er Jahren. Und hier fühlt sich alles auch noch einigermaßen konventionell an: Foyer, Auditorium für Vorträge und viele Räume für Aussteller. Hier ist aber nur ein Teil unterbracht. Ein anderer Teil der Aussteller ist in Hütten oder Zelten untergebracht, die auf dem Gelände verstreut liegen. Es gibt also keine Messestände im engeren Sinn. Das Ganze wird ergänzt um Bühnen für Auftritte an einem kleinen See oder in einem Zirkuszelt.

Ausstellerzelte, locker im Wald verstreut

Der Umgang mit Menschen

In diesem Jahr schnitt Andreas Schneider auch noch den letzten Zopf konventioneller Messen ab: Den Fachbesuchertag.

Auf großen Messen ist es üblich, Pressevertretern und einigen ausgewählten Personen bereits vor der offiziellen Eröffnung Zutritt zu geben. Schneider wischte das weg mit dem Argument: „Jeder, der zu dieser Veranstaltung kommt, ist Fachbesucher“ und machte keinen Unterschied zwischen Presse, Händler, Musiker oder auch „nur“ Musikinteressierten.

Das Ergebnis ist ein bunter Haufen Menschen, der sich einfach für dasselbe interessiert. Man bewegt sich sich in einer entspannten Umgebung, läuft mal hier und mal dort hin und tauscht sich mit Gleichgesinnten aus.

Und das wirkt! Man kommt sehr locker mit wirklich jedem ins Gespräch. Keine Person wird erst mal darauf abgecheckt, wie wichtig sie vermeintlich ist. Alle sind auf Augenhöhe. Jeder ist neugierig und jeder erzählt auch gerne was sie/er macht. Man wird nicht schräg angesehen, wenn man sich als Neuling in dem Bereich outet, sondern es wird erklärt und Mut zugesprochen („Be patient. We’ve all been there. Start small and practice. The more you do, the more you understand. The more you understand, the better you will know, what you really need.“).

Die Großen

Falls das jetzt eher nach Jahreshauptversammlung der Kaninchenzüchtervereins Wuhletal anhört – lasst Euch nicht täuschen.

Das Publikum ist genau so international, wie die Aussteller und es lassen sich auch bekannte Personen blicken. Im letzten Jahr mischte sich z.B. Jean Michel Jarre unter die Besucher und ich habe ein Podiumsgespräch mit Dave Smith, Markus Ryle und Tom Oberheim anlässlich der Vorstellung des neuen Oberheim OB-X8 gehört. Die drei haben etliche der besten Analogsynthesizer der 70er und 80er Jahre entwickelt und sind absolute Koryphäen! Tom Oberheim war leider nur per Video zugeschaltet. Schade, aber verständlich. Er ist immerhin mitten in seine 80er Jahren. Immerhin sind die anderen beiden extra aus den USA gekommen um das neue Instrument zu präsentieren, das sicher eines der Highlights der Messe war.

OB-X8, Dave Smith, Tom Oberheim (Video) und Marcus Ryle (v.l.n.r.)

Viele schöne, kleine Juwelen

Es waren viele der größeren, bekannten Hersteller vertreten: Korg, Yamaha, Moog, Sequential, Novation, Nord, Rhodes usw.
Was die Superbooth aber so besonders macht, ist die unglaubliche Menge kleiner und kleinster Hersteller von Klangmodulen. Deren Exponate zeichnen sich meist durch Originalität, Verspieltheit und Detailliebe aus. Man merkt, dass das nicht einfach hart kalkulierte Industrieprodukte sind, sondern Kleinserien in die viel Liebe und Herzblut geflossen sind. Oftmals sind die Anbieter selbst Musiker, die einfach das entwickelt haben, was sie selbst haben wollten und nirgends kaufen konnten.

Aus der riesigen Menge, stelle ich mal exemplarisch drei Module für Eurorack Synthesizer vor, die ich sehr interessant fand.

Der liebevolle 80er Jahre Look bei XOR stimmt auf das Produkt ein
NerdSeq – wie ein Soundtracker auf den alten Heimcomputern der 80er und 90er.

Spannend fand ich den NerdSEQ von XOR-Electronics. Ein Mehrspur-Sequencer, der nach dem Prinzip der Soundtracker funktioniert, mit denen in den 80er und 90er Jahren Musikstücke auf Heimcomputern erstellt wurden. Um den Nerdfaktor zu erhöhen, kann man das Gerät per Joypad bedienen und eine Ausgabe per Videosignal an einen Röhrenmonitor(!) ist auch möglich.

LPZW zeigte ein Drummodul, das wie ein TR606 von Roland klingt

Bei LPZW.Modules fand ich den 6m0d6, ein Modul, das im Prinzip eine Roland TR-606 Drummachine ist. Der Sound ist knackig und die Vorführung zeigte, wie sich durch ein simples LFO Signal, lebendigere Hi-Hats oder Toms erzeugen lassen.

Der Arbhar von Instruo – ein kompakter Granularsynthesizer

Instruo aus Glasgow hatten zwei Racks dabei, die optisch zu den schönsten der gesamten Messe gehört haben. Die Kombination aus dunklem Holz, mattschwarzen Oberflächen und goldener Beschriftung hatte besten Steampunk-Appeal. Und die Demonstration des Granularsynthesizers arbhar zeigte, dass sich mächtige Soundmöglichkeiten und einfache Bedienung nicht ausschließen müssen.

Bei den kleinen Anbietern habe ich stets gefragt, woher sie sind. Mein Eindruck ist, dass „Eurorack“ nicht nur ein technischer Standard ist, denn die meisten kamen aus Osteuropa, Spanien, United Kingdom oder Deutschland. Asiatische Anbieter habe ich in diesem Segment gar nicht gesehen und Amerikaner waren auch rar. Ich habe zum Beispiel Intellijel aus Kanada vermisst, die wirklich erstklassige Module und Racks herstellen. Aber egal, mit wem man sprach: jeder, wirklich JEDER hat Schwierigkeiten, die benötigten elektronischen Bauteile in genügender Stückzahl zu bekommen.

Und sonst?

Tonnenweise Zeug, Zubehör, Cases, Software. Wenn ich von Modularsynthesizer rede, sind hier meist die kleinen Eurorack-Module gemeint. Es gab aber auch immerhin zwei Anbieter, die Module im größeren Moog-Format anboten und im Bungalowdorf war auch noch Buchla zu finden.

Selten: Module im Moog Format 5HE mit 6,5mm Klinkenstecker


Ich hatte noch gute Gespräche bei Bitwig, deren Workstation Software der Kern meines kleinen Heimstudios ist und gleich daneben stand noch der Colani-Truck, den Arturia zur Präsentation ihrer Produkte nutzte. Als ich erzählte, wie zufrieden ich mit meinem Keylab-88 Masterkeyboard und den tollen Software Synthesizern der V-Lab Collection bin, habe ich gleich ein T-Shirt dafür bekommen. Ungewöhnlich für Merchandising: Die Textilie hat eine sehr gute Qualität – und der Firmenname fehlt (!). Es gibt nur einen Mini-Aufdruck „_The sound explorers“.

Insider – Merchandising. Okay, warum nicht?

Zeltstadt mit dem Truck von Arturia

Livemusik

Zur Messe gehörte auch ein Programm von Live Performances. Leider traten viele Acts, die mich interessiert hätten bereits an den Vortagen auf, wie z.B. Julia Bondar. Aber das hält einen ja nicht davon ab, mal hier oder dort reinzuhören.

Schneider TM live im Zirkuszelt
Publikum vor der Strandbühne
Livemusik im Bungalowdorf

Manches war akustisch etwas anstrengend, aber im Großen und Ganzen, konnte man meist gut zu den Acts entspannt abhängen und z.B. mit einem Bierchen in der Hand den Sonnenuntergang genießen.

Fazit

Tja, mein Fazit steht ja schon in der Überschrift: „die wahrscheinlich lässigste Musikmesse der Welt“ :-D
Hat mir sehr gut gefallen und ich werde auch nächstes Jahr gerne wiederkommen. Ich überlege, dann evtl. sogar zwei Tage einzuplanen, denn ich habe so einige Dinge nicht mehr geschafft. Den neuen Oberheim hätte ich gerne ausprobiert, Moog habe ich aus Zeitgründen nicht geschafft und bei Rhodes hätte ich auch gerne das neue E-Piano ausprobiert.

Im Nachgang fiel mir auch auf, dass so ungefähr alle Fachmagazine und Blogs anwesend waren und berichtet haben. Dabei fand ich ganz interessant, dass jeder irgendwie einen eigenen Schwerpunkt hatte und andere Dinge berichtete, als die anderen Publikationen. Aber es waren sich alle einig, dass die Superbooth entspannt, familiär und einfach toll war. In seiner Nische ist diese Veranstaltung mittlerweile eine der großen und renommierten.

Motorradgottesdienst Friedrichswalde 2022

Letzten Sonntag am Muttertag war es so weit:
Der 27. Motorradgottesdienst in Friedrichswalde zog wieder hunderte motorradbegeisteter Menschen in das beschauliche Dörfchen Friedrichswalde im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, ca. 70km nördlich von Berlin.

Unter anderem auch mich ;-) .

Nachdem die Veranstaltung coronabedingt in den letzten beiden Jahren ausfiel (siehe Motorradgottesdienst Friedrichswalde 2021) war die Vorfreude groß, als klar wurde, dass in diesem Jahr wieder eine echtes Treffen mit vielen gleichgesinnten Menschen stattfinden kann.

Petrus half nach Kräften – das Wetter hätte nicht besser sein können. Strahlender Sonnenschein und Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad sind perfekt für eine kleine Motorradtour durch Wälder, vorbei an Seen und knallgelben Rapsfeldern.

Ein Traum: Sonne, Büsche, Bäume, Raps und kaum Verkehr (Foto von der Helmkamera)

Und so war für mich bereits die Hinfahrt ein Fest. Am Motorradfahren liebe ich das Unmittelbare. Genau das, was einem zu Beginn auf zwei Rädern Angst macht, nämlich keinen Stahlkäfig um sich herum zu haben, der einen von der Umwelt abschirmt, ist an solchen Tagen einfach großartig.

Man rast nicht mit Termindruck über die Autobahn, sondern kreuzt locker und lässig über die kleineren Kreisstraßen. Der Fahrtwind ist nicht mehr kalt, man hat den Rundum-Blick in die Landschaft und die Gerüche der blühenden Pflanzen macht einen fast schon ein wenig high. Genial!

Die hübsche Dorfstraße wird von hunderten Motorrädern gesäumt

Je näher ich Friedrichwalde kam, um so höher wurde die Dichte an Motorrädern jeder Coleur auf der Fahrbahn. Im Ort angekommen habe ich meine Suzi bei den anderen Bikes, die malerisch am Rand der Dorfstrasse standen, eingefädelt und weiter ging es dann zu Fuß in Richtung Ortsmitte zur Kirche.

Die Kirche in der Dorfmitte

Dort war es schon sehr belebt. Die vielen Menschen standen in Gruppen beisammen oder saßen auf den Bänken, die vor der Kirche aufgestellt waren, klönten miteinander, aßen und tranken und ließen es sich gut gehen. Ein richtiges hübsches kleines Dorffest mit Bratwurst, Getränken und Kuchen – und mit der Besonderheit, dass mindestens zwei Drittel Motorradkleidung trugen. Es zwar angenehm warm, aber nicht so warm, dass man es in der Kluft nicht mehr aushielt. Perfekt!

Rund um die Kirche findet das Fest statt

Wenn man schon mal da ist, schaut man natürlich, wer noch so gekommen ist (mein Kollege, der eigentlich mitkommen wollte war leider doch verhindert) und vor allem mit was für Fahrzeugen.

Und auch dieses Mal glich kaum eine Maschine der anderen. Egal ob alt oder neu, Supersportler, Naked, Chopper, Cruiser, Gespann – alles war zu finden. Auch die Simson-Fraktion war wieder gut und zahlreich vertreten. Ich zeige einfach mal zwei Bilder von historischen Maschinen.

Alt, Originalzustand und selten: Viertakter mit Beiwagen von Simson

Viele Schmuckstücke waren dabei – unter anderem top restaurierte Oldtimer

Der Gottesdienst begann um 14:00 und wurde bereits eine halbe Stunde vorher eingeläutet. Die Kirche füllte sich bald und ich nahm wieder auf dem Balkon Platz. Die musikalische Untermalung aus Rock und Blues kam auch in diesem Jahr wieder von FatHat.

Die Band. Rock und Blues mit Message

In seiner Predigt sprach Pfarrer Ralf Schwieger auch diesmal vordergründig von der Freiheit, Motorradfahren zu können und zu dürfen. Natürlich ist das aber auch als Metapher für Lebensfreude, jahrzehntelange Freundschaft und Toleranz in schwierigen Zeiten zu verstehen, gerade wenn nicht weit entfernt ein Krieg tobt.

Ich könnte mir vorstellen, dass es in diesem Jahr besonders herausfordernd war, passende Metaphern zu finden und den richtigen Ton zu treffen. Und so ging es bei der Andacht nicht nur um die Verstorbenen und Kranken, um Freunde und Familie, sondern ebenso um die Opfer des Krieges.

Die Gemeinde bei der Andacht

Nach dem Gottesdienst war noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Start der gemeinsamen Ausfahrt. Damit mein Flüssigkeitspegel in der trockenen Wärme stimmt und der Kreislauf stabil bleibt, holte ich mir noch ein Wasser vom Getränkestand, als ich plötzlich meinen Namen hörte. Ich dachte noch „Nanu, wer kennt mich hier?“ und als ich mich umdrehte, begrüßte mich Pfarrer Ralf Schwieger. Ich muss zugeben, dass mich das etwas verblüfft hat. Ich habe selbst leichte Schwierigkeiten, mir Namen von Menschen zu merken, mit denen ich nicht ständig zu tun habe. Er kennt wer weiß wie viele Menschen und erinnert sich an meinen Namen, obwohl wir uns nur einmal unterhalten hatten – vor genau einem Jahr bei einer Bratwurst auf Gut Gollin.

Ich versprach ihm, auch in diesem Jahr wieder einen Artikel zu schreiben. Viel Zeit blieb nicht, denn nun ging es zurück zu den Motorrädern zur gemeinsamen Ausfahrt.

Motorradstaffel der Johanniter

Die Ausfahrt wurde von Polizei und der Motorradstaffel der Johanniter begleitet. Gefahren wurde im geschlossenem Verband (Kolonne). Die Tour führte zunächst nach Osten in Richtung Angermünde, knickte vorher nach Süden ab, weiter vorbei an Kloster Chorin und über Britz und Golzow wieder zurück nach Friedrichswalde.

Ich verabschiedete mich kurz nach Chorin aus dem Verband und machte mich über Eberswalde, Biesenthal und Bernau auf den Rückweg nach Berlin.

Wuselig – sammeln zur gemeinsamen Ausfahrt

Toleranz und Rücksicht

Die jährlich Ausfahrt von ein paar hundert Motorrädern ist in der Region ein Ereignis. Überall stehen Schaulustige und ganze Familien an den Straßenrändern, filmen, fotografieren und winken. Einige haben es sich mit Campingstühlen und -Tischen gemütlich gemacht. Ich habe nur zwei Menschen wahrgenommen, die den Konvoi nicht lustig fanden. Ansonsten nur freundliche Gesichter. Das war mir auch bereits 2019 aufgefallen.

Das finde ich toll in einer Zeit, in der viele Menschen immer weniger Toleranz für Dinge aufbringen, die nicht ihrem Weltbild entsprechen.

Auf der anderen Seite bedeutet das für mich natürlich auch eine Verpflichtung.

Wenn ich mit dem Motorrad diese wunderschöne Landschaft besuche, fahre ich gesittet, bemühe mich, Krach zu vermeiden und den Menschen nicht auf die Nerven zu fallen. Und ich denke, dass ich damit nicht alleine bin. Ich habe an diesem Tag extrem viele Motorradfahrer (m/w/d) gesehen, und mir ist dabei niemand durch schnelles Fahren, extreme Lautstärke oder sonstiges Rumgeprolle aufgefallen.

Geht doch!

Fazit

Auch in diesem Jahr war der Motorradgottesdienst wieder sehr gelungen. Eine wirklich schöne Veranstaltung.
Mein Dank geht an Pfarrer Schwieger und seine Frau, den vielen Helfern, der Motorradstaffel der Johanniter, der Polizei, und den Anwohnern.

Ich freue mich bereits jetzt auf Muttertag 2023.

Das Interview zu meinem neuen Album

Die Eine oder der Andere weiß, dass ich hin und wieder an etwas Musik bastele. Immer wenn ich einen Schwung Songs fertig habe, erkläre ich das zu einem „Album“, gebe dem Ganzen Namen und Cover und veröffentliche es hier auf meinem Blog. Und weil es jetzt wieder so weit ist, gebe ich mir selbst augenzwinkernd auch gleich noch ein „Interview“ dazu.

Viel Spass beim Lesen und Anhören.


Hallo Dirk, Wir sitzen hier heute zusammen, um über Dein neues virtuelles Album „Der Schritt zurück“ zu sprechen. Es ist das mittlerweile 7. Album von Dir seit 2009.

Es ist für mich tatsächlich ein sehr besonderes Album, darum freue ich mich, dass wir heute darüber sprechen. Ich bin ja kein ausgebildeter Musiker, sondern Softwareentwickler. Und bei diesem Album habe ich in mehrfacher Hinsicht echten Fortschritt erzielt.

„Der Schritt zurück“ Frontcover

Worin siehst Du die Weiterentwicklung?

Nun, zunächst sicherlich handwerklich. Als ich um 2005 meine ersten Songs aufgenommen habe, fehlte mir noch fast jedes Wissen im musikalischen Bereich. Ich habe weder Akkorde, noch Rythmik, Songstruktur, Arrangement oder Sounddesign verstanden. Es war alles trial and error.

Meine Songs waren damals zu 90% Schrott und 10% bestenfalls originelle Klangskizzen. Über die Jahre wurde das langsam besser und ab 2009 habe ich diese Klangfragmente gesammelt. Die ersten beiden Alben „Raw Fragments“ und „Furthermore“ zähle ich zu dieser Phase.

Du meintest Fortschritt in mehrfacher Hinsicht. Was ist Dir noch wichtig?

Normalerweise benötige ich mindestens 12 Monate um genügend brauchbare Songs zusammenzutragen. Diesmal war ich durchgehend inspiriert und habe die 11 Songs in nur knapp vier Monaten geschrieben und aufgenommen.

Neu für mich ist, dass ein gemeinsames Konzept hinter allen 11 Songs steht. Ich habe deshalb zielgrichtet gearbeitet und es gab auch weniger Ausschuss als sonst.

Welches Konzept hattest Du im Kopf und wie kamst Du darauf?

Eigentlich sind es sogar zwei Konzepte: Ein inhaltliches und ein technisches.

Vielleicht magst Du erst etwas zum technischen Konzept sagen?

Gerne. Das war auch tatsächlich der Ausgangspunkt. Mich faszinieren die Sythesizer der 80er Jahre. In diesem Jahrzehnt ist musikalisch und soundtechnisch so unfassbar viel passiert. Und es ist natürlich die Musik meiner Teenager Zeit die mich emotional berührt.

Diese mittlerweile klassischen Synthesizer haben jeweils einen eigenen, speziellen Charakter und sind daher bei Sammlern und Musikern immer noch heiss begehrt. Das bedeutet irre teure Gebrauchtpreise – falls man überhaupt jemanden findet, der ein Gerät verkauft.

Wobei – teuer waren sie damals ja auch. Ich hatte damals um 1985 einen Roland Jupiter 8 in einem Laden in Hannover gesehen, aber durfte ihn nicht anfassen, weil er sagenhafte 15.000 DM kostete. Die weniger teueren Geräte, wie den legendären Yamaha DX-7 durfte man für eine halbe Stunde ausprobieren, wenn man keinen „echten“ Kunden nervte.

Zum Vergelich: Für 15.000 DM hat man damals einen neuen Mittelklassewagen bekommen. Und dann gab es ja noch die absoluten High-End-Geräte wie Fairlight und Synclavier die mit 100.000 DM – 250.000 DM so viel kosteten, wie Einfamilienhäuser.

Und heute, nach 40 Jahren Computerrevolution besitze ich fast alle dieser Traumgeräte. Natürlich nicht im Original, sondern als Softwareemulation auf meinem Mac.

Auf Youtube habe einige Musiker eine sogenannte „One Sythesizer Challenge“ gemacht. Es geht dabei darum, einen kompletten Song ausschließlich mit einem einzigen klassischen oder sehr spziell klingenden Synthezizer aufzunehmen. Kein weiteres Instrument ist erlaubt. Die Herausforderung liegt natürlich in der klanglichen Beschränkung. Da ich die meisten meiner Traumgeräte mittlerweise besitze – wenn auch nur als Software – habe ich mir gedacht:

„Klingt lustig. Das probiere ich auch“.

Gleich der erste Versuch mit einem vergleichsweise unscheinbaren und günstigen Casio CZ-101 fand ich derart
überzeugend, dass ich nach und nach mit fast allen meiner Software Syntheziser Songs produziert habe.

Gab es dabei Problem oder Überraschungen?

Probleme nicht, aber Überraschungen durchaus. Die erste war, dass der einfache und günstige Casio super zum Songwriting taugt. Dagegen bin ich mit einem Gerät, von dem ich mir recht viel versprochen hatte – dem komplexen und seinerzeit recht teuren Oberheim Matrix 12 nicht gut zurecht gekommen. Es hat mich nicht genügend inspiriert. Ganz allgemein heben mich die Geräte häufig auch nicht in die stilistische Richtung gezogen, die naheliegend ist. Der Yamaha DX-7 ist berühmt für seine Glocken, Glass, E-Piano Sounds, wie sie in 100 Schnulzen und Baladen verwendet wurde, z.B. bei Whitney Houstens „The greatest love of all“. Mich hat das Herumspielen mit den Presets aber zu dem extrem düsteren Stück „Zwischen Elend und Sorge“ inspiriert. Das war unerwartet.

Welche Instrumente hast Du letztlich genutzt?

Insgesamt 10 Instrument in 11 Songs. Der MiniMoog war so großartig, dass er gleich in zwei Songs verwendet wird.
Casio CZ-101 und Yamaha DX-7 hatte ich bereits genannt, der ARP 2600, Roland Juno 60, Oberheim OB-Xa, Emulator II, NED Synclavier und Fairlight CMI. Und es hat sich ein Software Synth eingeschlichen, den es niemals als Hardware
gegeben hat:

Der FM-4 aus Bitwig Studio. Das ist auch die Audio Workstation, die ich zur Produktion verwendet habe. Die anderen Softwareinstrumente sind von Arturia.

Welches inhaltliche Konzept hast Du umsetzt?

Es stellte sich schnell heraus, dass sich die einzelnen Songs vom Klangcharakter sehr gut ergänzen. Ich hatte ursprünglich erwartet, klangliche Solitäre zu schaffen, da die verwendeten Instrumente doch recht unterschiedlich klingen. Stattdessen gab es plötzlich eine gemeinsame Linie. Was lag näher, als daraus auch eine inhaltlich Linie zu machen?

Beim Mastern und finalisieren der Musikdateien fühlte ich mich wie auf einem mentalen Road Trip. Reines Kopfkino.
Der Protagonist startet in einem Ibiza-Style Club bei lauschiger Cocktail-am-Pool-bei-Sonnenuntergang, aber irgendwas irritiert ihn. Er erkennt, dass ihn das Clubleben nicht erfüllt und macht sich auf den Weg zurück nach Deutschland. Aus der Jet-Set Umgebung verschlägt es ihn in die Berge. Er erreicht abgelegene Gegenden, in denen er keinen Party-Glitzer, sondern Armut findet, was ihn sehr unangenehm berührt.
Als er jedoch nachts durch den Wald geht fühlt er die Magie von Elementargeistern und verliert sich zunächst.
Zurück im Dorf bedankt er sich bei dem Bewohner, der ihn auf den Pfad geführt hat. Der Trip ist zu Ende.

Im allgemeinen, gebe ich meinen Songs englische Titel. Man könnte meinen, dass das bei instrumentaltiteln eigentlich egal ist, aber hier hat es einfach nicht gepasst. Ich hatte ein romantisierte Mitteleuropäische Gebirgslandschaft, wie den Harz vor Augen und das funktioniert einfach nicht auf englisch.

Mystische Begegnung : Waldsee im Nebel

Ist das Thema nicht ein bischen kitschig und platt?

Ja, sicher. Aber kein „Plüsch-um-den-Telefonhörer-Kitsch“. Dass wir alle den mentalen Kontakt zur Natur verloren haben, ist eine Binsenweisheit, die uns die Jugendlichen ja richtigerweise seit einiger Zeit ordentlich um die Ohren hauen. Leider haben aber auch die, die die Kritik am lautesten und heftigsten formulieren diesen Kontakt ebenfalls nicht. Können sie ja nicht, da sie ebenfalls Teil des Systems sind. Aber diese Diskussion sprengt den Rahmen dieses Interviews bei weitem, fürchte ich.

Sicher. Also zurück zu Deiner Musik. Ab wann und wo wird Deine Musik verfügbar sein?

Man kann sie ab sofort auf meiner Homepage unter https://www.ollmetzer.com/?page_id=4404 streamen.

Meine Musik steht unter der Creative Commons Lizenz cc-by-nc-nd. Das bedeutet, dass die Musik privat gehört und kopiert werden darf, solange der Copyright Inhaber korrekt und vollständig genannt wird. Eine Bearbeitung und kommerzielle Nutzung ist nicht gestattet.

Abschliessende Frage: Hast Du schon weitere musikalische Projekte?

Ich habe bereits einige interessante Songfragmente vorbereitet, die auch wieder inhaltlich untereinander Bezug haben, aber das ist ein Prozess, den ich vielleicht nicht beende, weil er aus politischem Ärger heraus entstanden ist. Und das trägt möglicherweise nicht langfristig.

Vielleicht ist es interessanter, dass ich mir gerade einen Modularsynthesizer zugelegt habe. Echte Hardware nach den ganzen Softwareemulationen.

Ich finde das Konzept super spannend. Ich liebe einfach diese technische Haptik, hundert Schalter und Drehregler, blinkende LED, ein Wald aus Kabeln. Aber es ist natürlich auch enorm herausfordernd, weil es kein fertiges Instrument ist.

Du musst Dir zu Beginn ein technisches Konzept überlegen, wie Dein Sound entstehen soll und baust Dir Das Instrument dazu durch die Verkabelung erst zusammen. Es ist wahnsinnig herausfordernd, aus den Maschinen etwas besseres, als schrillen, pulsierenden Lärm herauszuholen. Mal schauen, was der Sommer so bringt.

Ich danke Dir für das Gespräch.

Ich habe zu danken. Es war mir ein Vergnügen.

Neuzugang im Fuhrpark: Ampler Curt

Im letzten Jahr habe ich einige interessante Zweiräder ausprobiert – einige noch mit Verbrennungsmotor (Vogue 500, Triumph Trident 660) aber auch einige mit Elektroantrieb. Darunter das geniale Elektro-Off-Road Moped Sur-Ron Firefly („Der Ritt auf dem Glühwürmchen„), einige Edel-E-Bikes von Schindelhauer („Fahrrad – das erste mal…„) und mehrere mittelpreisige E-Bikes von Cube und Ampler (siehe zum Ampler Curt: „Noch ein tolles, leichtes Strom-Fahrrad„).

Nach einigem Überlegen habe ich mich dafür entschieden, meinen Fuhrpark um ein E-Bike zu erweitern. Ein zweites Motorrad brauche ich nicht – meine Suzuki ist mir lieb und genügt voll und ganz. Die Sur-Ron hat mich ganz begeistert und bietet viel Fahrspass für relativ viel Geld. Aber für das elektrische Fahrrad finde ich auch mal Mitfahrer, was letztlich den Ausschlag gegeben hat.

Anfang Dezember habe ich das Ampler Curt bestellt. In der Variante mit Kettenschaltung.

Ein neues Fahrrad im Dezember?

Ja. Das hat sich als goldrichtig erwiesen. Das Rad war sofort verfügbar (Lieferung innerhalb 14 Tagen aus Estland) und ich habe einen paar Hundert Euro weniger bezahlt, als die damaligen €2.900,- Listenpreis. Leider hat es am Tag, bevor ich das Bike aus dem neuen Ampler Showroom in Kreuzberg abgeholt habe geschneit. Also gleich bei der Jungfernfahrt das schicke Gerät ordentlich eingesaut. Nun gut – nur die Harten kommen in den Garten.

Nagelneue Schönheit: Übergabe im Ampler Store in Berlin Kreuzberg

Erste Eindrücke

So richtig viel bin ich seit Mitte Dezember dank Schmuddelwetter und Homeoffice noch nicht gefahren. Ein paar kurze Fahrten zwischen 5 und 20 km habe ich trotzdem schon gemacht und konnte so erste Eindrücke sammeln.

Verarbeitung

Bei der Übergabe war ich wieder von dem geringen Gewicht von unter 15kg und dem Styling hingerissen: Schick, mattschwarz, minimalistisch. Die Verarbeitung ist sehr gut. Der Aluminiumrahmen hat sehr saubere Schweissnähte, die Lackierung ist einwandfrei. Die Kabel und Bremsleitungen liegen zwar nicht komplett im Rahmen, aber sie stören nirgends. Nichts sitzt schief oder locker und selbst auf fiesem Kopfsteinpflaster klappert nichts. Die 11 Gang Kettenschaltung (Shimano Deore) und die hydraulischen Scheibenbremsen (Shimano 6000) waren einwandfrei eingestellt und der Akku komplett geladen. Los geht’s…

Rahmen, Sitzposition, Komfort

Die Rahmengeometrie bringt einen ein eine recht sportliche, vorn übergebeugte Sitzposition. Der kurze Radstand, der steile Lenkkopfwinkel und der extrem kurze Nachlauf der geraden Carbongabel sorgen für extreme Wendigkeit. Fast schon ein bischen zu viel des Guten. Als ich im Verkehr das erste Mal nach links über die Schulter geschaut habe, hat es mir fast das Vorderrad verrissen. Das Rad verlangt nach Konzentration. Komfort sollte man nicht erwarten, zumal das Rad mit 32mm schmalen Continental Grand Prix 4-Season Reifen ausgeliefert wird, die zwischen 5 und 7 Bar gefahren werden sollten. Das Ding ist bockhart.

Die Schaltung ist dafür exakt und knackig und die hydraulischen Scheibenbremsen ziehen verdammt gut. Davon konnte und musste ich mich nach den ersten 50m Fahrtstrecke bei einer Notbremsung unfreiwillig überzeugen.

Und auch ohne Motorunterstützung ist es immer noch ein leicht laufendes Rad, mit dem man auch spielend leicht deutlich schneller als die 25 km/h fahren kann, bis zu denen die Motorunterstützung zulässig ist. Die lockere, unangestrengte Sonntagsnachmittagsfahrt neulich bin ich stromlos gefahren und war immer noch deutlich schneller, als 60% der anderen Radler. Schön zu wissen, zumal man so keine Angst davor haben muss, irgendwo mit leerem Akku „liegen zu bleiben“. Trotzdem ist die Frage, wie es sich mit Strom fährt natürlich wichtig.

Wie ist das E in E-Bike ?

Bei manchen anderen Pedelecs fühlt es sich an, als ob man gegen eine unsichtbare Wand fährt, sobald der Motor oberhalb von 25 km/h abschaltet. Beim Curt wird die Motorunterstützung wird per Drehmomentsensor im Tretlager gesteuert. Je stärker man tritt, desto mehr hilft der Motor. Das fühlt sich sehr natürlich an. Beim Ampelstart kommt man extrem gut weg und je schneller man fährt, desto mehr lässt die Unterstützung nach. Das ist super, weil man kein plötzliches Abschalten der Unterstützung oberhalb von 25 km/h spürt.

Und genau diese Charakteristik hat mich bei der ersten Fahrt etwas in die Irre geführt. Als ich zu Hause angekommen bin, war ich doch etwas aus der Puste und leicht verschwitzt. Wie kann das bei einem E-Bike sein?

Ich hatte einen GPS Tracker bei der Fahrt mitlaufen lassen und als ich mir das Fahrprofil angesehen habe, fiel mir auf, dass ich die längeren Strecken meist mit 30 km/h oder sogar darüber gefahren bin – also ohne Motorunterstützung. Daher!

Bei späteren Fahrten ins Büro und zurück, bin ich bewußt etwas langsamer gefahren, habe so die kleinen Steigungen nicht mehr gespürt und bin völlig entspannt angekommen. Bei einem guten Durchschnitt von 17 km/h trotz vieler roter Ampeln. So soll es sein.

Das Curt in freier Wildbahn

Reichweite und Akku

Ampler gibt für die Reichweite eine Spanne zwischen 45 km und 100 km an. Im Schnitt sollten ca. 70 km drin sein. Solche Angaben hängen natürlich von der Temperatur, vom Gewicht des Fahrers, dem Geländeprofil, der Fahrweise und dem Unterstützungsgrad ab. Für mich (90 kg) und das Einsatzgebiet Berliner Innenstadt (überwiegend eben, mit einigen leichten Steigungen, ständigen Ampelstopps) scheint das bei 0-9 Grad Temperatur ziemlich gut hinzukommen, wie ein Blick auf die App (dazu später noch ein paar Worte) zeigt:

70 km Reichweite sind realistisch

Ausstattung

Es ist alles dran was man braucht – und nicht ein Teil mehr. Von der kleinen Klingel über die gute Beleuchtung bis hin zu dezenten Schutzblechen ist alles Notwendige an Bord. Ich habe noch Speichenreflektoren, einen Ständer und ein Abus Faltschloss angebracht. Einen Gepäckträger werde ich erst dann montieren, wenn ich ihn wirklich brauche. Immerhin – die Ösen sind am Rahmen vorhanden. Für der Alltag genügt erst mal mein Rucksack.

Ergänzt: Ständer, Speichenreflektoren und Faltschloss

Smartphone Anbindung

Kurz gesagt: nix mit Smartbike – und das ist gut so. Das Ampler Curt ist so minimalistisch, dass sogar auf ein Display verzichtet wurde. Es gibt zum Ein- Aus- und Umschalten nur einen beleuchteten Knopf unten am Sattelrohr über den man auch die Unterstützungsstufe wählen, das Licht ein- und ausschalten und den ungefähren Akkustand ablesen kann.

Immerhin gibt es eine App, die man per Bluetooth mit dem Fahrrad verbinden kann, falls man solche Dinge wir genauen Akkustand, gefahrene Kilometer etc. erfahren möchte. Über die App kann auch ein Firmware Update gemacht werden.

Ampler App ohne Verbindung – die letzten übertragenen Daten anzuzeigen wäre sinnvoller.

Sehr gut finde ich, dass die App ohne Cloudanbindung funktioniert. Weniger schön ist, dass die Verbindung häufig nicht richtig klappt. Und sobald die Verbindung zum Rad unterbrochen ist, vergisst die App alle Werte. Wenn man also das Rad im Keller stehen hat und oben in der Wohnung mal kurz nachschauen möchte, wie der Akkustand war, sieht man leider nur den Startbildschirm.
Ein „einfrieren und ausgrauen“ der letzten übertragenen Werte wäre gut.

Zusammenfassung

Richtig schickes, leichtes Bike. Eher flott als gemütlich. Ziemlich gut geeignet für die täglichen Fahrten in der Stadt, zur Arbeit und so weiter.

Vielleicht nicht so toll für ausgedehnte Ausflüge, viel Gepäck und steile Berge. Da wären dann eher die schweren, gemütlichen Räder á la Cube Kathmandu mit Bosch Mittelmotor und gigantischem 750Wh Akku vermutlich besser geeignet.

Aber so etwas will ich ja nicht. Von daher: Alles richtig gemacht :-)

Ermordete Frauen und mein Unwohlsein mit Vorhängeschlössern.

Mal ein todernstes Thema zum Jahresanfang. Sorry.

Gerade habe ich in einer Spiegel Kolumne gelesen, dass in Deutschland alle zweieinhalb Wochen eine Frau von ihrem Partner oder Expartner getötet wird.

In Deutschland!

Ich hätte nicht gedacht, dass diese Tat bei uns so häufig ist. In dem Artikel wird gefordert, dass man das Problem erst einmal richtig benennen muss und aufhören soll, das ganze als „Familientragödie“, „Ehrenmord“ oder ähnliches zu verharmlosen.

Stimmt. Das ist absolut richtig, auch wenn ich das Wort „Femzid“ ebenfalls für ungeeignet halte. Ich habe aber gerade auch kein besseres parat, also lassen wir es dabei.

Weiterhin wird gefordert, dass es sowohl legislative, juristische, als auch konkrete Maßnahmen geben muss und als Beispiel wird Spanien hervorgehoben. Auch das ist richtig.

Ich möchte jetzt nicht den Artikel wiedergeben. Den könnt Ihr bei Spiegel selber lesen.

Mir geht es eher um die grundlegende Ursachen. Ich finde es nämlich befremdlich, wie erschreckend viele Menschen Beziehungen verstehen. Wie viel Besitz- und Anspruchshaltung häufig darin liegt.

Und ich denke, genau da müssen wir als Gesellschaft mal rangehen.

Besitz- und Anspruchsdenken

Es ist unfassbar toll, wenn ein Mensch bereit ist, das Leben mit einem anderen zu teilen, etwas für den anderen zu tun, auch wenn man selber vielleicht gerade andere Dinge im Kopf hat. Sich gegenseitig unterstützen und als Team, die Alltäglichkeiten und die Dramen des Lebens zu meistern.

Wow – das klingt groß und ich meine das auch so. Aber so wünschenswert das auch ist – man hat eben leider keinen Anspruch darauf.

Ich mache keinen Hehl daraus, dass mich das heutzutage so angesagte massive verändern an der Sprache ziemlich ankotzt. Aber Ausdrücke wie „meine Frau“ oder „mein Mann“ habe ich schon immer „irgendwie als falsch“ empfunden. Ich kann mit Fug und Recht von „meinem Auto“ reden, weil es mir gehört. Bei Menschen geht mir so etwas nicht leicht über die Lippen.

Ebenso irritiert mich ein Brauch, der sich in den letzten 20 Jahren verbreitet hat: Die Vorhängeschlösser mit Herzchen und Initialen oder Namen, die man häufig an Brückengeländern findet. Das ist wohl irgendwie romantisch gemeint, aber für mich ist das total gruselig.

„Andreas und Iris gehören einander“. Sie haben sich hier (symbolisch) zusammen an die Brücke gekettet und den Schlüssel weggeworfen. Falls sie sich wieder trennen wollen, geht das leider nur mit Gewalt (in Form eines Bolzenschneiders).

BOAH – NEE DANKE!

Es wundert mich, dass daraus noch niemand einen Horrorfilm gemacht hat.

Aber selbst, wenn man verstanden hat, dass einem die andere Person nicht gehört, mach einen das leider noch nicht frei von Anspruchsdenken. Nun kann man sich ja viele Dinge von seinem Partner wünschen, aber man hat eben keinen absoluten Anspruch darauf.

Nein, „Deine Frau“ gehört Dir nicht. Sie muss Dir nicht für Sex zur Verfügung stehen, nur weil Du gerade spitz bist. Sie muss nicht den Haushalt machen, sie muss sich nicht schick aufbretzeln und sie muss nicht bei Dir bleiben, wenn sie es nicht möchte.

Nein, „Dein Mann“ gehört Dir nicht. Er muss nicht bis zum Herzinfarkt ackern, damit Du im Einfamilienhaus wohnen kannst. Und auch er hat das Recht, keinen Bock auf Sex zu haben, er muss nicht das Auto reparieren und er muss nicht bei Dir bleiben, wenn er das nicht möchte.

Ich habe absichtlich die alten Rollenklischees bedient. Denkt Euch gerne neue dazu. Es ist mir wichtig, dass das Problem des Besitzdenkens sowohl bei Männern, als auch bei Frauen besteht, auch wenn sich das sehr unterschiedlich manifestiert.

Einige Männer neigen dazu, ihre vermeintlichen Ansprüche mit physischer Gewalt durchzusetzen und einige Frauen neigen zu Psychospielchen und emotionalen Erpressungen.

Um nicht missverstanden zu werden – ich relativiere ausdrücklich nicht physische Gewalt. Mir geht es um die Ursachen. Und die liegt eben häufig im Besitz- und Anspruchsdenken.

Anspruchshaltung – in alle Richtungen

Der Auslöser solcher Gewalttaten liegt häufig in dem Selbstbild dieser Männer, dass sie „die Kontrolle“ behalten müssen (ja, „müssen“ – nicht „wollen“). Weil ein „echter Kerl“ alles unter Kontrolle haben muss: Dinge, Zustände und andere Menschen.

Es sind eben nicht nur die Ansprüche an andere. Es geht nicht nur darum, dass „sie“ nicht selbstbestimmt handeln darf. Es geht genauso an die Ansprüche, sondern auch an sich selbst und dass man es nicht erträgt – nicht akzeptieren will – dass man diesen Ansprüchen nicht genügt. Dass man nach diesen Maßstäben versagt.

Warum sind die Kerle so?

Ich habe natürlich keine wirkliche Antwort darauf. Zumal ich glaube keine Männer zu kennen, die irgendwie gewalttätig sind.

Aber ich habe eine Anekdote:

Als ich in den 70er Jahren Kind war, gab es den Begriff „Mobbing“ noch nicht. Wenn man als Junge – sagen wir mal Michael* – zum x-ten Mal von anderen Jungs drangsaliert oder sogar verprügelt wurde, hielten sich die Erwachsenen in der Regel raus. Es hieß dann „Hat dich Sven* schon wieder geärgert?“

Geärgert!

Nicht etwa aufgelauert, den Ranzen geklaut und weggeworfen, mich mit seinem Kumpels durch die Straßen gejagt, sondern „geärgert“.

Und wenn so etwas häufiger vorkam, wurden nicht etwa Sven und seine Kumpels zur Rechenschaft gezogen, sondern Michael hörte Sätze wie „Warum wehrst Du Dich nicht endlich?“ oder „Du musst den Sven dann eben mal so richtig hauen“. Und das war es dann.

Was wurde den Jungs also beigebracht?

Sven hat gelernt, dass er gut damit durchkommt, sich mit Gewalt auf Kosten anderer durchzusetzen. Mit 16 hat er nach dem Sport unter der Dusche den anderen erklärt, „wie man die Mädels rumkriegt“

Michael hat gelernt, dass ihm niemand hilft, sondern er als Opfer auch noch mitschuldig wird, wenn er nicht mit Gewalt antwortet.

Michael und Sven sind heute Mitte 50. Und die Mädels, die Sven damals „rumgekriegt“ hat auch.

Und ich hoffe für uns alle, für die Frauen und auch für die Männer, dass die Jungs heute nicht mehr so Scheisse erzogen werden.

*) Natürlich hieß der Junge nicht Sven und Michael auch nicht Michael und es ist nicht genau so passiert, aber Ihr versteht hoffentlich, was ich meine.

Mit dem Motorrad auf den Spuren der Vergangenheit

Mitte Dezember 2021. Draußen ist es kalt und ungemütlich und Corona nervt schon wieder so richtig.

Was hilft?

Zum Beispiel Kerzen auf den Tisch, in eine Decke kuscheln und bei Kaffee und Lebkuchen an etwas schönes zurückdenken. An meine erste kleine, aber feine Motorradreise, die ich im Sommer gemacht habe.
Nichts großes, sondern ein verlängertes Wochenende in Niedersachsen. Ich habe eine gute Freundin besucht und bin mit ihr zusammen einen Tag durch das Leinetal kreuz und quer gefahren. Und ich habe nach sehr langer Zeit liebe Verwandschaft wiedergetroffen.

Weshalb das Leinetal?

Weil es dort im Harzvorland schön ist.

Und weil nicht so fürchterlich weit weg ist.

Und weil ich die Landschaft früher, als ich dort als Teenager gewohnt hatte, nicht gewürdigt habe.

Und weil ich als Kind häufig auf den Bauernhöfen meiner Verwandten war und gerne daran zurückdenke.

Und weil es dort kleine, wenig befahrene kurvige Straßen gibt, die mit dem Motorrad Spaß machen.

Und weil eine gute Freundin von mir noch immer dort wohnt und auch Motorrad fährt und die Idee einer gemeinsamen Tour toll fand.

Landschaft bei Elze

Vorbereitung

Ich fahre ja noch nicht so lange Motorrad und habe noch nie eine längere Tour gemacht. Also haben mich einige Dinge beschäftigt bevor es losging: Wie viel Gepäck kann ich eigentlich mitnehmen (nicht viel) und wie befestige ich das sicher an der Maschine? Welche Klamotten sind für so etwas richtig? Wie stecke ich das Fahren körperlich weg und wird mir so etwas überhaupt Spaß machen?

Zum Gepäck:
Ich habe mich für zwei Teile von SW Motech entschieden. Das Rearbag wird auf den Soziussitz gelegt und mit vier Riemen an Soziusfußrasten und Kennzeichenhalter festgezurrt. Der Tankrucksack wird sehr einfach und schnell an einem Kunststoffring am Tankstutzen befestigt. Wenn man bei einer Rast, seine Wertsachen nicht unbeaufsichtigt lassen will, kann man ihn problemlos mitnehmen. Ohne Gepäck bleibt nur der relativ dezente Ring auf dem Tank zurück und nichts stört die Optik.

Für ein verlängertes Wochenende reicht der Stauraum knapp aus. Auf das vollgepackte Bike würdevoll aufzusteigen war aber schon eine kleine Herausforderung… ;-)

Zwischenstop in Laatzen bei Hannover

Zur Kleidung:
Das Wochenende war als wechselhaft vorausgesagt, mit Temperaturen zwischen 15 und 28 Grad, Regen und Sonne. Etwas überspitzt gesagt also irgendwie alles außer Tropenhitze und Schneetrieben. Mach da mal was draus.
Ich habe mich für eine wasserabweisende Textilkombi entschieden in der Hoffnung, dass es nicht zu heiß wird. Das hat sich als richtig herausgestellt, auch wenn es hier oder da mal recht warm war, wenn ich nicht gefahren bin. Um den Regen bin ich stets herumgekommen.

Zum Thema Kondition:
Motorrad zu fahren ist körperlich anstrengender, als Auto zu fahren. Ich bin ehrlich gesagt körperlich nicht gerade richtig fit und hatte schon etwas Bedenken, aber alles ging gut. Ja der Hintern brummt schon nach 100km und auf der Autobahn drückt bei 130km/h den Helm ordentlich auf die Stirn. Dann fährt man eben etwas langsamer und macht eine Pause mehr. Während des Fahrens habe ich nicht bemerkt, aber am Sonntag war ich doch froh nach zwei Tagen im Sattel einfach nur etwas abzuhängen, bevor ich mich am Montag auf den Rückweg gemacht habe.
Meine Freundin fährt in der Regel auch nur kürzere Strecken und war nach einem Tag auf ihrem Chopper auch recht geplättet.

Zum Thema Spass:
Ja, war geil!

Genau die richtige Dosis für den Anfang. Und mal abgesehen von dem eher langweiligen Autobahnanteil bei An- und Abreise war die eigentliche Tour am Samstag toll.

Wir sind überwiegend über kleine, wenig befahrene Nebenstraßen durch Dörfer und Kleinstädte gefahren. Schön gemütlich durch die grüne Landschaft gebummelt (meist zwischen 60 und 80 km/h), vorbei an Feldern, Wälder auf den Hügeln im Blick. Und im Gegensatz zu Brandenburg gibt es dort sogar schöne Kurven. Und auch das eine oder andere architektonische Highlight: Die Fagus Werke in Alfeld und die Eisenbahn Hochbrücke bei Greene lagen auf dem Weg, in Einbeck haben wir im historischen Stadtkern zwischen den Fachwerkbauten Eis gegessen.

Markt in der Einbecker Altstadt

Emotional – Ein Trip in die Vergangenheit und liebe Menschen

Die jüngste Tochter meiner Freundin ist Anfang 20 und hat uns abends gefragt, weshalb „Leute in einem bestimmten Alter dazu neigen, einen Sentimental Journey zu machen“. Als Antwort bekam sie von ihrer Mutter „weil irgendwann immer mehr Menschen, die einem etwas bedeuten sterben. Und dann möchte man diejenigen, die noch leben noch einmal sehen, weil man merkt wie wichtig sie einem sind.“

BÄM – auf den Punkt!

Blick zurück in die 70er Jahre: Ich war als Kind häufig auf den Bauernhöfen meiner Verwandten. Das Land und die Felder und die Tiere waren das völlige Kontrastprogramm zu meinem Leben in der Innenstadt von Hannover. Ich habe dort gespielt und abends geholfen, die Kühe von der Weide zurück in den Stall zu holen. Ich habe gesehen (und gerochen), wie man Schweine (ordentlich) hält. Ich habe gelernt, wie Silage gemacht wird, was eine Egge ist und habe mit dem Traktor Heu gewendet.

Es ist mir so wichtig, die Dinge erlebt zu haben. Gerade wenn man später durch die Welt gejettet ist um an Millionenschweren IT Projekte zu arbeiten, hilft es einem, halbwegs geerdet zu bleiben.

Ich wollte mir die Orte meiner Jugend noch einmal ansehen. Aber dann dachte ich mir, dass ich nicht einfach dort hin fahren kann, ohne dass dort jemand Bescheid weiß. Wie sieht das aus, wenn plötzlich zwei Motorradfahrer ankommen, vor dem Hof halten und dann vielleicht sogar fotografieren?

Landstraße bei Eboldshausen.
Ich habe ein Foto von genau dieser Stelle aus dem Frühjahr 1968, auf dem mich mein Vater als Baby bei einem Spaziergang getragen hat.

Also habe ich meiner Patentante einen Brief geschrieben und uns angekündigt. So richtig mit Füller auf Papier! Das hat mich etwas Mut gekostet. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass wir sehr(!) lange keinen Kontakt mehr hatten. Aber meine Bedenken waren unbegründet. Die Freude war groß und mir wurde gesagt „Biker sind uns immer willkommen“. Es stellte sich nämlich heraus, dass meine Patentante und ihr Mann beide begeisterte Motorradfahrer waren und aus gesundheitlichen Gründen damit aufhören mussten.

Wir wurden also mit offenen Armen empfangen und hatten einen sehr schönen Nachmittag, mit grillen, klönen und ich habe mich gefragt, weshalb ich mich nicht schon viel früher gemeldet habe. Aber besser spät, als nie.

Und was ist mit der Umwelt?

Die Frage nach der Klimabilanz darf heute natürlich nicht fehlen. Am Besten wäre es natürlich, wenn man gar keinen Urlaub machen würde. Also für die Umwelt. Für mich aber nicht. Diese kleine Reise war mir 1000 mal wichtiger, als alle blöden Businesstrips der letzten 10 Jahre zusammen. Und mit dem Motorrad ist es sogar halbwegs harmlos. Klar – ich habe Benzin verbraucht – aber relativ wenig. Nicht nur im Vergleich zu einem Flug ans Mittelmeer, sondern auch im Vergleich zum Auto. Mit meinem Auto hätte ich auf der Tour ungefähr 70 Liter benötigt. Das Motorrad kam mit knapp 40 Liter aus. Wäre ich weniger Autobahn gefahren, hätte es auch nochmals deutlich weniger sein können. Das merke ich mir für das nächste Mal, zumal Autobahn auf zwei Rädern keinen Spaß macht. Die Ökobilanz dieses Kurzurlaubs halte ich also für vertretbar, zumal ja auch die Eisenbahn noch längst nicht Klimaneutral fährt und mit ihr hätte ich die Fahrt so gar nicht machen können.

Der Ritt auf dem Glühwürmchen

Heute habe ich eine Probefahrt mit der Sur-Ron Firefly gemacht – einem elektrisch angetriebenen Zweirad. Mein Fazit in vier Worten: Es war echt lustig.

Doch bevor ich mich in Details verliere, ein kurzer Rückblick. Dass die Zukunft der Verkehrsmittel elektrisch ist, war mir bereits seit langem klar. Ich habe bereits 2007 orakelt, dass den deutschen Autoherstellern sehr schwere Zeiten bevorstehen (Artikel „Passt bloß auf…„).

Nun haben zwar sowohl mein Auto, als auch mein Motorrad noch Verbrennungsmotoren (die sind beide noch zu neu um sie zu ersetzen), aber immerhin habe ich vor fast vier Jahren meine ersten Gehversuche (oder Rollversuche?) in der E-Mobilität gemacht. Ich hatte mir seinerzeit ein elektrisches Moped gekauft – die Super Soco TS1200 (siehe „Weg vom Benzin (Teil 3) – Ich fange jetzt mal klein an„).

Zunächst war ich ganz begeistert darüber, völlig lautlos durch die Stadt zu gleiten, aber nach und nach setzte die Ernüchterung ein. Die Reichweite war mit 40km nur halb so weit wie versprochen und auch der Durchzug war zwar gegenüber einer 50ccm Vespa ganz ordentlich, aber die elektrischen Leihroller von Emmy und Coup ließen mich damals an der Ampel sehr deutlich zurück. Flott war anders.

In der Zwischenzeit habe ich auch das eine oder andere Pedelec ausprobiert und fand sie gar nicht mal so schlecht. Der Vorteil dieser Geräte ist, dass es sich rechtlich gesehen um Fahrräder handelt und man damit nahezu überall fahren darf (Radwege, Feld- und Waldwege etc.). Der Nachteil ist, dass es sich rechtlich um Fahrräder handelt und man damit relativ langsam unterwegs ist.

Und heute habe ich eben auch noch die Firefly („Glühwürmchen“) von Sur-Ron ausprobiert.
Was ist das denn nun für ein Gerät?

Sur-Ron Firefly in blau

Technisch gesehen ist das eine Mischung aus Downhill-Fully-Mountainbike und einem kleinen Crossmotorrad – aber mit elektrischem Antrieb. Das Ding gibt es in einer offenen Version ohne Straßenzulassung für den Geländesport. Es gibt etliche Videos auf Youtube, die zeigen, dass dieses filigrane Gerät auf engen Geländestrecken ziemlich gut mit „richtigen“ Crossmotorrädern mithalten kann. Kein Wunder bei nur knapp 60Kg Gesamtgwicht inkl. Akku und fast 80Km/h Höchstgeschwindigkeit.

Ich bin die Version mit Straßenzulassung gefahren. Das Fahrzeug haben mir die Scooterhelden in Berlin Schöneberg zur Verfügung gestellt, die auf elektrische Kleinfahrzeuge spezialisiert sind. Es ist als L1e-B (“Zweirädriges Kleinkraftrad” – entspricht 50 cm³-Benzinmotorrad) klassifiziert. Das bedeutet nur 45Km/h Höchstgeschwindigkeit, aber dafür benötigt man nur ein Versicherungskennzeichen und man darf sie ab 16 Jahren mit Führerschein AM oder dem normalen Autoführerschein fahren.

Also eigentlich dasselbe, wie damals meine Super Soco – bloß sehr viel lustiger!

Das fängt schon mal mit dem Aussehen an. Ich finde die filigrane Maschine richtig schick und die schrillen Rahmenfarben (Blau, Gelb, Lindgrün, Orange) fetzig. Trotz meiner ca. 190cm Größe finde ich gut Platz auf dem kleinen Glühwürmchen. Da das gute Stück lange Federwege hat, geht es bei meinen 95Kg etwas in die Knie, aber es bleibt noch ordentlich Federweg übrig. Auf Kopfsteinpflaster hat man seine Ruhe. Das Fahrwerk ist übrigens einstellbar!

Einfaches Cockpit, einstellbare Federgabel, „Zünd“schlüssel

Die Bedienung ist sehr simpel. Einschalten mit einem Schlüssel, Blinker am linken Griff, rechts per Drehgriff „Strom“ geben, ordentliche Rückspiegel – alles wie beim Motorrad. Es fehlen aber die Fußhebel, weil es keine Schaltung gibt und der Hebel am Lenker die Hinterradbremse anstelle der Kupplung ist. Wer schon mal Moped oder Motorrad gefahren ist, kommt sofort klar. Das Sitzgefühl ist dennoch insgesamt deutlich mehr Fahrrad, als Motorrad.

Das ändert sich in dem Augenblick, in dem man mal richtig am Kabel zieht. Die Beschleunigung bis 35Km/h ist wirklich krass und mir ist sogar zweimal kurz das Vorderrad abgehoben. Und es geht munter weiter, bis bei 51Km/h laut Tacho abgeriegelt wird. Das werden real ca. 47Km/h sein – also die Toleranzgrenze ausgeschöpft.

Jawoll – so macht Moped fahren Spaß!

Im normalen Berliner Stadtverkehr sollte das auf alle Fälle reichen. Erst recht, seit hier eine Straße nach der anderen auf 30Km/h begrenzt wird. Und das Ding ist wendig wie ein Fahrrad.

Woher kommt der Unterschied der spritzigen Firefly zur eher betulichen Soco? Die technischen Daten sind fast identisch. Beide haben einen 60V Akku (Super Soco 28Ah, Sur-Ron 32 Ah) und ca. 2 KW Leistung (Super Soco 2,4 kW max., Sur-Ron 2,05 kW Dauerleistung).

Ich denke neben dem um 20Kg geringeren Fahrzeuggewicht ist es das Getriebe. Die Soco hat einen Nabenmotor von Bosch im Hinterrad. Daher kein Getriebe, keine Untersetzung, keine Pflege und kein Geräusch. Die Soco fährt völlig lautlos.

Primärantrieb per Zahnriemen, Sekundärantrieb per Kette. Einstellbares Zentralfederbein an Umlenkhebeln


Bei der Firefly wird das Hinterrad per Kette angetrieben und zwischen Kettenritzel und Elektromotor sitzt nochmals eine Untersetzung per Zahnriemen. Das sorgt vermutlich für das sportliche Temperament der Firefly. Allerdings muss man den Antriebsstrang natürlich auch pflegen und die Maschine ist zwar nicht laut, aber doch deutlich hörbar. Letzteres sehe ich allerdings eher als Sicherheitsfeature gegenüber Fußgängern und Radfahrern.

Bleibt die Frage der Reichweite. Sur-Ron sagt bis zu 69Km. Die Aussage der Scooterhelden war „realistisch zwischen 40 und 50Km je nach Fahrweise“. Das glaube ich mal.

Schwachpunkte

Ihr merkt schon, dass mir die Firefly ziemlich Spass gemacht hat und ein tolles Fahrzeug für die Stadt ist. Bleibt die Frage nach den Schwachpunkten. Mir fallen drei ein.

  • Konstantfahrruckeln. Wenn man auf – sagen wir mal – 35Km/h beschleunigt hat und die Geschwindigkeit halten will, ruckelt es im Antrieb. Das kann auf Dauer nervig sein.
  • Diebstahlgefährdung. Dadurch, dass die Maschine so leicht ist, kann man sie in nullkommanix wegtragen. Man müsste sie also ständig wie ein Fahrrad irgendwo anschließen.
  • Der Preis. Knapp €5.000,- ist für ein 45Km/h Moped echt viel Geld. Normale 50er kosten knapp die Hälfte. Man bekommt für tausend Euro weniger einen 125ccm Roller, der 100km/h schnell ist und weiter kommt – allerdings einen Benzinmotor hat. Andererseits habe ich in diesem Jahr auch E-Bikes (Pedelecs) in derselben Preisregion gefahren. Ist also alles relativ. Trotz hohem Spaßfaktor ist die Firefly jedenfalls kein Spontankauf.

Meine Zweitmütze – HJC i90 Klapphelm

Bereits seit einiger Zeit habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir eine „Zweitmütze“ zuzulegen. Und jetzt habe ich es getan. Nach viel Fachlektüre, Tests und Abwägen habe ich mir an diesem Wochenende einen HJC i90 gekauft.

Weshalb einen zweiten Helm?

Man sagt, dass man Helme aus Sicherheitsgründen nicht länger als 5 Jahre nutzen sollte. Wetter und UV Strahlung machen den Kunststoff langsam spröde. Das Innenfutter weitet sich langsam und der Schweiß setzt der Schaumstoffinnenschale zu. Meinen Shoei GT Air habe ich mir vor ca. 3 1/2 Jahren gekauft, als ich mit dem Motorradführerschein angefangen habe. Da er von Verarbeitung und Material (Kein Spritzguss, sondern Faserverbundwerkstoff) deutlich besser als der Durchschnitt ist, kann ich ihn sicherlich noch locker 2 Jahre nutzen.

Aber ein paar Dinge stören mich insbesondere bei einfachen Stadtfahrten, z.B. morgens ins Büro. Die Belüftung im Stand ist nicht gut. Bei kälteren Temperaturen beschlägt das Visier trotz Atemabweiser und Pinlock Innenvisier sehr schnell. Der Helm ist mattschwarz, und dadurch nicht gerade auffällig (potentielles Sicherheitsrisiko) und am letzten Punkt, der mich nervt bin ich selber schuld: Ich habe ein Sena 10C Evo eingebaut (siehe „Der elektrische Helm„) – eine Mischung aus Gegensprechanlage, Handyverbindung, um sich z.B. Routen von Google Maps ansagen zu lassen und einer Kamera.
Das Ding ist eigentlich ganz cool. Aber im Alltags- und Berufsverkehr habe ich keine Mitfahrer zum Unterhalten, den Weg kenne ich auswendig und ich filme nur Fahrten, die irgendwie besonders sind. Also ist das Gerät meist schlicht überflüssig, hängt aber seitlich etwas klobig am Helm mit Kabeln, die unter dem Innenfutter zu Lautsprechern und Mikrofon verlaufen und die Halterung habe ich fest angeschraubt. Das Teil mal eben abnehmen ist nicht.

Im Vergleich: Bessere Sichtbarkeit in der Dämmerung

Und weshalb genau diesen?

Ich habe schon seit längerem recherchiert und mir gedacht, dass ein Klapphelm eigentlich ganz praktisch ist. Den Helm jedes mal abfummeln wenn man sich unterwegs mal schnell die Nase putzen muss oder zum Bezahlen in die Tanke geht, ist nervig. Passform ist natürlich Top-Priorität, Pinlock und Sonnenblende ist ein Muss, der Helm muss trotz Klappmechanismus stabil sein und er sollte optisch besser erkennbar sein und falls möglich farblich zu meiner Maschine passen (weiß/rot/schwarz).

Nach meiner Recherche hatte ich folgende Kandidaten auf meiner Liste: Shoei Neotec II, Shuberth C3, Shuberth C4 und X-lite X-1005 Ultra Carbon. Also am Samstag auf zu Tante Louise und die Mützen dort mal aufsetzen.

Ich fing mit dem Shoei an. Der Helm macht einen sehr hochwertigen Eindruck und die Passform ist klasse. Ich fühle mich gleich wie zu Hause. Alles super – bis auf den Preis. Ich gebe für hochwertige Qualität gern ein paar Euro mehr aus. Allerdings kosteten die Dekors, die mir zusagten alle deutlich über €700,- !

Puh…

Der X-lite war dagegen mit €500,- trotz Karbonschale schon fast preisgünstig. Allerdings saß der nicht so richtig gut auf meinem Kopf und die Sonnenblende kam mit etwas schepperig vor. Den Schuberth habe ich auf- und sofort wieder abgesetzt. Der Verkäufer meinte nur trocken „Hätte mich gewundert. Wem Shoei passt, der kann in der Regel keinen Schuberth tragen und umgekehrt.“

Na super – und jetzt?

Also haben wir zusammen die Regale gescannt. Billiganbieter möchte ich nicht, Darth-Vader Look oder Dekors, die 18 jährige krass finden bitte auch nicht. Dann habe ich den HJC aufgesetzt und – sitzt gut!

Bei dem niedrigen Preis von nur €234,- wurde ich zunächst etwas misstrauisch. Also lieber noch mal genauer hinsehen. Aber ich finde keine sichtbaren Macken. HJC ist bei weitem kein No-Name, die Verarbeitung machte einen guten Eindruck und was geil ist – das Dekor passt zu meiner Maschine „wie Arsch auf Eimer“. Die einzige Erklärung für den günstigen Kurs ist, dass die Schale aus Polycarbonat-Spritzguss ist.
O.K., kann ich mit leben.

Passt: Dekor von Helm und Bike

Also einpacken und mitnehmen. Inklusive dem Versprechen „wenn der Helm nach einer Probefahrt doch drückt oder ernste Macken hat, kannst Du ihn zurückgeben“.

Der Praxistest – mein erster Eindruck

Sonntag habe ich also den i90 aufgesetzt (Sturmhaube drunter – damit ich ihn nicht gleich vollschwitze und ggf. als neuwertig zurückgeben kann), mich auf die GSX geschwungen und habe eine Runde gedreht. 1 1/2 Stunden langsam (30er Zonen) und zügiger (Ausfallstrassen) durch die Stadt, ein bisschen über die Autobahn (mal kurz bis 140 Km/h), Zwischenstopp an der Spinnerbrücke und am (Ex-)Flughafen Tegel und dann wieder nach Hause.

Nach der ersten, erfolgreichen Fahrt – darf bleiben

Der i90 sitzt straff, verursacht aber nirgendwo unangenehme Druckstellen (hängt natürlich von der Kopfform ab). Die Ausdünstungen von dem neuen Kunststoff halten sich sehr im verträglichen Rahmen. Die Rastung vom Visier ist recht leichtgängig. Nach den ersten paar hundert Metern kam mir der Helm ziemlich laut vor – und das bei 50 Km/h, aber auf der Autobahn wurde es nicht wesentlich schlimmer. Die Belüftung ist im Gesicht schon deutlich spürbar – auch bei geschlossenem Lufteinlass. Dafür hatte ich keine Problem mit beschlagendem Visier an den Ampeln. Und das mit dem Klappmechanismus ist schon genial, weil man nicht für jeden Furz Zwischenhalt gleich den Helm abnehmen muss und dann nicht weiß, wohin damit.

Besichtigung des Luftfrachtbereiches in Tegel.
Alter Flughafen, alter Mann, neuer Helm

Ich werde den Helm behalten. Für die Stadt und kurze Trips ist er auf jeden Fall gut. Auf längeren Strecken werde ich vermutlich weiterhin den leiseren Shoei aufsetzen – und dann auch filmen. Also eine gute Ergänzung für einen schmalen Taler.

Musikworkstation – Upgrade auf Apple M1

Mein kleines digitale „Musikstudio“ basierte bis zum letzten Wochenende auf einem 2014er Mac Mini. Darauf liefen im Wesentlichen die DAWs Bitwig 4 und Reason 11 und etliche virtuelle Instrumente von Arturia. Als Audiointerface nutze ich das Scarlett 212 von Focusrite und als Keyboard das KeyLab 88 von Arturia, das eine wunderbare, gewichtete Klaviatur hat. Beide sind per USB an den Mac angeschlossen. Das ist ein sehr zweckmäßiges Setup, mit dem ich wunderbar arbeiten kann. Lediglich die Startzeit der Software hat den Spaß gedämpft. Vom Hochfahren des Rechners, bis ein Song mit mehreren virtuellen Instrumenten geöffnet war konnten locker 5 Minuten vergehen.

Ich hätte den Mac mit einer SSD nachrüsten können, habe mich aber dazu entschieden, gleich auf einen Mac Mini M1 mit 16GB RAM und 512GB SSD aufzurüsten. Damit habe ich ein paar Monate gewartet, weil es immer etwas wackelig ist, wenn Apple die Prozessorarchitektur wechselt (seit 1984 immerhin zum dritten Mal). Ältere Software läuft dann zwar meist dank der Rosetta Emulation weiter, aber Audiosoftware ist aufgrund des Timings gerne mal etwas zickig und so habe ich lieber ein, zwei Updates abgewartet.

Mac Mini M1 am Start

TL;DR – das Update ist geglückt

Einen neuen Rechner einzurichten dauert normalerweise sehr lange: Software neu installieren, Daten rüberkopieren, Einstellungen manuell nachziehen und irgendwas Wichtiges übersieht man immer. Aber Apple hat mir das Wochenende mit einer genialen Software gerettet: Dem Migrationsassistent.

Dieser kopiert alle Programme, Daten und Einstellungen in einem Rutsch auf den neuen Rechner. Das läuft nach dem Start automatisch und hat in meinem Fall knapp zwei Stunden gedauert. Funktioniert tadellos.

Schlichte Oberfläche – geniale Funktion: Der Migrationsassitent

Bitwig und Reason starteten sofort, das Audiointerface wurde sofort erkannt. Dennoch lief aber nicht alles auf Anhieb. Für die Softwareinstrumente von Arturia musste die Rosetta Emulation nachinstalliert werden. Die VST-Bridge, mit der die externen Instrumente in Bitwig geladen werden startete zunächst nicht, weil sie nicht von Apple signiert ist. Die Berechtigung muss man manuell einstellen, was aufreizend umständlich war (Dateiberechtigungen innerhalb eines Archivs ändern – echt jetzt?).

Das größte Problem war jedoch, dass das Keyboard nicht funktioniert hat, obwohl es korrekt erkannt wurde.

Riesiger Schreck und Verbindungsprobleme

Das führte auch zu einem wirklichen Schreckmoment. Da ich zunächst keine Lösung für das Problem mit dem Keyboard fand, habe ich mich zu einem Firmware Update des Keylab 88 entschlossen. Und das misslang! Das Update fror bei 11% ein und danach war das € 700,- Keybord gebrickt und ließ nicht nicht mehr starten und zurücksetzen.

WAHHHHH!!!

Nachdem ich dreimal laut fluchend durch das Zimmer gesprungen bin, habe ich mich langsam(!!!) wieder beruhigt habe, beschloss ich, das Firmware Update nochmal von meinem alten Mac Mini zu versuchen.
Und siehe da: es funktionierte!

Ende gut – alles funktioniert

Im Nachhinein glaube ich, dass es gar nicht am Rechner selbst gelegen hat, sondern daran, dass ich das Keyboard zusammen mit der Tastatur über einen USB Hub am gleichen USB-A Anschluss hängen hatte und das Timingprobleme verursacht hat. Der M1 hat nämlich nur noch zwei statt vier USB-A Buchsen und ich brauchte drei für Keyboard, Audiointerface und Tastatur. Jetzt hängt das Audiointerface an einem der beiden USB-C Ports und alles läuft wunderbar und sehr zügig.

Ende gut – alles läuft einwandfrei

« Vorherige SeiteNächste Seite »